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Arbeitsmotivation

Hallo zusammen,

 

meine FIRE - Motivation liegt in dem Wunsch selbstbestimmt meine Zeit verbringen zu können und nicht fremdbestimmt arbeiten zu müssen. Momentan unterstelle ich mir auch einen Willen später etwas zu bewerkstelligen. Sei es ehrenamtlich oder vergütet, also durchaus zu arbeiten. Leider gefällt mir die momentane Arbeit wenig, auch wenn sie gut bezahlt ist und damit steht sie etwas im Krieg mit meiner Frugalistenpersönlichkeit, nur Dinge zu unternehmen, die glücklich machen.

Würdet ihr in einer solchen Lage lieber sofort den Job wechseln und etwas suchen, dass besser passt und womöglich schlechter bezahlt ist oder erst arbeiten bis ein gewisses Maß an FIRE erreicht ist (s. Spektrum)? Ich entscheide mich regelmäßig für die zweite Alternative diese Entscheidung aber regelmäßig während der Arbeit an..

Habt ihr generell Tipps zur Motivation/Disziplin die nächsten Jahre voll durchzuhalten, um das Ziel FIRE schnell zu erreichen? Braucht ihr zusätzliche Motivation, wenn ja wie verschafft ihr euch diese? Oder ist das Ziel FIRE Motivation genug beziehungsweise arbeitet ihr nur in einem Job, der euch Spaß macht?

Hi frugimat,

Ich hatte diese Motivationslosigkeit letztes Jahr ziemlich schlimm, trotz 32 Stunden/Woche Arbeitszeit. Ich hatte mich nach ein paar Jahren nochmal intensiv mit FIRE auseinandergesetzt, alle Excel-Sheets erstellt und hatte nur noch Das Ziel vor Augen. Dabei habe ich den Prozess ganz außer acht gelassen und hab die Arbeit nur noch ausgehalten.

Nach ein paar Monaten Selbstmitleid habe ich mich dann umgesehen und realisiert, dass ein Berufswechsel meine Situation nicht verbessern würde. Das Umsehen war aber auch wichtig um zu sehen wie ich objektiv stehe und zu erkennen, dass ich die Situation auch selbst mitzuverantworten habe (trifft auf dich vllt. nicht zu). Ich hatte zum Glück genug Freiheiten um meine Tätigkeit in andere Bahnen zu lenken. Inzwischen ist die Arbeit mein Übungsplatz um all die Dinge zu lernen die ich später (bezahlt oder im Ehrenamt) tun möchte. Ich denke ich habe erkannt, dass die Arbeit etwas für mich tun kann und es kein "Ich gegen Die" sein muss. Aber das ist wie gesagt sehr individuell und hat viel mit Glück und Freiheiten zu tun.

Zusätzlich habe ich angefangen mein zukünftiges Wunschleben so gut wie es geht jetzt schon zu umzusetzen. Ich hab mir da lang gedacht, dass es sich eh nicht lohnt anzufangen solange ich nicht 100% geben kann. Das lief natürlich der FI-Spektrum-Idee zuwider und hat das Feindbild Arbeit nochmal so richtig geschürt. Seit ich eben tue was ich jetzt schon kann verschwimmen die Linien zwischen Arbeit und Rente so ein bisschen. Seitdem ist es mir auch egal ob ich jetzt in 6 oder 8 Jahren finanziell frei bin, weil der Druck die Ziellinie zu erreichen irgendwie weg ist.

 

Ich halte es für völlig falsch in einem Job zu verweilen der einen unglücklich macht. Wenn es etwas gibt das dir wichtig ist, fang jetzt damit an. Weil morgen bist du vielleicht tot.

Aber:

Ich halte es für fahrlässig zu glauben das weniger Fremdbestimmung einen per se glücklich macht.

Oder dieses sinnerfüllte Ehrenamt von dem hier so viel gesprochen wird.

Was mir immer hilft ist sich klar zu machen das man zu Nichts gezwungen wird.

Niemand zwingt mich  zu arbeiten. Ich arbeite eben weil ich mehr als Sofa und Netflix will.

@fluens

Sehr gut auf den Punkt gebracht! Tatsächlich besser und glaubwürdiger als ich es könnte.

 

 

@Fluens vielen Dank für deine Antwort. Die (vermutliche) Stundenreduzierung geistert auch seit Monaten in meinem Kopf umher. Dass das Aushalten ja so viel einfacher wird, wenn es eben nicht mehr 8, sondern vielleicht nur noch 5-6 Stunden am Tag sind.

