Bitte oder Registrieren, um Beiträge und Themen zu erstellen.

Definitionsversuch "Echter" Frugalist

Seite 1 von 2Nächste

Da hier einige auf Verzicht pfeifen versuche ich mal eine Definition anhand der Höhe der Ausgaben:

Der echte Single Frugalist hat maximal 1.000,00 EUR monatliche Ausgaben.

Das echte Frugalisten Paar hat maximal 1.800,00 EUR monatliche Ausgaben.

3 Tage Woche. Teilzeitarbeit.

Natürlich kannst Du das einfach mal per Dekret festlegen, ich nehme mir aber die Freiheit, mich nicht dran zu halten 🙂

Ich habe seit Jahrzehnten sparsam gelebt (mein Auto ist 19 Jahre alt, mein Handy 12, ich arbeite nur mit ausgemusterten Notebooks/Druckern, fahre nicht in Urlaub, kein Friseur, tagaus, tagein dieselben Schuhe, ...), aber ich brauche einiges mehr als 1000 Euro. Miete, Benzin, Kfz-Reparaturen, Berufsunfähigkeitsabsicherung, Sachversicherungen, private (abgespeckte) Krankenversicherung, Strom (Nachtspeicherheizung), Pflegeversicherung, Spenden usw. Demnächst ist eine neue Zahnkrone fällig, davon bezahlt meine Versicherung nur einen Teil. Außerdem will ich nicht von 100 € im Monat Lebensmittelkosten leben, sondern ich versuche, beim örtlichen Erzeuger zu kaufen und nicht Familien Aldi und Schwarz noch reicher zu machen und die Umweltkosten für Gemüseanbau in Spaniens Wüste der Allgemeinheit aufzudrücken.
Ich zahle auch Steuern, denn ich muss mehr als das Existenzminimum verdienen, wenn ich noch was für die Altersvorsorge und für mein nächstes Auto zurücklegen will.

 

PS: https://thepoorswiss.com/things-wrong-with-fire Punkt 4 🙂

Ich habe letztes Jahr die Tätigkeit für einen Kunden beendet, für den ich über 20 Jahre gearbeitet hatte. Dabei habe ich festgestellt, dass ich in dieser ganzen Zeit nie länger als 10 Tage dort abwesend war ("Urlaub" wird mir nicht bezahlt und niemand macht meine Vertretung, ich kann mir sowas also nicht leisten).

Daher sage ich: Ich gebe einiges mehr im Monat aus, aber ich bin trotzdem eine wahre Frugalistin.

Zitat von 49er am 6. September 2019, 21:05 Uhr

Da hier einige auf Verzicht pfeifen versuche ich mal eine Definition anhand der Höhe der Ausgaben:

Der echte Single Frugalist hat maximal 1.000,00 EUR monatliche Ausgaben.

Das echte Frugalisten Paar hat maximal 1.800,00 EUR monatliche Ausgaben.

Definieren kann man viel, die Kernfrage wäre, was die Unterteilung in "echte" und "unechte" Frugalisten bringt? Welchen Vorteil hat man, wenn man zu den Echten gehört, welche Nachteile, wenn man nicht dazugehört? Abgesehen davon, dass Frugalismus für mich nur ein Weg unter vielen ist, sehe ich keinen besonderen Grund über die eh schon diskutable und keinesfalls ausdefinierte Definition des Frugalismus an sich noch weitere Unterscheidungen zu treffen.

Es sei denn, das hätte einen entscheidenden Vorteil ....

Zur Erinnerung: Die Definition "Höhe der frugalen Ausgaben" gibt es bereits in den Schaubildern von Oliver auf der "Neu hier?" Seite:

https://frugalisten.de/tour/

 

 

 

 

 

Ich definiere über die Ausgaben, da die Sparquote allein gesehen nichts taugt. Einkommen 8.000,00 EUR, Ausgaben 4.000,00 EUR, Sparquote 50%. Keine Ausgabensenkung. Kein Ausstieg geplant. Das ist nicht frugal.

 

"Frugalisten fokussieren sich auf das, was nachweislich ein zufriedenes Leben ausmacht:
Gute soziale Beziehungen, eine erfüllende Tätigkeit, Lachen, Gesundheit, Sport, lebenslanges Lernen. Alles Dinge, die nicht viel Geld kosten müssen.

