Heißt Sparen verzichten? Günstige Hobbys, die mich nichts vermissen lassen

Rugeley Skatepark Quarterpipe

Es ist ein gängiges Vorurteil gegenüber dem frugalistischen Lebensstil, dass der Spaß und die sozialen Kontakte durch die niedrigen Ausgaben und die hohe Sparleistung auf der Strecke bleiben würden. Viele glauben, dass man nur mit 30 oder 40 finanziell unabhängig werden kann, wenn man auf die „schönen Dinge des Lebens“ verzichtet und dadurch sein Leben über ein zuträgliches Niveau hinaus beschneidet. Das kommt in Blogartikel und Kommentaren immer wieder zum Ausdruck, wie etwa in diesem Beispiel:

„Derart hohe Sparquoten verlangen einen frugalen, geradezu mönchischen Lebensstil ab. […] hier geht es um ein Maß, dass für die meisten Menschen die Lebensqualität doch deutlich reduzieren würde. Das geht nunmal zwangsläufig zu Lasten der Wohnqualität, von Reisen, von gesellschaftlicher Teilnahme, letztlich von Genuss. Viele dürften es bereuen, später auf einem Berg Geld zu sitzen, jedoch mit dem Gefühl, die Zwanziger- und Dreißiger Jahre nicht voll ausgekostet zu haben.“ (Quelle)

Hat der Verfasser damit Recht? Wohne ich als Frugalist qualitativ minderwertig? Sitze ich den ganzen Tag nur zu Hause und bin von der Gesellschaft ausgeschlossen? „Kastriere“ ich mein Leben auf Kosten der Gegenwart, um als alter Mann einmal nicht mehr arbeiten gehen zu müssen? Werde ich es in zehn Jahren bereuen, mein Leben nicht „voll ausgekostet“ zu haben?

Ich lebe zurzeit von rund 800 € im Monat, wovon einen großer Teil schon die Miete und mein Zugticket zur Arbeit ausmacht. Ein Blick auf meine weiteren Ausgaben verrät: Kino- und Restaurantbesuche, Wochenend-Wellness-Trips, Pay-TV-Abo, Konzerte, Skiurlaube oder Cocktailbars – all diese „Genüsse“ tauchen in meinen Ausgaben entweder gar nicht oder nur selten auf. Man könnte also tatsächlich meinen, ich würde den ganzen Tag lang alleine zu Hause hocken, nur um ja kein Geld ausgeben zu müssen.

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Die effizienteste Art zu wohnen: So leben wir luxuriös ohne Mietwohnung und Eigenheim

Wohnzimmer Rugeley

Wir sind endlich umgezogen! Nachdem Joana im Februar auch einen Job angetreten hat, konnten wir nicht länger in unserem alten Zuhause in Wolverhampton bleiben. Der Weg von dort zu unseren Arbeitsplätzen war auf Dauer einfach zu weit.

Darum sind wir vor einigen Wochen in den beschaulichen Ort Rugeley1 gezogen. Somit wohnen wir jetzt ziemlich genau in der Mitte zwischen unseren beiden Jobs.

Rugeley Canal NarrowboatIm Gegensatz zu Wolverhampton (einer etwas trostlosen alten Industriestadt) ist Rugeley ein kleines Paradies. Ein gemütlicher Ort mit 20.000 Einwohnern, direkt am Nationalpark Cannock Chase gelegen, der mit seinen Wäldern und Hügeln zum Wandern und Mountainbiken einlädt. Von unserem neuen Zuhause aus sind es gerade einmal fünf Minuten, bis man mitten im Wald ist.
Auf der anderen Seite des Ortes erstrecken sich die malerischen Flussauen des River Trent und der alte Trent-Mersey-Kanal, der im späten 18. Jahrhundert (der Zeit der Industrialisierung) für den Gütertransport gebaut wurde. Heute dient er Hausboot-Kapitänen und Wanderern als Freizeitbeschäftigung.

