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Buy and hold

Die "buy and hold"-Strategie ist umstritten. Die Gegenposition könnte man als "buy and sell" bezeichnen, obwohl sie meist einfach "Trading" genannt wird. "Billig kaufen, teuer verkaufen" ist ein klassisches Sprichwort dafür, oder einfach "Gewinnmitnahme".

Nach einigem Bedenken habe ich mich für "buy and hold" entschieden. Begründung:

- mehr Sprichwörter: "hin und her macht Taschen leer" (doppelte Transaktionskosten); "Aktionäre machen zwei Fehler: kaufen und verkaufen" (stimmt, wenn beides nicht zum optimalen Zeitpunkt erfolgt, den man aber in aller Regel nicht kennt - buy and hold reduziert die Fehlerchance auf 50%)

- Gewinnmitnahme ist auch mit buy and hold möglich: ausschüttende ETFs, dividendenstarke Aktien, Festzinsanleihen, und zwar "bar netto kassa" im Verrechnungskonto, ohne dass die Stück-/Nominalzahl im Depot (und damit die Erwartung weiterer Ausschüttungen) sinkt

- bis zur Höhe des Sparerfreibetrags (801€/Jahr für Singles) spart man darauf auch KEST+Soli+KiSt

- Dividendenlose Wertpapiere (habe ich auch im Depot: Berkshire Hathaway, Xetra-Gold, Steinhoff) versprechen Wert- allein durch Kurszuwachs.Vgl. Volatilität. Buchgewinn oder -verlust? Die kann man als Buy and holder mit Interesse anschauen und nix tun. Als Trader hofft man auf ein deutliches Kursplus, um nach Abzug aller Spesen noch über 0 rauszukommen - oder man verhält sich wie der Buy and holder und verkauft erstmal nicht 🙂

- bei ETFs nennt man die Nichtausschüttung "Thesaurierung" (ist aber in DE seit 2018 nicht mehr besonders steuerbegünstigt, scheint darum wohl abzunehmen) ; aber auch Buy and holder können die angesammelten Ausschüttungen reinvestieren, aber vielleicht in ein ganz anderes Papier, das z.B. nach Tagesform besonders vielversprechend aussieht

Disclaimer: ich bin erst seit 1.2.2018 an "den Börsen" aktiv, also blutiger Anfänger (Lehrling). Ich lese und lerne viel, und ändere meine Meinung entsprechend, wenn ich von etwas anderem überzeugt bin...

Was meint ihr zu buy and hold ./. trading?

Anleihen mit festem Enddatum (es gibt auch "ewige") sind übrigens ein Sonderfall für Buy and holder, die sie natürlich bis Laufzeitende halten. Dann nämlich wird der Nominalwert zurückgezahlt, und zwar ohne Verkaufsspesen (hoffe ich jedenfalls). Ich habe zwei, die bis 2019 laufen, danach weiss ich mehr 😀

Heute habe ich erstmals gegen meine selbstgesetzte buy and hold-Regel verstoßen:

A1W2ZY Spirit Realty Capital bot (ex-date 1.6., also morgen) einen split-off 10:1 in US84861U1051  https://www.finanzen.net/dividende/Spirit_MTA_REIT_Registered an. Geschenkter Gaul, eigentlich...

Nicht ganz, denn KESt+Soli+KiSt fallen auch auf solche "Sachdividenden" an. Das neue Papier ist bisher nur an der NYSE gelistet, in DE also erstmal nicht handelbar. Will ich das haben?

Nach einigen Internetrecherchen und Überlegungen habe ich die A1W2ZY dann mit 10% Bruttogewinn verkauft. Auf die Steuerabrechnung bin ich gespannt (mein erstes Mal...)

Wenn die Spirit Realty Capital (REIT, Div.rendite um 8%) dann deutlich unter meinem Verkaufskurs liegt, kaufe ich sie auch wieder.

"Theoretisch gibt es gar keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Praktisch aber doch..."

Buy an Hold bedeutet ja nicht, dass man nicht doch mal zwischendurch Kasse macht. Die Strategie hat ja ihre Begründung in der Tatsache, dass die meisten aktiv verwalteten Fonds im langfristigen Vergleich nicht den Index schlagen konnte, insbesondere bei Berücksichtigung der Gebühren.

Es gibt gelegentlich Situationen, in denen man von der grundsätzlichen Strategie eine Ausnahme machen kann, z.B. wenn es zu extremen Überhitzungen kommt wie 2001. Wenn man gute Gewinne gemacht hat, spricht nichts dagegen zu verkaufen. Für problematisch halte ich das Verkaufen zur Verlustbegrenzung, also Stop-Losses wenn das Wertpapier bereits im Minus ist.

Ein bisschen Bauchgefühl bzw. gesunder Menschenverstand gehört m.E. schon dazu. Wann und wie kaufe ich - vor allem dann, wenn alle abraten.

