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Überlegungen zum Ehevertrag

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Liebe Fluens

die Nichtigkeit eines Ehevertrages wird von einem Richter nur dann erklärt, wenn aus seiner menschlichen Sicht der Ehevertrag (krass) unfair ist. Dem kann man am besten so begegnen:

  1. Alle Szenarien bei Funktionieren der Ehe durchdenken, die auf einen zukommen können und Widrigkeiten/Lebenssituationen des Lebens abbilden. Hier die Fragestellung, wie soll dann bei Weiterbestehen der Ehe das Finanzielle geregelt sein:
    1. Berufsunfähigkeit
    2. Pflege
    3. Tod
    4. Sabbatical (auch für lange Zeiträume)
    5. etc.
  2. Dann genau diese Szenarien noch mal durchdenken, wenn der eine Partner in einer solchen Situation gehen will (also sich scheiden lassen will). Wie sollen dann die finanziellen Regelungen sein?
  3. Finanzielle Regelungen umfassen:
    1. Aufteilung Altersversorgung.
    2. Laufende Unterhaltszahlungen.
    3. Vermögensaufteilungen.
  4. Aufteilung ideeller gemeinsamer Werte. Wie soll das funktionieren? Wie ist es mit sonstigen Themen wie z.B. Wohnung etc.?
  5. Sinnvoll ist hierbei, dass all diese Fälle für jeden der Partner durchdacht werden müssen. Also wie soll es für Dich sein, wenn Dich die Widrigkeiten treffen. Wie soll es für Deine Partnerin sein, wenn sie die Widrigkeiten treffen.
  6. Sollten Kinder da sein oder kommen, so sind noch die Fragen nach Kinderbetreuung, Kindes- und Betreuungsunterhalt, Sorgerecht und Aufenthaltsbestimmungs-/Umgangsrecht zu durchdenken.
  7. Sonstige Regelungen, die im Trennungsfall notwendig sind.

Findet man für diese Situationen einvernehmliche Lösungen, wo beide sagen, dass ist für mich fair und vollkommen in Ordnung, so ist meine Erfahrung bei der Moderation von solchen Themen (als Steuerberater/Wirtschaftsprüfer habe ich das schon öfter beruflich begleitet), dass diese Regelungen auch in den bestehenden Rechtsregelungen sind. Aus meiner Sicht macht es Sinn, dass man vorab dies sich ohne rechtliche Restriktionen und Rechtsberater gemeinsam durchdenkt und zumindest stichwortartig niederlegt.

Dieser Prozess führt ggf. auch dazu, dass man erkennt, dass noch Absicherungsbedarf im Hinblick auf Todesfall und Berufsunfähigkeit besteht.

Weiterhin sollten in einem Zuge auch Generallvollmachten, Betreuungs- und Vorsorgevollmachten mit bedacht werden.

Dann macht die Einschaltung eines geeigneten Notars (und wenn man möchte vorher Rechtsanwalt) Sinn.

Eine Regelung bringe ich in Eheverträge immer noch rein, die nicht justiziabel ist, sondern nur eine moralische Verpflichtung darstellt: eine Pflicht zur Moderation und Beschreibung, wie die Moderation mit wem bei Schwierigkeiten abzulaufen hat.

Beste Grüße

André

Hallo Andre,

Wenn ich/wir das alles so haarklein durchdacht hätte wäre eine Heirat und in Folge Kinder nicht zustande gekommen.

Das Leben ist so nicht planbar. Gerade wenn Kinder kommen und diese körperliche oder psychische Behinderungen haben.

Einen Ehevertrag würde ich heute auch machen. Aber nur grob um Vermögens- oder/und Einkommensunterschiede zu berücksichtigen.

Zitat von Fluens am 7. November 2020, 12:08 Uhr

Ich mit meiner Laienmeinung würde aber annehmen, dass im zweiten von dir beschriebenen Fall (Partner wird relativ bald arbeitslos) ohne Weiteres damit argumentiert werden könnte, dass ein Abhängigkeitsverhältnis bestand und jahrzentelang geduldet wurde. Wenn relativ früh absehbar ist, dass die Situation auf längere Zeit so bestehen bleibt, wäre vllt. nochmal ein Notartermin in Erwägung zu ziehen um die neuen Verhältnisse festzuhalten bzw. nachzuverhandeln.