Vor unserem Umzug stand für uns eine wichtige Frage im Raum: Wo und wie wollen wir wohnen?
Die Mieten und Immobilienpreise sind in England außerirdisch hoch – nicht nur in den Großstädten, sondern auch auf dem Land. Für eine winzige 2-Zimmer-Wohnung hätten wir umgerechnet mindestens 800 € im Monat hinblättern müssen, eher sogar 1000 €. Kaltmieten fangen bei etwa 450 € an. Da dazu kommen dann rund 100 € Council Tax (eine Art Gemeindesteuer, die pro Wohnung oder Haus erhoben wird) sowie die Betriebs- und Nebenkosten. Da der Großteil des Hausbestands hier in etwa Energieeffizienzklasse Z besitzt, dürften dazu vor allem die winterlichen Heizkosten beitragen.
Das war es uns dann einfach nicht wert. Darüber hinaus hätten wir unsere Unterkunft auch noch selbst einrichten müssen, da wir ohne Möbel nach England gekommen waren und die Wohnungen hier nur in wenigen Fällen möbliert sind.

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Glücklicher Wohnen mit „So klein wie möglich“ – Meine rationale Alternative zum Quadratmeter-Wahnsinn

Glücklicher Wohnen mit "So klein wie möglich"

Es ist an der Zeit, dass wir uns einmal dem größten Ausgabenposten eines typischen deutschen Haushalts zuwenden.
Die Rede ist natürlich von unserem Haus oder unserer Wohnung. Deren Kosten machen im Durchschnitt rund 800 € pro Haushalt und Monat aus, immerhin ein ganzes Viertel unserer Gesamtausgaben.

Neben der reinen Kaltmiete (oder den Kreditraten fürs Eigenheim) gehören zu diesem Posten auch die Kosten für Heizung und Strom, Gas und Warmwasser. Dazu kommen Aufwendungen für Reparaturen und Instandhaltung, Grundsteuern sowie Nebenkosten wie Abwasser oder Abfallentsorgung.

Ich bin überzeugt, dass Wohnen überhaupt nicht so teuer sein muss. Wenn unsere Wohnung dem Zweck dienen soll, dass wir darin zufrieden und komfortabel leben können, dann sind die Wohnausgaben der meisten Deutschen häufig aus dem Fenster geworfenes Geld.

Schon beim Aussuchen ihres Wohnraums treffen viele Menschen irrationale Entscheidungen. In der Folge mieten oder kaufen sie fast immer deutlich zu teuer. Ich will zeigen, dass es auch anders gehen kann. Mit einer etwas rationaleren Herangehensweise könnten wir entspannter und zufriedener wohnen – und das für ungefähr die Hälfte der durchschnittlichen Ausgaben.

Die große Fehlannahme

Viele Menschen suchen ihre Wohnung oder ihr Haus noch immer nach der Maxime So groß wie möglich aus. Die nicht weiter hinterfragte Annahme dabei ist, dass mehr Wohnfläche und eine größere Zahl von Zimmern mehr Lebenszufriedenheit erzeugt.
Nicht selten sieht man darum Familien die größtmögliche Wohnung mieten, die sie sich mit ihrem Einkommen gerade noch leisten können. Häuslebauer nehmen den größtmöglichen Kredit auf, den sie innerhalb von 30 Jahren gerade noch so abstottern können.
Es ist fast schon paradox: Während wir an der Tankstelle oder beim Online-Shopping um jeden Cent feilschen, sind wir beim Wohnungs- oder Hauskauf überhaupt nicht knausrig. Ohne mit der Wimper zu zucken blättern wir einen großen Batzen unseres Gehalts für die Miete hin oder versenken ein ganzes Dutzend Jahresgehälter in ein Einfamilienhaus. Alles in der Erwartung, dafür gesteigertes Lebensglück in gleicher Höhe zurück zu erhalten. Eine trügerische Hoffnung.

