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Erbe anlegen, wie?

Hallo an alle, bei mir steht in Kürze dank vorgezogenem Erbe ein größerer Geldsegen ins Haus (mittlerer 6stelliger Betrag). Bin mir im Moment völlig unsicher, was ich damit machen soll. Immobilie kommt hier in der Gegend nicht in Frage und auf einen Schlag ins Depot einzahlen ist mir wegen Market Timing Risiko auch zu heikel. Was bleibt also, um zumindest die Inflation auszugleichen?

Was würdet ihr tun?

Wie alt bist du? Wie ist dein Anlagehorizont? Wie sehen deine bisweiligen Assets aus?

falls Du Angst hast alle 2 Monate 5-10%  des Geldes in den ftse all world high dividend investieren (enthält 1.574 Aktien mit den höchsten Dividenden), besser ist es alles sofort zu investieren

vorteil: Du hast apple, amazon, tesla usw... nicht mit drin, die andere etfs oft dominieren

https://www.justetf.com/servlet/download?isin=IE00BK5BR626&documentType=MR&country=DE&lang=de

dazu noch 10-30% in xetra oder Euwaxgold investieren Vorteil: mögliche Gewinne sind nach 1 Jahr steuerfrei und man kann sich das Gold bei Bedarf physisch liefern lassen

Danke für die Antworten!

Bin 35 und meine bisherigen Assets sind im Prinzip die Klassiker: Notgroschen + Tagesgeld (10%) + Bausparer (alt und noch mit 3% Zinsen; 30%) + MSCI World (40%) /MSCI EM ETF (15%)/ETF auf Unternehmensanleihen (5%). Dazu kommt noch ein kleiner Teil Mitarbeiteraktien, aber das geht separat. Meine aktuelle Sparquote liegt bei ca. 40%. Anlagezeitraum: Naja, im Prinzip bis zur Rente, also 25-30 Jahre. Meine Freundin und ich leben glücklich zur Miete, haben hier genügend Platz, ein gutes Netzwerk, etc. Wir wohnen allerdings in der Metropolregion München, d.h. Immobilien werden hier auch erst so ab 650k€ interessant.

@Silberstreif: Möchte bei den Wertpapieren da ungern experimentieren und  würde mich wenn an die bewährte Aufteilung halten.

Habe mich jetzt ein bisschen eingelesen und sehe im Prinzip für das Erbe 2 Möglichkeiten:

Szenario 1: Alles bleibt wie es ist. Ich teile das Erbe 80/20 auf. 20% Festgeld, 80% in 12-18 Tranchen ins ETF-Depot. Bauchschmerzen macht mir dabei wie gesagt das Timing-Risiko. Ich kenne bis jetzt als Anleger an der Börse nur eine Richtung, nämlich logischerweise nach oben, und kann nicht gut abschätzen wie ich mich fühlen würde, wenn das hart erarbeite Geld meiner Eltern plötzlich vorübergehend größtenteils weg wäre. Das Thema ist für mich beim monatlichen Sparplan nicht so da, weil man da ja dann einfach günstiger nachkaut und entsprechend aussitzt.

Szenario 2: Immobilie zum Vermieten. Sparplan läuft wie gehabt weiter. Das Erbe wird komplett in eine Immobilie zur Vermietung irgendwo in  Deutschland investiert + Finanzierung von der Bank. Die monatliche Rate, Rücklage, usw. müsste sich komplett aus den Mieteinnahmen finanzieren. Vorteile: Gefahr von Totalverlust gering, geringe Korrelation von Aktien und Immobilien, wenn alle Stricke reißen kann man in der Rente selber drin wohnen (Stichwort Betongold). Nachteil: Ich habe keine Ahnung von Immobilien :), Markt ggf. überhitzt, anfallende Verwaltungskosten.

 

Vielleicht hat jemand eine Meinung zu meinem Luxusproblem? 😉

 

Immobilie würde ich bei aktuellen Preisen nicht mehr in Erwägung ziehen.

Ich würde es langsam in etf Portfolien einzahlen. Für eine finanzwissenschaftlich bestmögliche Anlage nutze ich auch quirion robo advisor; auch sehr gut in der Richtung finde ich das Global Portfolio One von Andreas Beck. Er war oft zu Gast bei diversem Youtubern wie Mission Money oder Finanzfluss. Falls du ihn nicht kennst, kannst ihn so kennenlernen, seine Perspektiven und dann entscheiden, ob du dort was anlegen willst. Er sagt auch einiges zum Immo Markt in Deu in diversen Videos.  Finde ihn sehr kompetent und sachlich, nüchtern und analytisch in seinen Erklärungen.