Das Problem ist, dass Du davon ausgehst, dass Du diejenige sein wirst, deren Vermögen zu schützen sei. Abgesehen davon, dass das beschriebene Risiko für DINK's relativ überschaubar gehalten werden kann, wird in dieser Diskussion mal wieder offensichtlich, dass KV/Pflegeversicherung im normalen Frugalistenplan nur über staatliche Sicherung funktioniert. Eine Heirat ist da in finanzieller Hinsicht natürlich doof, aber wie @Horstwalter beschrieben hat: einen Tod muss man sterben. Ob eine Heirat für Deine LG eine gute Option ist, wäre daher mal von ihrer Seite zu prüfen.

Zitat von Muslime_Frugi am 8. November 2020, 11:00 Uhr

Wenn ich/wir das alles so haarklein durchdacht hätte wäre eine Heirat und in Folge Kinder nicht zustande gekommen.

Uns hat vor ~11 Jahren eine gute Stunde bei einer Familienanwältin gereicht, Hauptthema war bei uns eh nur, was sich durch Kinder ändert. Für die Kinder ist es aber heutzutage fast egal, ob die Eltern Ringe tragen oder nicht. Danach haben wir eine Entscheidung gegen staatlich sanktionierte Heirat getroffen, hatte ich eh keinen Bock drauf, ich brauch den Zauber einfach nicht und im Falle einer Trennung spart mir das 5 Jahre staatlich verordneten Verlust an Lebensqualität, denn mal ehrlich: was geht's den Staat an, mit wem ich wann, wo und wie lange in meinem Leben zusammenleben will? Richtig. Gar nichts. Einzig zu klären ist daher die Situation der Kinder.

Die gegenseitige Absicherung der Eltern/Partner kann man auch ohne Trauschein hinkriegen und mE auch viel pragmatischer gestalten als der Staat.

Das mit dem Zugewinn ist dabei eh so 'ne Sache. Meine LG würde bei einer Scheidung/Zugewinnsausgleich aktuell ganz schön doof aussehen, wenn ich alle Möglichkeiten ausschöpfte.

Was ich bei der Diskussion nicht so ganz verstehe:
Du schreibst, ihr verdient beide ungefähr gleich, aber Deine Partnerin wird in 30 Jahren fast nichts zurückgelegt haben und Du sehr viel.

Wie geht das, wenn man zusammen lebt? Sprich: Wofür kann Deine Partnerin das viele Geld raushauen? Haus/Wohnung nicht, Ihr wohnt ja beide im selben, vermutlich frugalen Heim, sonst würdest Du ja selbst zuviel Geld fürs Wohnen ausgeben. Auto? Vielleicht, wenn nur sie eines hat und Du nur mit dem Fahrrad fährst. Teure Urlaube? Geht ja irgendwie auch nicht, wenn Ihr gemeinsam Urlaub machen wollt. Teure Klamotten okay, vielleicht auch viel Geld für Smartphones raushauen. Aber dann sind meine Ideen auch echt schon aus.

Verstehst Du, was ich meine? Wie kann man bei einem miteinander geteilten Leben so krass unterschiedlich Geld verkonsumieren?

So lange Ihr beiden ungefähr gleich verdient, sehe ich kein Problem später bei einer Trennung.

@Christine

du hast gute Punkte angebracht. Ich glaube dass die Sorge des TE auf jeden Fall rational sein muss immerhin kennt er seine Frau ja schon recht lange.
Da wir ja als Außenstehende nicht über alle Infos verfügen können wir das nicht 100%ig durchblicken aber zumindest relativ neutral betrachten.

Fixkosten werden sich beide teilen also wohnen und essen muss jeder. Ich unterstelle einfach mal dass der tägliche Einkauf gemeinsam gemacht wird.
Aber am ende des Tages ist der Konsum für den Hauptteil der Ausgaben zuständig - wenn wir mal ehrlich sind.

Einfach eine kurze Back of the Napkin Rechnung.

Angenommen jeder der beiden verdient 2.500€ Nettoeinkommen p.M. (dann verdient man hierzulande schon gut) und 30% davon gehen rein für die reinen Lebenshaltungskosten (Durchschnittswert so rechnet jede Bank).
Zuzüglich dazu nehmen wir mal an dass jeder von den beiden 600€ für Miete+NK (zumindest wenn man nicht komplett in der Walachei lebt) abdrücken muss.
Dann sind wir schon knapp 1.400€ pro Person die einfach jeden Monat weg sind. Klar sind noch 1.100 € viel die theoretisch maximal übrig bleiben wenn man
-nie essen geht
-nie Kleidung kauft
-nie ein Bier oder Kaffee unterwegs trinkt
-keine Hobbys hat
-kein Auto hat
-kein Zug/Bus zahlt.

