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Ab wann Frugalist?

Hallo zusammen,

mich würden eure Meinungen zu meiner finanziellen Situation interessieren 🙂

Ich würde mich selbst nicht als Frugalist bezeichnen, ich habe einfach nur das Glück, dass ich seit ein paar Jahren gut verdiene und (noch nicht) der Lifestyle Inflation verfallen bin 😉

Kurz zu den harten Fakten: Mitte 30, verheiratet, (noch) keine Kinder.

Wir wohnen noch relativ günstig zur Miete, haben ein Auto, das wir nur am Wochenende nutzen (aber leider auf dem Land mit einfach nur grottigem Nahverkehr und ohne CarSharing Angebote)

Insgesamt verdiene ich ca. 4.000€ netto im Monat, davon gehen 1.000€ auf's Gemeinschaftskonto für Miete, Versicherungen, Lebensmittel etc., 500€ auf's Tagesgeld als Rücklage für größere Posten (z.B. Urlaub), 2.000€ ins ETF Depot und 500€ gebe ich privat aus.

Insgesamt also 1.500€ Ausgaben, 500€ mittelfristiges Sparen und 2.000€ langfristiges ETF Sparen.

In meinem Umfeld verstehen viele nicht warum ich mir nicht mehr "gönne" z.B. eine größere, modernere Wohnung oder ein EFH wo ich mir das bei meinem Gehalt doch locker leisten können müsste. Ich möchte aber keineswegs darauf vertrauen immer so gut zu verdienen, denn hier in der Gegend, in der ich auch bleiben möchte gibt es nur sehr wenige Arbeitgeber, die so gut zahlen und wenn es da mal wirtschaftlich nicht so gut läuft...

Außerdem wollen wir vielleicht noch Kinder, was dann unsere Einnahmen erstmal für ein paar Jahre stark senken würde und ich versuche sozusagen für die Zeit schonmal vorauszusparen, wenn das Sinn macht.

Was sagt ihr zu meiner Situation, bin ich mit einer Sparquote von 50% schon ungeplant Frugalist? Oder sind meine Ausgaben dafür noch viel zu hoch?

Hallo NoFrugalist,

ersteinmal ein Willkommen am Forum. Eine Sparquote von 50 % ist schon einmal sehr ordentlich - doch was macht Deine Frau?

Die monatlichen 500 € für Urlaub / größere Posten sollten m.E. von Zeit zu Zeit geprüft werden, ob man nicht einen einen Teil des Tagesgeldes ggf. langfristig investiert. Ist aber nur mein Gedanke... Denn nach einer gewissen Zeit solltest Du ja wissen, was für den anstehenden Urlaub bspw. angedacht ist und ob mögliche größere Ausgaben anstehen.

Nach meinem Verständnis hängt die Bezeichnung "Frugalist" nicht von Deiner Sparquote ab. Vielmehr ist es eine Einstellungssache bzw. "Lebensphilosophie". Für mich ist Frugalismus vielmehr der bewusste Konsum. Ebenso ein Hinterfragen der wirklich erforderlichen Dinge im Leben. Brauche ich bspw. den neuesten Computer mit der größten Grafikkarte usw., wenn ich nur meine Korrespodenz mit dem Rechner mache und ab und zu im Internet unterwegs bin.

Auf alle Fälle wünsche ich Dir viel Spass am Board und bin über weitere Beiträge gespannt.

Hallo Lostoi,

vielen Dank für Deine freundliche Antwort!

Mein Mann (wieso gehst du davon aus, dass ich der Mann bin? 😉 ) verdient sein eigenes Geld und zahlt aktuell 500€ pro Monat auf unser Gemeinschaftskonto ein. Auch er kann einen hohen Betrag monatlich in seinen ETF Sparplan investieren.

Die Rücklagen auf dem Tagesgeld sind eben auch für unvorhergesehene Ausgaben wie z.B. Umzug, größere Reparaturen am Auto etc. Ich möchte ja auf keinen Fall vorzeitig an mein Depot ran müssen, deswegen habe ich da gerne einen gewissen Puffer oder wie handhabt ihr das?

