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Wie lange brauch ich noch?

Hallo zusammen!

Nachdem ich schon länger hier interessiert mitgelesen habe - hier eine kurze Vorstellung verbunden mit einer Frage.

Also zu mir. Ich bin M37 und wohne im ländlichen Baden-Württemberg. Ich arbeite als angestellter im Außendienst und habe dieses Jahr so gut wie noch nie verdient. Insgesamt 160.000 brutto. Zusammen mit meiner Lebenspartnerin und unserer 3 Jahre alten Tochter bewohnen wir ein Haus, das meinen Eltern gehört. Das Haus ist sehr alt und nicht im besten Zustand. Der Deal mit meinen Eltern ist daher, dass wir regelmäßig Dinge daran machen lassen und daher erst mal keine Miete zahlen.

Zwar ist mein Gehalt sehr gut und wird in den nächsten Jahren wohl eher zu als abnehmen. Allerdings ist mein Beruf sehr anstrengend und eigentlich würde ich gerne möglichst bald ganz aufhören. Leider bin ich mit 32 erst sehr spät in den Beruf gestartet. Ich war lange Zeit auf eine Karriere in der Forschung (Zellbiologie) aus und habe den Absprung erst sehr spät gemacht.

Nun zu meiner Einkommenssituation:

  • Ich verdiene netto knapp 5000 Euro im Monat, dazu kommen am Ende des Jahres nochmal ca 16000 netto Bonus, also im Schnitt 6300 Euro im Monat
    • Für nächstes Jahr habe ich nochmal eine kleine Lohsteigerung ausgehandelt.
  • Hinzu kommen ca 3700 Euro monatliche Mieteinnahmen für 7 Kleinstwohnungen, die in den letzten Jahren im Raum Stuttgart erworben habe
  • Meine Lebenspartnerin arbeitet als Beamte in Teilzeit und verdient 1200 Euro Netto im Monat
  • Dann natürlich noch 200 Euro Kindergeld für unsere Tochter
  • Insgesamt also ca 11300Euro/Monat

Dem gegenüber stehen Ausgaben

  • 500 Euro/ Monat Wohnnebenkosten für das Haus meiner Eltern
  • ca 500 Euro/ Monat für die Investitionen am Haus
  •  ca 1000Euro/ Monat für Essen/Trinken/Hygiene und Ausgehen für uns 3
  • 200 Euro im Monat für Kleidung/ Spielsachen/Urlaub und Sonstigem
  • 3400 Euro im Monat zahle ich für die Restschuld der 7 Wohnungen. Ich tilge mit 3.5% und bei 1.4% Zinsen
  • 500 Euro für die Hausverwaltungen und Instandhaltungsrücklagen
  • Auto wird momentan noch von meiner Firma all-inclusive gestellt. Den geldwerten Vorteil muss ich nur versteuern.
  • Insgesamt = 6400 Euro

Die Differenz, also knapp 4000-5000Euro im Monat geht momentan ins Depot.

Meine Vermögensaufstellung:

  • Die 7 Wohnungen in Stuttgart würde ich sehr konservativ auf 1.45 Millionen Verkehrswert schätzen. Das wäre ein 33er Multiple, momentan gehen die aber eher für 40-50er Multiple weg.
  • 100k im Depot (45% MSCI World, 15% MSCI EM, 30% NASDAQ 100, 9% Branchenwette, 1% Krypto)
  • 20k auf dem Girokonto
  • Und 830k Euro Restschuld für die Immobilien, wäre mit den vertraglich vereinbarten Staffelmieten in spätestens 20 Jahren komplett abgetragen

Hier meine Überlegung. 2026 endet die Spekulationsfrist der ersten Wohnungen. Dann könnte ich anfangen die Wohnungen zu veräußern. Selbst bei gleich bleibenden Preisen würden so allmählich 700k als Gewinn zusammen kommen. Nach der 4% Regel würde uns das ganz leicht genügen, insbesondere weil meine Lebenspartnerin eigentlich gerne weiter arbeiten würde.

Meine Frage ist jetzt wie viel ich im Depot bräuchte um den Ausstieg vor zu ziehen. Wie gesagt, kann ich mit meinem aktuellen Gehalt im Schnitt 4000-5000 Euro im Monat ins Depot einzahlen, bin aber nicht sehr glücklich in diesem Beruf.

Danke allen die antworten!

B.

Zitat von belanglos am 23. Dezember 2021, 10:47 Uhr

... Vermögensaufstellung:

  • Die 7 Wohnungen in Stuttgart würde ich sehr konservativ auf 1.45 Millionen Verkehrswert schätzen. Das wäre ein 33er Multiple, momentan gehen die aber eher für 40-50er Multiple weg.
  • 100k im Depot (45% MSCI World, 15% MSCI EM, 30% NASDAQ 100, 9% Branchenwette, 1% Krypto)
  • 20k auf dem Girokonto
  • Und 830k Euro Restschuld für die Immobilien, wäre mit den vertraglich vereinbarten Staffelmieten in spätestens 20 Jahren komplett abgetragen

Hier meine Überlegung. 2026 endet die Spekulationsfrist der ersten Wohnungen. Dann könnte ich anfangen die Wohnungen zu veräußern. ...

Meine Frage ist jetzt wie viel ich im Depot bräuchte um den Ausstieg vor zu ziehen. ...