Bei mir ist es momentan ähnlich wie zu es beschriebst. Ich habe nur noch "Das Ziel" vor Augen. Dabei habe ich Probleme eine feste Größe zu definieren. Excel Sheets sind mehrfach angefertigt: Ausgaben, Einnahmen, Nebentätigkeit, Was-Wäre-Wenn Analysen (mehr Einkommen, mehr Miete, Kind, Teilzeit, weniger Miete etc.). Eine letztendlich feste Summe zu definieren, fällt mir ebenfalls schwer. Mal sind es 500.000, mal 600.000 , an schlechten Tagen/Wochen sollen es nur 300.000 sein, damit ich das Ziel früher erreiche.

Wenn ich genau nachdenke und reflektiere, erkenne ich, dass es in einem anderen Job vermutlich nicht besser ist. Auch diverse Aushilfs-/Teilzeitjobs während des Studiums haben sehr an meiner Laune genagt und den FIRE Gedanken in mir genährt.

Magst du eventuell (gerne auch per PM) beschreiben, was du mit "Situation mitverantwortet" meinst und wie sich dein heutiges Ich zum letzten Jahr hin unterscheidet?

 

@Cricetus Das würde ich sofort unterschreiben. Hier sehe ich nur das Problem zwischen einem gut bezahltem Job und "das Richtige" finden, ohne zu Wissen, ob und wie viel Geld man damit verdienen kann. Wenn ich finanziell frei wäre, würde ich mich sofort auf die Suche danach machen. Momentan hält mich meine risikoscheu zurück.

Ich sehe das ähnlich wie @cricetus, ist natürlich auch alterabhängig. Wer in jungen Jahren merkt, dass ihm sein Job keinen Spass macht, sollte sich nach Alternativen umschauen. Damit muss man natürlich die gewohnte Komfortzone verlassen und das fällt nicht jedem leicht. Der Mensch ist schließlich ein Gewohnheitstier. Ich kann es jedenfalls nicht wirklich nachvollziehen, wenn Leute unter 30 Schon daran denken, den Job an den Nagel zu hängen und das war es dann.

Meine erste Berufswahl war auch ein Fehlgriff. Ich habe dann längere Zeit reflektiert, um mich umzuorientieren. Den ersten Job machte ich dennoch volle 3 Jahre, wohnte weiterhin zu Hause und konnte einen Großteil meines Gehalts auf die Seite legen. Ich stand damals kurz vor der Verbeamtung und hätte das auch weitere Jahrzehnte weiter machen können aber dazu war mir die Lebenszeit zu schade. Ich hatte damals Kollegen, denen es auch nicht wirklich Freude machte, die sich aber bereits in solch finanzielle Abhängigkeiten begeben hatten (mit Freundin gemeinsame Wohnung mieten, großes Auto auf Kredit, naja das übliche eben), dass sie nicht mehr die Kraft hatten, einen Strich zu ziehen und neu anzufangen.

Von den Rücklagen machte ich erst einmal eine einjährige Asienreise auf eigene Faust. Zuvor hatte ich bereits eine Lehrstelle für danach aufgetan und im Anschluss an die Lehre studierte ich dann noch. Dort war ich dann angekommen. Es fiel mir alles sehr leicht und der spätere berufliche Werdegang war mehr als erfolgreich. Ich schaute dabei nie immer nur verbissen aufs Gehalt. Das ergab sich von alleine. Wichtig war, dass mir die diversen Jobs Spaß gemacht hatten und ich ich es fast nie als belastende zeitraubende Arbeit empfand. Deshalb würde ich Jüngeren empfehlen, nicht stur auf eine Ausstiegsszenario hin zu planen, sondern überlegen, was einem wirklich Spaß macht und das mit einer beruflichen Tätigkeit zu verbinden.

Mit zunehmendem Alter verengen sich natürlich die Optionen und es wird schwierig nochmal von vorne anzufangen. Aber auch das ist nicht in Stein gemeiselt. Das ist wie mit der Geldanlage: wer viel riskiert kann viel gewinnen (ein erfülltes Leben) oder aber auch verlieren. Die alternative ist das Sparbuch, also eher langweilige Sicherheit.

In diesem Sinne: viel Erfolg bei deinen Entscheidungen!

