Bitte oder Registrieren, um Beiträge und Themen zu erstellen.

Vorsicht, Geschäftemacher mit der Hoffnung auf "Finanzielle Freiheit" unterwegs!

Mit intensiver Funnel-Marketing-Strategie sind aktuell viele unterwegs, um mit dem Motiv "Finanzielle Freiheit" Kunden zu fangen. Bei TikTok, Instagram, youtube und facebook wird ständig versucht, das Ziel "Finanzielle Freiheit" anzusprechen.

Angeblich verschenkte Bücher sind meist nur der Anfang. Beispiel "Reicher als die Geißens". Der kleine Druck- und Versandkostenbeitrag (4,95 bis 6,95) deckt die Kosten und soll psychologisch eine Verpflichtung erzeugen, weitere Angebote anzunehmen, z. B. 12 Videos für  647 €.
Oder man soll nebenberuflich ein online-business aufbauen. Für nur 99€ bekommt man schon viel Input. Dafür gibt es ein anfütterndes Coaching. Aber man soll natürlich einen Konkress besuchen (499€, teurer und besser natürlich die VIP-Lounge) oder die Masterclass.

Noch einfacher geht es mit der Ausbildung von Philipp J Müller. Für schlappe 2.995€ bekommt man eine einjährige Ausbildung zum "Vermieter von Aktien".  2-3% Miete monatlich sind bei richtigem Mindset und strikter Beachtung aller Regeln angeblich normal. Viele Gratisvideos und Texte füttern die Interessenten weiter an. Verraten aber nicht, wie es eigentlich geht. Kann man auch angeblich nicht erklären, dafür braucht man das Seminar. Im gebuchten Seminar für 2.996€ erfährt man, dass es in Wirklichkeit kein Vermieten ist sondern das Trading von Aktien-Optionen. Wie das läuft und welche Risiken man eingeht, erklärt am Beispiel vom Call-Verkäufen dieses Video.
Bei den hunderten gepushter Trustpilot-Bewertungen geht diese kritische nahezu unter. Die Warnung ist eindeutig: "... da ich nun nach ca. 9 Monaten Zugehörigkeit sagen muss, dass sehr sehr viele Leute wieder aufhören, sei es weil sie hohe Verluste eingefahren haben oder den Zeitaufwand deutlich unterschätzt haben oder einfach die Renditen eben nicht erzielen können." Auf kostenlosen Webinaren, die praktisch durchgehend stattfinden, werden laufend Käufer für 2.995€ gefunden, die dann a la Fitness-Club einmal bezahlen - und dann bleibt ein kleines Häuflein übrig, von denen dann viele Verluste machen.

Freue mich, wenn hier noch weitere Warnungen kommen vor anderen Anbietern.

Zitat von FredFinanzFuchs am 22. Juli 2022, 12:14 Uhr

Bei TikTok, Instagram, youtube und facebook wird ständig versucht, das Ziel "Finanzielle Freiheit" anzusprechen.

 

Wie gut, dass ich das alles nicht nutze. Mich spricht niemand an und ich kann unbehelligt meinen Anlagen nachgehen...

dann bist Du doch gar nicht up to date und weißt nicht was angesagt ist 😆

im Ernst, ich hoffe und denke doch das die Forenteilnehmer nicht auf solche Nepper/Schlepper/Bauernfänger reinfallen.

einfache Regel bei allem: immer wenn etwas zu schön ist um wahr zu sein ist es das eben auch nicht.

Zitat von konsument am 22. Juli 2022, 16:14 Uhr

im Ernst, ich hoffe und denke doch das die Forenteilnehmer nicht auf solche Nepper/Schlepper/Bauernfänger reinfallen.

einfache Regel bei allem: immer wenn etwas zu schön ist um wahr zu sein ist es das eben auch nicht.