Anfang 2016 lag der Ölpreis Brent bei ca. 35$. Da habe ich mir einen ETF für 5000€ gekauft, und liegen gelassen. Man kann darüber streiten, ob es klug war, ihn bei 75$ zu verkaufen - er ist nun weg. Mir wurde beim Kaufen abgeraten zu kaufen, und beim Verkaufen wurde mir abgeraten zu verkaufen 😉

Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass man demnächst Deutsche Bank Aktien kaufen könnte ( wenn man Aktien haben möchte). Wenn mir genug davon abraten, werde ich einen Teil meines Ölgewinnes dort reinstecken, und liegen lassen - auf Jahre. Es gibt noch andere Papiere, bei denen die Beratungs- und Medienszene angeekelt abrät.

Aber das müssen Ausnahmen sein, und Spielgeld. Ansonsten gilt: Buy, Buy, Buy and Hold and Buy, Buy, Buy and Hold 🙂

 

 

Achte auf deine Gedanken! Sie sind der Anfang deiner Taten.

Ach, ich will ja eigentlich ja gar keinen Index "schlagen". Wenn meine Netto-Ausschüttungsrendite übers Jahr über der Inflationsrate (sagen wir 2%) liegt, bin ich schon zufrieden. Mehr wird natürlich auch gerne genommen...

Aber im konkreten Fall wurde mir ein "geschenkter Gaul" angekündigt, den ich zunächst versteuern müsste, bevor ich ihm überhaupt "ins Maul schauen" konnte... Also sell (einzige Möglichkeit, dieses Geschenk abzulehnen, Frist: heute).

Wie die Geschichte mit Spirit Realty weiterging:

10.4.18 1k gekauft zu 6.70€

31.5.18 verkauft zu 7.39€, Nettogewinn 61.11€, Steuern 32.14, damit "geschenkten Gaul" vermieden

5.6.18 3k wieder gekauft zu 6.70€ (alter Einstandskurs)

29.6.18 (Fr. Börsenschluss) Kurs 7.05 (+5.22%), Div.rendite 8.94% nach https://aktienfinder.net/dividenden-kalender

Lesson learned: solche "Rochaden" können mehr bringen als dogmatisches "buy and hold" - aber jetzt halte ich sie erstmal 🙂

Zitat von suchenwi am 31. Mai 2018, 22:06 Uhr

Ach, ich will ja eigentlich ja gar keinen Index "schlagen". Wenn meine Netto-Ausschüttungsrendite übers Jahr über der Inflationsrate (sagen wir 2%) liegt, bin ich schon zufrieden.

Das wäre mir für das eingegangene Risiko erheblich zu wenig. Mein unterer Wert liegt bei min. 4 eher 5 %. Erwarten tue ich mit meiner Strategie die Verdoppelung, sprich kumuliert 7,2 % p.a. durchschnittlich. Die habe ich mit klassischen Aktienfonds , analysiert ab 2008, locker übertroffen ( 11,7 % ).

Na ja, das war eine sehr vorsichtige Kalkulation. Mein Benchmark ist das Tagesgeldkonto der Sparkasse Bodensee mit 0.00% Bruttorendite, und das wollte ich zunächst übertreffen. Aktuell: Nettorendite 2.28% and rising...

Meine Anforderung habe ich mal auf 4% netto hochgesetzt. Das bedeutet 5.5% brutto. Also nach US-Kriterien High-yielders. Davon habe ich einige im Depot (Spitzenreiter Oxford Lane Capital: brutto 15%, netto 11%). Monatszahler auch noch.

Aber die Märkte sind gerade in ziemlicher Unruhe. Mal beobachten, und kleine Fische schnappen, bevor die Bären das tun...

Nachtrag: ich meine nur Ausschüttungs-Erträge. Mögen die Kurse volatieren wie sie wollen, das rechne ich nicht mit. "Nur Bares ist Wahres", auch wenn es bald danach reinvestiert wird.

Nochmal "buy-and-not-hold":

Letzten Freitag habe ich mein kleines 1k-Päckchen in Realty Income (NYSE:O) "abgestoßen". Bei leicht magerer Dividende (Okt.2018: netto 3.41€) war sie im Kurs um 25% gestiegen, so dass ich auf jeden Fall nicht nachkaufen wollte.

Überschlagsrechnung sprach für Verkauf. Nach erfolgtem Verkauf die Abrechnungen ebenso:

Verkaufserlös (netto, nach Steuern) 179.22€. Das entspricht gut 52 Monaten Dividende (die zahlen ja monatlich), also gut 4 Jahren. "Take the money and run"...

So lernt man eben: aus Erfahrungen (und der Geldbeutel ist ja das sensibelste Körperteil... ;^)