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Frage ZU Buy&Hold Strategie bei Aktien ohne Dividendenausschüttung

Hallo,

ich bin noch sehr neu im Aktienthema. Ich habe mir viel von Gerd Kommer und Tim Schäfer angesehen. Beide machen ja extrem Buy&Hold.

Nun meine Frage wenn man buy&hold extrem macht, also nie wieder eine Aktie verkauft - warum sollte man dann Aktien ohne Dividendenausschüttung kaufen?

Egal ob ich nun 1000 investiere oder 300.000 € investiere, ich verstehe den Sinn nicht, warum vermögende Investoren bei passiver buy&hold Strategie Aktien ohne Dividendenausschüttung kaufen. Hoffen die, dass die Aktie günstig gekauft wurde - steigt und dann evtl. doch beginnt Dividenden zu zahlen?

Ansonsten macht das doch (bei o.g. Strategie) keinen Sinn, oder doch?

 

Beste Grüße

 

Zitat von onewaywind am 22. Juli 2020, 13:50 Uhr

Nun meine Frage wenn man buy&hold extrem macht, also nie wieder eine Aktie verkauft - warum sollte man dann Aktien ohne Dividendenausschüttung kaufen?

Hallo onewaywind,

Du hast das Buy-and-hold-Prinzip vermutlich missverstanden. Es bedeutet, dass man nicht ständig tradet (https://finanz-szene.de/digital-banking/zwischen-kicken-und-kickbacks-flatex-geht-so-richtig-steil/ "die Menschen zocken seit Corona wie verrückt"), denn Hin und Her macht Taschen leer. Es bedeutet, dass man höchstens extrem diszipliniert Rebalancing betreibt, aber kein Markttiming.

Aber es bedeutet nicht, dass man "nie mehr" Aktien verkauft. In der Entsparphase (im Alter, wenn man vom Depot leben will) wird natürlich schon verkauft.

Aktien ohne Dividendenausschüttung haben den Vorteil, dass sie (Stand heutiger deutscher Steuergesetze) eine steueraufschiebende Wirkung haben; Du versteuerst also nicht jetzt, während Deines Erwerbslebens, die Einkünfte aus Kapitalvermögen, sondern Du verschiebst die Versteuerung (Verkauf von Depotteilen, damit Realisierung von Kursgewinnen) auf die Entsparphase, wenn Du kein Erwerbseinkommen mehr hast und somit einen guten Teil der Depotentnahmen steuerfrei (Grundfreibetrag) bzw. steuergünstig (unter Abgeltungssteuersatz) vereinnahmen kannst.

Firmen, die keine Dividenden ausschütten, können ihre Gewinne im Unternehmen behalten und in voller Höhe investieren. Ein für mich sehr attraktiver Gedanke.

Hi, danke für die Antwort.

Das mit der "Endsparphase" sagen die ja so nicht. Ich habe youtube Videos von Gerd Kommer und Tim Schäfer gesehen, Tim sagt sogar mehrfach das er seine Aktien nie verkauft und nur selten ins Depot schaut und buy&hold extrem macht... wie gesagt bei Divendendenauszahlenden Aktien konnte ich das gut verstehen, bei den anderen nicht. Eben weil auch nicht gesagt wurde, dass diese Aktien dann schon - im hohen Alter - verkauft werden sollen. Muss man dann halt auch alt werden... Ich bleibe erstmal bei Dividendenzahlenden Aktien.

LG

Hallo @onewaywind,

Herr Schäfer benötigt sein Kapital aktuell nicht. Daher verkauft er nix und reinvestiert die Dividende. Herr Schäfer arbeitet ja noch als freier Journalist ...

 

"Verkaufen/ Dividenden ausgeben" wird erst dann gemacht, wenn man das Geld auch benötigt wird.

Zitat von onewaywind am 23. Juli 2020, 12:38 Uhr

Das mit der "Endsparphase" sagen die ja so nicht.

Ich meinte eigentlich Entsparen (das Gegenteil von Ansparen). Wer natürlich Geld im Depot anhäuft und im Alter dann nur von den Dividenden leben will (also wirklich lebenslang keine Aktie verkaufen), der legt sich natürlich keine Aktien ohne Dividendenausschüttung zu, muss mehrere Millionen anhäufen und liegt dann als reichster Mann auf dem Friedhof. Da freuen sich die Erben, ist auch schön. Jeder so, wie er mag und kann.

