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Hallo aus Österreich

Hallo zusammen,

ich bin neu im Forum und möchte mich gerne bei euch vorstellen.

Ich bin 36 Jahre alt und wohne in Österreich/Innsbruck. Ich habe den Begriff Frugalismus vor kurzem das erste mal gelesen, habe mich in der Beschreibung sofort wiedergefunden und würde mich als gemäßigten Frugalisten bezeichnen.

Privat: Ich bin in einer langjährigen Lebensgemeinschaft und habe eine Sohn. Zur Familie zählen noch eine Katze und 4 Gartenhühner. Hobbies sind Reisen, Sport und Computerspiele. Als Ausbildung habe ich ein Studium der Betriebswirtschaftslehre mit Vertiefung in Finance abgeschlossen.

Beruflich: Ich arbeite Vollzeit in einer Bank, zuerst mehrere Jahre im Vertrieb, und seit ein paar Jahren im Controlling. Die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung passen gut, aber es ist halt auch, wie so viele andere Jobs, oft mühsam, frustrierend und energiezehrend (von sinnerfüllt brauchen wir gar nicht reden). Das ist auch der Hauptmotivator für meinen Frugalismus, so unabhängig wie möglich von dieser Erwerbsarbeit zu werden, da ich glaube dass auch ein Wechsel des Arbeitgebers oder der Branche höchstens eine temporäre Erleichterung bringen. Zumindest bringen mich Gespräche mit Freunden zu dieser Erkenntnis, ich kenne niemanden der einen Traumjob hat und dazu noch super verdient.

Finanziell: Ich habe das Glück, vor ein paar Jahren eine schöne Wohnung bekommen zu haben, die ich nur mehr herrichten musste. Das ist mittlerweile verdaut, und ich habe weder Schulden noch Leasing. Da ich keine Miete zahlen muss, könnte ich einen "besseren" Lebensstil führen, was mir aber nichts gibt, weshalb ich versuche möglichst viel zu sparen. So sind inzwischen ca. 100 k zusammengekommen, die in ETFs und Aktien bei Hello Bank und Flatex liegen. In geringerem Umfang nutze ich die Höherversicherung in der staatlichen Pensionsversicherung sowie die betriebliche Pensionsversicherung.

Mein Ziel ist nicht möglichst früh in Pension zu gehen, aber ich habe vor mit über 40 auf Teilzeit zu reduzieren, und mit über 50 vielleicht nochmals zu reduzieren. Als Einzelkind sollte ich von beiden Elternteilen einiges erben, aber da meine Eltern relativ jung sind, ist das nichts womit ich kalkulieren kann, höchstens als Absicherung fürs ganz hohe Alter.

Philosophisch: Durch Studium, Beruf und privates Interesse beschäftigt es mich einfach, warum wir Menschen welche Entscheidungen treffen. Ich habe deshalb schon vor Längerem erkannt, dass Konsumorientierung und die "hedonistische Tretmühle" etwas sind, das ich vermeiden möchte. Ich glaube, die meisten Menschen in unserer westlichen Konsumgesellschaft denken darüber gar nicht großartig nach und können ihr Verhalten nicht rational begründen. Eigentlich ist ja bekannt, dass übertriebener Konsum langfristig nicht glücklich macht, aber die wenigsten handeln auch danach, sondern sie handeln sie nach tief verwurzelten Handlungsmustern, die noch aus der Urzeit stammen aber heute keinen Sinn mehr machen. Es war früher einmal sicher sinnvoll, wenn man erfolgreich war das auch nach außen materiell zu zeigen, um die anderen Gruppenmitglieder zu beeindrucken und seine Gene weiterzugeben. Aber heute gibt es halt immer jemanden mit einem größeren Haus, schnelleren Auto etc. Aus dieser Tretmühle gibt es einfach kein Entkommen, außer das eigene Denken zu ändern. Auch mir gefallen schöne Autos und große Häuser, aber ich bin mir meiner Steinzeit-Gene bewusst und kann zum Glück meine Gelüste zähmen, um kurzfristigen Konsum gegen langfristiges Glück zu tauschen.

Anders kann ich mir auch nicht erklären, warum wir Menschen in den letzten 100 Jahren zwar riesige Produktivitätssteigerungen erreicht haben, aber statt nur mehr 20 Stunden zu arbeiten, wie manche Ökonomen prophezeit haben, arbeiten wir immer noch gleich viel um immer mehr zu haben, und jammern gleichzeitig darüber dass wir gestresst sind.

 

Soweit meine Geschichte und Ansichten, ich freue mich auf die Zeit hier im Forum und hoffe auf die eine oder andere neue Erkenntnis und Spartipps 😉

LG, Aaron

Hallo Aaron,

Eine schöne und umfassende Vorstellung - gefällt mir.

Besonders dein philosophischer Teil. Wir Menschen haben uns insbesondere in den letzten 150 Jahren schon sehr entrückt.

Wichtig ist meiner Meinung nach sich nicht zu sehr zu kasteien der reinen Zielerreichung wegen. Aber du beschreibst dich ja selbst als gemäßigter Frugalist.

Dein IST Stand in finanzieller Hinsicht hört sich sehr solide an und dein Plan nicht unrealistisch. Wie es dann kommt kannst du ja sehen.

Ich hab mal ein Jahr 80% TZ probiert und bin ein Freund des kompletten Ausstieges

Mal was dazu, weil ja früher kein Mensch gearbeitet hat und jetzt alle arbeiten bis zum Umfallen:

http://www.sozialpolitik-aktuell.de/tl_files/sozialpolitik-aktuell/_Politikfelder/Arbeitsmarkt/Datensammlung/PDF-Dateien/abbIV3.pdf

und

https://www.deutschlandfunk.de/100-jahre-acht-stunden-tag-der-lange-kampf-um-faire.724.de.html?dram:article_id=437117

Mit "entrückt" meine ich die Art und Weise wie heute gearbeitet wird. Und das in der Betrachtung heute vs. vor der Indistrualisierung (150J.)

Dazu die immer weiter gestiegene Pendelstrecken, psychische anstatt physische Erkrankungen usw..

 

Hi Aaron,

deine philosophischen Ansichten teile ich wie scheinbar viele hier auch so in etwa. Die hedonistische Tretmühle ist bestimmt ein ganz großer Teil dessen, was uns von der Keynes'schen 15-Stunden-Woche abhält. Ich würde das eventuell noch um die Unsitte ergänzen wollen jedweges Problem mit Geld zu bewerfen bis es weg geht. Aber das geht oft auch Hand in Hand mit der Tretmühle (ist einfach angenehmer wenns jemand anders macht).

Und auf die Hühner bin ich mal richtig neidisch 😉