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besser spät als nie

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Hallo zusammen,

ich bin Stefan, 54 und fange erst seit Kurzem an konkret etwas in Richtung finanzielle Unabhängigkeit zu unternehmen. Mein Ziel ist es, mit 58+ aufzuhören. Noch 11 Monate und dann ist mein Haus abbezahlt. Danach wäre das unten meine Einnahmen-Ausgaben Bilanz. Momentan liegen 115.000€ bereit um in ETFs zu investieren (ich nehme gern Tips & Vorschläge für gute ETF´s an).

2017 hatte ich mein Depot fast kompett ins Haus gesteckt und seit dem nichts mehr angelegt (ja ich weiß, das geht besser). Ich habe mir einen eigenen kleinen Rentenrechner in Excel erstellt, mit dem ich seit Tagen rumspiele. Gibt es denn hier im Forum auch Austausch über Rentenrechner?

Frugalismus ist eigendlich für mich ein alter Hut, weil ich schon immer sparsam gelebt habe und nie vom Konsumwahn angesteckt wurde - auch wenn ich mich selbst wundere, wieso trotz Sparsamkeit da nicht mehr auf dem Konto ist. Nochmal kurz zu Tipps für gut laufende ETFs: ich habe mir die Juni Finanztest Ausgabe besorgt und wollte mich dort bei der "1.Wahl-Klasse" umgucken, sowie bei nachhaltigen ETFs.

Haus:
Grundsteuer 100 €
Straßenreinigung 131 €
Abfall 68 €
Wasser/Abwasser 93 €
Niederschlagswasser 139 €
Elementarversicherung 614 €
Schornsteinfeger 120 €
GEZ 222 €
Strom 552 €
Gas 1.116 €
Telefon/Internet 276 €
Webseite 16 €
  3.447 €
Auto:
KFZ-Steuer 0 €
Versicherung 500 €
Rückvergütung CO2 -350
  150 €
persönliches:
Lebensmittel 4.800 €
Nahverkehr 480 €
Sport 59 €
VPV VWL 288 €
sonstiges 4.000 €
Baumarkt 600 €
  10.227 €
Einnahmen: 67.874 €
Jahresausgaben: 13.824 €
Sparbetrag pro Jahr 54.050 €
Sparbetrag pro Monat 4.504 €

Das hier ist ein Auszug aus meinem Rentenrechner für die Ansparphase. Damit würde ich aber nicht die 4% Regel einhalten können.

    Ansparphase 4 Jahre
    ½ 2 3 4 ½
  Start 01.07.23 01.01.24 01.01.25 01.01.26 01.01.27
    115.000 € 166.900 € 244.887 € 315.480 € 371.134 €
ZinsenBasis 6,00 %   6.900 € 10.743 € 14.693 € 19.304 €
Zinsenrate     3.000 € 3.500 € 4.300 € 4.300 €
Spar-Rentenrate/M   -3.000 € -3.500 € -4.300 € -4.300 € -4.299 €
Sparbetrag/J   18.000 € 42.000 € 51.600 € 51.600 € 25.794 €
KapVers       12.144 €   6.256 €

Meine "Fallback"-Lösung wäre dann im Alter und leerem Depot der Hausverkauf (450.000+)

Ich freue mich auf eure Kommentare.

LG Stefan

Hallo Stefan,

4 Jahre bis FIRE hört sich sportlich an, aber da deine Einnahmen im Vergleich zu deinen Ausgaben sind +Vermögen vorhanden ist, könnte das funktionieren. Allerdings hätte ich da noch ein paar Fragen bzw. Punkte:

  1. Was für Rentenansprüche hättest du am Ende der 4 Jahre angesammelt?
  2. Kannst du mit 63 in Rente geht (wenn sich die Regeln nicht ändern werden)? Du hast ja dann ggf. nur 5 Jahre zu überbrücken und bei entsprechendem Rentenanspruch müsstest du bei deinem jetzigen Lebensstil dein Depot nicht ganz plündern.
  3. Ich versteh deine letzte Tabelle nicht. Könntest du die erklären? Was soll „ZinsenBasis“ und „Zinsenrate“ in der Tabelle bedeuten? Machst du bei „ZinsenBasis“ eine Annahme über die Rendite deiner ETFs? Falls ja, bin ich noch etwas verwirrter 😉 Am 1.7.23 sind 115.000 Euro im Depot und du investierst bis Jahresende weitere 18.000 Euro. Ich kann nicht nachvollziehen wie du auf den Wert am 1.1.24 kommst.
  4. In was für ETFs investierst du im Moment? „Standard“ MSCI World/EM bzw. ACWI ETFs? Oder was Exotischeres?
  5. Hast du dich schon mit deinen zukünftigen Ausgaben beschäftigt? Dein Auto wird ja auch mal eine Wartung brauchen, das Haus wird auch nicht neuer, eine Krankenversicherung müsstest du auch finanzieren, etc.

 

Gruß,
Planer

Hallo Stefan,

ich verstehe deinen Post nicht. Wenn du mit Mitte 50 gut 4500€ pro Monat übrig hast, welche du investieren, oder zur Seite legen könntest, aber bisher nur ein Vermögen von 450k Haus + 115k ETF aufgebaut hast, wo ist das ganze Geld hin, welches du in den vergangenen Jahrzehnten verdient hast?

Ich nehme dabei an, du verdienst in diesen Dimensionen nicht erst seit wenigen Jahren, sondern seit längerer Zeit.

Hast du darüber hinaus keine Verpflichtungen anderen Menschen gegenüber? Frau, Kinder? Vielleicht Tiere?

 

 

Zitat von Stefan_HH am 6. Juni 2023, 23:11 Uhr

 

Frugalismus ist eigendlich für mich ein alter Hut, weil ich schon immer sparsam gelebt habe und nie vom Konsumwahn angesteckt wurde
...

Meine "Fallback"-Lösung wäre dann im Alter und leerem Depot der Hausverkauf (450.000+)

Anscheinend bist du der Annahme aufgesessen, dass eine selbst bewohnte Immobilie kein Konsum sei. Das ist anscheinend der Luxus, den du dir gegönnt hast, auch wenn du es dir nicht eingestehst. Und das ist auch zeitgleich die Antwort auf die Frage, wo denn dein über die Jahre verdientes Geld, trotz sparsamen Lebensstil, hin ist.

Warum hast du dein Haus überhaupt innerhalb von sechs Jahren abbezahlt, was soll das?

Grüsse vom Sparschwein

Hallo Planer,

danke für Dein Interesse und deine Rückfragen. Hier meine Antworten:

  1. im letzten Rentenbescheid sind als bislang erreichte Rentenanwartschaft 1355€ angegeben (38 Rentenpunkte, Wartezeit wäre 2027 40 Jahre).
  2. Laut aktueller Finanztest müsste das mit Rente 63 klappen, aber ich hab die beiden Szenarien Rente 63 zu Rente 67 noch nicht gegenübergestellt.
  3. Ach ich bin ja kein Finanzexperte sondern Elektroingenieur und hab die Tabelle so aufgebaut, dass ich sie noch nachvollziehen kann (ich muß Zahlen irgendwie sehen) ich hab also erst mal die Zinsen des Basiskapitals berechnet, das zu Jahresbeginn im Depot ist (ZinsBasis) und dann nochmal die Zinsen die durch die monatliche SparRate (ZinsenRate). Mit den 6% hab ich die Wertsteigerung meines Depots angenommen. "Am 1.7.23 sind 115.000 Euro im Depot und du investierst bis Jahresende weitere 18.000 Euro. Ich kann nicht nachvollziehen wie du auf den Wert am 1.1.24 kommst." Naja, da ich noch 11 Monate je 800€ meinen Kredit abzahle, habe ich für dieses Jahr nur noch weitere 6x 3000€ als Sparbetrag zur Verfügung.  Jetzt sehe ich dass ich da falsche Zellen in meiner Tabelle verknüpft hatte und der Rest Murks ist. Danke für den Hinweis !
  4. (bitte hinsetzen) ich hab noch NIE in ETFs investiert und seit längerm mein Geld einfach auf dem Girokonto angesammelt 🙄 . Natürlich hatte ich seit Hauskauf eine Menge Investitionen (energetische Sanierungen). Aber das ist keine Entschuldigung. Daher starte ich jetzt bei Null und lerne erst seit ner Woche fleißig über diese Themaktik
  5. Meine zukünfigen Ausgaben habe ich bis jetzt nur aus den aktuellen abgeleitet und die Hauskreditraten weggelassen. Ich denke, dass ich mit etwas Bewußtheit die aktuellen Ausgaben noch senken kann (hab z.B. seit Kriegsbeginn aus Protest nur mit Holzpaletten geheizt und 500€ Gasgeld rückerstattet bekommen).