Zitat von Christine am 23. Juli 2020, 16:53 Uhr

Ich meinte eigentlich Entsparen (das Gegenteil von Ansparen). Wer natürlich Geld im Depot anhäuft und im Alter dann nur von den Dividenden leben will (also wirklich lebenslang keine Aktie verkaufen), der legt sich natürlich keine Aktien ohne Dividendenausschüttung zu, muss mehrere Millionen anhäufen und liegt dann als reichster Mann auf dem Friedhof. Da freuen sich die Erben, ist auch schön. Jeder so, wie er mag und kann.

Wenn man eh nicht mehr als 4% entsparen soll, um bis zum Lebensende versorgt zu sein, kann man auch mit 4% Dividende den selben Effekt erreichen.
Es müssen keine Millionen sein, aktuell würde eine locker ausreichen, für manchen Single-Frugalisten auch nur die Hälfte.

Stell dir vor du kalkulierst mit dem Alter von 85 Jahren bis Geldende und wirst 100?

 

»In meinem Alter begreife ich, dass Zeit mein kostbarster Besitz ist.« »Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen.« »Eine Aktie zu verkaufen die fällt, ist in etwa so, als ob man ein Haus für 100.000 Dollar kauft und es verkauft, sobald jemand 80.000 Dollar dafür bietet.« Buffett
Zitat von dev am 23. Juli 2020, 17:51 Uhr

Wenn man eh nicht mehr als 4% entsparen soll, um bis zum Lebensende versorgt zu sein, kann man auch mit 4% Dividende den selben Effekt erreichen.

Das weißt Du selbst, dass 4 % anfängliche Entspar-Rate nicht dasselbe ist wie 4 % Dividende, bist ja schon lange genug hier dabei.

Abgesehen davon: Wenn Du das so machen willst, dann ist das okay, schrieb ich ja bereits.

Stell dir vor du kalkulierst mit dem Alter von 85 Jahren bis Geldende und wirst 100?

Meine (minimale) gesetzliche Rente krieg ich auch bis 100, meine privaten Rentenpolicen ebenfalls. Der Rest würde dann von der Grundsicherung aufgestockt. In Deutschland muss niemand verhungern.

Zitat von Christine am 23. Juli 2020, 23:31 Uhr

Das weißt Du selbst, dass 4 % anfängliche Entspar-Rate nicht dasselbe ist wie 4 % Dividende, bist ja schon lange genug hier dabei.

Man fängt bei der Dividende nicht wie beim Entsparen bei Null an, ich bekomme schon immer Dividende ohne zu entsparen und habe trotz Steuern eine Überrendite.
Und meiner Meinung nach, konzentrieren sich viel zu viele auf die Steuern als auf die Rendite nach Steuer.

Meine (minimale) gesetzliche Rente krieg ich auch bis 100, meine privaten Rentenpolicen ebenfalls. Der Rest würde dann von der Grundsicherung aufgestockt. In Deutschland muss niemand verhungern.

Wenn man das mal aus der Ferne betrachtet, hast du dich mit den Rentenzahlungen an der Wirtschaft beteiligt und bekommst Lebenslang einen Anteil vom Gewinn.
Man könnte dies auch Renten-Dividende nennen.

Denn wenn es der Wirtschaft gut geht und die Löhne steigen, steigen auch die gesetzlichen Renten.

Ich möchte nie vom Staat finanziell abhängig sein müssen, das macht traurig und streßt.
Da schaffe ich lieber Werte und vererbe diese.

»In meinem Alter begreife ich, dass Zeit mein kostbarster Besitz ist.« »Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen.« »Eine Aktie zu verkaufen die fällt, ist in etwa so, als ob man ein Haus für 100.000 Dollar kauft und es verkauft, sobald jemand 80.000 Dollar dafür bietet.« Buffett
Zitat von dev am 24. Juli 2020, 7:22 Uhr

Ich möchte nie vom Staat finanziell abhängig sein müssen, das macht traurig und streßt.

Ich auch nicht. Aber gegen das von Dir plakativ aufgestellte Szenario ("stell Dir vor, Du wirst 100") hilft es.

