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Aufhören - ja, oder doch noch nicht?

Liebe Frugalisten,

habe kürzlich dieses Forum hier entdeckt, und schon einiges gelesen, habe aber immer noch ziemlich viele Fragezeichen und Unsicherheiten, ob es in meinem Fall möglich wäre, das Hamsterrad JETZT zu verlassen.

Kurz zu mir: bin 52, nur für mich verantwortlich, sprich Single, arbeite seit ich 16 bin (angestellt).

Mein Kapital ist überwiegend in Aktienfonds angelegt, etwas in Zertifikaten, in Summe ca. 380k€. Zusätzlich noch Gold und Barreserven (ca. 100k€) und es läuft noch ein Riester bis ich 60 bin und bringt, wenn ich weiterhin einzahle ca. 800€/Monat (inflationsbereinigt und konservativ gerechnet).

Staatl. Rente habe ich mit Stand heute ohne weitere Einzahlungen ca. 1700€

Meine monatlichen Ausgaben habe ich mit 1500€ berechnet inkl. GKV (ca. 200€) und genügend für Essen (300€) und sonstige Dinge wie Urlaub (250€) und Unvorhersehbares (250€). Habe ein abbezahltes Haus, gut in Schuß, also keine Miete zu zahlen.

Wenn ich jetzt rechne (Inflation ca 1,5%) und KEINE Rendite des Vermögens annehme, wird mein Kapital zwar immer weniger, aber mit Riester ab 60 und Rente ab 67 dürfte ich nie bankrott gehen.

Mir ist klar, daß es an der Börse immer mal auch bergab gehen kann, auf der anderen Seite sind die monatlichen 1500€ mehr als gut gerechnet, tendiere da eher gegen 1000-1200 bzw. kann ich auch gerne mal auf Urlaub und Schnickschnack verzichten, was den Frugalisten ja auch ausmacht.

Habe ich hier irgendwo einen Denkfehler in meinen Überlegungen, daß ich heute schon das Arbeiten sein lassen kann? Bin wirklich noch sehr unsicher, vor allem, wenn ich hochrechne, daß, wenn ich weiterarbeite bis 67, noch fast 1 Mio€ netto einstreichen könnte.

Bin gespannt auf Antworten von den Spezialisten hier, vor allem von den aktiven „Erwerbslosen“

PS: wenn ich aufhöre, dann ganz, keine Teilzeit, evtl. später mal nen Minijob, aber nicht in nächster Zeit…

Hast du bei dem Haus Nebenkosten und Instandhaltung berücksichtigt? Da wird ja auch mal was fällig sein.

800 Euro/Monat Riesterrente kann irgendwie nicht sein. Normalerweise zahlt man 150 im Monat ein, dann gibt es etwas Zuschüsse etc. Es gibt aber bei dem Produkt auch nicht unerhebliche Kosten. Da kommen aber in der Auszahlungsphase niemals 800 Euro im Monat raus. Würde ich an deiner Stelle nochmal prüfen. Was steht in deiner letzten Bescheinigung?

Wenn das nicht bei Dir geht, bei wem soll das dann klappen? Du würdest ohne Rendite auf Dein Vermögen in 15 Jahren weniger verbrauchen, als Du jetzt schon bar bzw. in ETF hast, zusätzlich hast Du eine abbezahlte Immo, die Du ebenfalls im Notfall kapitalisieren kannst (wenn sie nicht komplett unverkäuflich werden sollte). Aufpassen musst Du nur bei der Rente, die deckt nämlich aktuell vermutlich nicht Deine zukünftigen Kosten ab. Ergo müsstest Du halbwegs im Auge behalten, dass Dein Bar-/Aktienvermögen bis zum Renteneintritt nicht auf Null sinkt.

Die 800€ Riester würde ich auch noch mal prüfen, das ist schon sehr viel.

An Deiner Stelle würde ich aber zumindest noch 'ne Weile weiter arbeiten, wenn das möglich ist. Das deckt Deine Kosten ab, schont Dein Vermögen und verkürzt zudem die Lücke bis zur gRV.

Hy,

Ich würde immer min. mit 2 % Inflation rechnen.

Frage ist zu klären, ob du die 380 k (+ 100k) bis zur Rente verbrauchen willst oder ob es ewig halten soll.

Unterstelle mal ewig halten.

