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Ausstieg in 5 Jahren

Hallo in die Runde,

in 5 Jahren, wenn mein Sohn Abitur macht und in sein eigenes Erwachsenenleben startet, möchte ich finanziell frei sein.

Direkt nach meiner Lehre als Goldschmiedin habe ich in dem Beruf in Irland, Wales und Australien gearbeitet, bin zwischendurch intensiv durch Asien gereist und habe viel Zeit mit Wellenreiten verbracht. So war ich insgesamt 6 Jahre unterwegs, bevor ich mich mit kleinem Kind wieder hier in Norddeutschland niedergelassen habe. Ein paar Jahre habe ich als Klettertrainerin und im Bereich Teamtrainings/Coaching gearbeitet.

Ich hatte schon immer den Wunsch, später mal auf dem Dach einer kleinen Immobilie im eigenen Waldgrundstück zu stehen und in 360 grad drumherum keinen Nachbarn zu sehen. Aber wie kommt man an Eigentumsland mit Häuschen, wenn man beruflich eher sowas wie "Subsitenzwirtschaft" betreibt, also von geringem Stundenlohn trotz Vollzeit dennoch  von der Hand in den Mund lebt? Zwischen mir und meinem Ziel stand also eine Summe X an Eigenkapital, die ich mit den beiden Berufen nie auf die hohe Kante kriegen würde.

Von da an entwickelte ich einen 13-Jahresplan: Die ersten 3 Jahre habe ich BWL, VWL und Sinologie in einem Kombi-Bachelorstudium studiert. Danach wollte ich 10 Jahre lang in der "Wirtschaft" arbeiten, und sparsam auf mein Ziel hinarbeiten. Ich fing an, im Bereich Projektkoordination und Supply Chain Management zu arbeiten und bin in den folgenden Jahren von wohlmeinenden Chefs die Karriereleiter hochgeschubst worden. Derzeit bin ich 5 Jahre von meinem geplanten Ausstieg entfernt und es läuft alles ganz gut nach Plan. Ich besitze nun zwei bescheidene Immobilien, die ich vermiete und bespare ETFs, meine Sparrate beträgt ca. 55% meines Nettoeinkommens. Wer hätte es gedacht (ich jedenfalls nicht)- mein Job im Büro macht mir erstaunlich viel Freude. Also ist es kein eisernes, verbittertes Ausharren, sondern auch so ganz angenehm. Als Teamleiterin habe ich Verantwortung für ein 7-köpfiges Team und kann meine Soft Skills aus der Zeit als Teamtrainerin/Coachin einbringen.

Sobald mein Sohn seinen Schulabschluss macht (oder seine Lehre beendet haben würde, wenn er sich dafür entscheidet) werde ich aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen und er wird daraus eine WG machen, sodass sie sich durch die Mieteinnahmen der Mitbewohner trägt (alter Mietvertrag, ist also ein realistisches Szenario, Innenstadtlage Hamburg.) Da sein Papa wenige Straßen weiter lebt und ich immer nur einen Anruf weit entfernt sein werde, wird er, wenn er sie braucht, genug Unterstützung auch in der dann kommenden Lebensphase haben.

Meinen "Alterswohnsitz" im Wald hier in Norddeutschland (Lüneburger Heide?) werde ich mir dann suchen und die hoffentlich fitten, gesunden Jahre, die mir zwischen 49 und wann auch immer bleiben, damit verbringen, viele Erfahrungen zu sammeln, zu lernen und mich herauszufordern, Abenteuer erleben. Vielleicht den Jakobsweg wandern, ein Buch schreiben, in sozialen Projekten ehrenamtliche Arbeit leisten, meinen Garten bepflanzen, Bienen züchten, mal einen Winter lang auf einer Berghütte arbeiten, oder einen Sommer lang auf einer Alm Käse machen....in jedem Fall aber ganz viele Wellen reiten. Wenn ich dabei noch Geld verdiene, fein, dann ist das so, aber meine Mieteinnahmen aus Immobilien sowie Zahlungen aus Dividenden lassen "bezahlte Arbeit" zur Option statt zwingender Notwendigkeit werden.

Ich finde es schade, dass viele Frugalisten- und definitiv ich auch!- gedanklich zu oft  in der Zukunft sind, anstatt das hier und jetzt zu genießen. Damit hardere ich manchmal leise vor mich hin. Aber zu "träumen" ist auch im hier und jetzt eine schöne Beschäftigung an sich.

Geht es Euch ähnlich? Wie balanciert Ihr mit dem "hier und jetzt" und der Ausrichtung auf Eure Zukunft?