LG Stefan

Hallo Sparschwein,

ich verdiene erst seit 2017 in dieser Größenordnung. Vorher kam ich auf brutto 72.000 und wohnte zur Miete (12.000€/J) mit Freundin. Lebe seit einem Jahr alleine und hatte vorher viel in Beziehung investiert (Urlaube, Ausgehen etc). hatte damals fast alle Ausgaben übernommen, da Freundin Frührenterin war.

Ja ich weiß, alleine in 140m² zu wohnen ist nicht sehr sinnvoll (mein CO2-Fußabdruck ist daher allein wegen der neuen Gasheizung grottenschlecht, da der Verbrauch nicht durch Mitbewohner geteilt wird). Es war auch nicht geplant dass ich jetzt alleine lebe...

Warum ich meinen Kredit in 36 Monaten abbezahle? Weil ich von meinem kleinbürgerlichen Elternhaus so geprägt wurde: "Wenn man sich etwas nicht leisten kann, dann spart man solange", Kredite sind pfui. Ich bettele die Commerzbank seit 2 Jahren an, früher rauszukommen mit Vorfälligkeitsentschädigung usw, aber die blocken komplett ab. Das ist also reine Kopfsache bei mir und ich lerne jetzt gerade, dass das vielleicht quatsch ist und ich das Geld besser anlege.

Für viele von euch, die sich schon viel länger mit Geldanlage usw auseinandersetzen, mögen meine Schilderungen seltsam vorkommen, aber ich hatte was Geldanlage angeht unnütze Glaubenssätze und Moralvorstellungen.  Das korrigiere ich jetzt gerade um noch die Kurve zu kriegen. 🙂

 

Zitat von Stefan_HH am 7. Juni 2023, 11:18 Uhr

Warum ich meinen Kredit in 36 Monaten abbezahle? Weil ich von meinem kleinbürgerlichen Elternhaus so geprägt wurde: "Wenn man sich etwas nicht leisten kann, dann spart man solange", Kredite sind pfui. Ich bettele die Commerzbank seit 2 Jahren an, früher rauszukommen mit Vorfälligkeitsentschädigung usw, aber die blocken komplett ab. Das ist also reine Kopfsache bei mir und ich lerne jetzt gerade, dass das vielleicht quatsch ist und ich das Geld besser anlege.

Ich wurde von meinen Eltern so geprägt, dass es morgen regnen wird, wenn ich meinen Teller nicht leeresse. Habe aber mittlerweile erkannt, dass da kein Kausalzusammenhang besteht und verhalte mich dementsprechend. Das wäre eventuell auch was für dich?

Wenn du vor mehreren Jahren die Hypothek aufgenommen hast wirst du doch einen relativ niedrigen Zinssatz haben. Ist absoluter Käse, den möglichst schnell abzuzahlen in Zeiten hoher Inflation. Also wirklich absolut.

Für viele von euch, die sich schon viel länger mit Geldanlage usw auseinandersetzen, mögen meine Schilderungen seltsam vorkommen, aber ich hatte was Geldanlage angeht unnütze Glaubenssätze und Moralvorstellungen.  Das korrigiere ich jetzt gerade um noch die Kurve zu kriegen. 🙂

Anscheinend korrigierst du die eben nicht, wenn du mit Mitte fünfzig immer noch auf die Glaubenssätze deiner Eltern zurückgreifst.