380 K sind ca 1226 ,- eur p.m. ( 3,85% Entnahme, 6% Wertsteigerung inflationsbereinigt).

Könnte mir vorstellen das sich die Aktien dieses Jahr noch entwickeln und dann seitwärts oder auch abwärts bewegen. Legt man das zugrunde, kommt man in eine wichtige evt. ungünstige Anfangsphase der Entnahmephase.

Einfach kompensieren könnte man z.b. durch eine nur 3% Entnahme planen , = ca. 950,- eur p.m. + Entnahme von bar 550,- eur p.m = 1500,- eur p.m. gesamt. ( 99K bar weg bis 67 J.) Erhalt der 380 K.

 

Ist Verzehr der 380K bis 67 J. kalkuliert, bist du m.M satt im Möglichen mit größter Wahrscheinlichkeit teils erheblichen Kapitalerhalts.  Unterstelle ich nur mal 5% Entnahme p.a, 2% Inflation und eine Wertsteigerung von 3% p.a , ( anfänglich 1515,- p.m. ) bis 67 J. , dann könnten noch ca 200K +-  mit 67 J. bleiben.

Wow, schon einiges los hier, vielen Dank, liest sich ja schon recht gut für meinen Fall 🙂

Oje, da hab ich mich gewaltig vertippt, sorry, 800€ Riester wär cool... es sind ca. 300€, sofern wie Wertentwicklung so weitergeht wie bisher (fondsbasiert)

Ja, geplant ist, daß das Kapital nicht schon mit 67 aufgezehrt ist, soll also schon "ewig" halten, bzw. daß bei Renteneintritt dieses nicht mehr so stark schmilzt.

Wie gesagt, das Haus ist gut in Schuß, erst kürzlich modernisiert, aber ich habe schon einen monatlichen Obolus (150€) mit einkalkuliert.

Das mit dem Weiterarbeiten ist so ne Sache, da es mir immer schwerer fällt, viel ist gerade im Umbruch. Ich kann es sicherlich noch 1-2 Jahre"aushalten", aber ich stelle mir halt die Frage: "Muß ich mir das noch antun". Weitere 1-2 Jahre, knappe 50-100k€ netto nochmals abschöpfen liest sich gut. Klar, das muß ich selber mit mir ausmachen...

 

Nochmals danke an alle für Euren Input

Das hängt natürlich immer vom eigenen sicherheitsbedürfnis ab, wieviel Geld benötigt man wirklich zum Leben, etc.

Irgendeine Grenze zum Ausstieg muss man sich einfach setzen, wenn man es wirklich durchziehen will. Ich selber könnte noch Geld ohne Ende verdienen und dann noch ein Jahr und noch mehr Geld und wieder noch ein Jahr...

Setz dir einfach eine finanzielle Grenze, zb noch 50 teur sparen, oder eine zeitgrenze, zb noch bis Ende 2021, und dann zieht du es durch. Egal wer dir was sagt oder rät.

@cheffe

Das Argument weiterarbeiten und noch x oder y Euros zu bekommen gilt immer. In dieser Logik müssten Sie arbeiten bis zum letzten Lebenstag. Daher ist die Frage viel wichtiger: Wann haben Sie genug um das tun zu können was Sie wollen.  Nicht auf was werden Sie verzichten oder nicht haben.

Bei 1.200 -1.500 € Bedarf pro Monat haben Sie das logischerweise auch irgendwie als Brutto. Geben Sie mal die 1.500  € in einen Krankenkassenrechner ein, da stehen dann bei mir inkl. PflegeV 272 €/mon. z.B.: https://www.smart-rechner.de/kv_selbststaendige/rechner.php Wichtig aber auch hier, am Ende vom Jahr wird im Rahmen der Steuerklärung eine Nachberechneung durchgeführt, dann kann es passieren, dass Sie erheblich nachzahlen müssen; nämlich wenn Sie z.B mal Aktien mit Gewinn verkaufen oder Dividendeneinkünfte über die Jahre gestiegen sind. Geht dann ggf. bis über 800 €/mon.

Auch müssen Sie aufpassen ob Sie dann noch in die Rentnerkasse reinkommen bei Rentenbeginn oder Sie weiter freiwillig versichert bleiben müssen. Da kenne ich mich aber nicht im Detail aus, also ein Prüfhinweis an Sie.

Rücklage für ein abbezahltes Haus (wenn nicht ein Tiny House) halte ich für zu gering.