 

Hallo @larawigmx-de

Herzlich willkommen im Forum, spannender Werdegang und schöne Vorstellung. Hört sich für mich nach einem guten Plan an. Mein Bruder hat übrigens 4 Häuser in der Lüneburger Heide, Verkauf nicht ausgeschlossen 😉 völlig einsam ist es dort allerdings nicht. Bist Du in 5 Jahren 49 wenn Du aufhören willst oder jetzt und dann 54?

In England war ich ebenfalls 6 Monate während eines Auslandssemesters, ich fand es super dort, alles bereist und auch Australien, Asien insbesondere Thailand ohnehin, zu mehr Infos schau gerne in meine Vorstellung.

Um auf Deine Frage zu kommen, ich genieße eigentlich immer mein Leben soweit es geht und tue das was ich gerne mache, mit ein Grund warum ich keine bzw. wenig Ersparnisse habe. Das Leben ist viel zu kurz. Ich höre kommendes Jahr mit 58 auf und werde dann den Winter in Thailand verbringen, hab ich schon alles dingfest gemacht 😀

Ich wünsche Dir viel Inspiration hier im Forum und freue mich auf weitere Beiträge von Dir 🙂

Hallo larajola,

hört sich spannend an Dein Werdegang!  Mich würden konkrete Zahlen interessieren, in 10 - 15 Jahren soviel Geld zu verdienen um finanziell frei zu sein, ist schon sehr sportlich.
Ein Haus im Wald gibt’s nicht oft, lässt der Bebauungsplan der allermeisten Gemeinden nicht zu.

Hallo Ihr beiden,

vielen Dank für Eure Nachrichten.

Ich bin jetzt 44, in 5 Jahren also 49.

Derzeit zahlen sich meine Immobilien durch Mieteinnahmen ab. Ab 2029 werden sie 12.000€ (inflationsbereinigt) p.a. abwerfen. Würde ich dann noch Miete zahlen, wäre es zu wenig, völlig klar. Daher ist in den nächsten Jahren mein Hauptfokus darauf, Kapital anzuschaffen, um den Alterswohnsitz selbst, inkl. Grundstück zu kaufen.

In einem Waldgebiet ein Grundstück zu kaufen, um dort ein neues "Tiny House" zu errichten, ist nach meinem Wissen sehr schwer bis gar nicht möglich. Wie Du schon sagst, Bebauungspläne sind fest und die Regeln entsprechend unflexibel. Was ich suchen werde, muss daher bereits "vorhanden" sein, kann aber gerne klein und runtergerockt sein. Davon finden sich immer mal wieder Inserate. Beispielsweise alte Bahnwärter-Häuschen, einen ausbaufähigen Schafstall mit Betonfundament auf einem Eigentumsgrundstück oder auch ein Forsthaus habe ich bereits besichtigt, um mir einen Überblick über die Marktsituation zu verschaffen.

Zum Glück ist es in der Lüneburger Heide nicht völlig einsam! Ein Grundstück in Alleinlage könnte man dort oder im Wendland Richtung Sachsen-Anhalt aber vermutlich schon finden. Die Zivilisation gibt Sicherheit und einen Anschluss an Menschen in der weiteren Umgebung würde ich auch suchen. Auch den Zugang zu moderner Medizin möchte ich nicht missen. Das alles weiß ich total zu schätzen.

In der Zeit von 49 bis zu dem Zeitpunkt wo ich alt und gebrechlich und auf Hilfe angewiesen sein werde, werde ich tatsächlich nutzen um viele verrückte Ding zu tun, die zum Teil sicher auch noch bezahlt sein werde, ich aber der Erfahrung machen wegen machen werde. So ein bisschen Barista-FIRE, nur eben statt Kaffee servieren,  anderen Tätigkeiten nachzugehen.

Zitat von larajola am 22. April 2024, 17:50 Uhr

Geht es Euch ähnlich? Wie balanciert Ihr mit dem "hier und jetzt" und der Ausrichtung auf Eure Zukunft?

 

Finde ich einen sehr wichtigen Punkt. Ich lebe gerade ganz intensiv im hier und jetzt. Mir ist fast egal was in der Vergangenheit war und möchte mich für die Zukunft nicht festlegen. Gerade hat mich meine alte Firma gefragt ob ich nochmal kurz vorbei schauen könnte ein paar Sachen zu machen. Hab gesagt klar gerne ich hab gerade bock drauf mach ich mal kurz für ein paar Tage aber bitte ohne Geld. Ich möchte ungezwungen sein ganz frei. Helfe gern will mich aber nicht binden. Momentan kann ich mir nicht mehr vorstellen irgendwo länger als ein Jahr zu arbeiten. Am liebsten nur von Tag zu Tag schauen was mir Spaß macht. Aber auch damit möchte ich mich nicht festlegen. Ich genieße es einfach frei zu sein soweit das in unserer Gesellschaft möglich ist.