Mal ein paar kurze Fragen:

-Wie viele Arbeitgeber/Jobs hattest du bisher?
Ich bin inzwischen bei meinem 9 Vollzeitjob nach dem Studium angekommen. Mit jeden Wechsel ist es besser geworden, ich sehe bei mir im Konzern gerade bei den Leuten die schon immer dort arbeiten eine geradezu verstörende Unzufriedenheit. Obwohl die meisten besser eingruppiert sind. In meinem ersten Job hatte ich in meiner ersten Woche eine Messerstecherei. Ich würde sagen das hat unter Umständen die Messlatte auch ordentlich niedrig gesetzt. Vergleich macht oft viele Dinge besser.

-Wie wirkmächtig bist du?

Was ich bei vielen Kollegen beobachte ist die innere Kündigung, weil man ja nichts verändern kann. Verbunden mit dem paradoxen Verhalten keine Verantwortung zu übernehmen. Macht dich das am Job unzufrieden?

-In welchen Lebensjahrzent steckst du?
30 ist das neue 18. Also ich habe eine Weile gebraucht um zu finden was mir taugt (und etwa 3 Jobs). Wie @vision2020 geschrieben hat: Es engen sich Dinge ein. Ich bin Mitte 30, große Richtungswechsel im Job werden nicht mehr passieren.

 

-Hausperson und Elternteil ist eine Option?

Ich scherze immer wieder das ich Hausmann und Vater werde wenn mir alles zu blöd ist. Bei einer Akademikerin als Frau würde ein Gehalt reichen um durch zu kommen. Es bleibt die Frage was man will.

Aber all die Fragen musst man sich selbst beantworten.

Zitat von Cricetus am 7. Juni 2021, 13:07 Uhr

Ich halte es für völlig falsch in einem Job zu verweilen der einen unglücklich macht.

Finde diese Aussage immer etwas komisch. Was soll man denn sonst machen, man kann ja schlecht von Luft und Liebe leben.

 

Natürlich geht das. Also eher von Luft und Hass:Nennt sich ALG2 und ist beschissen.

Keine Erfahrung die ich noch einmal brauche, aber es geht.

Es gibt Wahlmöglichkeiten. Obdachlosigkeit und Betteln geht auch. Damit hat man wahrscheinlich ein Minimum an Fremdbestimmtheit erreicht, wenn das den das Kriterium für Zufriedenheit ist.

Aber im Ernst: Ich will weder Arbeitslosigkeit noch Betteln als Karriere empfehlen. Sondern einen Job der zumindest OK ist. Dazu sollte man halt auch den Arsch hoch bekommen.

 

Zitat von Cricetus am 7. Juni 2021, 13:07 Uhr

Ich halte es für völlig falsch in einem Job zu verweilen der einen unglücklich macht. ...

naja ... ich fürchte die Mehrzahl der Leute (60 % oder 80 % der Gesamtbevölkerung) hat nur keine besseren Alternativen ...

 

Zitat von frugimat am 7. Juni 2021, 11:42 Uhr

... Leider gefällt mir die momentane Arbeit wenig, auch wenn sie gut bezahlt ist ...

Würdet ihr in einer solchen Lage lieber sofort den Job wechseln und etwas suchen, dass besser passt und womöglich schlechter bezahlt ist oder erst arbeiten bis ein gewisses Maß an FIRE erreicht ist (s. Spektrum)? ...

kommt drauf an ...

welche Alternativen hast Du?
wäre der Job, der Spaß macht mit 10 % Gehaltseinbuße verbunden? oder würdest Du 50 % weniger verdienen?

fehlen zu "FIRE" noch 2 Jahre oder 20 Jahre?

welche (finanziellen) Verpflichtungen und Bindungen hast Du?

 

Zitat von frugimat am 7. Juni 2021, 11:42 Uhr

Braucht ihr zusätzliche Motivation, wenn ja wie verschafft ihr euch diese? Oder ist das Ziel FIRE Motivation genug beziehungsweise arbeitet ihr nur in einem Job, der euch Spaß macht?

naja ... mein Job (den ich seit 2003 habe) war die ersten 15 Jahre recht abwechslungsreich bzw. wird mir erst seit 2 bis 3 Jahren zunehmend langweilig ... UND die Rahmenbedingungen verschlechtern sich seit Ende 2019 sukzessive ...

und wie ich Herbst 2020 mal "Inventur" gemacht habe, was ich so alles an Depots und Ersparnissen (und Rentenpunkten) "rumliegen" habe, da bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich rein vom Finanziellen her eh nicht mehr zwingend weiter arbeiten muss   🙂