Ich mag jetzt garnicht rumrechnen und spekulieren was man sich so gönnen kann und wo man Geld lassen kann aber wenn einer sparsam lebt kann man bestimmt was davon wegsparen.
Aber theoretisch/praktisch wo lässt man so das Geld da. Der Übliche Gang zum Bäcker, Kaffeeladen, Mittagessen in der Arbeit. Da ist man schnell mit 20€ dabei.
Ich habe einen Freund der lässt jeden morgen 10€ nur beim Bäcker da zum Frühstücken und holt sich dann noch eine Schachtel Kippen. Es ist also nicht wirklich
schwer auf 30 Tage verteilt 500€ nur durch (meiner Meinung nach unnötigen Konsum wie Bäcker, Essen im Mittagsabo beim Wirt) rauszukloppen.

500€ * 12 * 30 Jahre = ... hui ui ui da kommt schon was zusammen.

Ohne auch die Damen generell angehen zu wollen aber allein der Gang zum Friseur kostet ein Vielfaches dessen was Mann zahlt...

Was spricht in diesem Fall gegen eine Gütertrennung? Kinder geplant?

Mit Kindern stelle ich mir das mit dem Auseinanderhalten von Verdienst und Ausgaben eher schwierig vor.

Zitat von Muslime_Frugi am 8. November 2020, 11:00 Uhr

Hallo Andre,

Wenn ich/wir das alles so haarklein durchdacht hätte wäre eine Heirat und in Folge Kinder nicht zustande gekommen.

Das Leben ist so nicht planbar. Gerade wenn Kinder kommen und diese körperliche oder psychische Behinderungen haben.

Einen Ehevertrag würde ich heute auch machen. Aber nur grob um Vermögens- oder/und Einkommensunterschiede zu berücksichtigen.

Hallo Muslime Frugi,

ich weiß, dass erschlägt erst mal einen. Allerdings habe ich diesen Prozess schon mehrfach mit verheirateten Paaren (inklusive meiner Person) durchgeführt. Das Ergebnis war immer ein guter Ehevertrag.

Ein weiteres Ergebnis war, dass die Ehen auch nach größten Eheschwierigkeiten hielten und glücklich weiter gelebt worden sind. Nur in einem Fall kam es zu einer Scheidung, die allerdings vorbildlich ablief: 0 Rosenkrieg. Hintergrund für diese evidenzbasierte Beobachtung ist m.E. folgendes:

  1. Ein Ehevertrag schließt man, wenn man sich gut versteht und so sind alle Punkte, die im Falle dass eine Scheidung im Raum steht, geregelt. An diesen Punkten gibt es dann keinen Streit mehr und man kann sich ganz darauf konzentrieren seine Ehe zu retten.
  2. Durchdenkt man diese Punkte im vorneherein, so wird einem sehr deutlich wie teuer eine Ehescheidung ist. Und das teuer bezieht sich vor allen Dingen auf die emotionalen Schwierigkeiten, die mit einer Scheidung verbunden sind. Gerade wenn Kinder da sind! Man kämpft mehr um die Ehe.
  3. Die Moderationsklausel führt dazu, dass rechtzeitig jedem der Ehepartner klar wird, wenn diese gezogen wird, jetzt ist es ernst!
  4. ....

So gibt es noch weitere Gründe, warum Eheverträge eheverlängernd (mit glücklichen Gefühlen) wirken.

Beste Grüße

André

Zitat von Christine am 8. November 2020, 13:13 Uhr

Wie geht das, wenn man zusammen lebt? Sprich: Wofür kann Deine Partnerin das viele Geld raushauen? Haus/Wohnung nicht, Ihr wohnt ja beide im selben, vermutlich frugalen Heim, sonst würdest Du ja selbst zuviel Geld fürs Wohnen ausgeben. Auto? Vielleicht, wenn nur sie eines hat und Du nur mit dem Fahrrad fährst. Teure Urlaube? Geht ja irgendwie auch nicht, wenn Ihr gemeinsam Urlaub machen wollt. Teure Klamotten okay, vielleicht auch viel Geld für Smartphones raushauen. Aber dann sind meine Ideen auch echt schon aus.