 

Wir wohnen allerdings in der Metropolregion München, d.h. Immobilien werden hier auch erst so ab 650k€ interessant.

München? Dann Immobilien auf keinen Fall, die sind zu teuer.

Bauchschmerzen macht mir dabei wie gesagt das Timing-Risiko. Ich kenne bis jetzt als Anleger an der Börse nur eine Richtung, nämlich logischerweise nach oben, und kann nicht gut abschätzen wie ich mich fühlen würde, wenn das hart erarbeite Geld meiner Eltern plötzlich vorübergehend größtenteils weg wäre.

Das Schlüsselwort ist "vorübergehend".

Ich war auch tief in dieser Denkweise, dann habe ich folgendes gelernt:

  • Der Aktienmarkt geht langfristig nach oben, weil es kein Casino ist, sondern echte Firmen, die Geschäft machen, wo viele Mitarbeiter viel Arbeit leisten, und Mehrwert produzieren. Das ist das "Signal". Und ja, es gibt auch Leute, die nach oben oder unten wetten, das ist aber nur "Rauschen", das sich langfristig kompensiert.
  • Die Alternative wäre, das Geld unter der Matratze (oder in Tagesgeld/Festgeld/Staatsanleihen/Unternehmensanleihen) zu stecken. Die Inflation würde das Geld fressen, aber nicht nur vorübergehend, sondern andauernd und unersetzlich. Wie würdest du dich fühlen, wenn das hart erarbeitete Geld deiner Eltern langsam aber dauerhaft größtenteils weg wäre?
  • Konkret wurde es wissenschaftlich belegt, dass "Lump Sum" (also alles auf einmal investieren) besser als "Dollar Cost Averaging" (Sparplan) oder "Value Averaging" (nur bei Tiefen investieren) ist.
  • Hier ist Bob, der schlechteste Market-Timer der Welt: https://awealthofcommonsense.com/2014/02/worlds-worst-market-timer/

Deshalb habe ich entschieden, alles sofort in weltweit gestreute ETFs zu investieren. Ganz wichtig ist: nicht verkaufen, wenn der Markt runter geht (vielleicht sogar ein bisschen mehr kaufen, wenn es geht).

Zitat von mika84 am 20. Juni 2021, 23:16 Uhr

... auch sehr gut in der Richtung finde ich das Global Portfolio One von Andreas Beck. Er war oft zu Gast bei diversem Youtubern wie Mission Money oder Finanzfluss.

Sehr wertvoller Tipp, vielen herzlichen Dank. Kannte Herrn Dr. Beck noch nicht, aber hab jetzt direkt seine Videos gesuchtet. Sehr erhellend. Immobilien sind damit für mich raus. Bin sehr gespannt, inwieweit sich seine Prognosen bewahrheiten.

Zitat von Turz am 21. Juni 2021, 10:01 Uhr

Hast du für den ersten Spiegelstrich eine Quelle? Die Geschichte von Bob widerspricht dem doch. Hätte er sein Geld monatlich oder quartalsweise in Tranchen investiert, hätte er doch mehr Rendite gemacht?

Sorry, aber der Rest von deinem Post ist trivial.

Zitat von David am 22. Juni 2021, 22:57 Uhr

Sorry, aber der Rest von deinem Post ist trivial.

Nein, da gehts um die Einstellung zum eigenen Investment und die ist zentral um vor unnötigem Unglück zu schützen.

@David: Richtiges Investieren und Vermögensaufbau ist im Grunde trivial ;-). Alles weitere sind Erfahrungen zu dieser Erkenntnis.

Zitat von David am 22. Juni 2021, 22:57 Uhr
Zitat von Turz am 21. Juni 2021, 10:01 Uhr

Hast du für den ersten Spiegelstrich eine Quelle?

Bitte schön:

https://www.deseret.com/1997/6/29/19320793/lump-sum-pays-more-than-gradual-investment

https://static.twentyoverten.com/5980d16bbfb1c93238ad9c24/rJpQmY8o7/Dollar-Cost-Averaging-Just-Means-Taking-Risk-Later-Vanguard.pdf

https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=1606347

Die Geschichte von Bob widerspricht dem doch. Hätte er sein Geld monatlich oder quartalsweise in Tranchen investiert, hätte er doch mehr Rendite gemacht?

Ja, sicher. Das war nur ein Beispiel, um zu zeigen, dass er sowieso im Plus war. Nimm mal Alice, die im Gegenteil nur bei Tiefen investiert hat, und sie hätte schlechtere Renditen wenn sie monatlich oder quartalsweise in Tranchen investiert hätte.