Zudem optimieren Frugalisten ihre Ausgaben. Sie halten ihre Fixkosten gering, wohnen möglichst nah bei der Arbeit, fahren mit dem Rad. Sie kaufen Dinge gebraucht und verkaufen, was sie nicht mehr benötigen.
Frugalisten versuchen, ständig ihren Horizont und ihre Fähigkeiten zu erweitern. Probleme lösen sie lieber mit Kreativität und Geschick selbst, statt eine fertige Lösung zu kaufen.

So ist Geld zu sparen und ein gutes Leben zu führen für Frugalisten kein Widerspruch, sondern geht Hand in Hand."

3 Tage Woche. Teilzeitarbeit.

Meiner unmaßgeblichen Meinung nach zählt die Fähigkeit mit wenig auszukommen, nicht tatsächliche Ausgaben. Innere Freiheit hängt stark am "was wäre wenn".

Zitat von 49er am 8. September 2019, 9:48 Uhr

Zur Erinnerung: Die Definition "Höhe der frugalen Ausgaben" gibt es bereits in den Schaubildern von Oliver auf der "Neu hier?" Seite:

Wenn Oli das schon so definiert hat, wo steckt dann der Mehrwert Deiner Erweiterung? Was lässt Dich glauben, dass Oli überhaupt eine abschließende Definition verfasst hat? Für mich ist das nur eine relativ dogmatische Zielvorgabe, von einer allgemeingültigen Definition ist das mE sehr weit entfernt.

Ich definiere über die Ausgaben, da die Sparquote allein gesehen nichts taugt. Einkommen 8.000,00 EUR, Ausgaben 4.000,00 EUR, Sparquote 50%. Keine Ausgabensenkung. Kein Ausstieg geplant. Das ist nicht frugal.

Die Ausgaben allein führen ebenfalls nicht zum Ziel. Bei 2T€ Nettoeinkommen und 1800€ Ausgaben bleiben p.P 100€ mtl. übrig - damit plant man keinen vorzeitigen Ausstieg.

Abgesehen davon ist Oli ja nicht doof. Das Schaubild ist natürlich mit einem Wert für Singles angefertigt, der plausibel zur Zielgruppe dieser Webseite passt. Mit 1000€ oder 1500€ funktioniert es nicht, man muss schon (relativ früh) im Leben über ein Einkommen oberhalb des Medians verfügen, um das Ziel, vorzeitig in Rente zu gehen, auch plausibel erreichen zu können. Mit 3000€ netto oder mehr funktioniert der Köder nicht, weil das die Zielgruppe stark einschränken würde - vermutlich auch inhaltlich. Vor allem grenzt Oli sich gern von exakt dieser Gruppe und deren Lebensstil ab - ein weiterer Hinweise darauf, dass die Definition von Frugalismus nicht aus sich heraus beruht (oder überhaupt definiert werden kann), sondern eher wie Ying und Yang als Gegenpol zu einem bestehenden Lifestyle existiert.

"Frugalisten fokussieren sich auf das, was nachweislich ein zufriedenes Leben ausmacht:
Gute soziale Beziehungen, eine erfüllende Tätigkeit, Lachen, Gesundheit, Sport, lebenslanges Lernen. Alles Dinge, die nicht viel Geld kosten müssen.

Die Auflistung ist nicht abschließend. Ein überdurchschnittliches Einkommen erhöht nachweislich (bis zu einem gewissen Grad) die Lebenszufriedenheit. Dazu gibt's diverse Studien. Mehr Kohle darüber hinaus macht allerdings nicht noch mehr glücklich, schlicht und ergreifend, weil man gewisse Dinge mit Geld auch nicht ändern kann. Wenn man das mal begriffen hat, ist man schon relativ weit.

Bei der erfüllenden Tätigkeit und lebenslangem Lernen bin ich d'accord, weil ich einen Job habe, der mir Spaß macht. Ein Umstand, der nicht jedem gegeben ist. Ergo plane ich auch keinen Ausstieg, weil meine Arbeit keine Belastung ist - ganz im Gegenteil.

