Geldanlage für Frugalisten Teil 1: Keine Angst vor Aktien

Wenn man so reich werden möchte, dass man nicht mehr in seinem Job arbeiten gehen muss und stattdessen von den Erträgen seines angelegten Geldes leben kann, dann reicht es natürlich nicht aus, sein Geld einfach nur auf einem stinknormalen Sparbuch zu parken. Darum möchte ich dir eine kurze Einführung darin geben, wie richtige Geldanlage für Frugalisten funktioniert.
Die meisten Deutschen haben vor diesem Thema scheinbar eine fürchterliche Angst und statt sich einmal ernsthaft damit zu beschäftigen, wie Geldanlage eigentlich läuft, legen sie ihr Erspartes lieber unters Kopfkissen (oder auf genanntes Sparbuch), stecken es unüberlegt in eine Immobilie oder gehen zum „Bankberater ihres Vertrauens“, weil der Geldanlage ja beruflich macht und sich darum vermeintlich auskennt. Was sie dabei nicht ahnen: Diese Fehler kosten sie ein Vermögen! Bei gleichen Voraussetzungen haben viele am Ende mehrere zehn- oder sogar hunderttausende Euro weniger als jemand, der die Vermehrung seines Geldes von Anfang an selbst in die Hand nimmt. Also sorge lieber dafür, dass dir das nicht passiert und ich kann dir versprechen: So kompliziert ist es nicht.

Teil 1: Keine Angst vor Aktien

Wie sollte man denn nun sein Geld investieren? Da gibt es natürlich immer unterschiedliche Meinungen, aber die allermeisten sind sich darin einig, dass die wichtigsten Anlageklassen Aktien und Anleihen sind. Leider haben die Deutschen gerade vor Aktien eine Heidenangst, weil über diese Anlageklasse ziemlich viel Halbwissen verbreitet wird. Wenn du in Zeitungsartikeln, den Fernsehnachrichten oder Erzählungen deiner Freunde schon einmal Geschichten über Aktien gehört hast, dann hast du vermutlich eine völlig falsche Vorstellung.

Also was sind denn nun eigentlich Anleihen und was sind Aktien?
Stell dir vor, einer deiner Freunde macht eine Bratwurstfirma auf. Dafür braucht er ein Bratwurstbratgerät, was leider verdammt teuer ist. Er selbst kann das Geld nicht aufbringen, du hast jedoch immer einen großen Teil deines Einkommens gespart und könntest ihm darum mit einer kleinen Summe unter die Arme greifen.
Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Dein Freund könnte einerseits einen Kredit bei dir aufnehmen, für den er dir Jahr für Jahr Zinsen (zum Beispiel 5% des geliehenen Geldes) zahlen muss, bis er dir die geliehene Summe nach einem festgelegten Zeitraum zurückzahlt. In diesem Fall hättest du dein Geld in eine Anleihe seines Unternehmens investiert. Neben diesen Unternehmensanleihen gibt es auch Staatsanleihen, in dem Fall leihst du eben nicht der Bratwurst AG dein Geld, sondern der Bundesrepublik Deutschland, den USA oder irgendeinem anderen Staat. Die Zinsen, die du von deiner Anleihe erhältst (man spricht hier im Finanzdeutsch auch vom Kupon), stellen dein passives Einkommen dar. Allerdings kommt es immer wieder vor, dass eine Firma oder ein Staat diesen Kredit nicht zurückzahlen kann, weil er in der Zwischenzeit Pleite gegangen ist. Darum sollte man sein Geld nicht nur einer Firma oder einem Staat leihen, sondern es immer auf möglichst viele verschiedene Schuldner aufteilen. Wenn dann mal ein paar davon Pleite gehen, ist das nicht so schlimm, da die verbliebenen das mit ihrer Rendite meistens locker wieder ausgleichen können. Dieses wichtige Prinzip nennt sich Diversifikation.
Also wieder zurück zur Bratwurstfirma. Neben der Anleihe gibt es für deinen Freund noch eine weitere Möglichkeit an Geld zu kommen: Er kann Anteile seines Unternehmens verkaufen. Wenn du dann 1% seiner Bratwurst AG erwirbst, gehören dir 1% des Firmengebäudes, der Büroeinrichtung, der Patente und auch des Bratwurstbratgeräts, das dein Freund nun dank des Verkaufs der Firmenanteile anschaffen kann. Und natürlich das allerwichtigste: Du kriegst ab jetzt auch immer 1% des Gewinns, den die Bratwurst AG erwirtschaftet. Dieser wird entweder direkt an dich ausgezahlt (das nennt sich dann Dividende) oder er wird in die Firma reinvestiert (beispielsweise wird dafür ein zweites Bratwurstbratgerät gekauft), womit der Wert deines Firmenanteils steigt. Dieser Firmenanteil der Bratwurst AG ist nichts anderes als eine Aktie.
Im Gegensatz zu meinem Beispiel kann man diese Firmenanteile in der echten Welt fast nie bei den Firmen direkt kaufen, da Firmen nur ganz selten neue Aktien ausgeben. Wenn man also Aktien kaufen möchte, muss man bereits existierende Aktien jemand anderem abkaufen, der sie besitzt. Das funktioniert an der Börse: Hier treffen sich Leute, die Aktien verkaufen wollen mit Leuten, die Aktien kaufen wollen und einigen sich auf einen Verkaufspreis. Dieser Preis hängt von mehreren Faktoren ab. Zum einen vom Wert der Firma (also dem Wert der Bürogebäude, Patente, Maschinen und so weiter) und dem, was sich die Käufer an zukünftigen Gewinnen der Firma erhoffen (das ist natürlich wilde Spekulation; niemand kann vorhersagen, wie viel Gewinn eine Firma in der Zukunft machen wird). Zum anderen auch von Angebot und Nachfrage, also wie viele Kaufinteressenten und wie viele Verkäufer es gibt. Je mehr Kaufinteresse da ist, desto höhere Preise können die Verkäufer verlangen. Angebot und Nachfrage ändern sich ständig: Manchmal wollen alle Leute Aktien kaufen und es gibt kaum Verkäufer, einige Zeit später haben die Leute plötzlich große Angst vor Aktien und wollen am liebsten alles verkaufen. Und auch die zukünftigen Gewinne der Firmen werden von den Käufern ständig anders eingeschätzt. Das sind die Gründe, warum Aktienkurse so stark schwanken!

