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Vermieter sollen jetzt teilweise die Heizkosten des Mieters tragen - ist das verfassungswidrig?

Die Medien bejubeln, dass die Mieter jetzt nicht mehr die Heizkosten "alleine tragen" sollen. Die Vermieter sollen einen Teil der CO2- Kosten tragen. Argumentiert wird damit, dass ja der Vermieter die Wohnungen modernisieren kann und das damit vermeiden kann. Dazu soll er motiviert werden.

Natürlich kein Wort darüber, dass man am Markt für eine Wohnung, die schlecht gedämmt ist, sowieso nur eine niedrigere Miete bekommt. Jetzt  wird man doppelt bestraft. Der Staat geht wohl davon aus, dass die Mieten staatlich vorgeschrieben sind a la Mietpreisbremse. Die gilt aber nicht überall und soll nur befristet sein.

Nicht bedacht ist wohl auch, dass manche es sich überlegen z. B. ihre Einliegerwohnung zu vermieten. Man hat sowieso den Lärm des Mieter und muss die Miete versteuern, da verzichtet man lieber aufs Vermieten, wenn man auch noch einen Teil der Heizkosten zahlen soll.

Das ältere Ehepaar wird es jetzt schwieriger haben, eine Wohnung zu bekommen als der berufstätige Alleinstehende, der heizt je weniger.

Und: Ist es überhaupt verfassungskonform, den Lieferanten plötzlich mit Verbrauchkosten seines Abnehmers zu belasten. Zumal nicht klar ist, dass die Mieter bedürftig sind, der Vermieter reich. Es gibt auch viele Freiberufler, für die die vermietete Wohnung die Altersversorgung sein soll - das super verdienende Beamtenehepaar als dessen Mieter soll nun von ihm subventioniert werden?

M.W. sind der Großteil der Vermieter Privatpersonen und keine vermögenden Wohnungskonzerne, die können nicht mal eben die Heizung/Dämmung erneuern, losgelöst davon sind die Kapazitäten bei den Handwerkern ziemlich ausgeschöpft und die Inflation geht in ungeahnte Höhen. Das soll nun der private Vermieter auch noch stemmen. So wie bei der EEG-Umlage alles schön auf den Privatkunden abladen.

Ehrlich gesagt bin ich froh das ich meine vermietete Wohnung verkauft habe. Förderlich für die Vermietung ist das sicherlich nicht.

Ich finde die Euphorie oder Hysterie etwas irreführend. Es geht hier um Kleingeld meiner Meinung nach. Hierzu eine Beispielrechnung anhand meiner Jahresabrechnung Gas für 2021.

Gasverbrauch: 5100 kWh

Kosten: 421,40 € Netto

davon CO2-Preis: 22,39 € Netto

Von den Kosten des CO2-Preis sollen 0 bis 100 % von dem Vermieter übernommen werden je nach Dämmung des Hauses. Laut Energieausweis hat meine Wohnung ca. 100 kWh/m²/Jahr. Mögen es hier 30% Übernahme sein. Dann geht es um 6,72 € pro Jahr. Wow! :mrgreen:

Zitat von Evo am 4. April 2022, 18:21 Uhr

Ich finde die Euphorie oder Hysterie etwas irreführend. Es geht hier um Kleingeld meiner Meinung nach. Hierzu eine Beispielrechnung anhand meiner Jahresabrechnung Gas für 2021.

Gasverbrauch: 5100 kWh

Kosten: 421,40 € Netto

davon CO2-Preis: 22,39 € Netto

Von den Kosten des CO2-Preis sollen 0 bis 100 % von dem Vermieter übernommen werden je nach Dämmung des Hauses. Laut Energieausweis hat meine Wohnung ca. 100 kWh/m²/Jahr. Mögen es hier 30% Übernahme sein. Dann geht es um 6,72 € pro Jahr. Wow! :mrgreen:

Komme auf ähnliche, eher vernachlässigbare Werte, zumal auch diese Mehrkosten absetzbar sind. Damit das eine Rolle spielt, müsste sich die Steuer weit über das bisher geplante Maß erhöhen.  Das ganze dürfte eher untergehn verglichen mit dem Effekt, dass die Realmieten gerade in den Gebieten mit Mietpreisbremse demnächst deutlich sinken könnten, weil die Entwicklung der Inflation um Jahre hinterherhinkt.

wenn das nur so geringe Beträge sind wird das wohl kaum einen Effekt erzielen sondern ist eher was für die Galerie. Die Inflation wird aber in der Tat zu einigen Verwerfungen führen, mal schauen wie das weitergeht.

Reiner Bürokratieaufbau und Aktionismus.

Zitat von konsument am 4. April 2022, 21:35 Uhr

wenn das nur so geringe Beträge sind wird das wohl kaum einen Effekt erzielen sondern ist eher was für die Galerie. Die Inflation wird aber in der Tat zu einigen Verwerfungen führen, mal schauen wie das weitergeht.

Der CO2 Preis wird steigen. Derzeit für heizzwecke 30€/t, aber am europäischen Zertifikatehandel bei 75€/t, neulcih waren es schon 90€/t

Denkbar halte ich innerhalb der nächsten Jahre auch 200€/t, wenn wir Gas durch Kohle ersetzen.