Zudem optimieren Frugalisten ihre Ausgaben. Sie halten ihre Fixkosten gering, wohnen möglichst nah bei der Arbeit, fahren mit dem Rad. Sie kaufen Dinge gebraucht und verkaufen, was sie nicht mehr benötigen.
Frugalisten versuchen, ständig ihren Horizont und ihre Fähigkeiten zu erweitern. Probleme lösen sie lieber mit Kreativität und Geschick selbst, statt eine fertige Lösung zu kaufen.

So ist Geld zu sparen und ein gutes Leben zu führen für Frugalisten kein Widerspruch, sondern geht Hand in Hand."

Manche dieser Thesen sind äußerst dogmatisch und fast ehrverletzend ggü Leuten, die anders leben. Als selbstständiger Ingenieur versuche ich nicht nur, sondern bin gezwungen, ständig meinen Horizont und Fähigkeiten zu erweitern und Probleme mit Kreativität und Geschick zu lösen. 

Ich wüsste also nicht, warum diese Denk- und Handelsweise explizit nur für Frugalisten gelten oder vorbehalten bleiben sollte?

Die allermeisten Bedingungen erfülle ich also mit Links - und bin dennoch kein Frugalist. Daher fällt mir schwer, die Sinnhaftigkeit der o.g. Definitionen nachzuvollziehen, das ist mir an äußerst vielen Stellen viel zu platt und dogmatisch. Teilweise sogar schlicht falsch. Vor allem ist es kein Beweis, dass man glücklicher oder reicher lebt als andere. Das ist nicht mehr als eine These, die im Raum steht, deren Beweis noch zu erbringen ist.

Gegenthese von mir: Frugalismus ist nur ein bestimmter Lifestyle, dessen Inhalte und Motivationen different und zeitlich veränderlich sind, vor allem aber in Abgrenzung zur Lifestyle-Inflation stehen. Das ist wie in den 80ern mit Poppern und Punkern. Oder FC Bayern und St. Pauli. Beides macht ohne den jeweiligen anderen nur halb so viel Spaß. Wer am Ende Recht behält, ist vielleicht gar nicht so wichtig ...

Zitat von MFZ73 am 8. September 2019, 12:36 Uhr

Gegenthese von mir: Frugalismus ist nur ein bestimmter Lifestyle, dessen Inhalte und Motivationen different und zeitlich veränderlich sind, vor allem aber in Abgrenzung zur Lifestyle-Inflation stehen.

Ich habe Frugalismus immer so verstanden, dass es um bescheidenes Leben geht. Ob man dann noch viel Geld auf die Seite legen kann oder nicht, das gehört für mich nicht zum Frugalismus.

Insofern stimme ich Deiner These voll zu. Frugal zu leben bedeutet, sich nicht dem Konsumzwang der Gesellschaft hinzugeben, sondern auch mit stark zurückgeschraubtem Konsum ein erfülltes Leben zu führen.

Zitat von Christine am 8. September 2019, 13:36 Uhr

Ich habe Frugalismus immer so verstanden, dass es um bescheidenes Leben geht. Ob man dann noch viel Geld auf die Seite legen kann oder nicht, das gehört für mich nicht zum Frugalismus.

Insofern stimme ich Deiner These voll zu. Frugal zu leben bedeutet, sich nicht dem Konsumzwang der Gesellschaft hinzugeben, sondern auch mit stark zurückgeschraubtem Konsum ein erfülltes Leben zu führen.

Das widerspricht zB schon glasklar Oli's Ansatz, der sofort jedem Neueinsteiger folgendes erklärt:

Willkommen bei den Frugalisten!

Tag für Tag gehen wir arbeiten. Monat für Monat geben wir unser verdientes Geld wieder aus.

Aber hat das Leben nicht mehr zu bieten? Was würdest du anders machen, wenn du für deinen Lebensunterhalt nicht mehr arbeiten müsstest?

Uns Frugalisten ist dieses Standard-Lebensmodell zu langweilig. Wir versuchen, ein spannenderes, erfüllteres Leben zu führen.

Wir setzen unser Geld effizienter und bewusster ein und kommen so mit niedrigeren Ausgaben aus. Viele Frugalisten sparen auf diese Weise über die Hälfte ihres Einkommens.
Das erlaubt uns, weniger – oder irgendwann gar nicht mehr – für Geld arbeiten gehen zu müssen.

Wobei ich gestehen muss, dass ich das im Gegensatz zu Oli sterbenslangweilig finde. Aber gut ... jeder nach seiner facon.