Ich möchte auch lieber meine* private Riester-Rente in Höhe der Grundsicherung bekommen. Dann muss ich mich auf dem Amt nicht völlig entblößen und gängeln lassen, sondern kann stressfrei mein Geld entgegennehmen. Aber wenn mein Plan nicht aufgehen sollte, habe ich ein Dach überm Kopf, was zu essen und medizinische Versorgung und Pflege, falls nötig.

 

*nur ein Beispiel für private Vorsorge. Ich bin selbständig und habe deshalb keine. Aber es wird oft über sie gelästert, sie bringe ja doch eh weniger als die Grundsicherung, man hätte ja dann umsonst gespart, deshalb habe ich sie mal beispielhaft bemüht.

 

Zitat von Christine am 24. Juli 2020, 9:58 Uhr

Ich bin selbständig und habe deshalb keine. Aber es wird oft über sie gelästert, sie bringe ja doch eh weniger als die Grundsicherung, man hätte ja dann umsonst gespart, deshalb habe ich sie mal beispielhaft bemüht.

Ich auch, deshalb setze ich langfristig auf nachhaltige Dividenden.

»In meinem Alter begreife ich, dass Zeit mein kostbarster Besitz ist.« »Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen.« »Eine Aktie zu verkaufen die fällt, ist in etwa so, als ob man ein Haus für 100.000 Dollar kauft und es verkauft, sobald jemand 80.000 Dollar dafür bietet.« Buffett
Zitat von onewaywind am 22. Juli 2020, 13:50

Egal ob ich nun 1000 investiere oder 300.000 € investiere, ich verstehe den Sinn nicht, warum vermögende Investoren bei passiver buy&hold Strategie Aktien ohne Dividendenausschüttung kaufen. Hoffen die, dass die Aktie günstig gekauft wurde - steigt und dann evtl. doch beginnt Dividenden zu zahlen?

Ansonsten macht das doch (bei o.g. Strategie) keinen Sinn, oder doch?

 

Hier meine Gedanken zur buy & hold Strategie:

Grundsätzlich habe ich netto (mit Ausnahme der jetzigen Krise) keine Aktien verkauft. Was ich tue, ist, dass ich Aktien, von denen ich nicht mehr überzeugt bin (management oder/und Geschäftsmodell mache ich Fragezeichen), verkaufe und dafür Aktien kaufe, von denen ich überzeugt bin und die relativ unterbewertet sind bzw. in den Fonds investiere, den ich an anderer Stelle beschrieben habe.

Vom Grundsatz ist es mir zunächst einmal egal, ob Aktien Dividenden ausschütten oder null Dividenden haben. Viel wichtiger ist für mich die Beantwortung der FRage, ob die Unternehmen, die Gewinne, die sie erwirtschaften wieder sinnvoll in ihrem Unternehmen investieren können oder nicht. Wenn Sie die Gewinne in ihrem Unternehmen sinnvoll investieren können, freue ich mich, wenn diese Unternehmen eine null Dividendenpolitik fahren.

Wenn die Unternehmen ihre Gewinne nicht sinnvoll reinvstieren können, erwarte ich entweder Aktienrückkäufe (wenn die Kurse günstig stehen) oder die Ausschüttung von Dividenden. Auch der richtige Umgang wann Dividenden/Aktienrückkäufe erfolgen und wann nicht, ist für mich ein Kriterium bei der Aktienauswahl.

In der jetzigen Krise habe ich mein Anlageverhalten dergestalt geändert, dass ich in erheblichem Umfang Kredite für Aktienkäufe aufgenommen habe. Gekaufte Aktien, die im Kurs stark gestiegen waren und die gleichzeitig oberhalb meiner von mir berechneten Bandbreite von fairen Kurse lagen, habe ich dann (teilweise) verkauft, um meine Kredite auf ein niedrigeres Niveau herunterzufahren.

Wenn ich auf Entnahme zum Lebensunterhalt aus meinem Aktiendepot angewiesen sein sollte und nur Werte mit null Dividenden habe, so würde ich wie folgt vorgehen: Ich würde nach einer bestimmten Strategie im Durchschnitt bis zu ca. 4 % des Wertes meiner Aktien p.a. Aktien verkaufen, um so meinen Lebensunterhalt zu finanzieren. (verkürzt lautet die Strategie in Zeiten hoher Kurse verkaufe ich ca. 5 % des Aktienbestandes und in Zeiten von einem Crash verkaufe ich null Aktien). Die Dividenden, die ich kassiere, vermindern meine Entnahmequote.