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Geld verdienen mit ... ETFs, Wohnen, P2P... moralisch in Ordnung?

Hallo liebes Forum,

ich lebte die letzten 7/8 Jahre relativ frugalistisch. Kleine Wohnung/WG, alte Autos, Camping anstatt Luxusurlaub, viel selber kochen, Anlage in ETFs(95%) und Bondora, Mintos, physisches Gold (5%). Eine Zeit lang hab ich auch über einen Wohnungskauf nachgedacht, um diese renditebringend zu Vermieten.

Seit ein paar Jahren jedoch, hab ich immer mehr Hemmungen damit Geld am Aktienmarkt zu verdienen. Die ETFs habe ich auf "SRI" umgestellt, wobei das ja vermutlich aktuell auch nur Augenwischerei ist. Dann sind halt nicht die 3 moralisch schlimmsten Unternehmen enthalten, sondern Platz 4, 5 und 6.Das ein Rüstungsunternehmen z.B. mit Krieg Geld verdient, kann ich nachvollziehen, aber das Rheinmetall in den letzten 3 Jahren den Wert versechsfacht hat, geht nicht in meinen Kopf hinein.

Der Gedanke mit der Wohnungsvermietung ist gestrichen, da ich doch kein Geld mit dem Grundbedürfnis wohnen verdienen will - das Argument, dass man ja ein guter, fairer Vermieter sein kann und so die Miete angenehmer gestalten kann, als eine "gewissenslose" Wohnungs Immobiliengesellschaft finde ich gut, aber ist für mich persönlich nicht genug um mich an den Wohnungsmarkt zu bringen.

Ob P2P moralisch vertretbar für mich ist, habe ich mich noch nicht ermittelt.

Wie steht ihr dazu? Habt ihr ähnliche Gedankengänge? Habt ihr die Idee, wie ich Geld moralisch vertretbar investieren kann? Hat ggf. sogar jemand seine Investitionen rückgängig gemacht, des eigenen Gewissens wegen?

Oder habt ihr eine Argumentation, die die o.g. Anlagemöglichkeiten rechtfertigen?

 

Danke im Voraus für die Anregungen

LG

Tom

 

 

 

 

 

Halo @tom letzt endlich ist das eine Entscheidung, die jeder für sich treffen muss: Will man - wie viele hier - dem Hamsterrad möglichst schnell entkommen, oder mit seinem Lebenstil und den Investements im Einklang mit seiner Moral und der Welt sein.

Dass Firmen wie Rheinmetall Ihren Wert vervielfachen kann man natürlich verwerflich finden und als Konsequenz im Investement vermeiden. Was ist denn mit anderen Firmen die ebenfalls Ihre Werte vervielfachen, Chip-Firmen, Software-Firmen, (Rück-)Versicherungen...? Ist das auch verwerflich? Wenn man auch hier moralische Bedenken hat, (z.B. die Chips werden ja für PC, KI oder auch ggfs Rüstung verwendet, aufgrund Klima werden mehr Versicherungen abgeschlossen, etc.) muss man eben auch hier die Finger davon lassen. Ob man dann in der Food-Industrie, bei all den kritischen Berichten dazu, moralisch vertretbar investieren kann ??? Fazit: bei den meisten Firmen/Aktien kann man immer irgendetwas finden, das evtl. den eigenen moralischen Vorstellungen widerspricht.

Die wichtigste Frage ist dann: durch was entstehen die moralischen Bedenken. Und je nach Antwort bleibt evtl. nur die Auswahl weniger einzelner Aktien. Oder man legt sein Geld festverzinslich, in Anleihen oder Gold an (natürlich nur dann, wenn man keine Bedenken gegen die Goldproduktion hat). Nur ich denke jetzt kommt die Entscheidung zwischen Moral und FIRE ins Spiel. Ich sehe hier vereinfacht: Je mehr Einschränkungen durch die Moral, desto weniger Rendite und damit Zielkonflikt mit FIRE oder ein hohes meist nicht kalkulierbares Risiko (z.B. Crypto oder Währungen allgemein).

Und verdienst Du bei P2P nicht auch an den Bedürfnissen anderer, wie bei der Vermietung?