Gruß Absprung

Es gehört schon Mut dazu einen Job mit 50.000€ Netto jährlich aufzugeben.

Ich würde versuchen erstmal drastisch zu reduzieren, falls dies möglich ist. Alternativ würde ich versuchen ein Job mit attraktiven Arbeitszeiten zu bekommen, über welchen man sozialversicherungspflichtig beschäftigt ist.

Ob ich einen Job mit 15.000, 50.000 oder 100.000 Netto aufgebe, ist doch nicht relevant.

Einzig und alleine zählt:

Wieviel Gesamtvermögen habe ich über alle Assetklassen hinweg?

Wo hoch sind meine Ausgaben / mein Sicherheitspuffer?

Und dann kann ich auch locker und entspannt den Job mit 100K kündigen. Alles andere ist ein Denkfehler!

Bei der Bewertung des Gesamtvermögen würde ich dennoch genauer hinschauen. Eine Immobilie kann immer mal wieder Kosten verursachen ( Investitionen, Straßenbaugebühren), entsprechend höherer Puffer.

Ansonsten bin ich bei @privatier.

Weiterarbeiten kann man natürlich, zählt meiner Meinung nach aber dann auch zum Sicherheitspuffer ( und erhöht natürlich Vermögen und evt. Rente ), bzw. schiebt die eigentliche primäre Entscheidung zum Ausstieg einfach real weiter raus.

Ich finde schon das es eine gewisse Rolle spielt,  welchen Job man ausübt, bzw. aufgibt. Ich arbeite in einem sog. Magelberuf, welcher mir bei einer 100% Stelle knapp 50.000 Brutto einbringen würde. Vorteil dabei ist,  selbst wenn ich 5 Jahre durch Afrika touren würde, würde ich in Deutschland unmittelbar wieder einen Job zu den alten Konditionen bekommen.

Einen Job mit 100k Brutto bekommt man vermutlich nicht so schnell wieder, wenn man eine zeitlang ausgesetzt hat.  Hier wäre es eine ziemlich endgültige Entscheidung.

Und als ehemaliger Abteilungsleiter will man dann nicht unbedingt Pizza ausfahren,  umso wichtiger ist ein entsprechender Sicherheitspuffer.

Zitat von Paul74 am 21. Januar 2020, 13:56 Uhr

Einen Job mit 100k Brutto bekommt man vermutlich nicht so schnell wieder, wenn man eine zeitlang ausgesetzt hat.  Hier wäre es eine ziemlich endgültige Entscheidung.

Es hängt davon ab, wie groß der Mangel bzw. die Qualifikation ist. Ich kenne einen Manager, der fast 12 Monate wegen eines Scheinfirmengeflechts/Umsatzsteuerbetrug etc. in Haft war - der war keine Woche draußen und wurde schon wieder bei einer anderen Firma offiziell im Management vorgestellt, vorher hatte er sich im Freigang/tagsüber dort eingearbeitet. Aktuell ist er HOE einer AG mit +20T MA, gerade gegoogelt.

In meiner eigenen Branche gibt's ebenfalls einen steigenden Bedarf, aber zu wenige Techniker und Ingenieure, die nachkommen. Wenn ich meine Firma auflösen würde, würde ich aktuell vermutlich nur sehr schwer einen Nachfolger finden, ich könnte aber relativ unkompliziert auch nach 2-3 Jahren wieder zurück in den Job.

Grundsätzlich glaube ich auch, dass die Boomer, die jetzt alle in Rente gehen, sich noch umgucken werden. Die werden einen deutlich höheren Bedarf in der Pflege erzeugen, ergo werden die Kosten für deren Pflege steigen. Auch wenn die ein Dach gedeckt haben wollen, müssen sie halt einen finden, der das macht - und wenn der dann a) keine Zeit hat und b) noch höhere eigene Rentenbeiträge leisten muss, dann wird sich auch das in den Kosten niederschlagen. Der kommt dann entweder gar nicht - oder nur für viel Geld.

Wenn ich mich noch nicht entscheiden könnte, bzw. nicht ganz sicher wäre, ob die Finanzen reichen, würde ich es mit Teilzeit versuchen. Entweder die Wochenstunden reduzieren, oder mit dem Arbeitgeber geblockte Auszeiten übers Jahr vereinbaren. Dann fallen Einkommen und Krankenversicherung nicht sofort weg, und man hat ein wenig Zeit gewonnen zur Orientierung. Und mehr Freizeit natürlich.