Also ich muß gar nichts für Geld machen, weil ich auch ohne großes Privatvermögen wenig brauche, das man mit Geld kaufen kann. Daß das dem Zitat widersprechen würde, sehe ich nicht. Ganz im Gegenteil.

Zitat von 49er am 6. September 2019, 21:05 Uhr

Da hier einige auf Verzicht pfeifen versuche ich mal eine Definition anhand der Höhe der Ausgaben:

Der echte Single Frugalist hat maximal 1.000,00 EUR monatliche Ausgaben.

Das echte Frugalisten Paar hat maximal 1.800,00 EUR monatliche Ausgaben.

Hallo 49er,

geht bestimmt zu den Beträgen die du genannt hast, wäre mir als Single aber mit zuviel Verzicht verbunden zumal da ja die Allgemeinkosten höher sind.

Singlehaushalt : 1250 Euro im Monat

Als Paar kommen wir locker mit den 2000 Euro hin wen unser Häuschen abgezahlt ist, jetzt wo die Zinsen noch anfallen wird es eher knapp.

Pärchenhaushalt: 2200 Euro im Monat

Da sind dann aber schon ordentliche Lebensmittel und der Urlaub mit drin, ebenso wie eine sparsames Auto.

Warum eigentlich muss man etwas definieren um dann dazuzugehören oder auch nicht? Warum überhaupt will man zu irgendwas dazugehören? Dazugehören heißt doch auch andere nicht dazugehören lassen oder gar auszuschließen.Will ich nicht.

Wir leben von Vielfalt und viele Leute als Gruppe wissen mehr als einzelne Leute, egal wie dolle sich Einzelne auch fühlen mögen.

Einfach mal virtualisieren was wohl ein Mensch aus dem nicht entwickelten globalen Süden von derlei hier oben definierten Ausgaben oder zu Aussagen denken würde. Frugal wäre das alles nicht.... 🙂 . A man in this world who is not poor, is rich.

 

Warum eigentlich muss man etwas definieren

Begriffe werden üblicherweise verwendet, um damit etwas auszudrücken. Das setzt Definitionen, kenntliche Bedeutungen voraus. So funktioniert Sprache.

Ich fühle mich auch immer recht unfrugal mit meinen 1400 € als Hälfte eines Pärchens. Olis Zahlen würde ich nicht erreichen wollen, das wäre mir viel zu wenig. Trotzdem fühle ich mich hier verstanden.

Zitat von Schwaebin am 9. September 2019, 17:00 Uhr

Ich fühle mich auch immer recht unfrugal mit meinen 1400 € als Hälfte eines Pärchens. Olis Zahlen würde ich nicht erreichen wollen, das wäre mir viel zu wenig. Trotzdem fühle ich mich hier verstanden.

Das Kernproblem ist, dass Oli bisher weder im Job noch im Depot einen Abschwung erlebt hat. Das doofe an der Geschichte ist ... es kommt immer beides gleichzeitig.

Ich finde diese Frage an sich richtig gut!

Denn als ich auf die Seite gestoßen bin bzw. auf das Forum, da habe ich mir relativ bald genau die Frage gestellt, was denn eigentlich ein "Frugalist" ist?

Vor allem erkenne ich hier zwei Fraktionen:
1. Diejenigen, die finanziell unabhängig sein wollen, also ohne Verzicht in Rente gehen wollen (nie wieder Arbeiten). Dabei ist das Niveau auf dem sie leben, durchaus unterschiedlich angesiedelt.
2. Diejenigen, die bewusst auf alles verzichten wollen. Ob aus finanzieller Notwendigkeit heraus oder aus Einstellungssache, sei mal dahingestellt. Aber da geht es mehr um die Ideologie.

Die Bewegung, die von drüben rüber geschwappt ist, trifft wohl eher Punkt eins. Da geht es eher um egoistische Handlungsweisen. Man selbst macht sich zwar nichts aus ausuferndem Konsum, aber etwas geht schon, so lange man glücklich damit ist, nicht arbeiten muss und man doch ganz ok über die Runden kommt.Ich denke auch Oli ist bei der Fraktion (und ich auch).