Zitat von larajola am 22. April 2024, 20:16 Uhr

In einem Waldgebiet ein Grundstück zu kaufen, um dort ein neues "Tiny House" zu errichten, ist nach meinem Wissen sehr schwer bis gar nicht möglich. Wie Du schon sagst, Bebauungspläne sind fest und die Regeln entsprechend unflexibel.

Im Außenbereich gibt es idR gar keine Bebauungspläne oder diese sind speziell auf eine individuelle Nutzung zugeschnitten. Das hat für Objekte, wie Du eines suchst, Vor- und Nachteile.

Was ich suchen werde, muss daher bereits "vorhanden" sein, kann aber gerne klein und runtergerockt sein. Davon finden sich immer mal wieder Inserate. Beispielsweise alte Bahnwärter-Häuschen, einen ausbaufähigen Schafstall mit Betonfundament auf einem Eigentumsgrundstück oder auch ein Forsthaus habe ich bereits besichtigt, um mir einen Überblick über die Marktsituation zu verschaffen.

Achte bei den Angeboten darauf, dass eine "normale" Wohnnutzung dauerhaft erlaubt ist. Ein Forsthaus ist zB für den Förster da, damit er nah am Wald ist und kurze Wege hat. Die Nutzung zum Wohnen kann daher bei einem solchen Objekt an die Tätigkeit "Förster" o.ä. gekoppelt sein und wenn es den Förster nicht mehr gibt, ist das Wohnen dann automatisch untersagt. Um das wiederzubeleben und für normales Wohnen zu nutzen, muss man evtl. dicke Bretter bei verschiedenen Ämtern bohren.

Vor allem bei "runtergerockt" muss man vorsichtig sein, weil das bedeuten kann, dass die Wohnnutzung erloschen und nicht mehr reaktivierbar ist.

Hallo Lara!

Wie balanciert Ihr mit dem "hier und jetzt" und der Ausrichtung auf Eure Zukunft?

naja, ich hatte "im hier und jetzt" - neben der Arbeit - nie sonderlich geldaufwändige Bedürfnisse ...

--> als "Gutverdiener" mit weiterhin studentischem Lebens- bzw. Konsumstil (nur halt  die freien Tage waren etwas knapper als im Studium) ist immer so das halbe Geld übrig geblieben...

 

Hi Larajola, das klingt ganz toll!

Ich selbst bin etwas über 10 Jahre älter und hab noch gut 2,5 Jahre aktive Altersteilzeit vor mir. Zur Zeit hab ich mit etwas grösseren Zipperlein zu tun, hoffe aber, bald wieder fit zu sein. Denn ich hab auch tausende Ideen, will bald viel Reisen und vielleicht was tolles jobben. Von einem Tiny-Haus träume ich auch, auf jeden Fall will/werde ich hier in der Heimat auch verwurzelt bleiben. Im Sommer gefällt es mir in Deutschland sehr gut, es ist ja immer was los an kleinen Konzerten und Veranstalungen, die mir gefallen. Ich finde auch "Städtereisen" in Deutschland sehr interessant - es gibt so viele tolle Ecken.

Ich versuche beides, locker Ideen für die Zukunft zu sammeln und jetzt das Leben mit Unternehmungen zu geniessen. Momenten bis ich etwas ausgebremst, das könnte in 2-3 Monaten wieder anders aussehen. Mini-Reisen und Events sind schon vorgeplant ;-

Viele Spass hier im Forum

@larawigmx-de

Habe erst einen kennengelernt, der das mit dem 'keinen Nachbar sehen müssen' hingekriegt hat. In dem Fall, altes Bauerhaus im mittleren Schwarzwald.

Ansonsten scheinst du so flexibel, dass das aufgehen wird. Auch wenn der Plan schon arg stringent und getaktet aussieht. Von deinem bisherigen Lebenslauf scheint es verkraftbar, wenns ein Jahr länger dauert oder auch schneller geht.

Im heute leben, ja genau, das krieg ich leider so nicht hin. Allenfalls stundenweise. Immerhin, und es wird aber besser. Viel Spaß hier beim Austausch.