Zitat von Stefan_HH am 7. Juni 2023, 11:18 Uhr

Ja ich weiß, alleine in 140m² zu wohnen ist nicht sehr sinnvoll (mein CO2-Fußabdruck ist daher allein wegen der neuen Gasheizung grottenschlecht, da der Verbrauch nicht durch Mitbewohner geteilt wird). Es war auch nicht geplant dass ich jetzt alleine lebe...

Und jetzt hat sich der Markt so verändert, dass du die Hütte höchstwahrscheinlich nicht zum Kaufpreis wieder loswirst.

Neuer Mitbewohner nicht in Aussicht?

Hallo Stefan,

wenn du deinen Ansparplan und deinen Ausgabeplan so umsetzen kannst, dann sehe ich überhaupt kein Problem. Wenn du mit 58 aufhören willst, dann brauchst du schließlich nur 9 Jahre bis zur Rente überbrücken. Ok, die Ausgaben werden dann etwas steigen, Krankenkasse kommt dazu und ein paar Extra-Ausgaben für die Freizeitgestaltung. Und die Rente scheint ja auch in einer akzeptablen Größenordnung zu sein.

Was mir ein bisschen in deiner Ausgabenaufstellung fehlt, sind Rücklagen für größere Anschaffungen, z. B. neue Heizung, neues Auto, Brille. Ich selber kalkuliere dafür 200 EUR im Monat. Haus und Auto kosten halt ... immer und viel.

Aber ansonsten halte ich deinen Plan für absolut umsetzbar.

 

Hallo @sparafuchsile,

vielen Dank für Deine Rückmeldung. Beim Spielen mit diversen Sparrechnern hab ich festgestellt, das ein Jahr mehr Sparen ganz schön was ausmacht. Ich werde es deshalb flexibel angehen Ein Jahr mehr bis zum Ziel der finanziellen Unabhähigkeit halte ich auch noch aus 😆

Da ich ja die ganze Zeit mein Geld auf dem Girokonto hatte, mußte ich mir nie Gedanken über Rücklagen machen. Würde es nicht einfach reichen, wenn ich bei Bedarf einfach etwas das Depot plündere? So zwei Monatsgehälter würde ich natürlich immer flüssig lassen. Neues Auto hab ich ja erst (nach laaaangem Überlegen), das soll bitteschön noch was halten.

Hallo Stefan_HH, ich finde es super, wie reflektiert du auf deine bisherigen Entscheidungen schaust und bereit bist, jetzt einiges systematischer anzugehn, auch wenn dein Plan noch nicht ganz ausgegoren ist und du noch etwas Wissenslücken füllen hast.

Zu deiner letzten Frage: Da du mit ETFs ja offenbar eine klassische aufwandsarme Buy&Hold Strategie planst, solltest du ins Depot nur Geld stecken, dass du über mindestens 5, besser 10 oder mehr Jahre nicht benötigst, sonst hast du ein nicht geringes Risiko, mit Verlust verkaufen zu müssen. Das wäre bei ein paar wenigen tausend Euro noch kein Drama, aber auch nicht optimal.

Guten Abend @thewanderer,

danke für Deine Rückmeldung und deinen Tipp. Also geplant ist, dass ich morgen und übermorgen  die freien 115.000€ anlege in iShares MSCI World und 5 Jahre liegenlasse bis 2028. Ab da an würde ich gern die Ansparphase beenden und meinen Angestellten-Job kündigen. In der Zeit von jetzt bis 2028 würde ich natürlich fleissig weiter in ETFs ansparen.

Ich kenne LiFo und FiFo nur vom Programmieren aber nicht wirklich aus der Finanzwelt. Wie müßte ich das denn anstellen mit dem lange liegen lassen der Anteile?  Wenn ich jetzt mal angenommen in einem halben Jahr neue Anteile vom Fonds kaufe, wie müßte ich das handhaben? Oder muß man dann einfach einen anderen Fonds nehmen, damit nichts gemischt wird?

