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Allgemeine Fragen zum Frugalismus

Hallo, liebe Community,

ich bin jetzt auf dieses Forum gestoßen, da ich mehrere Videos über dieses Thema gesehen habe und mich weiter diesbezüglich informieren wollte. Da einige Fragen bei mir noch offen geblieben sind, dachte ich mir, dass ich die hier einfach Fragen könnte:

Wie wichtig ist der Nachhaltigkeitsaspekt im Frugalismus?

Ist das Ziel, mit 40 in Rente zu gehen, die Hauptmotivation, so viel zu sparen und vor welche alltäglichen Herausforderungen stellt einen das?

Kann man Frugalismus mit einer Familie kombinieren?

Gibt es unter Frugalisten auch welche, die es mit den 40 Jahren nicht so eng sehen, sondern eher mit 50/55 Jahren in Rente gehen möchten?

Da ich selber dieses Thema sehr interessant finde, würde ich gerne wissen, ob man sich mit ein paar Leuten über dieses Thema und deren Erfahrungen persönlich austausche kann. Kennt ihr dafür eine Möglichkeit?
Danke für eure Hilfe und Antworten.

Liebe Grüße
Gabriel

Hallo @gabrielfw,

ersteinmal Willkommen am Forum.

Um Fragen zu stellen und sich untereinander auszutauschen - dafür ist m.E. dieses Forum gedacht. 😉

Und wegen Deiner unterschiedlichen Fragen...
Ich bin bspw. 49 Jahre - von daher ist der FIRE-Zug mit 40 bei mir so oder so abgefahren. Abgesehen davon betrachte ich den Frugalismus nicht unter dem bekannten FIRE-Klischee. Frugalismus ist in meinen Augen primär der "bewusste Konsum".

Somit ist der nachgefragte Nachhaltigkeitsaspekt in diesem Sinne beantwortet - es kommt eben darauf an, auf was Du Wert legst. Somit kann man Frugalismus auch gut mit der Familie kombinieren - hier kann JanVeermann aber sicherlich mehr dazu sagen (hat in einer TV-Reportage mitgemacht - Link müsste hier irgendwo im Forum zu finden sein).
Meiner Meinung nach ist er eigentlich gut mit Heranwachsenden zu kombinieren...

Ich habe auch einige Videos gesehen, bei denen das billigste vom billigen gekauft wurde, nur um viel zu sparen. Versteh das bitte nicht falsch, ich verurteile dies nicht - doch ich lege bspw. lieber etwas mehr Geld bei Lebensmittel an bzw. gebe es aus, um bspw. Bio-Artikel zu kaufen. Ebenso gehe ich mitunter gerne zum Essen, gönne mir auch bspw. auch ein gutes Steak.
Auch ich habe einmal "klein" und jung - mit wenig Einkommen - angefangen. Da ist es natürlich verständlicher, dass man noch mehr kostenbewusster ist. Doch mit steigendem Einkommen kann man m.E. manche günstige Angebote durch qualitativ hochwertigere ersetzen.

Das Sparen ist bei mir persönlich bspw. nicht im absoluten Fokus. Primär habe ich vor mehr als 20 Jahren mit einem Haushaltsbuch begonnen - aber um zu sehen, für was ich mein Geld eigentlich ausgebe.
Dies habe ich einige Zeit (bspw. 1 Jahr) gemacht und dann mal reflektiert und hinterfragt. Somit konnte ich bspw. einige "gewohnte" Ausgaben reduzieren - wodurch sich bspw. die Sparquote erhöht hat.

Hoffentlich hat dies einige Sachen beantwortet und ich bin schon auf weitere Beiträge von Dir gespannt.

Viele Grüße,
Lostoi

 

Edit:
In meinen Augen bedeutet Frugalismus auch nicht einmal "unbedingt viel zu sparen" - der erste Schritt ist m.E., mit dem vorhandenen Einkommen auszukommen. Also keine Schulden machen bzw. genau zu hinterfragen für was und ob sich Schulden/Ausgaben ggf. lohnen.