Fakt ist, wie die Studien oben beweisen, dass es mehr Alices als Bobs gibt. Und auch Bob sollte keine Bauchschmerzen haben.

Sorry, aber der Rest von deinem Post ist trivial.

Gut, ich wollte nur dich beruhigen - und dir zeigen, warum es rein rational besser ist, alles sofort zu investieren ("Time in the market beats timing the market.").

Moin David.

Wenn du direkt große Summen in ETFs investierst, dann sorge dafür daß deine ETF-Chargen möglichst klein bleiben, also z.B. nicht alle MSCI World Anteile von Ishares sondern auch von X-Trackers und und und... Bei großen Chargen kann dir die enorme Wertsteigerung (die wir uns ja alle erhoffen) irgendwann einen Streich spielen, wenn sich der Fonds-Anbieter z.B. überlegt, das Fondsdomizil in ein anderes Land zu verlegen. Dieses und auch andere Szenarien werden von unserem Fiskus als steuerrelevanter Verkauf mit anschließendem Neukauf aller Anteile betrachtet und der möchte dann plötzlich die Steuer auf den gesamten "Verkaufsgewinn". Da ist es dann gut, wenn der entspr. Fonds/ETF, bzw. dessen Wertsteigerung nicht zu groß ausfallen.

Falls du diese Steuervermeidungsstrategie schon kennst, vielleicht freuen sich auch andere Leser über diesen Hinweis.

 

 

Zitat von Turz am 21. Juni 2021, 10:01 Uhr

Wir wohnen allerdings in der Metropolregion München, d.h. Immobilien werden hier auch erst so ab 650k€ interessant.

München? Dann Immobilien auf keinen Fall, die sind zu teuer.

Bauchschmerzen macht mir dabei wie gesagt das Timing-Risiko. Ich kenne bis jetzt als Anleger an der Börse nur eine Richtung, nämlich logischerweise nach oben, und kann nicht gut abschätzen wie ich mich fühlen würde, wenn das hart erarbeite Geld meiner Eltern plötzlich vorübergehend größtenteils weg wäre.

Das Schlüsselwort ist "vorübergehend".

Ich war auch tief in dieser Denkweise, dann habe ich folgendes gelernt:

  • Der Aktienmarkt geht langfristig nach oben, weil es kein Casino ist, sondern echte Firmen, die Geschäft machen, wo viele Mitarbeiter viel Arbeit leisten, und Mehrwert produzieren. Das ist das "Signal". Und ja, es gibt auch Leute, die nach oben oder unten wetten, das ist aber nur "Rauschen", das sich langfristig kompensiert.
  • Die Alternative wäre, das Geld unter der Matratze (oder in Tagesgeld/Festgeld/Staatsanleihen/Unternehmensanleihen) zu stecken. Die Inflation würde das Geld fressen, aber nicht nur vorübergehend, sondern andauernd und unersetzlich. Wie würdest du dich fühlen, wenn das hart erarbeitete Geld deiner Eltern langsam aber dauerhaft größtenteils weg wäre?
  • Konkret wurde es wissenschaftlich belegt, dass "Lump Sum" (also alles auf einmal investieren) besser als "Dollar Cost Averaging" (Sparplan) oder "Value Averaging" (nur bei Tiefen investieren) ist.
  • Hier ist Bob, der schlechteste Market-Timer der Welt: https://awealthofcommonsense.com/2014/02/worlds-worst-market-timer/

Deshalb habe ich entschieden, alles sofort in weltweit gestreute ETFs zu investieren. Ganz wichtig ist: nicht verkaufen, wenn der Markt runter geht (vielleicht sogar ein bisschen mehr kaufen, wenn es geht).

Lieber Turz,

tolle Quellen zu Einmalanlage versus Cost Averaging.

Vielen Dank

André

Zitat von Turz am 21. Juni 2021, 10:01 Uhr

Ganz wichtig ist: nicht verkaufen, wenn der Markt runter geht (vielleicht sogar ein bisschen mehr kaufen, wenn es geht).

Das ist das wichtigste überhaupt bei Investments in Aktien (ETF's oder Einzelaktien, dann sollte ein Tausch bei den richtigen Punkten erwogen werden).

Für diejenigen, die noch im Vermögensaufbau sind, regelmäßig sparen, starke Nerven haben und Bewertungen bei Kursrückgängen beurteilen können, macht es Sinn, wenn richtig gemacht, in Krisenphasen auch auf Kredit hinzuzukaufen und den bei Hochphasen mit den laufenden Sparbeiträgen zu tilgen.