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Eigenkapitalrendite als Kenngröße bei der Aktienanlage

Ein wichtiger Punkt für die Feststellung des Erfolgs der Entwicklung des eigenen Aktienportfolios ist auch für mich die Kursentwicklung der einzelnen Positionen. In den letzten Jahren habe ich jedoch eine weiteren Erfolgskenngröße für mich entdeckt, die Dividendenhöhe meines Portfolios bezogen auf das von mir eingesetzte Kapital, also den investierten Anfangswert meines Portfolios.

Oft lese ich von Aktieninvestments mit hohen Dividenden und es nicht besser wäre in Aktien zu investieren, die beispielsweise Stand heute schon 5, 6 oder 8 % Rendite durch die Ausschüttung erbringen. Es hat sich für mich gezeigt, dass das über die Jahre meist nicht funktioniert. Die highflyer von heute sind unter diesem Aspekt oft schwach in der Kursentwicklung und können die hohen Ausschüttungen oft nicht dauerhaft durchhalten.  Vielmehr scheinen hohe Dividenden eher ein Alarmzeichen zu sein. Beispiele gibts zuhauf, in den letzten Jahren insbesondere bei Titeln des Telekommunikationsbereichs, Banken, Versicherungen, Rohstoffe und hier speziell auch Ölproduzenten oder Ölfeldausrüster.

Um meinen Beitrag ggf. besser zu verstehen zunächst noch ein Vergleich mit einer Immobilie: Die wird unter Renditeaspekten meist nicht laufend bewertet durch eine imaginäre Preissteigerung von x % je Jahr, sondern allein über die Mieteinnahme. Habe ich 100.000 € investiert und erhalte 5.000 €/a Miete, dann habe ich eben 5 % Rendite. Wenn ich das Objekt nach 10 Jahren für 150.000 € verkauft bekomme, dann freut mich das, und ich spreche von einem Verkaufserlös oder Gewinn, bereinigt um Steuern, Reparaturen …usw. Erst dann kann ich die Gesamtrendite pro Jahr berechnen. Diesem Grundgedanken folgt auch mein Thema und die nachfolgende Tabelle stellt nur die echten Einkaufspreise meines Portfolios dar.

Kursentwicklungen sind nicht abgebildet. Jeder Anfangswert eines jeden Jahres entspricht dem Betrag, den ich insgesamt in Aktien investiert habe, also der Einkaufswert. Und nur auf diesen Einkaufswert bezieht sich die %-Angabe der Rendite. EK-Veränderungen von Jahr zu Jahr entsprechen saldiert den Käufen/Verkäufen im Vergleich zum Vorjahr.

Jahr EK Einsatz jeweils 31.12. in € Summe Dividenden in € (brutto) Dividendenrendite auf Kapitaleinsatz in % (brutto)
2003        91.967              612                  0,67
2004        88.584              890                  1,00
2005        91.701           1.482                  1,62
2006        93.329           1.647                  1,76
2007      125.929              976                  0,78
2008      258.079           3.181                  1,23
2009      281.607           6.071                  2,16
2010      312.483           7.886                  2,52
2011      390.073         11.880                  3,05
2012      458.576         17.904                  3,90
2013      496.327         26.445                  5,33
2014      533.716         25.782                  4,83
2015      652.132         30.762                  4,72
2016      618.478         34.656                  5,60
2017      599.589         31.265                  5,21
2018      675.319         28.545                  4,23
2019      684.646         34.095                  4,98

Unter langfristigen Aspekten, und ich habe da mal eben den MSCI World angeschaut beträgt die durchschnittliche Dividendenrendite der letzten 50 Jahre 3,08 %. Wieso also überhaupt Aktien ins Depot legen, so wie ich, die nur 0-3 % bezahlen; also offenbar underperformen?

Klar, manche companies bezahlen deswegen keine Dividende, da sie ein starkes Wachstum anstreben, das Geld selbst in neue Produkte und Innovationen investieren, und das von der Börse durch stetig steigende Kurse belohnt wird. Aber Hand aufs Herz, wieviel sind das? Und wie lange geht die rasante Wachstumsgeschichte  gut? Wohl dem, der diese companies (schon möglichst lang) im Depot hat, das sind aber nur ein paar wenige (Amazon, Alphabet, Facebook, Intuitive Surgical, fallen mir da spontan ein) und auch scheint der Glaube auf endloses überproportionales Wachstum auf Basis permanenter überdurchschnittlicher Innovationsfähigkeit Voraussetzung.

Zurück zu meiner Exel: 2003 noch stark geprägt von den Auswüchsen der dot.com Economy „war auch mein Depot der Meinung“ Kurszuwachs vor Dividende, und so waren dann eben damalige Non-Dividendenzahler stark im Überhang: Intel, Microsoft, Starbucks, Cisco oder auch Aktien mit niedriger Ausschüttung (Stryker oder Medtronic). Aber auch echte Notleider wie LHS, Nortel Networks, Worldcom… Namen, die heute fast keiner mehr kennt aber damals als „ewige Wachstumsaktien“ galten. Von mir dann verkauft mit Verlusten z.T. nahe 100 %. Ein mehrjähriger Lernprozess! Gleichzeitig aber auch gut, denn einige dieser Wachstumsraketen haben auch überlebt und bezahlen heute regelmäßig Dividenden oft dauerhaft ansteigend.