Donaudampf hat das schon ganz gut aufgedröselt. Das geht schon beim Essen los. Ich koche was da ist, zum Teil auch in größeren Mengen. Wenn meine Verlobte dann nicht 3mal das Gleiche essen will, bestellt sie lieber beim Inder als selbst zu kochen. Das zieht sich dann so mehr oder weniger durch alles durch.

Den größten Unterschied machen aber die Hobbies, die wir jeweils selbst finanzieren. Meine Hobbies (Wandern, Fahrradfahren, Gitarre spielen, Bücher lesen) haben kaum laufende Kosten. Ihre Hobbies (Häufiges Neudekorieren, Mode, diverse Haustiere, besseres Handy, Tattoos) sind um ein Vielfaches teurer. Darunter fallen dann auch getrennte Reisen, wie meine geplante Corsica-Wanderung und ihr geplanter Japanbesuch.

Im Endeffekt kauft einfach jeder selbst was er gern haben will. Wir haben früher oft versucht das gemeinsam zu kaufen, aber meine Gitarre bringt meiner Verlobten genausowenig wie mir ihre dritte Katze bringt. Seit wir das getrennt haben geht es uns jedenfalls um einiges besser.

Zitat von Andre am 8. November 2020, 16:52 Uhr

ich weiß, dass erschlägt erst mal einen. Allerdings habe ich diesen Prozess schon mehrfach mit verheirateten Paaren (inklusive meiner Person) durchgeführt. Das Ergebnis war immer ein guter Ehevertrag.

Ein weiteres Ergebnis war, dass die Ehen auch nach größten Eheschwierigkeiten hielten und glücklich weiter gelebt worden sind. (...)

Ich denke auch, dass es wichtig ist, sich diese Gedanken vorher zu machen und in Ruhe unter vier Augen durchzusprechen. Dann kann man auch von einem gemeinsamen Punkt aus zusammen durchstarten. Wenn dann Probleme auftauchen sollten hat man zumindest schonmal eine gemeinsame Basis auf der sich sowas bestimmt leicht klären lässt. Der Ehevertrag hält das Ganze dann eh nur noch fest, falls es ganz schief laufen sollte.

Danke auch für die Stichpunktliste im vorherigen Post. Da nennst du nochmal ein paar neue Punkte die wir definitv durcharbeiten sollten.

Ohne dem TE zu nahe treten zu wollen - ich stelle es mir langfristig schwierig vor mit jemandem zusammen zu leben der/die ganz andere Lebenshaltungskosten hat. (minimax Prinzip funktioniert ja schlecht.)

 

Gewissermassen wird man sich anpassen und in der mitte treffen wenn man langfristig zu einender passen will und sich nicht entfremden mag. Der klassische Kompromiss. Wenn aber das grundlegende Mindset des Paares nicht passt ist ein Kompromiss leider immer das was es ist, eben für beide Seiten eine suboptimale Einigung. Gerade dann mit Kindern entstehen neue Variablen und Konfliktpunkte. Soll das Kind Nike Schuhe für 80€ tragen oder von Deichmanns Hausmarke für 20€? —> Solche Themen sind dann nicht rational verhandelbar sondern schlagen höchst emotional auf

 

Ich hoffe man versteht worauf ich hinaus will.

Ich verstehe was du meinst und gebe dir da z.T. auch recht. Als wir damals zusammengezogen sind wollte ich auch erst meinen spartanischen Lebensstil weiterführen, habe dann aber recht schnell gemerkt, dass das zusammen eben nicht geht. Gerade so Sachen wie neue Möbel, gemeinsame Urlaube oder Essen gehen sind dann halt auch einfach ein "Muss" von meiner Seite her, damit die Beziehung funktioniert. Da tun dann auch die Ausgaben nicht weh, selbst wenn ich das als Single jetzt nicht kaufen würde.

Der immer noch recht große Unterschied zwischen den Ausgaben kommt dann wirklich eher daher, dass ich die alltäglichen Kosten und Spaßanschaffungen optimiere. Das sind dann eben kostenlose Hobbies, mitgebrachtes Essen bei der Arbeit, usw. Aber an der Beziehung zu sparen ist der falsche Weg, das habe ich inzwischen auch gemerkt 😉

 

Zitat von MFZ73 am 8. November 2020, 13:01 Uhr

denn mal ehrlich: was geht's den Staat an, mit wem ich wann, wo und wie lange in meinem Leben zusammenleben will? Richtig. Gar nichts. Einzig zu klären ist daher die Situation der Kinder.

