Bitte oder Registrieren, um Beiträge und Themen zu erstellen.

Zeitwertkonto oder Lebensarbeitszeit-Konto - wie kommt man da dran?

Hallo zusammen,

hat jemand Erfahrung wie man seinen Arbeitgeber überzeugt so ein Lebensarbeitszeitkonto einzurichten?  Das schicke daran ist, man spart aus dem Brutto in dieses Konto und kann es sich dann über Jahre auszahlen lassen und ist dabei weiterhin angestellt (mit Sozialversicherung und allem).  Ideal für unsereins :-).  Allerdings,  meine Firma hat noch nie davon gehört und will auch nicht so richtig.

Details siehe:  https://unternehmen.ebase.com/produkte-loesungen/arbeitszeitkonto/   (Beispiel,  gibts auch von anderen Anbietern)

Irgendwelche Ideen?

Wie groß ist deine Firma? Habt ihr einen Betriebsrat?

Ich bin in einem DAX-Unternehmen und besitze sozusagen zwei dieser Konten. Wie man das einführt, ist abhängig von Deiner Ausgangssituation und der Art, wie man solch ein Konto führt/befüllt. Ein Betriebsrat ist dabei zumindest hilfreich, wenn nicht gar unerlässlich.

Die zwei Arten dieses Kontos bei uns unterscheiden sich darin, dass Konto A als Stundenkonto geführt wird, wobei dies nicht zu verwechseln ist mit dem normalen Gleitzeit-Stundenkonto. Der Vorteil hier: eine Stunde ist eine Stunde und bleibt eine Stunde und wird auch hinterher eine Stunde sein. Durch die ähnliche Anlage zum Gleitzeitkonto ist dies vglw. schnell zu erreichen. Ausgehend davon, dass Du ein Gleitzeitkonto Dein Eigen nennst, kannst Du dies entweder "unendlich" befüllen und damit eine Stundengutschrift von Monaten bis Jahren erreichen, oder es gibt Regelungen (durch einen Betriebsrat?) einer Begrenzung, mit der man dann die Einführung eines solchen Kontos schmackhaft machen kann. Entnahme erfolgt dann analog Urlaubsantrag durch Beantragung von X Stunden/Tagen, die dann meine Abwesenheit kompensieren und mir weiterhin das normale Gehalt auszahlen. Nachteil: durch gesetzliche Regelungen wie max 10h/Tag, max 48h/Woche sind Dir Grenzen beim zusätzlichen Erwerb von Stunden gesetzt, anders als in der Umwandlung zu Konto B, wo Du theoretisch die gesamte Sparrate (abhängig von Begrenzungen laut Betriebsvereinbarung oder ggf. gestzlich dazu) Deines Gehalts reinhängen könntest.

Konto B wird bei uns als Guthabenkonto geführt und entspricht stärker Deiner Anfrage, ist also dieses klassische Lebensarbeitszeitkonto. Hier kann ich Geld in das Konto überführen (sogar in bestimmten Grenzen Stunden, die auf Basis des aktuellen Stundenlohns umgerechnet werden) und aus diesem Guthaben irgendwann ein Monatsgehalt auszahlen in Zeiten, in denen ich im Job pausiere. Wichtig ist hier bei der Entnahme, dass (egal ob jetzt als Mehrstunden umgerechnet in Geld oder per Abzug als Gehalt) die Auszahlung dann auf Basis meines neuen Stundenlohns erfolgt. Hier ist zu berücksichtigen, dass tarifliche, prozentuale Gehaltsanpassungen (= vermeintlicher Inflationsausgleich), aber auch noch stärker Gehaltserhöhungen durch Karriereschritte aus einer eingezahlten Stunde irgendann nur noch 60 - X Minuten macht. Eine wichtige Voraussetzung für ein solches Konto ist eine Verzinsung, welche den ersten Part auffängt oder zumindest abschwächt, weshalb ein solches Konto ungleich schwieriger einzuführen ist.

Was hinsichtlich der Planbarkeit hier wie auch bei Betriebsrenten eine weitere wichtige Voraussetzung ist: Ausfallsicherheit/Insolvenzsicherung und eine vernünftige Regelung bei Wechsel des Arbeitgebers

Als positiven Aspekt in der Argumentation kann man immer wieder einbringen, dass diese Konten ja nicht zwingend erst vor dem Ende der Lebensarbeitszeit bzw. am Ende der Beschäftigung zum Tragen kommen müssen. Man kann dies auch zur Entnahme bringen, wenn jemand ein Sabbatical machen möchte. Der Mitarbeiter, der auf solche Mittel nicht zurückgreifen kann, spart sich das Geld vorher und nutzt das dann entweder in einem unbezahlten Urlaub oder nach einer Kündigung. Problem: ob er danach wieder  bei dem gleichen AG anfängt, der mit ihm zufrieden war, ist nicht gegeben, weil er ja erstmal diesen Weg gehen musste. Bei diesen Freistellungen mit Bezahlungen hält man den Mitarbeiter aber, und das nicht nur in diesen Phasen, sondern generell (auf Grund der entsprechenden Möglichkeiten und weil sich der Mitarbeiter in gewissem Maße auch ggü. dem Arbeitgeber committet).