--> muss/will mir bevor ich kündige nur noch

  • klar werden, wie (und wo) ich die nächsten 18+ Jahre NACH dem "Exit" mein Leben verbringen will;
  • Ersatz für die (kleine und rel. teure) Stadtwohnung, die ich nur WEGEN dem Job in fußläufiger Entfernung zum Büro habe, suchen;
  • in meinem Depot einige "Gewinne mitnehmen" und dafür mehr Cash Cows mit ordentlicher Dividendenrendite in den Stall stellen ...
  • (... und habe aktuell noch etwas im "privaten Umfeld" zu regeln bzw. "abzuwickeln")

Gundlegend ist eine gewisse Gefahr vorhanden, dass die FIRE Planung und Konzentration kontraproduktiv ist um im Hier und Jetzt zu leben. Es schränkt erst einmal die mentale Flexibilität ein, weil jede Änderung ja die Vermögensmehrung und somit das Ausstiegsziel gefährden könnte.

Psychologisch ist es besser im Zweifelsfall erst mal kleine Veränderungen (Abteilungswechsel beim gleichen AG) zu machen anstatt "zu" große. Ist man eh in einem mentalen Tief und hat eine grundlegende Antriebslosigkeit, ist es nicht hilfreich sich zu sagen es ist völlig falsch in einem Job zu verweilen der einen unglücklich macht. Das erinnert mich so ein wenig an das amerikanische "jeder kann es schaffen".

Wie schon geschrieben natürlich abhängig von Familienstand, Alter, Vermögen, eigenem Sicherheitsbedürfnis etc.

Vision2020 hat es gut beschrieben: Der mutige der auch bereit ist seine Komfortzone zu verlassen wird belohnt. Verschiedene Stellen und Positionen durchlebt zu haben und auch mal den Arbeitgeber gewechselt zu haben stärkt das Selbstbewusstsein und damit die innere Zufriedenheit. Bis zu einem gewissen Alter gibt es einem die Gewissheit auch woanders arbeiten zu können und befriedigt somit das Unabhängigkeitsgefühl.

 

 

 

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Zitat von frugimat am 7. Juni 2021, 14:13 Uhr

Magst du eventuell (gerne auch per PM) beschreiben, was du mit "Situation mitverantwortet" meinst und wie sich dein heutiges Ich zum letzten Jahr hin unterscheidet?

Klar, kann ich auch hier machen. Ich hatte zu der Zeit viel FIRE-Literatur (Bücher und Blogs) konsumiert und der Fokus lag da sehr auf "raus aus dem Hamsterrad" und "Freiheit von Arbeit. Dazu noch ein paar gesellschafts- und kapitalismuskritische Bücher wie Refusal of Work und Bullshit Jobs und die Filterblase war perfekt. Die Menschen werden für einen Hungerlohn versklavt, Lohnarbeit ist unfaire Ausbeutung, etc. Dementsprechend habe ich die Arbeit als Strafe gesehen und mein Arbeitgeber war ein Feind von dem ich mich schnellstmöglich befreien musste.

Mit so einer Laune bin ich dann auch zur Arbeit gegangen und das hat halt jede Herausforderung wie eine Strafe aussehen lassen. So in etwa nach dem Motto "Warum muss ich ein archaisches Genehmigungssystem verstehen, wenn mein Chef will dass ich auf Dienstreise gehe? Ich will das doch gar nicht, wieso soll ich noch dafür arbeiten?". Das mag so auch vollumfänglich wahr gewesen sein, aber es löst halt trotzdem das Problem nicht. Ich hab dann irgendwann eingesehen, dass mein "gerechter Zorn" mir mehr im Weg steht und ich andere Menschen und Prozesse nicht verändern kann. Ich kann nur ändern wie ich damit umgehe (Einen Euro ins Phrasenschwein :p). Dementsprechend hab ich die volle Verantwortung für alles Schlechte übernommen und versucht die Dinge selber zum Besseren zu wenden.

Gleichzeitig habe ich mich auch mental umorientiert und geschaut was die Arbeit für mich tun kann. Nervige Präsentationen zu den neuesten Technologien können so z.B. eine gute Vorbereitung sein wenn ich später Vorträge zum Thema Finanzbildung an der Volkshochschule geben möchte (nur als blödes Beispiel). Inzwischen ist das eine Art Spiel wieviel Mehrwert für mein späteres Leben ich jetzt schon aus der Arbeit ziehen kann. Dafür musste ich mich halt mit der Arbeit versöhnen und einen Weg finden mich als gleichberechtigten Partner in diesem Vertragsverhältnis zu sehen. Da spielt auch das "es zwingt dich keiner" von Cricetus mit rein. Aber ich denke "Fuck You Money" hilft da auch nochmal gut nach, sich nicht als Bittsteller zu sehen.