Ich persönlich habe auch gewisse moralische Grundsätze, die aber bis jetzt nie dazu geführt haben, mich von einem Investment zu trennen. Schon deswegen, weil ich immer versuche zu verstehen, was die Firma, deren Aktien ich kaufen möchte, auch wirklich tut. Und zugegeben, mein moralische Hürde liegt sicher deutlich niedriger.

Zitat von tom am 16. September 2024, 10:50 Uhr

Hallo liebes Forum,

[...]

Wie steht ihr dazu? Habt ihr ähnliche Gedankengänge? Habt ihr die Idee, wie ich Geld moralisch vertretbar investieren kann? Hat ggf. sogar jemand seine Investitionen rückgängig gemacht, des eigenen Gewissens wegen?

[...]

 

 

 

Hallo, @tom,

 

ich halte Zins und Moral für entgegengesetzte Themen. Selbst wenn du dein Geld auf dem Girokonto für 1%, also unter Inflation, anlegst... wo kommt das eine Prozent Zins denn her? Das muss jemand erwirtschaften (also wirklich erarbeiten) und das zumeist unter stressigen Bedingungen (z.B. über Verzugszinsen, Kosten für ein Darlehen). Sprich: Während der Zinsempfänger im Schlaf Geld "verdient", muss ein Zinszahler dieses erarbeiten. Ich empfehle dazu das Buch "Eine Billion Dollar" von A. Eschbach, der beschreibt da die Zusammenhänge ausführlich, aber nicht zu fachlich, sondern kurzweilig.

 

Wenn ich heute schaue,...

  • welche Unternehmen in ESG-geführten Indizes auftauchen,
  • woher Zinsen stammen,
  • auf welche Art und Weise Rohstoffe gewonnen werden und zu welchen Kosten (bezogen auf die Umwelt)

 

...die einzige Möglichkeit, mit gutem Gewissen Geld zu verdienen, ist mit der eigenen Hände Arbeit bzw. dem eigenen Kopf. Alles andere wäre auf die eine oder andere Sicht Augenwischerei. Deshalb habe ich diese Gedankengänge auch nicht und halte es mit V. Pispers nach dem Motto "jeder kann es machen, aber nicht alle".

@tom

Die Gedanken sind richtig und sinnvoll. Eine Entscheidung kann aber nur die individuell wahrgenommenen Spitzen der 'Ungerechtigkeiten' die man so fühlt wegnehmen.

Bei mir war das bei Rohstoffen, Öl und Tabak so, raus aus dem Depot. Gleichwohl ich ja selbst Auto fahre, Haus baue.

Wohnraum bereitstellen? No Problem, beide haben was davon.

Letztlich kann man jegliche Betrachtung auf die Spitze treiben. Sobald ich Steuern zahle macht der Staat damit irgendwas was ich ggf. nicht gutheißen kann!? Also immer Unterhalb des Steuerfreibetrags bleiben. So als Max. Position.

Niemand der hier im Lande lebt ist/kann ein Heiliger sein zum aufgerufenen Thema. Und klar, immer gibt's noch einen Heiligeren, der einem dann dennoch Vorwürfe macht. Egal wie durchdacht die eigene Position scheint.

Mich an der Wirtschaft beteiligen wo Menschen weitgehend gute Arbeit finden? Klar, null Prob. Gewinne macht auch der Angestellte/Arbeiter sobald er etwas sparen kann. Also alle.

 

Hallo Tom,

jegliches passives Einkommen ist ja leistungsloses Einkommen und somit im gewissen Sinne „verwerflich“.

Jedoch auch Arbeitseinkommen kann aus verwerflichen Quellen kommen, wenn man für Waffen, Tabakfirmen etc. arbeitet.  Was ist mit dem Top Manager, ist es nicht verwerflich Millionen Gehälter zu beziehen?  Ist es ok als Steuer(Vermeidungs)Berater sein Geld zu verdienen? Darf man Bier brauen, oder fördert man da schon den Alkoholismus?

Die Cum-Ex Banken haben überhaupt keine Skrupel den Staat um Milliarden zu prellen.

Was ist mit den Erben, darf man die Kohle, die man nicht selber erwirtschaftet hat bedenkenlos annehmen?

Irgendwo muss man für sich selber eine Linie finden, dass man morgens in den Spiegel schauen kann, ohne sich jedoch verrückt zu machen.  Wir sind doch echt kleine Fische!