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Definitionsversuch "Echter" Frugalist

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Für mich definiert sich "mein" Frugalismus an 2 Punkten:

1. Freiheit (vor allem die Innere) und Unabhängigkeit.

Also die Dinge tun und lassen zu können die ich möchte. Das hat natürlich seine Grenzen da der Mensch ein soziales Wesen ist und ich gerne in Beziehung zur Partnerin und Kinder sowie Familie und Freundschaften lebe. Unnötig materielles Zeug macht hier natürlich zwangsläufig unfrei. Manches kann aber dabei unterstützen (z.B. Raum und Platz zu wohnen, für mich Sportgeräte wie Fahrräder und ISUP).

2. Soziale und ökologische Aspekte

Bin ich früher mit dem Motorrad nach Feierabend getourt und habe einen Tank verblasen, finde ich das heute befremdlich, zu laut, verschwenderisch eben nicht sinnstifftend. So gäbe es einige Beispiele. Frugulismus ist für mich deshalb nicht nur billig - im Gegenteil. Das Mineralwasser aus der 19 Cent Einwegplastikflasche ist das Billigste aber ich kaufe es nicht. So auch bei Lebensmittel generell.

Diese 2 Punkte sind für mich mehr frugal als der reine Minimalismus und möglichst wenig Geld auszugeben zu welchem Preis auch immer.

Beides hat bestimmt auch was mit dem älter werden zu tun, aber auch mit gesellschaftlichen Veränderungen.

Punkt 2 kommt mir scheinbar bei manchen zu kurz.

Beispiel: Natürlich kann ich meine Tomaten auch beim Discounter kaufen, die dann einmal um die halbe Welt (oder durch Europa) kutschiert wurden, im Zweifelsfall von (illegalen) Einwanderern unter sklaven-ähnlichen Bedingungen angebaut werden und auch geschmacklich und inhaltlich bedenklich sind. Oder ich kann sie vom nahegelegenen Biohof kaufen, den ich seit vielen Jahren kenne, die teilweise noch mit Pferden arbeiten und dann so schmecken, wie sie schmecken sollen. Die sind dann etwas teurer, aber 7,50 für ein Kilo ist mir das immer wert.

Zitat von Andre am 22. August 2020, 19:34 Uhr

Auch ich sehe die Definition von Frugalismus als eine sehr individuelle subjektive Ansichtssache. Die für mich überzeugendste und symphathischste Definition ist die von Mr. Money Mustache, so wie ich sie verstanden habe:

Ziel des Frugalismus ist es, dass Lebensglück zu erhöhen.

Hierzu geht man im Hinblick auf die Ausgaben wie folgt vor:

  1. Erhöht die Ausgabe das Lebensglück? Wenn nein, lassen!
  2. Läßt sich die Erhöhung des Lebensglückes preiswerter als mit der geplanten Ausgabe erreichen?
  3. Wenn es sich um eine größere Ausgabe handelt: Verzögerung der Ausgabe, um festzustellen, ob die Ausgabe wirklich das Lebensglück erhöht.

Die sich aus diesem Verhalten zwangsläufig ergebenden Ersparnisse werden dann so angelegt, dass mit hinreichender Sicherheit die Ersparnisse ein passives Einkommen erzielen. Wenn das Passive Einkommen die notwendigen Ausgaben übersteigen, ist man finanziell unabhängig und könnte sich zur Ruhe setzen.

Was der einzelne dann macht ist ihm überlassen. Seine Beobachtung ist allerdings, dass die meisten nach wie vor sehr aktiv sind. Die Minderheit übt weiterhin ihren Beruf aus.

Eine weitere Beobachtung von ihm ist, dass dieses Verhalten gleichzeitig zu einer deutlich ökologischeren und glücklicheren Lebensweise führt. Beides kann ich für mich nur bestätigen, obwohl ich nach der Definition vom ersten Beitrag alles andere als ein Frugalist bin. Meine Effekte waren bislang:

  • Auto abgeschafft, e-bike angeschafft => ich bin deutlich fitter geworden
  • deutliche Reduzierung aller tierischen Produkte in der Ernährung => gesündere Ernährung, es schmeckt besser und ich fühle mich wohler
  • .....

Mein ökologischer Fußabdruck hat sich deutlich verringert!

Meine Sparquote ging weiter hoch. Es paßt einfach.

Hey @andre, du sprichst mir quasi aus der Seele, ich sehe das 100%ig genau so. Die hohe Sparrate ist bei mir auch einfach eine angenehme Folge einer ethisch und ökologisch vertretbaren Lebensweise und Suche nach Lebensglück - dafür brauche ich zum Glück nicht so viele Dinge, die mit Geld zu bezahlen sind.

Nur das Ziel der Reise hatte mir noch gefehlt, das war bis vor zwei, drei Jahren noch nicht existent. Und mit Anstreben der finanziellen Freiheit kam bei mir die Geldanlage, statt Geld nur zu horten. Ein paar Jahre später als möglich, aber noch früh genug 😉

@Muslime_Frugi

Motorradfahren war auch für mich mal das Höchste. Aber alles zu seiner Zeit. Mit anfang 30 hab ich damit aufgehört. Jetzt brauch ich das einfach nicht mehr. Ebenso wie Bungeespringen. Ich bin froh um diese Erlebnisse und Erfahrungen, erfreue mich jetzt lieber an ruhigerem.

Bei Deinem Beispiel mit dem Wasser mußte ich schmunzeln. Mein Vater hat lange bei den Wasserwerken gearbeitet und gerne erklärt: Wer in München Wasser in Flaschen kauft, der ist ein Idiot. Und so trinke ich auch jetzt noch immer Leitungswasser. In anderen Gegenden ist das natürlich nicht so eine gute Idee.

Mir ist bei all meiner Sparsamkeit wichtig, bei Punkten die ich für relevant halte eben nicht zu sparen. Computer-Peripherie z.B. Ich sitze beruflich und privat viele Stunden an den Kisten. Da will ich gute Ein- und Ausgabegeräte. Hochwertige, große Monitore, diverse Mäuse wegen Mausarm etc...

 

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