Gegenfrage(n):

Wie ist der Wohnungsmarkt IN STUTTGART in 5+ Jahren?

Und wie ist der globale Automobil- und Zuliefermarkt in 2026?
Rollen drei oder vier Fernost-Konzerne zusammen mit Tesla den E-Auto-Markt so auf, wie Samsung und LG den Flachefernsehermarkt aufgerollt haben?
und kicken die etablierten Verbrenner-Konzerne ins Abseits?
(so wie es den Anbietern von Röhrenfernsehern ergangen ist!)

--> dann könnte es gerade Stuttgart so ergeben wie dem Ruhrpott im Zuge des Niedergangs der deutschen Hochlohn-Montanindustrie!

Das ist richtig, dass das keiner wissen kann.

Daher habe ich ja geschrieben, dass ich einen Puffer von 20-40% eingepreist habe. Sonst hätte ich ja mit den Multiples von 40-50 gerechnet, die man (auch mir) hier gerade bietet. Selbst im Ruhrgebiet gab es so weit ich weiß keine nominellen Preisstürze von mehr als 40%, erst recht nicht innerhalb von 5 Jahren. Und dabei ist der Großraum Stuttgart deutlich breiter aufgestellt.

Hi B.,

das hört sich doch alles wirklich wirklich gut an! Glückwunsch zu deinen bisherigen Erfolgen!

Du hast die Einnahmen und Vermögensentwicklung glaube ich gut im Blick und auch im Griff, ich würde an deiner Stelle das gleiche mit der Entwicklung der eigenen Ausgaben machen, denn nur weil ihr ggfs. die aktuellen Lebenshaltungskosten aus passiven Einkommen decken könntet, muss dies nicht gleichermaßen für die Zukunft gelten...

Fragen die ich mir stellen würde wären:

  • (Wie) geht es weiter mit der Familienplanung ?
  • Was möchte ich meinen Kindern bieten können bzgl. Ausbildung und was bedeutet das an Kosten für mich ?
  • Wie lange seid ihr und deine Eltern bereit die aktuelle Wohnsituation so fortzuführen ? Was kosten euch die Alternativen ?
  • Wie steigen eure Ansprüche in der Zukunft ?
  • Wenn der Dienstwagen weg ist, kauft und unterhaltet ihr dann selber ein Auto ?
  • Wie sieht es mit der Krankenkasse aus ?
  • Welche Versicherungen habt / benötigt ihr ?
  • Wann bekommt eure Tochter Taschengeld ? 🙂
  • Wie groß ist die Bereitschaft nach dem Ausstieg ggfs. doch wieder arbeiten zu gehen, falls es nachher nicht reicht, bzw. deine Frau auch keine Lust mehr hat?
  • etc.

Wenn das geklärt ist sollte es einfach sein deine zukünftigen jährlichen Ausgaben + Puffer zu kalkulieren. Diese dann einfach mit 25 multipliziert ergibt den Depotwert, wenn du der 4% Regel glaubst.

Ihr solltet euch zudem überlegen, ob ihr langfristig "nur" auf Aktien setzen möchtet oder ggfs. Immobilien und sogar eine selbstbewohnte Immobilie zur Reduktion der eigenen Kosten mit in eure Planung aufnehmen möchtet.

Ansonsten recht einfach Rechnung: Nimmt man die laufenden Kosten durch eure Immobilien raus, dann habt ihr Ausgaben von etwa 2.500€ / Monat wovon deine Frau bereits 1.200€ durch ihr Gehalt und der Staat 200€ durch Kindergeld abdeckt. Macht ein Delta von 1.100€ /Monat bzw. 13.200€/Jahr. Multipliziert mit 25 landest du bei einem Depotwert von 330.000€.

100.000€ habt ihr bereits, jetzt kannst du dir ausrechnen wie lange du für die verbleibenden 230.000 benötigst bei 4-5k/Monat und 4% Depotperformance.... weniger als 4 Jahre. Und hier haben wir noch nicht den Erlös aus den Verkäufen der Immobilien bedacht.

Dennoch mein Tipp: Hinterfragt zunächst kritisch die Entwicklung eurer Ausgaben und eure Risikobereitschaft.

Euch ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest

LG

SIX

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zitat von belanglos am 23. Dezember 2021, 13:08 Uhr

... Selbst im Ruhrgebiet gab es so weit ich weiß keine nominellen Preisstürze von mehr als 40%, erst recht nicht innerhalb von 5 Jahren. ...

Beispiel aus einem Land, wo die restliche Wirtschaft normal weitergelaufen ist:

STERN 
19.04.2013
Der Albtraum vom Eigenheim
... Seit 2008, als der Bau- und Kaufboom am Immobilienmarkt seinen Höhepunkt erlebte, beträgt der Preisverfall 30 Prozent. Das ist nicht allzu weit entfernt von den Einbrüchen in Spanien, Griechenland oder Portugal. Für Eigenheimbesitzer hat das gravierende Folgen. Oft haben sie dadurch höhere Schulden, als ihre Hütte mittlerweile wert ist. Will die Bank Cash sehen, werden sie sie nicht los oder müssen die Immobilie mit Einbußen abstoßen. Dramatische Folge ist, dass der Kredit dann nicht vollständig abgelöst werden kann - ...