Inzwischen bin ich soweit, dass ich mein Arbeitsverhältnis als freiwilligen Austausch statt als Zwang oder Strafe sehe. Ich habe durch die Jobsuche auf der einen Seite erkannt, dass ich es wesentlich schlechter haben könnte. Auf der anderen Seite mache ich das alles freiwillig und kann jederzeit gehen ohne mir um meinen Lebensunterhalt Sorgen machen zu müssen. Gleichzeitig habe ich gemerkt, dass ich selber viel dafür tun kann um meine Situation zu verbessern. Ob das jetzt fair oder unfair mir gegenüber ist, sei mal dahin gestellt. Aber wenn ich dann irgendwann mal meinen Hut nehme, kann ich zumindest dem Chef die Hand geben und ohne böses Blut meines Weges gehen. Das ist wahrscheinlich auch der größte Punkt warum ich mich inzwischen besser fühle.

 

Zitat von Muslime_Frugi am 7. Juni 2021, 17:51 Uhr

Psychologisch ist es besser im Zweifelsfall erst mal kleine Veränderungen (Abteilungswechsel beim gleichen AG) zu machen anstatt "zu" große. Ist man eh in einem mentalen Tief und hat eine grundlegende Antriebslosigkeit, ist es nicht hilfreich sich zu sagen es ist völlig falsch in einem Job zu verweilen der einen unglücklich macht. Das erinnert mich so ein wenig an das amerikanische "jeder kann es schaffen".

Gerade als es mir richtig mies ging haben die Bewerbungsgespräche und die Suche nach einem neuen Job geholfen.

Aber meine Aussage ist Subjektiv, das stimmt. Tatsächlich finde ich den Gedanken das "Strebens nach Glück" als ein Grundrecht in der Verfassung zu haben großartig. Wie das ausgelegt wird ist wieder etwas anderes.

Ich glaube nicht, das jeder den Job bekommen kann, in dem er glücklich ist. Zum Teil auch einfach weil die Welt bitter ungerecht ist. Aber ich bin überzeugt das derjenige der es nie versucht sein Los nicht bessern wird.

Ich habe das Glück, dass ich mit meiner Arbeit meine Berufung gefunden habe. Weiterhin habe ich das Glück, dass ich mich mit 34/35 selbständig gemacht habe und Erfolg habe und hatte.

Aus dieser Position war es mir leicht, das Thema Spaß und Glück in der Arbeit immer weiter zu optimieren. Vor einigen Jahren habe ich entdeckt, dass meine Frau und ich schon seit einigen Jahren (vor der Entdeckung) finanziell unabhängig sind. Das hat das Lebensglück noch mal erhöht, da ich unabhängig von finanziellen Gesichtspunkten noch freier entscheiden kann, was ich in meinem Beruf mache und darauf achte, dass mein Lebensglück noch weiter optimiert wird.

Insofern haben sich hohes Arbeitseinkommen und sinnvolles, glückliches Arbeiten bei mir gegenseitig ergänzt und befruchtet. Müsste ich noch mal von vorn anfangen, würde ich genau danach wieder streben.

Ist man nicht der Typ für die Selbständigkeit, so würde ich nach einer entsprechenden Firma suchen, deren Firmenkultur genau dies ermöglicht.

Das Thema Arbeitsmotivation ist sehr vielschichtig. Bei jedem funktioniert wieder etwas Anderes. Eine große Auswahl an Inspiration gibt es in den unzähligen Coaching-Videos auf Youtube, deren Qualität sehr unterschiedlich ist, wobei eigene Erfahrungsberichte oft mehr hergeben als die superprofessionelle Theorie des erfolgreichen Führungs-Coaches. Mir persönlich hilft der Stoizismus (siehe Stoizismus-Thread hier im Forum), weil dort eben auch die eigenen Vorurteile hinterfragt werden und es darum geht, einseitige Sichtweisen loszulassen und sachoffen die Realität als solches zu akzeptieren und dort etwas zu ändern, wo es möglich ist.

Liebe Grüße, Laura Maelle