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Kaufst du noch oder denkst du schon? Eine Lektion im frugalistischen Problemlösen

Flickzeug

Seit rund fünf Monaten arbeite ich nun schon in meinem Job als Softwareentwickler und fahre nach wie vor jeden Tag mit dem Zug und mit dem Fahrrad zur Arbeit. Erst zweieinhalb Kilometer bis zum Bahnhof, dann zwischen 10 und 15 Minuten mit dem Zug und anschließend noch einmal elf Kilometer mit dem Rad.

Ganz besonders der längere der beiden Fahrradwege hat mir in dieser Zeit allerdings so einiges an Kopfzerbrechen bereitet. Auf der Strecke zwischen Stafford und Stone wachsen nämlich zahlreiche Dornenhecken am Wegrand. Und deren abgebrochenen und auf dem Weg herumliegenden Zweige werden von Fahrradreifen offenbar magisch angezogen. So hatte ich alleine während meiner ersten drei Monate im Job ganze zehn Reifenpannen – so viele wie zuvor in meinem ganzen Leben zusammen nicht.

Den ersten Dorn fing ich mir gleich in meiner zweiten Arbeitswoche ein. Ich kam abends aus dem Büro und fand mein Fahrrad mit einem platten Vorderrad im Fahrradständer. Was tun? Ich nahm die Pumpe zur Hand, die ich in weiser Voraussicht immer in meinem Rucksack dabei habe und pumpte den platten Reifen noch einmal stramm auf. Dann fuhr ich los – in der Hoffnung, das elf Kilometer entfernte Stafford zu erreichen, bevor dem Rad erneut die Luft ausging.

Leider hielt die Hoffnung nur die ersten drei Kilometer, dann war der Reifen war wieder platt. Ich versuchte ihn noch einmal aufzupumpen, aber es war nichts mehr zu machen: Ich musste das Fahrrad den Rest der Strecke schieben. Bei einem Fahrradladen auf dem Weg besorgte ich noch schnell Flickzeug und kam gegen neun Uhr abends endlich zu Hause an.

Dort ging es dann aber erst richtig an die Arbeit. Ich baute das Rad aus, fummelte den defekten Schlauch heraus und versuchte, das Loch ausfindig zu machen. Schließlich fand ich gleich zwei Löcher und flickte sie. Trotzdem hielt der Schlauch danach immer noch keine Luft.
Erst als ich ihn noch einmal aufpumpte und in eine Schüssel mit Wasser legte, bemerkte ich die vielen kleinen Luftblasen, die sich überall rund um den gesamten Schlauch bildeten.
Was war da los? Während ich das Rad nach Stafford geschoben hatte, hatte sich der lose aufliegende Mantel einmal komplett um das Rad bewegt. Dabei hatte der im Reifen steckenden Dorn den Schlauch rings herum perforiert.
Der Schlauch war damit nicht mehr zu retten und ich musste einen neuen einsetzen, den ich zum Glück noch auf Lager hatte. Jedenfalls war der Abend dank dieser Panne komplett gelaufen und ich fiel irgendwann nach Mitternacht nur noch totmüde ins Bett.

Nagut, so etwas passiert einem höchstens ein paar Mal im Leben, dachte ich mir.
Aber Pustekuchen. Schon wenige Tage später fand ich mein Rad nach der Arbeit wieder mit einem platten Reifen vor. Und gleich in der selben Woche noch ein weiteres Mal. Mittlerweile hatte ich zwar Flickzeug dabei und kam auch nicht mehr auf die fragwürdige Idee, die Heimfahrt mit einem defektem Schlauch antreten zu wollen. Allerdings raubte mir jede Reparatur immer wieder einen ganzen Abend meiner ohnehin schon knappen Freizeit.

So konnte es nicht weiter gehen. Ich hatte ein echtes Problem, das irgendwie gelöst werden musste. Was konnte ich tun?