Hallo Stefan,

vielen Dank für die Antworten. Bei deinen zukünftigen Rentenansprüchen, die ja noch um ca. 8 Punkte wachsen werden, sieht der Plan erstmal gar nicht so unrealistisch aus. Falls die Rente mit 63 nicht abgeschafft werden sollte, wird das sehr wahrscheinlich die beste Option für dich sein. Die 14,4% Abzug ist zwar viel, aber du kassierst dann auch 4 Jahre länger Rente und schonst entsprechend 4 Jahre früher dein Depot. Da insbesondere der Faktor Zeit den Erfolg bei Buy&Hold bringt, sind weniger Entnahmen am Anfang wünschenswert. Allerdings sehe auch ich deine Entnahmestrategie kritisch. Alles ins Depot zu investieren und dann nur zwei Monatsgehälter flüssig zu haben, könnte im Falle eines Crashes oder einer sehr schwachen Börsenphase weh tun. Es wäre deswegen wahrscheinlich sinnvoll, wenn du dich noch etwas mit der Entnahmephase beschäftigst.

Dass du bisher nicht in ETFs investiert hast, ist ja grundsätzlich nichts Verwerfliches. Hast du Erfahrung mit Aktien? Wenn du heute deine 115.000 Euro in den Aktienmarkt schiebst und morgen im Depot nur noch 113.000 Euro sehen würdest, wäre das für dich vom Kopf her verkraftbar? Wäre es verkraftbar, wenn am Ende des Jahres da nur noch 105.000Euro stehen würden? Im Moment befinden wir uns in einer Seitwärtsbewegung und wie es an der Börse nun mal so ist, weiß man nicht wohin die Reise kurzfristig geht. Wissenschaftlich/Statistisch gesehen ist die einmalige Investition deiner 115.000 Euro die Entscheidung mit der größten Aussicht auf Erfolg. Bei roten Zahlen darf man sich nicht verrückt machen und muss das als gute Phase zum Nachkaufen sehen. Falls du ein totaler Börsen-Newbie bist, könnte es dir auch helfen zunächst erstmal nur mit 10% zu investieren und dann nach und nach weiteres Geld nachzuschieben. Ob das Rendite kostet oder bringt, hängt vom Kursverlauf ab, aber du gewöhnst dich ggf. vielleicht besser an die Schwankungen.

Tendenziell ist eine Zeit von 4 Jahren zu wenig um relativ sicher zu sein, dass du am Ende nicht im Minus mit ETFs bist. Allerdings kannst du ja die Situation bewerten bevor du kündigst und dann hast du ja noch immer die Option weiterzuarbeiten.

Folgendes Bild könnte interessant für dich sein:

MSCI-Renditedreieck

Und hier der Artikel dazu: click here

Mit einem iShares MSCI World ETF hast du dich für ein Produkt entschieden, was grundsätzlich empfehlenswert und kein Nischenprodukt ist. Ich persönlich präferiere Ausschütter, aber in deiner Situation (und im Allgemeinen) ist ein thesaurierender ETF die bessere Wahl. Wenn einem allerdings die 70% USA zu viel sind, kann man sich für einen ETF entscheiden, der auf dem MSCI ACWI bzw. FTSE All-World Index basiert. Da sind dann die Schwellenländer auch enthalten (ca. 10%). Man muss sich aber im Klaren sein, dass man in jedem Fall von den USA abhängig ist. Wenn es wirtschaftlich in den USA schlecht aussieht, merkst du das so oder so. Ich persönlich würde in deiner Situation wahrscheinlich auch zum MSCI-World tendieren.

Gruß
Planer

Guten Morgen Planer,

das sind gute Tipps, vielen Dank! Der Hinweis mit dem USA ist grad für mich ein Augenöffner. Ich mag die USA und deren Art zu leben/wirtschaften so vom Bauchgefühl nicht besonders und dann soll ich in einen so stark gewichtetene ETF investieren? Asien fühlt sich für mich irgendwie viel mehr nach "Heimat" an.  Außerdem mag ich Nachhaltigkeit sehr und hab auch deshalb meine Bank gewechselt (Triodos).  Vielleicht suche ich mir daher lieber nachhaltige ETFs mit etwas anderen geografischen Schwerpunkten. Vor meinem Hauskauf hatte ich viel in Fonds und in BASF-Aktien gesteckt und auch mal mit einem SEB-Immofonds 20.000 verloren (ich hab versucht die Anteile (135€ Restwert) gestern zu verkaufen, aber die scheinen nicht mehr gehandelt zu werden...

