Bitte oder Registrieren, um Beiträge und Themen zu erstellen.

Unabhängig mal anders

Hallo in die Runde!

Ich bin so gut wie 33, habe drei Kinder, wobei das nächste gerade unterwegs ist. Der älteste ist 5. Der jüngste ist gerade 1 geworden. Darum habe ich mal sein erstes Lebensjahr genommen, um mit konkreten Zahlen zu unterlegen, was ich bisher nur emotional wusste. Leider haben die Zahlen allerdings meine Gefühle verändert. Na ja, das kommt auch wieder. 🙂

Ich habe mich immer reich gefühlt, weil wir ein entspanntes Leben führen und dabei locker abgeben können. Wie sehen unsere Lebensbedingungen aus?

- Aktuell wohnen wir zu fünft auf 58 m^2. Das finde ich bisher sehr angenehm. Wenn man annimmt, dass Erwachsene 15 und Kinder 10 m^2 brauchen, fehlen uns quasi nur 2 m^2. Oliver, wenn du hier mitliest: Wir haben auch windelfrei gemacht. Allerdings finde ich es jetzt beim dritten wesentlich schwieriger, weil wir unsere Wäsche nur in der Wohnung trocknen können. Ein Trockner bringt uns nichts. Das habe ich schon probiert. (Auserdem finde ich den zu teuer.)

- Mein Mann geht voll arbeiten. Er ist Handwerker. Ich bin Zuhause. Mit allen Leistungen von seiner Firma, dem Staat (Kinder-, Wohn-, Elterngeld) kommen wir auf bisschen über 32 T € Jahresnetto. Nach den Spenden haben wir damit eine Sparrate von ca. 5%. Jetzt sinkt sie wieder, weil ich nach dem Elterngeld Betreuungsgeld bekomme und das weniger ist.

Unser Reichtum ist die Zeit. Mein Mann ist spätestens 16:00 Uhr zuhause und ich eh die ganze Zeit. Trotz nur eines Einkommens und offiziellen Hilfen können wir entspannt abgeben. Das ist mir total wichtig. Was mich nur ärgert: Ich hätte lieber erst Kinder gehabt und dann eine Ausbildung/ ein Studium absolviert. So ist die Berufserfahrung quasi bei Null. Nach all den Jahren Elternzeit muss ich eh neu lernen. Zumindest fühlt es sich so an.

 

Warum schreibe ich hier? Ich habe das Gefühl, jetzt schon das zu leben, was sich andere erst hart erarbeiten. Der Bader (oder) hatte schon ähnlich geschrieben. Er geht lieber jetzt in Teilzeit als zu einem ungewissen Zeitpunkt, wo unklar ist, ob und wie er den erlebt. Interessanterweise werden wir aufgrund unserer scheinbar endlosen Zeit von vielen beneidet.

 

Übrigens könnten wir ein vorzeitiges Erbe erhalten und ein Haus kaufen/ bauen. Aus mehreren Gründen lehnen wir das ab. Wir wollen weder die emotional ungeklärte Abhängigkeit, noch wollen wir Schulden machen, weil als Zweck selbstgenutztes Eigenheim festgelegt wurde. Und dann haben wir in bald zwei Jahren eine Wohnung in Aussicht, die dann frisch saniert ist und wo wir weniger pro Quadratmeter zahlen als jetzt. Wir haben Zeit. Uns drängt nichts.

Ich bin mal auf eure Reaktionen gespannt!

Ilrod

Das allerwichtigste erfüllt ihr ja schon jetzt - glücklich und zufrieden leben! Das ist alles, was zählt.

Ich traue mich nämlich zu sagen, dass die meisten aktuellen Leute eben nicht exakt so leben, wie sie es sich wünschen, das aber auch ungern zugeben, was auch wieder verständlich ist.

Vergessen darf man aber auch nicht, dass viele nicht die Möglichkeit haben, exakt so zu leben, wie sie es gern hätten, sei es nun durch unterbezahlte Jobs (man sieht ja, was der Staat z.B. im Pflegebereich angerichtet hat die letzten 20 Jahre) oder sonstige nicht-eigenverschuldete Sachen.

Ein großer Teil ist aber trotzdem glaube ich selbst verantwortlich für sein Leben. Problem ist, dass der gesellschaftliche Druck enorm ist und man nicht einfach leicht so nach Lust und Laune seinen Job ändern kann wie man will (Teilzeit, Job wechseln usw). So schwimmen viele eben mit im Strudel der gestressten Masse und trauen sich nicht, auszubrechen.

Ich habe größten Respekt vor Oliver hier und den Frugalisten, die, wie er, vorhaben, frühzeitig in Ruhestand zu gehen und vorher wirklich sehr genügsam leben. Für mich wäre es etwas zu extrem aufgrund schon geschilderter Gründe in den anderen Threads. Außerdem betrachte ich arbeiten als Teil des sozialen, nötigen Miteinanders, weshalb ich nie komplett aufhören könnte zu arbeiten und seien es nur 10 Std. die Woche. Aber diese Early-Retirement-Frugalisten haben ein Ziel und einen Plan für ihr Leben und genau das haben viele Menschen eben nicht - man lebt halt so dahin, arbeitet sich oft kaputt, redet sich ein, dass man eh nicht anders kann bzw. will eben nicht "anders" sein.

Ihr lebt sozusagen euren eigenen Traum und das ist doch gut so.

So gesehen macht es jeder richtig, der 100%ig davon überzeugt ist, dass es wirklich so gut ist für ihn und passt....und wenn das ein Single ist, der gut verdient, von der Hand in den Mund lebt (also das Geld für Luxus raushaut), dann ist sogar das ok für diese Person selbst.

Alles ist indiviudell! Das für sich passende Lebensmodell zu finden ist nicht leicht, es umzusetzen dann leider noch schwerer.

Hallo ilrod,

wie schön, dass ihr als Familie so viel Zeit miteinander verbringen könnt, und das auch in einer Lebensphase, in der bei den Kindern die Entwicklungsschritte so schnell erfolgen. Es gibt so viele Mütter, die auch gerne länger bei ihren Kindern bleiben würden, sich aber aus finanziellen Gründen (oder Wünschen?) oder aufgrund von gesellschaftlichem Druck gezwungen sehen, früher an den Arbeitsplatz zurückzukehren.

Zeit hat für mich auch den höchsten Stellenwert. Ich möchte auch nicht, so wie Siebert, von 100 auf 0 aus dem Erwerbsleben aussteigen, dann würde ich, glaube ich, dauerhaft die ganze Freizeit nicht mehr schätzen und daher nicht  sinnvoll nutzen.

Ich hoffe, die neue Wohnung hat mehr als 58 m², denn wenn die Kinder älter werden, könnte das nicht mehr so angenehm bleiben.