Bewusster Konsum klingt gut, ich versuche vor jeder größeren nicht wirklich notwendigen Ausgabe mind. eine Nacht darüber zu schlafen und zu schauen ob ich am nächsten Tag immer noch meine, dass ich das kaufen sollte ^^

Zitat von NoFrugalist am 3. April 2022, 13:00 Uhr

 

Bewusster Konsum klingt gut, ich versuche vor jeder größeren nicht wirklich notwendigen Ausgabe mind. eine Nacht darüber zu schlafen und zu schauen ob ich am nächsten Tag immer noch meine, dass ich das kaufen sollte ^^

Das lässt sich noch ausbauen...größere Ausgaben ziehen sich bei mir schon mal über mehrere Monate / Jahre hin. Dann haben die sich zumeist erledigt.

"Frugalist" ist auch nur so eine Etikette, Menschen lieben es scheinbar sich oder andere in Schubladen zu stecken, das Gehirn braucht das offensichtlich um Prozesse zu vereinfachen. Meiner Meinung nach beschränkt man sich damit selbst.

Zitat von NoFrugalist am 3. April 2022, 13:00 Uhr

Hallo Lostoi,

vielen Dank für Deine freundliche Antwort!

Mein Mann (wieso gehst du davon aus, dass ich der Mann bin? 😉 ) verdient sein eigenes Geld und zahlt aktuell 500€ pro Monat auf unser Gemeinschaftskonto ein. Auch er kann einen hohen Betrag monatlich in seinen ETF Sparplan investieren.

Die Rücklagen auf dem Tagesgeld sind eben auch für unvorhergesehene Ausgaben wie z.B. Umzug, größere Reparaturen am Auto etc. Ich möchte ja auf keinen Fall vorzeitig an mein Depot ran müssen, deswegen habe ich da gerne einen gewissen Puffer oder wie handhabt ihr das?

Bewusster Konsum klingt gut, ich versuche vor jeder größeren nicht wirklich notwendigen Ausgabe mind. eine Nacht darüber zu schlafen und zu schauen ob ich am nächsten Tag immer noch meine, dass ich das kaufen sollte ^^

Hi FrugalistIN…dein Name hat mich auch kurz in die Irre geführt bzgl Geschlecht 😀

Ich verbinde mit dem Begriff des Frugalisten auch nicht jemanden, die maximal spart, wo es geht, um baldmöglichst vom Geld leben zu können.
Den Aspekt sich unabhängig(er) zu machen von abhängiger Beschäftigung verbinde ich eher damit (Stichwort FIRE). Das heißt einfach mehr Optionen zu haben und selbstbestimmter entscheiden zu können.

Eine Herausforderung fängt jedoch auch bei sich selbst schon an, sich im Kopf nämlich vom Gedanken „ohne fordernde, gut bezahlte Tätigkeit mit viel Anerkennung, wo ich mega viel leiste…. bin ich nicht so viel wert..“

Du sprichst auch das Thema an, die anderen sagen dir du könntest dir mehr leisten / gönnen.

Was die anderen denken , beeinflusst uns tw auch mehr als wir denken  - „..der arbeitet jetzt Teilzeit, hat er nicht mehr gepackt“ …“hört auf zu arbeiten, ist eh ein Bonze und hat viel Geld , geerbt und so..“

you name it  ….

 

Hallo @nofrugalist, kano hat es bereits geschrieben, weshalb ich vom "falschen Geschlecht" ausgegangen bin. Sorry dafür.

Zitat von NoFrugalist am 3. April 2022, 13:00 Uhr

...Die Rücklagen auf dem Tagesgeld sind eben auch für unvorhergesehene Ausgaben wie z.B. Umzug, größere Reparaturen am Auto etc. Ich möchte ja auf keinen Fall vorzeitig an mein Depot ran müssen, deswegen habe ich da gerne einen gewissen Puffer oder wie handhabt ihr das?

Bewusster Konsum klingt gut, ich versuche vor jeder größeren nicht wirklich notwendigen Ausgabe mind. eine Nacht darüber zu schlafen und zu schauen ob ich am nächsten Tag immer noch meine, dass ich das kaufen sollte ^^

Das sind die Punkte die ich meinte, welche man zu gegebener Zeit einfach mal hinterfragen sollte... Ist bei Euch in nächster Zeit ein Umzug geplant oder erforderlich? Welchen Betrag hast Du dafür angesetzt? Wenn kein Umzug geplant ist könnte man überlegen, den dafür eingeplanten Betrag zu reduzieren und langfristig anzulegen. Gleiches gilt auch  für Autoreparaturen... Wie alt ist der Wagen? Was könnte daher demnächst anstehen usw...