Ich habe heute noch Urlaub und werde mir deine Ratschläge nochmal in Ruhe durchlesen und verinnerlichen bevor ich investiere  🙂

Gruß Stefan

Hallo Stefan,

wenn du die Renditen nicht beschneiden möchtest, wirst du wohl nicht um einen hohen Anteil USA vorbeikommen. Ich würde davon abraten künstlich die USA sehr gering zu gewichten. Microsoft, Google usw. sind zwar auf dem Papier US-Unternehmen, aber ihre Gewinne erwitschaften sie global. Von Sektor- oder Themen-ETFs würde ich ganz abraten, da das mehr Spekulation als Investition ist und so eine Altersversorgung relativ wackelig sein kann. In solchen ETFs sind meist auch nur "wenige" Positionen enthalten. Ein weiterer Ansatz wäre auf Dividenden zu setzen, was kurzfristig ein sehr konservativer Ansatz wäre, aber langfristig tendenziell schlechter läuft als ohne den Filter auf Dividenden. Dividendenrendite allein ist kein Qulaitätsmerkmal, aber es gibt "funktionierende" Strategien in dem Bereich.

Ein Trend sind ETFs auf Indices mit ESG oder SRI Filter, die nach gewissen Nachhaltigkeitskriterien Unternehmen für den jeweiligen Index ausschließen. Ich persönlich würde das nicht machen, aber du musst natürlich mit deinem Investment auch gut schlafen können.

Vielleicht beschäftigst du dich noch ein wenig mit der Thematik und investierst erst wenn du dir relativ sicher bist. Die verfügbaren ETFs am Markt könntest du dir auch mal angucken (falls noch nicht geschehen). JustETF.com oder extraetf.com sind gute Quellen und dort kann man sich auch die Top10 Positionen angucken und wie die Verteilung auf die Regionen/Länder sind. Bei extraETF hab ich dir mal die Suche mit Nachhaltigkeitsfilter hier verlinkt. Wenn man dann einen interessanten ETF findet, kann man sich bei dem jeweiligen ETF Anbieter weitere Informationen einholen.

Deine erste Wahl bzgl. ETF hatte mir allerdings schon gut gefallen und ich wollte dich nicht verunsichern.

Gruß,
Planer

ETFs sind in meiner Wahrnehmung etwas für langfristige Rendite. 5 Jahre ist kurzfristig. Wenn die nächsten 10 Jahre schlecht werden (und das ist imho gut möglich), wirst du deine Pläne nicht umsetzen können, mit Rendite zu entsparen. Kurzfristig würde ich risiko- und somit renditeärmer anlegen. Konservativ und gesichert angelegt sind heute bummelig 3% Rendite möglich.

Wer sparsam ist muss weniger arbeiten.

Hallo Stefan, wenn man passiv unterwegs sein will, dann gibt es tatsächlich kaum noch einen Grund, den MSCI World zu nehmen, sondern man kann gleich zum MSCI ACWI greifen (oder natürlich zum Pendant von Vanguard). Nachhaltig geht schon, du musst dir aber klar machen, dass die Kosten etwas höher sind, das Risiko durch weniger Diversifikation höher, und deine Wahl am Ende vielleicht keinerlei positiven Effekt hat. Hier ist ein imho sehr guter Artikel dazu: https://hartmutwalz.de/nachhaltige-geldanlagen/

Wer z.B. die letzten Jahre voll auf nachhaltig war, hat die Gewinne im Bereich Kriegsindustrie und der fossilen Energie verpasst. Vermutlich hat er diese damit in keiner Weise gebremst, den Gewinn hat nur einfach wer anders mitgenommen. Ist aber auch Kopfsache, kann verstehen wenn man da persönlich dennoch außen vor sein will.