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Für 100 € im Monat speisen wie der Kaiser vom Schlaraffenland

Essen für 100 € im Monat

In meinem letzten Winterbericht hatte ich unter meinen monatlichen Ausgaben etwa 100 € für den Posten Lebensmittel und Essen aufgeführt. Das hat bei vielen von euch die Frage aufgeworfen, was genau ich eigentlich so esse und wie ich das für so wenig Geld hinbekomme.

Zum Vergleich: Der Durchschnitts-Deutsche gibt laut Statistik rund 150 € im Monat für Lebensmittel im Supermarkt aus. Wer dazu oft außer Haus essen geht, in der Mittagspause täglich „mal eben was“ aus der Kantine holt oder ständig Bio-Steak mit Saffransoße futtert, bei dem kann es auch ziemlich schnell mehr werden.

Einer meiner Leser etwa hat in einem Kommentar seine Lebensmittel-Ausgaben auf 250 € monatlich beziffert.
Und auch aus meinem Bekanntenkreis habe ich schon ungläubige Reaktionen erhalten: 100 € im Monat für Essen? Das gebe ich in der Woche aus!!

Heute will ich das Geheimnis lüften und euch zeigen, wie man für 100 € im Monat absolut fantastisch und gesund speisen kann – weit ab von „Nudeln mit Ketchup“ und was du dir bei so geringen Lebensmittel-Ausgaben vielleicht noch so vorstellst.

Meine Grundprinzipien für gute und günstige Ernährung

Die wichtigste Regel für gutes und günstiges Essen ist eigentlich ganz simpel:

Stelle deine Gerichte von Grund auf selbst her. Und zwar aus möglichst einfachen, unverarbeiteten Basis-Zutaten.

Wenn du einfach in den Supermarkt gehst und alles, was bunt ist und dich anlächelt, in den Einkaufswagen wirfst, wird es mit vermutlich weder gut noch günstig. Stattdessen brauchst du bei der Auswahl und Zubereitung deiner Speisen ein bisschen mehr Planung und ein paar Vorüberlegungen. Ich orientiere mich beispielsweise an folgenden vier Faktoren:

  • Der Nährwert: Essen ist Treibstoff für meinen Körper. Meine Lebensmittel sollten darum gesund sein, möglichst viele wichtige Nährstoffe (Proteine, Mineralien, Vitamine) und wenig ungesunde oder industriell hergestellte Inhaltsstoffe (Zucker, viel Salz, Geschmacksverstärker, E472e) enthalten.
  • Der Geschmack: Natürlich möchte ich gerne essen was richtig gut schmeckt und nicht nur auf die Nährwerte der Lebensmittel achten. Bringt ja nix, wenn es gesund ist und wenig kostet, ich es mir aber mit Husten und Würgen hineinschieben muss.
  • Der Preis: Glasklar: Hier geht es ja gerade darum, wie man für wenig Geld gut und gesund essen kann. Der Preis ist also ein wichtiges Kriterium.
  • Die Zubereitungszeit: Ich stehe durchaus gerne in der Küche und koche. Da ich ansonsten aber schon den halben Tag auf der Arbeit verbringe und auch noch Zeit für andere Hobbys übrig haben möchte, sollte mein Essen nicht allzu viel Zeit zur Zubereitung benötigen.Besonders praktisch sind Gerichte, die in der Menge gut skalierbar sind. Das sind Speisen, bei denen du für fünf Portionen genauso lange in der Küche stehen musst wie für eine. Kartoffeln skalieren eher schlecht: Je mehr Kartoffeln du essen willst, desto mehr musst du auch schälen. Bei Reis ist es hingegen egal, ob du eine halbe Tasse oder einen ganzen Pott kochst: Es dauert immer gleich lang. Bei gut skalierbaren Gerichten kannst du leicht eine große Menge auf Vorrat kochen und so die Zubereitungszeit pro Portion reduzieren.

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