So einfach sollte man das nicht abtun. Es sind auch keine Betrüger, es sind clevere Verkäufer. Zum "Erfolgskongress", zu dem es "Freikarten" gab, kamen immerhin 42.000 Online-Teilnehmer. Dort bekommen diese Topverkäufer ein Forum. Von Dirk Kreuter bis zu Prof. Dr. Lothar Seiwert - die alle auf das Funnel-Marketing aufgesprungen sind. Letzten Endes arbeitet auch immocation nach dem Prinzip: Kostenlos anfüttern, vieles gratis anbieten und - wenn man dadurch Vertrauen aufgebaut hat - teure Seminare verkaufen. Die gegen Selbstkosten "verschenkten" Bücher  erreichen Bestseller-Auflagen von 250.000.

Müller bekommt zu seinen Webinaren mehr als 1.000 Besucher, von denen zig zu 3.000€ kaufen. Ich war selbst einer (ohne zu kaufen), er meldet konkret, wer alles gekauft hat. Auf meine Frage: Wie funktioniert das Vermieten von Aktien antwortete er dann sinngemäß: "Das nimmt in meinem Seminar einen halben Tag ein, das kann ich hier nicht erklären." Kein Wort darüber, dass es der Verkauf von Optionen ist.

Dadurch das Oliver sich in SEO auskennt, lesen diese Beiträge auch viele "von außen" - und bisher habe ich wenig Kritisches vernommen - das geht im Werbegeschrei unter. Auch deshalb dieser thread.

Jetzt habe ich im comdirekt-forum einen thread gefunden, der sich mit U Müller auseinandersetzt und bei dem echte Seminarteilnehmer mitdiskutierten und das System von Ulrich Müller und seinem Bruder Philipp J Müller (zwei getrennte Firmen) erklärten.

Es geht um den "Verkauf von Verkaufs- oder Kaufoptionen" - und wer sich mit Derivaten bisher nicht beschäftigt hat, für den sind das zunächst Böhmische Dörfer. Deshalb bringen die beiden Müllers das erst im teuren "Hauptseminar" ihrer "hochschulähnlichen" Ausbildung.

  1. Man verkauft eine Verkaufsoption (Put-Option)
    Jemand, der eine Aktie mit dem aktuellen Kurs 100 hat, will sich gegen einen Crash absichern und kauft sich deshalb eine Verkaufsoption in einem Monat zu 80 (dieser Preis nennt sich "Strike"). Falls der Kurs in dem Monat auf 60 fällt, kann er sie also zu 80 verkaufen und so seinen Verlust  verringern.
    Müllers Schüler verkaufen nun diese "Put-Option".
    Bleibt der Kurs innerhalb des Monats bei 100 oder fällt nicht unter 80, kassieren sie also diese Prämie von 3% und können das so Monat für Monat weitermachen. Für diese Put-Optionen gibt es eine Börse und sie lernen, das dort zu machen. Das kann bei steigenden oder seitwärts sich bewegenden Märkten lange Zeit gutgehen. Bullenmärkte dauern meist 2 Jahre . So lange kann man also solche Prämien kassieren - ohne eine einzige Aktie zu besitzen. Man muss aber das Geld für den Kauf bereithalten.
    Fällt der Kurs aber unter den Strike-Preis (hier 80), dann muss der Müller-Schüler die Aktien kaufen (Optionen werden immer zu 100 Stück gehandelt) und hat sein Geld nun investiert.
    Risiko: Zum einen hat man Kosten in Form des bereitzuhaltenden Geldes. Und das Spiel kann nun nur mit neuem Geld weitergehen.
    Er muss nun also solange warten, bis sich der Markt erholt. Und z. B. bei Wirecard kann das auch nie sein.
  2. Man verkauft eine Kaufoption Call-Option
    Dafür muss man natürlich die Aktien auch wirklich besitzen, für die man eine Kaufoption verkauft.
    Der Käufer solcher Optionen setzt auf stark steigende Kurse.
    Der Kurs steht z. B. bei 100 und ich verkaufe diese Option zum Strike 120, kassiere dafür 3€. Der Käufer hofft darauf, dass der Kurs auf über 120 steigt. Steigt er z. B. auf 140, dann zieht der Käufer die Option und kauft von mir für nur 120 und streicht also 140-120 = 20 Gewinn pro Aktie ein.
    Das nennen die Müllers "Vermieten" von Aktien.
    Ich bin dann die Aktie mit Gewinn los plus Prämie.
    Risiko: Es kann aber sein, dass der Kurs dramatisch fällt, z. B. auf 70. Dann kann ich mit dieser Aktie nicht weiterarbeiten. Denn ein Call für über 100 ist unverkäuflich. Und erst dann würde ich zumindest meinen Aktien-Einstandspreis wiederbekommen.
    Ich muss mich nun auf die Suche nach einer anderen Aktie machen, mit der ich das Geschäft fortsetzen kann. Und muss das Geld für diese neuen Aktien haben.
    Würde ich es mit derselben Aktie weitermachen, so müsste ich sie teurer einkaufen als ich sie inkl. "Miete" von 3€ verkauft haben - und mache einen echten Verlust. Besonders, da ich den Gewinn versteuern musste.
    Also muss ich mich wie in Fall 1 auf Warteposition begeben - die bei falscher Aktienwahl ewig sein kann.