Ich handhabe es seit diesem Jahr ähnlich wie Du - allerdings habe ich kein Tagesgeldkonto, denn den "Luxus" auf 0,80 € Zinsen pro Jahr zu verzichten gönne ich mir.

Nächstes Jahr, sofern Corona es zulässt, ist bei mir ein grösserer Urlaub mit meinem Bruder und unserer Mutter (haben wir ihr zum 75ten geschenkt) geplant. Für den habe ich jetzt bspw. einfach mal 5k eingeplant und liegt somit auf meinem Girokonto. Zusätzlich habe ich mir für "persönliche Spinnereien" oder ungeplante Ausgaben weitere 3k draufgelegt. Zu Jahresbeginn hatte ich also 8k plus meinen vorhandenen, nicht in Anspruch genommenen, Dispo für mögliche "Sonderfälle" zur Verfügung.

Auf das Girokonto kommen natürlich meine üblichen Einnahmen / Ausgaben. Meine Haushaltsplanung erfolgt immer auf das monatliche Mindesteinkommen, wo ich meine verschiedenen Budgets definiere, so dass ich ein angenehmes Leben führen kann. Die Budgets sind eigentlich recht großzügig gewählt, so dass ich sie monatlich meistens unterschreite und somit zusätzliche Reserven habe. Dabei betrachte ich allerdings nicht jeden Monat einzeln, sondern "verschiebe" auch gerne mal verschiedene Budgets. Wenn ich also im Januar für Essen 50 Euro weniger gebraucht als geplant habe, dann könnte ich im Februar ggf. 50 Euro mehr ausgeben. Es ist also alles etwas "entspannter" zu betrachten und ich persönlich habe auch ein wenig Spass daran, wenn ich mir selber "etwas vorlüge". ;o) Doch in Summe übers ganze Jahr betrachtet, halte ich immer mein Gesamtbudget ein - benötige es sogar nicht einmal in vollem Umfang.

Und bei der ganzen Betrachtung lasse ich sonstige Einnahmen komplett unberücksichtigt, was zusätzliche Spareffekte erzeugt bzw. wodurch ich mir andere Sachen, die ich mir einbilde zu benötigen, durchaus leisten kann. So gehe ich bspw. von einer Steuerrückerstattung in der ungefähren Höhe vom Vorjahr aus, ebenso sind Weihnachtsgeld / Bonuszahlungen nicht berücksichtigt.

Aus diesen Gründen habe ich daher bspw. letzten Monat den "Überschuss" zu meinen begonnenen 8k zu meinem Investitionskonto umgeschichtet.

Und zu Deinem zweiten Absatz wegen größerer Ausgaben.... Es ist gut, dass Du einen Nacht darüber schläfst. Doch wie Privatier es schon schreibt - das könnte man ausbauen... :o) Ich denke einmal, dass dies ein laufender, sich wandelnder Prozess ist.

Ich persönlich habe bspw. ein Faible für Armbanduhren und edlere Schreibgeräte. Wenn mir etwas gefallen hat bzw. gefällt, dann habe ich es mir gekauft, denn ich wusste, dass ich es mir leisten kann. Doch mittlerweile habe ich an die 10 Armbanduhren (ehrlich gesagt, weiss ich es gar nicht genau und müsste sie erst einmal zählen) - tragen kann ich aber immer nur eine. (Klar könnte ich mehrere Uhren gleichzeitig tragen, aber ich persönlich fände es ausgesprochen "sonderbar" jemanden mit 10 Uhren an den Armen rumlaufen zu sehen). Ebenso kann ich immer nur einen Füllfederhalter / Kugelschreiber benutzen. Und auch hier ist es wie mit den Uhren.... Ich freue mich ein schönes Schreibgerät zu betrachten, zu wissen, dass ich es mir leisten kann - und ziehe meines Weges. Sollte er mir aber nach Wochen/Monaten immer noch nicht aus dem Sinn gehen und ich mir partout einbilde, ihn haben zu wollen.... Dann nutze ich eben bspw. einen Teil meiner Steuerrückerstattung / Weihnachtsgeld und kaufe ihn mir. Also ein bewusster Konsum.