Thema Anlagedauer: Ob LIFO oder FIFO ist am Ende egal*, wichtig ist das Durchschnittsrisiko des Gesamtvermögens. Beispiel: Du sparst 5 Jahre lang monatlich 1000€ in Aktien-ETFs und fängst nach fünf Jahren an mit der gleichen Rate zu entsparen. Bei angenommen gleichbleibenden Kursen und FIFO lag jeder 1000er genau 5 Jahre im Depot. Bei LIFO lag ein 1000er 10 Jahre im Depot, ein anderer dagegen nur 1 Monat, usw. im Schnitt sind es dieselben fünf Jahre.

Ein damit zusammenhängendes Problem ist das Sequence of Return Risk (deutsch Renditereihenfolgenrisiko), die ersten Jahre deiner Entnahme sind die riskantesten / entscheidensten für den späteren Verlauf. Hier ist das etwas technisch aber sonst gut beschrieben: https://www.finanzen-erklaert.de/sequence-of-return-risk/

Du solltest überlegen, wie du damit umgehst. Die meisten hier haben dafür eine Art Plan, z.B. halten sie Cash für mehrere Jahre vor, arbeiten mit "Cash-Zelt", leben anfangs mit reduzierter Entsparrate, passen die Entsparrate der Entwicklung an oder nehmen sogar Mini- oder Midi-Jobs an. Eine der einfachsten Varianten (keine Empfehlung, nur Beispiel!) wäre bei dir, das Einkommen des letzten Jahres cash zu halten. Das würde deine durchschnittliche Haltedauer im Depot automatisch erhöhen.

 

*egal bzgl. Risiko. Bei den Steuern auf Kursgewinne ist es dagegen wichtig. Das Finanzamt rechnet FIFO.

Zitat von Stefan_HH am 8. Juni 2023, 6:58 Uhr

Ich mag die USA und deren Art zu leben/wirtschaften so vom Bauchgefühl nicht besonders und dann soll ich in einen so stark gewichtetene ETF investieren? Asien fühlt sich für mich irgendwie viel mehr nach "Heimat" an.  Außerdem mag ich Nachhaltigkeit sehr und hab auch deshalb meine Bank gewechselt (Triodos).  Vielleicht suche ich mir daher lieber nachhaltige ETFs mit etwas anderen geografischen Schwerpunkten.

Ich hab mir auch ein paar Einzelaktien nach persönlicher Vorliebe ausgesucht. Diese Positionen haben 60%, 70%, 80% an Wert verloren. Persönliche Vorlieben und Bauchgefühle sind dem Markt herzlich egal. Dieses Lehrgeld habe ich bezahlt - Obacht, was das angeht.

Wer sparsam ist muss weniger arbeiten.

Hallo Stefan,

zu " nachhaltigen ETF" würde ich mich nochmal belesen. Letztlich ist das Augenwischerei. Mach dich mal schlau, was für "Verbrecherfirmen" alle als nachhaltig kategorisiert werden und wie es dazu kommt. Dieser Artikel bietet einen Einstieg in das Thema.

https://zeit---geist.de/magazin/nachhaltige-etf-indexfonds/#ne-11

Ich lebe auch sehr resourcenschonend und nachhaltig, darauf kann ich auch direkten Einfluss nehmen. Bei der Geldsnlage hört der Spaß dann aber auf. Hier möchte ich möglichst breit aufgestellt sein und im Verhältnis zum dadurch eingegangenen Risiko einen möglichst maximalen Ertrag haben. Dazu gehören z.b. auch laufende Kosten der Fonds. Eine Unterrendite fürs grüne (erlogene) Gewissen brauche ich nicht im Depot.