Ergebnis: Es kann also alles durchaus klappen, aber es gibt gravierende Risiken. Und die Ausbildung ist teuer. Man kann es auch ohne versuchen oder bleiben lassen.

Ich mache das seit 2012 mit Put Optionen und meine Erklärung dazu ist immer, dass ich einen Limit Kaufkurs setze und für die Wartezeit bis zu einer Auslösung Geld bekomme. Die Risiken sind so: ich blockiere Geld für eine Andienung, auf der anderen Seite kann ich bei längeren Optionslaufzeiten auch z.T. 10% p.a. auf das geblockte Cash verdienen. Man sucht sich dann gute Aktien aus und erhöht eine Dividendenrendite durch eine Optionsprämie, die den Einstandskurs reduzieren. Ich finde das sehr entspannend und kalkulierbar.

Dass man zu dem Thema teure Seminare anbietet und einen großen Bohai macht, ist m.E. auch die Schuld der "Konsumenten" dieser Angebote. Das Thema ist in den USA schon lange für Retail Anleger bekannt und wenn viele Leute zu bequem sind, einfach mal zu recherchieren über Blogs oder einfach Google, wo das Thema auch ausführlich beschrieben wird, dann müssen sie halt Zeit und viel Geld für Seminare ausgeben... eine Sache, die im Bereich Immobilien in der letzten Zeit auch gewuchert ist..

Zu ergänzen ist, dass die Zwillingsbrüder Müller jeweils Systeme haben, wie sie aus 7.000 Aktien diejenigen herausfiltern, die sich für ihre Put- und Callverkäufe besonders gut eignen. Die Schüler müssen dann also auch zukünftig den Service kostenpflichtig nutzen, um darauf zuzugreifen.

Danke für die Warnungen @fredfinanfuchs eigentlich bin ich ja als Frugalist bei allem sehr skeptisch was Geld kostest und nehme nur die kostenlosen Angebote mit. Jetzt habe ich mir aber auch mal ein Ticket von Immocation zu einem Immofestival für ca. 100€ gekauft. Erwarten tue ich mir nicht so viel davon. Inhaltlich wird es dort wohl nicht viel neues geben. Wenn ich aber nur ein oder zwei nette Leute dort treffe dann hat es sich für mich schon gelohnt.
Es ist halt nicht leicht eine Plattform aufzubauen wo man sich austauschen kann. Und dafür das sie es gemacht haben haben sie auch meine 100€ verdient. Ich sehe es also mehr oder weniger als Spende für einen guten Zweck an. Für teurere Angebote bin ich als Frugalist allerdings kaum zu haben 🙂