Es ist nun mal so, dass Heizen mit fossilem Öl und Gas keine langfristge Perspektive mehr haben wird und die Mieter können das nun mal selber nicht ändern, nur die Vermieter. das ist auch unabhängig von der Politik. Die Strafzahlungen die Deutschland an die EU zahlen müsste gehen sehr schnell in die Multimiliarden.

Wer das nicht so sieht: Bitteschön. Warten wir's einfach ab.

Klar ist dass Klimaschutz Maßnahmen wohnen teurer machen.

Für die Wärmepumpen muss dann nur noch der Strom grüner werden

Cepha, das hat eher was damit zu tun ob die privaten Vermieter finanziell in der Lage sein werden das signifikant zu ändern. Das ganze muss sich ja auch rechnen für den Vermieter, so ideologisch wird wohl keiner sein. Und dann ist die Verfügbarkeit von Handwerkern auch nicht die beste.

Ein grundsätzliches Problem in Deutschland ist das sich viel zu viele Menschen, Institutionen Behörden etc. mit dem ausdenken, erlassen und überwachen von Vorschriften beschäftigen anstelle produktiv tätig zu sein. Das muss alles vom Steuerzahler bezahlt werden. Vor allem von den „bösen“ Besserverdienern.

Gibt aber auch andere Beispielrechnungen:

Der Heizölverbrauch pro Jahr beläuft sich in einem ungedämmten EFH aus den 60er Jahren auf 2.200 l (Heizung + Warmwasser), somit beträgt die CO2 Steuer für 2022 = 9,57 Cent / Liter = 210,54 € . 

Ein Umzug ist aus verschiedenen Gründen keine Option. Meinen Vermieter werde ich mit der CO2 Steuer ganz sicher nicht belasten.

Und was machen die Vermieter? Sie erhöhen die Kaltmiete durch begründete gestiegene nicht umlagefähige Nebenkosten. Bringt also erstmal keinem irgendetwas an Mehrwert - außer dem Staate an Steuereinnahmen, was auch immer  das für den Mehrwert bedeutet...

Ich bin gespannt, wie sie das mit Kaminöfen regeln wollen - auch dort wird ja CO2 freigesetzt. Ich heize fast ausschließlich mit Holz. Da soll ja zeitnah auch alles mögliche eingestampft und noch schärfer als ohnehin schon reglementiert werden.

Ich halte das auch eher für Populismus und den Versuch es allen Lobby Gruppen letztlich recht zu machen. Für das Geld, das effektiv bewegt wird, ist die Verwaltung unverhältnismäßig. Ich erinnere mich, dass diese Koalition EIGENTLICH den Bau von Wohnraum einfacher machen wollte, Vorschriften reduzieren, Bürokratie Abbau, beschleunigte Verfahren, automatische Genehmigung falls Antrag nicht geprüft in 3 Monaten usw…

Habe ich das nur geträumt? Die Realität wirkt iwie anders….gegenteiliger…

Schon möglich das die neue CO2-Teuerung für die Vermieter in einigen Jahren wieder vor Gericht gekippt wird. Ich würde mich jedoch nicht darauf verlassen. Auch wenn es aktuell noch kleine Beträge sind wird sich das mit der Zeit ändern. Heizen mit fossilen Brennstoffen wird teurer werden. Es bleibt daher eher die Frage wie man damit als Vermieter umgeht. Ich überlege bei der nächsten Renovierung Heizfolien unter den Laminat zu verlegen und möglicherweise Klimaanlage mit Heizfunktion (Gleicher Aufbau wie Luft-Luftwärmepumpe) einzubauen und dem Mieter die Möglichkeit zu geben auch elektrisch zu heizen. Gerade bei kleineren Wohnungen könnte ich dadurch mit geringen Investitionen eine zukunftsfähige Alternative bei Wohnungen ohne große Sanierung der gesamten WEG schaffen. Ansonsten habe ich bereits in der Vergangenheit Rolladenkästen gedämmt, Fenster erneuert und isolierende Trittschalldämmung verlegt und manchmal auch Innendämmung angebracht. Ich mein das ist doch absolut im Eigeninteresse des Vermieters, die Ausgaben mindern die Steuerlast und gleichzeitig besteht dann Potenzial die Kaltmieten moderat zu erhöhen.

Zitat von Cepha am 4. April 2022, 21:52 Uhr

Es ist nun mal so, dass Heizen mit fossilem Öl und Gas keine langfristge Perspektive mehr haben wird und die Mieter können das nun mal selber nicht ändern, nur die Vermieter. das ist auch unabhängig von der Politik. Die Strafzahlungen die Deutschland an die EU zahlen müsste gehen sehr schnell in die Multimiliarden.

Wer das nicht so sieht: Bitteschön. Warten wir's einfach ab.

Wenn wir einen normalen Markt hätten, dann würden Vermieter für schlecht gedämmte Wohnungen eine niedrigere Miete bekommen als für gut gedämmte Wohnungen. Sie werden also jetzt doppelt bestraft. Oder sie schlagen dann diese Belastung auf die eigentlich niedrigere Miete drauf mit dem Argument: "Mieter, Du musst das ja nicht bezahlen, und dafür dass es schlecht gedämmt ist, zahlst Du ja nur 8,50 statt 10,75 € je qm."