 

Ehe und Familie stehen laut Grundgesetz unter besonderem staatlichen Schutz, und das ist auch völlig richtig so. Ehefrau bzw. Ehemann bedeutet nunmal etwas anderes als, sagen wir: aktuelle Lebensabschnitspartnerin, die ich mal eben entsorge, wenn ich keinen Bock mehr hab.

Die Eheschließung kann signifikante finanzielle Vorteile bieten, berühmtestes Beispiel ist das Ehegattensplitting im deutschen Einkommenssteuerrecht. Meine Eltern reduzieren dadurch ihre  Einkommenssteuerlast um einen 6-stelligen Betrag. Jedes Jahr. Als "nur" Lebensgefährten ginge das nicht. Die gesellschaftliche Relevanz des Splittingvorteils hat in der Vergangenheit allerdings abgenommen, heutzutage geht der Trend dahin, beim Heiraten innerhalb der selben sozioökonomischen Liga zu bleiben.

Zitat von bouldering am 10. November 2020, 20:00 Uhr

Ehe und Familie stehen laut Grundgesetz unter besonderem staatlichen Schutz, und das ist auch völlig richtig so.

Nö, das ist ein Urfehler in unserer Verfassung, weil das dem Gleichheitsgedanken nach Art. 3 GG widerspricht. Ist aber kirchlicher Tradition geschuldet und die Kirche hat's halt nicht so mit der Gleichberechtigung, wobei sich da in den letzten Jahrzehnten schon viel verbessert hat, vor allem in Bezug auf die Rechte unehelicher Kinder und unverheirateter - aber auch verheirateter - Frauen. Für die Familie stimme ich also zu, die Ehe an sich benötigt keinen besonderen Schutz.

Die Eheschließung kann signifikante finanzielle Vorteile bieten, berühmtestes Beispiel ist das Ehegattensplitting im deutschen Einkommenssteuerrecht.

Danke für's Angebot, ich bin unbestechlich.

Da kann ich MFZ73 nur vollumfänglich zustimmen!

Und was steuerrechtlich als Familie zählt sind auch verheiratete DINKs die bei unterschiedlichen Einkommen als Familie steuerlich gewertet werden. Kommt aus der Adenauerzeit wo man davon ausging dass wer heiratet auch Kinder bekommt.

Wohingegen dessen die Witwe welche alleinerziehend 3 Kinder großzieht und um durchzukommen Vollzeit arbeiten muss zwangsläufig nach dem Tod des Mannes in die Steuerklasse 2 fällt, die ähnlich der 1er ist.

Ein Witz hoch 3 und ein Skandal dass sowas unvermindert Bestand hat!

Zitat von bouldering am 10. November 2020, 20:00 Uhr

Die Eheschließung kann signifikante finanzielle Vorteile bieten, berühmtestes Beispiel ist das Ehegattensplitting im deutschen Einkommenssteuerrecht. Meine Eltern reduzieren dadurch ihre  Einkommenssteuerlast um einen 6-stelligen Betrag. Jedes Jahr.

Wie kommen deine Eltern auf solche hohen Beträge? Nach meinem Verständnis bräuchte man selbst für knapp fünfstellige Ersparnisse schon einen Alleinverdiener mit > 300.000€ Einkommen.

Kam mir auch sehr hoch vor, hab's gerade mal im Rechner vom Finanzministerium durchgerechnet, kann nicht stimmen, sollte vermutlich "5-stellig" heißen.

Den Steuervorteil frisst bei uns die dann fällige PKV für die Kinder wieder auf, also nichts gewonnen. Aber das Märchen von der Steuerersparnis hält sich halt wacker, damit alle brav ins Standesamt rennen ...

Das Ehegattensplitting kann sich schon rechnen. Steuerersparnis lag bei uns um die 800€ p.M..

Für die beiden Kids zahlte ich 190€ in Summe. Frau war gesetzlich...

Zitat von Muslime_Frugi am 10. November 2020, 22:57 Uhr

Das Ehegattensplitting kann sich schon rechnen. Steuerersparnis lag bei uns um die 800€ p.M..

Für die beiden Kids zahlte ich 190€ in Summe. Frau war gesetzlich...