Wenn du in einen Breiten Selt ETF wie den ACWI investierst, so hast du natürlich auch dort jede Menge "nachhaltige Firmen" mit im Boot. Zudem knapp 20% ermerging markets, also schwellenländer mit im Portfolio. Dazu gehört u.a. auch Asien. der USA Anteil ist dann auch etwas geringer, liegt aber immer noch über 50%. Das ist meiner Meinung nach auch okay. Es gibt auch welche, die noch small caps mit drin haben

Wenn du als Anfänger zu viel umherschraubst, wirst du mit hoher Wahrscheinlichkeit eine kleinere Rendite bei höherem Risiko oder größerer Volativität generieren. Lies dich vielleicht mal ein wenig in die Thematik ein.

Asien hat keine sinderlich stabilen politischen Verhâltnisse und eine in vielen Ländern fragwürdige Außenpolitik. Das ist für die Anlage großer Summen nicht gerade vertrauenserweckend.

Ich persönlich versuche, mein Portfolio möglichst übersichtlich zu halten. 75% meines Anlagekapitals liegt im Ishare ACWI. die restlichen 25% habe ich als Sektorwetten bzw. Schwerpunkte in Einzelaktien investiert. Das aber mehr aus Spieltrieb und weil ich so schwerpunkte nach meinem eigenen Empfinden setzen kann/möchte.

vg

hallo liebe MitForisten und -Foristinnen,

vielen vielen Dank für eure wertvollen Tipps und Gedankenanstöße. Die helfen mir gerade sehr weiter und durch eure Unterstützung fühlt sich das gerade richtig gut an. Ich kenne mich ausgezeichnet mit elektrischen Stömen aus, aber mit finanziellen Stömen habe ich bis jetzt immer etwas gefremdelt - obwohl die ja auch nur eine Energie sind die fließen möchten.

Vielleicht ist meine anfänliche Planung mit 59 auszusteigen zu wackelig, aber was soll´s. Wichtig ist, dass ich endlich ein Ziel habe und Licht am Ende des Tunnels sehe :-).

P.S. ich bin Wind- und Solarparkplaner. Falls als Jemand von Euch Fragen zu dieser Thematik hat (Technik, Projekte, Erträge, Wirschaftlichkeit), würde ich euch gern etwas an Wissen zurückgeben.

VG

Zitat von Stefan_HH am 8. Juni 2023, 6:58 Uhr

 

Ich mag die USA und deren Art zu leben/wirtschaften so vom Bauchgefühl nicht besonders und dann soll ich in einen so stark gewichtetene ETF investieren? Asien fühlt sich für mich irgendwie viel mehr nach "Heimat" an.

Nee. Bitte tu' dir selber den Gefallen mit diesen Glaubenssätzen, Weltanschauung, Vorstellungen von der Funktion von Finanzmärkten usw. nicht an der Börse aktiv zu werden.

Finanzströme sind auch keine "Energien die fließen möchten", sondern im Ergebnis Erwartungen der Marktteilnehmer, entstanden aus messbaren Kenngrößen wie Zinsen, Inflation, Unternehmenergebnisse usw. und externen Ereignissen, von Kriegen bis disruptive Innovationen.

Es wird der Rendite deiner Deponie wirklich herzlich egal sein, ob sich Asien, oder die Uckermark sich für dich nach "Heimat anfühlt".

Allgemein haben Gefühle bei Investmententscheidungen keinen Platz. Wenn du das nicht trennen kannst, oder willst, leg dein Geld bitte einfach auf ein Tagesgeldkonto.

Zum Thema "Nachhaltig Investieren" kann ich noch zwei Buch-Tipps beisteuern: Nachaltig Investieren von Andreas Braun und Ökoethinvesting von Christopher Klein. Beide Autoren beschreiben die Grundsätze des Nachhaltigen Investierens. Und persönlich habe ich den Eindruck, dass nicht vieles, was sich selbst als nachhaltig bezeichnet, meinen Vorstellungen entspricht. Bei anderen Anlageformen, die dann mehr meinen Nachhaltigkeitskriterien entsprechen, sehe ich erhebliche Kursschwankungen oder erhebliches Risiko. Ich habe mich entschieden, dass nachhaltige Investitionen wohl eher nicht zu meinem Anlageziel passen. Auch wenn ich das bedauere.

 

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