Hallo,

ich finde das ein spannendes Thema. Ich hab letztes Jahr angefangen bei einem großen Verkehrsdienstleister für Zugfahrten zu arbeiten (den wir alle kennen) und dort gibt es die Möglichkeit zur Nutzung eines Langzeitkontos. Es gibt die Möglichkeit Urlaub, Überstunden und Geld einzubringen und das ganze wird noch mit aktuell 2,7 % verzinst. Nach meiner Probezeit fange ich an monatlich 150 € von meiner Bruttogehalt einzuzahlen (Netto 75 Euro weniger) sowie mehrere Urlaubstage von meinen 36, die ich eh nicht benötige am Ende eines Jahres einzubringen. Mein Ziel ist es irgendwann 12 Monate angesammelt zu haben und dann die Möglichkeit zu haben 3 Monate Jakobsweg zu gehen und den Rest zu reisen.

Vorteil

Man muss nicht arbeiten und hat weiter sein Gehalt und seinen Arbeitsplatz sicher.

Weiterhin Sozialversichert.

Ich kann wählen ob ich es nutze für den Rentenvorzug, Sabbatical, Arbeitszeitreduktion, Pflege oder Weiterbildung.

Nachteil

Die 70 Euro fehlen jetzt jeden Monat zum investieren und man sollte sich sicher sein nicht ständig den Arbeitgeber wechseln zu wollen, da es dann wieder kompliziert ist mit der Mitnahme zu einem neuen Arbeitgeber.

Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass es eine Verzinsung des Guthaben gibt, denn in ein paar Jahren sind 150 Euro nicht mehr 150 Euro wert. Also ein Inflationsausgleich sollte gegeben sein.

Meine Frage an alle: Zählen die 150 Euro Brutto nun allerdings zur Sparquote oder nicht?

Hallo sowas gibt es bei uns auch.

Ich habe mir das auch kurz überlegt, aber ein Punkt stieß mir sauer auf. In unserem Infoschreiben über das -Auszeitkonto- steht geschrieben " das gesparte Geld ist steuer- sowie sozialabgabenfrei und wird erst bei der Auszahlung versteuert und verbeitragt" ich glaube wie überall im Leben bekommt man nichts geschenkt. Hier will der Arbeitgeber sich von seinen Anteilen der Krankenkasse und anderem drücken bzw minimieren. Bei Auszahlung übernimmst du diese Beiträge nämlich für beide Seiten.

Besonders attraktiv, wenn man in jungen Jahren 10 Std einbringt und 20J später 2 Std in Anspruch nehmen kann, weil das Gehalt zwischenzeitlich angestiegen ist ... So mega ist die Perfomance dieser Anlagen vor lauter (gesetzlich vorgeschriebener) Insolvenzsicherung nicht ...

Ich halte das Modell für völlig unattraktiv. Die Altersteilzeit mit ihren steuer- und sv-freien Aufstockungsbeträgen war da viel interessanter, wurde aber uninteressanter für den AG mangels Erstattung. Wiederbelebung nicht in Sicht.

Das mit der unvorteilhaften Verbeitragung im Leistungsfall ist das Gleiche wie bei der Entgeltumwandlung (zumindest bei gKV), also Finger weg von diesen Produkten. Betriebliche Altersvorsorge nur wenn überwiegend AGfinanziert.

Die Frage ist, ob man soetwas überhaupt braucht? Die großen Unternehmen, die das anbieten haben doch meistens auch attraktive Teilzeitregelungen im Angebot. Oder? Also ich persönlich bin bei einem großen Unternehmen und gehe demnächst in Teilzeit. Das geringere Gehalt macht mir nichts aus, denn erstens zahle ich dadurch auch weniger Steuern, zweitens habe ich in den letzten Jahren durch Beförderungen und Gehaltssteigerungen sowieso mehr Einkünfte und drittens habe ich noch eine ganze Menge Kapitaleinkünfte durch angespartes Vermögen. So ein Arbeitszeitkonto wäre für mich nicht wirklich interessant. Ich vermute, wer in einem DAX-Unternehmen arbeitet, für den wird es ähnlich aussehen und die kleineren bieten das wahrscheinlich gar nicht an?!

Bei mir gibt es weder Teilzeitmöglichkeiten, noch Arbeitszeitkonto.

Mir bleibt jetzt nur Vollgas zu arbeiten und im Spitzensteuersatz steuern zu zahlen. Um mich mit genug Geld zu verabschieden und dann 0 bis 20% Steuern zu zahlen.  Damit zählt man im Durchschnitt mehr Steuern als derjenige, der gleichmäßig verdient.

Mir geht es darum Einkommen in die Zeit zu verlagern, wenn ich nicht mehr (oder massiv weniger) arbeite.