Vielleicht hast du bisher immer gehört, dass in Aktien zu investieren bedeutet, die richtigen Firmen und den richtigen Kaufzeitpunkt genau zu kennen (nämlich dann, wenn die Aktien gerade günstig sind) und zum richtigen Zeitpunkt wieder zu verkaufen (wenn die Aktien gerade hohe Preise erzielen). Das ist jedoch Quatsch, denn zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass niemand dauerhaft die richtigen Aktien und den richtigen Zeitpunkt vorhersagen kann.
In Aktien zu investieren bedeutet also nicht hin und her zu handeln, sondern Firmenanteile zu besitzen und an den Gewinnen dieser Firmen beteiligt zu werden. Deswegen kaufe und verkaufe ich Aktien nicht ständig, sondern behalte sie viele Jahrzehnte lang, um permanent an den Gewinnen der Firmen teilhaben zu können. Natürlich bedeutet das nicht, dass Aktien ein risikoloses Investment sind – im Gegenteil: Aktienkurse schwanken stark und können auch mal für einige Jahre komplett einbrechen. Aber nur aufgrund dieses Risikos kann man mit Aktien überhaupt so hohe Rendite erzielen, denn Rendite sind immer eine Belohnung für das Risiko, das du eingegangen bist.

Eine Frage bleibt: Was passiert, wenn die Bratwurst AG Pleite geht? Dann ist deine Investition natürlich futsch und sowas passiert in der echten Welt tatsächlich ab und an mal. Das Geheimnis ist hier das gleiche wie bei den Anleihen: Investiere in so viele verschiedene Firmen wie möglich (am besten in alle! Das ist kein Witz…), damit die Pleiten von den Gewinnen der anderen Firmen wieder ausgeglichen werden. Das ist jedoch wieder ein neues Kapital, dem ich mich im nächsten Beitrag widmen werde.

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3 Gedanken zu „Geldanlage für Frugalisten Teil 1: Keine Angst vor Aktien“

  1. Finde die Seite echt mega cool. Muss aber gestehen, dass seitdem ich gelesen habe du handhabst es so Aktien zu kaufen und Jahrzehnte lang zu halten fand ichs bisschen komisch. Du selbst machst das Ganze ja erst seit 2,3(?) Jahren. Dann kannst du ja eigentlich nicht viel Erfahrung haben und nur von Plänen sprechen. Bzgl dem Rechner finde ichs schade, dass die Ausgabenseite konstant gehalten wird (wer binnen 17 Jahren nie nen Notfall der zu steigenden Ausgaben führen wird dem sei ein Orden verliehen).

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