Das Kerntheme diese Seite ist, wie man seinen Lebensunterhalt dauerhaft bestreiten kann ohne (regelmäßiges) Erwerbseinkommen und ohne staatliche Transferzahlungen und ohne Auststeigertum, sondern stattdessen aus den Kapitalerträgen eines angesparten Depots.

Ich definiere die Mittelschicht für einen Single Haushalt bis zu einem Nettoeinkommen (Stand 2016) von 3440 Euro pro Monat (darin sind alle Einkommen enthalten inkl der Mietwert einer selbst bewohnten und abbezahlten Immobilie), weil alles darüber bereits zu den obersten 10% der Einkommen gehört (Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/2019-08/institut-der-deutschen-wirtschaft-einkommen-singlehaushalt-gehalt).

Will man mit einem Mittelschichtseinkommen und einer Zeitschiene unter 25-30 Jahre eine ausreichende Depotgröße erreichen benötigt es in Abhängigkeit von der Zinserwartung weit, weit überdurchschnittliche Sparquoten.

Im Zusammenhang mit oben definiertem maximalen Einkommen ergibt sich somit zwangsweise ein Ausgabenverhalten, das durchaus möglich ist, aber wdeutlich außerhalb des sozialen Umfelds eben dieser Einkommensgruppe liegt. Man hat ein Einkommen nahe der Oberschicht, lebt aber nahe der Unterschicht. Die Spartipps auf dieser Seite drehen sich im Kern oft darum, wie man dies am besten "kaschiert" und damit zufrieden bleibt. (das klingt im Ton deutlich negativer als es gemeint ist) Gespart wird vor allem im privaten, weniger in der sozialen Interaktion. Also billig zuhause essen, kein teurer privater Urlaub, kein PKW, kleine Wohnungsgröße, etc..., während man dort wo man mit anderen agiert (Aktivitäten, gemeinsame Urlaube) sich dann eben auch an das Ausgabeverhalten der anderen anpasst bzw sich einen entsprechenden Freundeskreis sucht.

Der Grat zwischen Frugalismus und Geiz ist bei gemeinsamen Aktivitäten u.U. sehr schmal.

DAS erfolgreiche und zufriedene finanzielle Leben deutlich unterhalb der eigenen Einkommensschicht ist für mich Frugalismus.

Wenn einer meint, mit 8.000 Euro Einkommen und 4.000 Euro Sparquote gilt das für ihn auch, da er ja ebenfalls weit unterhalb seiner Möglichkeiten lebt und sich als Top 1% mit fast einem Mittelschichtslebensstil abgibt kann man dem auch zustimmen, aber die Spartipps eines 1400 Euro Einkommens passen nicht zu einem 4000 Euro Lebensstil.

Deutlich passender fände ich einen Lottogewinner, der hier reinschaut und sich darüber austauscht, wie er/sie mit dem meinetwegen 700.000 Euro am besten umgehen soll, um sich damit ein schönes restliches Leben zu ermöglichen. Das wiederum passt gut zum Finanzteil des Forums, denn da ist dann einfach die "Anzahlphase" übersprungen worden.

Aus meiner Sicht geht es hier also keineswegs nur oder primär um sparsames Leben, auch wenn die Seite sich so nennt

Das sparsame Leben ist hier ausschließlich Mittel zum Zweck um mit dem normalen Einkommen und üblichen Renditen ohne Glück und Lottogewinn eine ausreichende Depotgröße erreichen zu können, bevor man 70 Jahre alt ist.

MfG

 

Zitat von Cepha am 16. August 2020, 9:16 Uhr

Im Zusammenhang mit oben definiertem maximalen Einkommen ergibt sich somit zwangsweise ein Ausgabenverhalten, das durchaus möglich ist, aber wdeutlich außerhalb des sozialen Umfelds eben dieser Einkommensgruppe liegt. Man hat ein Einkommen nahe der Oberschicht, lebt aber nahe der Unterschicht. Die Spartipps auf dieser Seite drehen sich im Kern oft darum, wie man dies am besten "kaschiert" und damit zufrieden bleibt. (das klingt im Ton deutlich negativer als es gemeint ist) Gespart wird vor allem im privaten, weniger in der sozialen Interaktion. Also billig zuhause essen, kein teurer privater Urlaub, kein PKW, kleine Wohnungsgröße, etc..., während man dort wo man mit anderen agiert (Aktivitäten, gemeinsame Urlaube) sich dann eben auch an das Ausgabeverhalten der anderen anpasst bzw sich einen entsprechenden Freundeskreis sucht.