Also Umstellung nach und nach auf regelmäßige „Dividendenzahler“ ab ca. 2007, und wenn es nur 1% pro Jahr sind, schön zu sehen in der jährlichen absoluten Dividendenhöhe. Leider hat dieser Erkenntnisgewinn und die folgende Depotumstellung mehrere Jahre gedauert und so habe ich auch das Jahr der Bankenkrise und die nur scheinbar sicheren Dividenden mitgenommen (Citiproup, AIG, Royal Bank of Scottland, usw) . Also folgten weitere Umschichtung in Aktien von Versorgern (E-on) und Utilities (BHP, Vale und Öl divers), was aber, zumindest meine Überzeugung, nicht dauerhaft war oder sein wird, daher habe ich derlei Titel heute (fast) nicht mehr im Depot (verblieben ist Rio Tinto). Es wurde ab ca. 2010 breit diversifiziert in Aktien mit oft niedriger aktueller Dividende von nur 1-2 % im Jahr, die aber dauerhafte und stabile Gewinne erwirtschaften und den Aktionär am Firmenerfolg teilhaben lassen. Ein Blick auf das sog. Pay-out Ratio gehört auch dazu, nämlich wie viel % des Gewinns bekommen die Aktionäre, wieviel verbleibt für F+E in der Firma.  Hohe Pay-out-Ratios sind für mich ein Negativkriterium, derzeit z.B. Exxon, die mehr Dividende ausschütten als sie überhaupt  Gewinn machen. Resultat meiner Maßnahme: Dauerhafte Steigerungen der Dividenden und somit steigende Renditen auf das eingesetzte Kapital. Ab 2016 wurde dann wie oben geschrieben nochmals umgeschichtet, hohe (aktuelle) Dividendenzahler (Öl-Titel) wurden rausgenommen (Grund auch Kauf einer Immobilie) was zu einem Absacken der EK-Rendite führte. Ich gehe nach allen Umstellungen nunmehr davon aus, dass sich meine EK-Rendite des Gesamtdepots langfristig denjenigen Werten annähert, die ich seit ca. 2003 und bis heute schon im Depot habe und die Dividenden dauerhaft steigern: Starbucks, Intel, Cisco, Stryker…. Dort liegt meine Renditen auf Basis Dividendenzahlung 2020, gerechnet auf den damals investierten Betrag zwischen 10 und über 20 % pro Jahr. Bei Starbucks habe ich mittlerweile in Summe mehr Dividende bekommen als sich überhaupt Aktien gekauft habe.

Fazit und ggf. Motivation für den Leser: Depot langfristig ausrichten, kühlen Kopf bewahren, Erfolg dann unausweichlich.

Somit zurück zum Anfang: Hätte ich meine damaligen Dividendenaktien wie Dt. Telekom, Telefonica o.ä. behalten, hätte ich gemäß Rendite-Nennung der einschlägigen Medien immer irgendwie 6%  pro Jahr Dividende bekommen, hätte aber den Kursverlust ebenso erdulden müssen. Bei Kursdrittelung (z.B. Telefonica) und jetzt genannten 6 % wären das aber nur 2% auf mein damals eingesetztes Kapital. Da fange ich lieber mit nur 2 % nominaler Dividende an und habe irgendwann zwar auf dann aktueller Kursbasis immer „nur“ noch 2%, jedoch auf mein Einstiegskapital 10 oder noch mehr %-te.

Soweit mein Denkanstoß.

I have nothing further to add … würde Munger sagen...

Es ist genau so wie du es schreibst.

Bei meinen Starbucks Aktien habe ich inzwischen bezogen auf den Einstiegskurs eine Dividendenrendite von 34%

@privatier

Danke für die Blumen. Ja, das System ist letztlich sehr einfach und jeder versteht das, konsequent umsetzen tun das aber die Wenigsten, leider auch z.T. ich selbst: Bei mir war die Erkenntnis eigentlich auch schon im Jahr 2000 vollumfänglich vorhanden und dennnoch habe ich geschätzt 5-8 Jahre an parallelen Dingen rumprobiert und etliche % des Ersparten in vermeintlich "bessere" Titel investiert, ging aber meist daneben. Egal ob neuer Markt oder gefallene Engel in der Bankenkrise (AIG, Citi, Royal bank, Loyds...) alle tief gekauft aber dann noch tiefer gefallen und dann genervt verkauft.

Zurück zum Thema: Und das "lustige", (vgl. in der Tabelle), ist dann eben die Entwicklung des EK, das sich zusammensetzt aus:

1.) Erspartes vom Gehalt,

2.) Dividenden

3.) saldierte Aktienverkäufe (ich hatte in den knapp zwanzig Jahren nur 3 Jahre in denen mein Depot EK-seitig NICHT durch die Dividenden und saldierten Aktienverkäufen positiv war; Gespartes habe ich dennoch immer noch draufgepackt, und das war dann das Extra)

Dividenden und Aktienverkäufe tragen das Depot nach wenigen Jahren überwiegend alleine. Meine EK Sprünge sind allesamt aus Verkäufen entstanden; wegen Rebalancing (habe mal meine Starbucks massiv reduziert, da die so weit gelaufen sind (ein Fehler im Nachhinein) oder auch auch Zwangsverkäufe wie z.B. bei Whole Foods, Übernahme durch Amazon.

Wohl dem der das nicht nur kapiert hat, sondern auch verinnerlicht hat und konsequent umsetzt. Die Zeit bringt dann automatisch den Erfolg.