Die 800€ schließen vermutlich den Kinderfreibetrag ein? Hatte mal gerechnet, dachte mit meiner Freundin müsste das wegen hoher Gehaltsdifferenz was bringen, war aber enttäuschend gering der Vorteil. Heiraten würde ich nie wegen, höchstens trotz der Finanzen.

Bzgl. Situation Ehe vs. Alleinerzieher volle Zustimmung!

Zitat von TheWanderer am 10. November 2020, 21:59 Uhr

Wie kommen deine Eltern auf solche hohen Beträge? Nach meinem Verständnis bräuchte man selbst für knapp fünfstellige Ersparnisse schon einen Alleinverdiener mit > 300.000€ Einkommen.

Ist auch so. Ich hab jetzt nicht explizit nachgefragt, ob es hoch 5- oder 6-stellig ist, Viel ist es allemal. Gibt's heutzutage aber fast nicht mehr, die Konstellation Alleinverdiener + Rückenfreihalte-Hausfrau ist nicht mehr zeitgemäß.

Nochmal zum besonderen Schutz der Ehe: Ich verstehe, dass man das anachronistisch findet und als Überbleibsel aus Kirchenzeiten ansieht. Muslime_Frugi hat richtig aufgezeigt, dass bei der Entstehung des Grundgesetzes davon ausgegangen wurde, dass auf die Ehe zwangsläufig Kinder folgen (Moderne Verhütungsmittel in Form von der Pille gabs ja erst knapp 20 Jahre später). Aber bleiben wir mal bei dem Szenario, in dem ein Ehepaar gewollt kinderlos ist: Diese 2 Menschen legen sich trotzdem fest und gehen rechtlich bindende Verpflichtungen ein. Das hat für den Staat den Vorteil, dass er z.B. in Notlagen nicht zwingend helfen muss (keine staatlichen Leistungen, weil der Ehepartner zuerst einspringt). Diesen finanziellen Vorteil honoriert der Staat nun für das Ehepaar mit einer verringerten Einkommenssteuerbelastung, dem Ehegattensplitting. Ich finde das fair und in Ordnung und befürworte das auch als Single.

Wenn ich auch in den Genuss der Steuerbegünstigung kommen möchte, könnte ich ja auch heiraten. Und deshalb verstößt das auch nicht gegen den Gleichheitsgedanken nach Art 3 GG, denn jeder Mensch hat die Wahlfreiheit. Selbst Homosexuelle durften vor der Homo-Ehe im Rahmen der eingetragenen Lebenspartnerschaft Steuern sparen.

Ich sage ja nicht, dass im Steuerrecht alles so bleiben soll wie es ist (das Witwenbeispiel finde ich natürlich auch ungerecht), aber den Grundgedanken befürworte ich.

 

Paare provitieren schon durch massive Freibeträge im Erbrecht.

Haben beide nix zu vererben springt der Staat im Bedarfsfall eh ein.

Was hier falsch läuft ist die mangelnde direkte Förderung am Kind. Auf Kindern basiert unser Wohlstand, die Zukunft, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, die Sozialsysteme und ein sozialer/demografische Frieden.

Warum der Pilot der den Steward heiratet finanziell besser gestellt sein soll als und die Witwe, Nichtverheiratete oder Geschiedene mit Kindern als Single gelten will nun mal nicht in meinen Kopf. Stellen diese Gruppen doch mittlerweile fast die "Mehrheit" in unserer gesellschaftlichen Lebenswirklichkeit dar.

Just my 2 Cents

Zitat von TheWanderer am 10. November 2020, 23:12 Uhr
Zitat von Muslime_Frugi am 10. November 2020, 22:57 Uhr

Das Ehegattensplitting kann sich schon rechnen. Steuerersparnis lag bei uns um die 800€ p.M..

Für die beiden Kids zahlte ich 190€ in Summe. Frau war gesetzlich...

Die 800€ schließen vermutlich den Kinderfreibetrag ein? Hatte mal gerechnet, dachte mit meiner Freundin müsste das wegen hoher Gehaltsdifferenz was bringen, war aber enttäuschend gering der Vorteil. Heiraten würde ich nie wegen, höchstens trotz der Finanzen.

Bzgl. Situation Ehe vs. Alleinerzieher volle Zustimmung!

Meine Ex Frau hat wenig über dem Grundfreibetrag verdient. Bei der Spreizung ergibt sich der Vorteil auch ohne Kinder. Ist im Nettolohnrechner nachvollziehbar.

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