Man lebt mit vergleichbar hohen Ausgaben wie die Unterschicht, aber völlig anders als diese: Verzicht auf Konsumkrediten und Ausgaben mit kurzer Halbwertszeit (Zigaretten, Technikspielzeug), gesunde Ernährung, preiswerter Sport, Weiterbildung über Internet... Bis auf den fehlenden Luxus lebt der stereotype Frugalist doch eher wie ein Bildungsbürger. 🙂

Finanzen und Investieren ist ja ein übergreifendes Thema, darum sind im Forumnviele bei, die nicht übermäßig sparsam leben (müssen). Ist ja auch ok, das schöne hier ist ja gerade, dass auch die Einzelaspekte für sich einen Mehrwert liefern, da muss man gar nicht das volle Frugalistenprogramm durchziehn.

Ich denke auch, das ist für jeden individuell. Hauptsache ist, man ist glücklich. Wer einen gewissen Mindestkomfort brauch, sollte sich diesen halte, und nicht auf teufel komm raus sparen. es soll ja Leute geben, die mit dicken Pullies in der Wohnung sitzen, um Hiezkosten zu sparen. Das wäre nichts meins. Ich brauche keine teuren Klamotten, Anschaffungen von technischen Spielereien habe ich dramatisch reduziert. KFZ Kosten auch. Allerdings möchte ich ein Auto nicht missen, und ich möchte auch mit meiner Frau einmal die Wochen schön Essen gehen. Ob es nun 1000, 2000 oder 5000 Euro im Monat sind, muss jeder selber wissen.

Also, jeder lebt so seinen eigenen Frugalismus, und alle haben halt eine unterschiedliche Komfortzone.

Auch ich tu mir mit einer klaren Geldwert-Definition schwer. Manche Ausgaben sind relativ leicht beeinflussbar, manche nicht so ganz einfach. Wohnen in München bzw. im Umland ist deutlich teurer als Wohnen z.B. in Chemnitz (das war das erste Suchergebnis bei günstigste Mieten in Deutschland 2019)...

Auch ich sehe die Definition von Frugalismus als eine sehr individuelle subjektive Ansichtssache. Die für mich überzeugendste und symphathischste Definition ist die von Mr. Money Mustache, so wie ich sie verstanden habe:

Ziel des Frugalismus ist es, dass Lebensglück zu erhöhen.

Hierzu geht man im Hinblick auf die Ausgaben wie folgt vor:

  1. Erhöht die Ausgabe das Lebensglück? Wenn nein, lassen!
  2. Läßt sich die Erhöhung des Lebensglückes preiswerter als mit der geplanten Ausgabe erreichen?
  3. Wenn es sich um eine größere Ausgabe handelt: Verzögerung der Ausgabe, um festzustellen, ob die Ausgabe wirklich das Lebensglück erhöht.

Die sich aus diesem Verhalten zwangsläufig ergebenden Ersparnisse werden dann so angelegt, dass mit hinreichender Sicherheit die Ersparnisse ein passives Einkommen erzielen. Wenn das Passive Einkommen die notwendigen Ausgaben übersteigen, ist man finanziell unabhängig und könnte sich zur Ruhe setzen.

Was der einzelne dann macht ist ihm überlassen. Seine Beobachtung ist allerdings, dass die meisten nach wie vor sehr aktiv sind. Die Minderheit übt weiterhin ihren Beruf aus.

Eine weitere Beobachtung von ihm ist, dass dieses Verhalten gleichzeitig zu einer deutlich ökologischeren und glücklicheren Lebensweise führt. Beides kann ich für mich nur bestätigen, obwohl ich nach der Definition vom ersten Beitrag alles andere als ein Frugalist bin. Meine Effekte waren bislang:

  • Auto abgeschafft, e-bike angeschafft => ich bin deutlich fitter geworden
  • deutliche Reduzierung aller tierischen Produkte in der Ernährung => gesündere Ernährung, es schmeckt besser und ich fühle mich wohler
  • .....

Mein ökologischer Fußabdruck hat sich deutlich verringert!

Meine Sparquote ging weiter hoch. Es paßt einfach.

Seite 1 von 2Nächste