Moin Gabriel,

Anders als mein Vorredner, bin ich von der Sorte, die wirklich jeden übriggebliebene Cent investiert und spart. Das habe ich aber bereits schon lange zeit getan bevor ich wusste dass es Gleichgesinnte gibt und dass es dafür ein Wort gibt 😉

Ich versuche, zusammen mit meiner Partnerin, die Lebenshaltungskosten so niedrig wie möglich zu halten. Bereits mit Mitte 20 habe ich in Wohneigentum investiert und mein Haus 5 Jahre neben dem Job komplett in Eigenleistung gebaut und später in weitere Immobilien investiert. Gleichzeitig sehr bewusst konsumiert und eine neue Anschaffung stets auf ihre Notwendigkeit überprüft. Alleine wenn man sich mal die Mühe macht, laufende Verträge für Versicherungen, Energiekosten und Handyverträge etc. regelmäßig zu optimieren, kann man jährlich einige hundert Euro sparen. Urlaube verbringen wir nicht in Hotels auf der anderen Seite der Erde sondern reisen mit dem Camper, per Fahrrad oder übernachten in Jugendherbergen. Unser Essen kochen wir täglich frisch und je nach Jahreszeit mit vielen Produkten aus unserem Gemüsegarten. Essen gehen wir maximal ein Mal im Monat. Ich fahre ein 25 jähre altes kleines Auto für unter 1000 Euro Kaufpreis, habe mir einen Job gesucht, bei dem ich zur Arbeit mit dem Rad fahren kann und konsumiere sehr bewusst und nachhaltig. Letztlich hat das dazu geführt, dass ich nur noch 2-3 Tage die Woche arbeiten gehen muss (und meine Freundin gar nicht) um all unsere Kosten zu decken und dennoch ein paar Reserven aufbauen kann. Alleine das ist schon ein tolles Gefühl. Ein kompletter und frühestmöglicher Ausstieg aus dem Berufsleben muss nicht unbedingt das Ziel sein. Nun bin ich persönlich jemand, der tatsächlich in drei Jahren mit 40 aussteigen möchte bzw. könnte aber die Allermeisten hier im Forum tun das mit irgendwas in den 50ern und somit gute 10 Jahre vor dem gesetzlichen Renteneintritt. Ist doch auch schon super toll 🙂

Das ist aber eben alles sehr individuell und auch hat da jeder ein anderes Sicherheitsempfinden. Wichtig ist, dass man nicht geizt und sich nicht nichts mehr gönnt, sondern identifiziert, an welchen Stellen man bewusst einsparen kann, ohne die Lebensqualität einzuschränken. Das klappt mit etwas Übung recht schnell sehr gut. jemand der ständig das Neuste vom Neuesten braucht, wird als Frugalst nicht glücklich werden.

Auch wir haben noch Familienplanung im Sinn. Wenn ich mir da den Freundeskreis ansehe, komme ich teilweise aus dem Staunen nicht mehr heraus. Neuestes Modell Kinderwagen für 2000€, ständig neue Markenklamotten fürs Kind damits auch cool ist, 10 verschiedene Kurse von Chinesisch für Säuglinge bis Nachhilfeunterricht 2. Klasse vom Professor Doktor Doktor für 50€ die Stunde - und was auch immer man unter eingebildetem gesellschaftlichen Druck so alles macht...Das Enkelkind meiner Nachbarn hat zu Weihnachten ein Bobbycar für 900€ bekommen - das gleiche Ding gibts bei Ebay gebraucht in guten Zustand fürn Fuffi - so kann man natürlich auch prima Geld verbrennen.

Wie mein Vorredner bereits schrieb ist @janveermann hier jemand, der darüber viel an Erfahrungen berichten kann 🙂

VG

Zitat von Frugi85 am 5. Juli 2022, 11:41 Uhr

 

Auch wir haben noch Familienplanung im Sinn. Wenn ich mir da den Freundeskreis ansehe, komme ich teilweise aus dem Staunen nicht mehr heraus.

 

Hinweis von mir: wir kaufen die Sachen auch meistens neu und in guter Qualität. Wenn man de im Angebot bekommt, kann man die Sachen oft, auch bedingt durch die Inflation, mit geringem Abschlag verkaufen. Beispiel Stokke Trip Trap, gekauft vor ungefähr 8 Jahren für 140 Euro, verkauft jetzt für 110 Euro. D.h wir haben für einen tollen neuen Stuhl und 8 Jahre Nutzung 30 Euro gezahlt. Und das ist dann auch sehr nachhaltig, weil der Stuhl weiter genutzt wird!