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Beginn des Privatier-Daseins - Fragen zur individuellen Steuer

Hallo zusammen,

ich freue mich hier mitzumachen und mich zunächst einmal vorzustellen.

Ich bin Michael, 57, und kurz davor zukünftig komplett auf Einnahmen aus dem eigenen Vermögen umzustellen.

Ich bin mit 55 aus dem Job ausgestiegen, hatte eine abbezahlte Wohnung und ca. 550€ Netto Dividendeneinkommen auf der Habenseite.
Meine Depots setzen sich primär aus Dividenden Aktien, ETFs und CEFs zusammen, den Anteil an sogenannten Wachstumsaktien habe ich zuletzt
nach und nach reduziert, sodass ich  aktuell im Bereich ~ 650€ Netto-Einkommen liege, ich gehe davon aus (Annahme), dass sich das bis Ende 24 auf ca. 700 €
steigern lässt. Da sich aktuell eine gute Gelegenheit bietet weitere Wachstumswerte in auszahlende Positionen umzuwandeln, kann ich mir bis Ende '25 ganz gut
800€ Netto vorstellen.
Wie ihr wisst, zahlen wir auf unsere Einnahmen, abzüglich der 801/1602€ knappe 30% (Abgelt/Soli) Steuern, die unser Einkommen demnach um ein Drittel reduzieren.
Das lässt mich die Frage an euch stellen, wie ihr damit umgeht?
Ich habe das eine oder andere nun über eine individuelle Steuerberechnung gelesen, das sorgt aber immer noch bei mir für eine gewisse Unsicherheit.
Ist es möglich beispw. eine Günstigerprüfung für 2024 zu beantragen obwohl ich in diesem Jahr noch ALG 1 bekommen habe?
Hintergrund ist: Ich möchte ab 2025 ausschließlich von meinen Kapitaleinkünften leben, sollte ich hierbei einen individuellen, für mich günstigeren Satz bekommen, wäre das eine gr0ße Erleichterung.
Darf ich fragen wie ihr das gestaltet?

 

Liebe Grüße

Michael

 

Hallo @privatier_in_spe,

das Stichwort für dich heißt Günstigerprüfung. Hier ist das ausführlich beschrieben:

https://frugalisten.de/steuern-kapitalertraege-privatier-optimieren/

 

Zitat von Privatier_in_spe am 10. Mai 2024, 11:55 Uhr

Ich bin  57 und kurz davor, zukünftig komplett auf Einnahmen aus dem eigenen Vermögen umzustellen.

Ich bin mit 55 aus dem Job ausgestiegen, hatte eine abbezahlte Wohnung und ca. 550€ netto Dividendeneinkommen auf der Habenseite.

Vermutlich 550 € monatlich.

Meine Depots setzen sich primär aus Dividenden Aktien, ETFs und CEFs zusammen. Den Anteil an sogenannten Wachstumsaktien habe ich zuletzt
nach und nach reduziert, sodass ich  aktuell im Bereich ~ 650€ Netto-Einkommen liege.

Es ist ein typischer Denkfehler, auf Ausschüttungen zu setzen, wenn man damit seinen Lebensunterhalt bestreiten will. Kurssteigerungen sind gegenüber Ausschüttungen deutlich flexibler. Man tut in diesem Zusammenhang wohl daran, eine Depotbank mit niedrigen Spesen zu wählen.

Da sich aktuell eine gute Gelegenheit bietet weitere Wachstumswerte in auszahlende Positionen umzuwandeln, kann ich mir bis Ende '25 ganz gut
800€ netto vorstellen.

Wie schon gesagt: Denkfehler. Wir lange die Hausse noch geht, weiß keiner. Aber in den vergangenen Jahren war es sicher finanziell sinnvoller, eine Google mit 30% ohne Dividende laufen zu lassen und ggf. Aktien zu verkaufen, wenn man Geld zum Leben brauchte, als eine Altria mit 7% Dividendenrendite zu halten, die sich nicht vom Fleck bewegte.

Wie ihr wisst, zahlen wir auf unsere Einnahmen, abzüglich der 801/1602€ knappe 30% (Abgelt/Soli) Steuern, die unser Einkommen demnach um ein Drittel reduzieren.

Offensichtlich bist Du diesbezüglich nicht ganz auf dem neuesten Stand. Der Sparerfreibetrag beträgt seit 2023 1000 € für einen Ledigen, und Abgeltungssteuer + Soli betragen zusammen 26, 375%.

Ich habe das eine oder andere nun über eine individuelle Steuerberechnung gelesen, das sorgt aber immer noch bei mir für eine gewisse Unsicherheit.
Ist es möglich beispw. eine Günstigerprüfung für 2024 zu beantragen obwohl ich in diesem Jahr noch ALG 1 bekommen habe?

Können kann man immer, fragt sich, was das bringt.

Steuerfälle sind hoch individuell, die muß man sich jeweils einzeln im Detail anschauen.

Hintergrund ist: Ich möchte ab 2025 ausschließlich von meinen Kapitaleinkünften leben, sollte ich hierbei einen individuellen, für mich günstigeren Satz bekommen, wäre das eine gr0ße Erleichterung.

Lies Dich ein (und vergiß die Krankenversicherung nicht, die bei einem Privatier verhältnismäßig teuer ist).  Wer von seinen Kapitaleinkünften lebt, versteuert in vielen Fällen besser normal als per Abgeltungsteuer (Stichwort: Günstigerprüfung). Rechne allerdings zweckmäßigerweise selber, es steht viel Falsches darüber im Netz.

Verstehe ich das richtig, eine abbezahlte Wohnung und 550 bis 700€ Dividenden Einnahmen?  Finde ich schon sehr sportlich!  Reicht kaum für die Nebenkosten und die Krankenversicherung.  Oder gibts noch weitere Einnahmen/Sponsoren?

Bis ca. 10.000€ (einschließlich Sparerfreibetrag) zahlt man eh keine Steuern und die Krankenversicherung kann man ja auch noch absetzen.

 

Wenn das Depot z.B. 300.000€ beträgt, mit Kapitalverzehr gerechnet wird und mit 63 eine ordentliche GRV, BAV u.ä. dazukommen, kann das bei moderatem Lebensstil schon passen. Es fehlen halt wesentliche Infos um das zu beurteilen, das war aber auch gar nicht die Fragestellung.

@privatier_in_spe

Da muss man nix beantragen. Steuererklärung korrekt abgeben reicht. Zu viel bei den Dividenden einbehaltene DEUTSCHE Abgeltungssteuer wird erstattet. Bei den genannten Beträgen alles.

@The Wanderer

Ja, so ähnlich stellt es sich dar. Funktionieren wird es, am Ende geht es wohl mehr um die Gestaltung.

Herzlichen Dank für die Infos, die Günstigerprüfung wird es wohl sein, das werde ich im frühen, kommenden Jahr
alsbald angreifen - bin mal gespannt was dabei herauskommt.
Ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg beim Investieren!

Grüße
Michael