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Tilgen vs Sparen

Tilgen oder sparen
Tilgen
Sparen
Neutral
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Hallo zusammen, das Thema ist bestimmt schon einmal gefallen. Dennoch möchte ich es anschneiden . Was meint ihr sollte man den aktuellen Kredit so schnell wie möglich tilgen oder Sondertilgen wenn man das übrige Geld hat in z.B. in einen etf als Altersvorsorge anlegen? Bei den derzeitigen Zinssatz ist es vielleicht sinnhafter abzuzahlen.
viele Grüße

Moin Sida,

das ist doch eine hochindividuelle Frage, ich denke nicht, dass man das so verallgemeinern kann.

Ich habe beispielsweise im letzten Jahr einen KFW Kredit vorzeitig getilgt, obwohl der nur 1,2% Zins hatte. Hintergrund war in dem Fall, dass ich eine mit KFW Mitteln finanzierte Immobilie nicht zur Kurzzeitvermietung nutzen darf. Kommt zwar ohnehin nie jemand hinter, aber ich bin ja gesetzeskonform  🙂

Einen anderen Kredit auf die gleiche Immobilie habe ich ebenfalls frühzeitig trotz geringer Zinsen getilgt, weil ich für die Beleihung des gleichen Objekts bei einer anderen Bank die Grundschuld los werden wollte.

Ansonsten halte ich persönlich wenig von Sondertilgugsoptionen, da man diese nur gegen Zinsaufschlag bekommt. Dann kann ich auch direkt eine höhere Rate verhandeln und bessere Konditionen erhalten oder das EK höher ansetzen.

Bei meinem MFH käme mir hingegen nie in den Sinn, Sondertilgungen zu leisten. Hier habe ich ebenfalls noch sehr günstig finanziert und bin hoch veschuldet - nicht das schlechteste das einem in Zeiten hoher Inflation passieren kann, zumal ich die Finanzierungskosten auch noch steuerlich geltend machen kann.

Wer aber mit seinem Geld sonst nichts anzufangen weiß und als Alternative lieber 2 Millionen Cash anhäuft - dem würde ich egal bei welchem Zinssatz raten, sein geld lieber da zu "investieren" anstatt gar nichts zu tun.

Alles andere an Standardsituationen ist hoch individuell. Liegt der Zins oberhalb der Rendite der Imobilie bzw. oberhalb der Rendite der Anlageform in welche die Kohle bis zur Zahlung von solchen Sonderzahlungen eingehen würde, dann würde ich nicht tilgen sondern diesen Hebel nutzen. Bringen z.b. Aktien auf Sicht weniger als die Immobilienverzinsung, dann kan schnellere Tilgung die bessere Option sein.

Sollte man im Einzelfall mal durchrechnen.

So habe ich beispielsweise im letzten Jahr sogar einen 250k Kredit auf mein abgezahltes Eigenheim aufgenommen um den Spread zw. günstigen Sollzinsen und den Kurssteigerungen bzw. Dividenden aus ETF Anlagen zu nutzen - also letztlich das genaue Gegenteil von Sonderzahlungen.

Heute ärgere ich mich ein wenig, dass ich nur für 250k beliehen habe - aber immerhin hab ich es überhaupt gemacht. So ein Konstrukt wäre aktuell nicht mehr denkbar.

Aber auch aktuell würde ICH wohl eher in den Bärenmarkt investieren als Sondertilgungen zu machen. Das mag bei anderen Leuten mit anderen Konstellationen anders aussehen.

vg

Mhh. Im Grunde ist die Antwort soweit ok. Aber ich finde es äußerst Spekulant Geld zu verleihen und es zu investieren zumindest an der Börse. Hier ist du die auf und ab wird einen manchmal übel. Langfristig gesehen hat niemand die Glaskugel und das Horrorszenario das es einen Crash gibt kursiert ja jedes Jahr herum. Dennoch ist doch eine sondertilgung sinnvoll wenn man Zinsen sparen möchte oder? Auch unnötige Kredite vorzeitig abzulösen macht doch schon irgendwie Sinn? Finanziell unabhängig zu sein ist für viele hier auch ein großer Traum.

Hatte die letzten 10 Jahre immer sondergetilgt,  im Rückblick wäre ein Invest in Aktien besser gewesen.  Dafür hab ich gut geschlafen, z.B. im Corona Crash, auch wenn der kurz war.  Jetzt schuldenfrei,  einfach ein gutes Gefühl.

Ich würde das wieder so machen.

Zu deiner Frage kann man so pauschal gar nichts sagen. Es kommt auf drauf an, was du mit dem Geld im Fall der Nicht-Tilgung konkret planst, welche Zinsen du zahlst und natürlich auf deine Persönlichkeit und deine Situation.

Mein Fallbeispiel: Kredit für vermietete Wohnung aus 2019, Zins 1,2%, nach Steuern 0,7%, fest bis 2029, Anfangstilgung 3,5%. Zunächst mit Sondertilgungen von ursprünglich 163.000€ auf nun 105.000€ reduziert, einfach damit ich ruhig schlafen kann. Weitere Sondertilgungen nicht geplant, stattdessen werden ETFs mehr bespart. Hier hab ich mehr Risiko aber auch eine gute Renditechance.

Außerdem die Tilgungsrate mittlerweile auf 1% reduziert (erlaubt der Vertrag kostenlos), wobei der frei werdende monatliche Betrag in Festgeldkonten mit Laufzeitende vor 2029 geht. So lange die Guthaben-Zinsen nach Steuern hier deutlich über Kreditzins liegen, lohnt sich das imho. Geht alternativ auch mit Anleihen oder Tagesgeld, solange der Zins passt. Nachteil: Geringes Restrisiko, dass weder Bank noch Einlagensicherung das Geld zurückzahlen, und ein paar Klicks Aufwand. Muss wie gesagt jeder selbst entscheiden.

Aber ich finde es äußerst Spekulant Geld zu verleihen und es zu investieren zumindest an der Börse. Hier ist du die auf und ab wird einen manchmal übel. Langfristig gesehen hat niemand die Glaskugel und das Horrorszenario das es einen Crash gibt kursiert ja jedes Jahr herum.

Naja, bei 1.5% Zins auf 20 Jahre kann man wohl nichts verkehrt machen. Wenn Aktien in dieser Zeit bzw. über so einen langen Zeitraum schlechter performen als im Schnitt 1.5% p.a. dann haben wir ganz andere Probleme. Zins und Tilgung zusammen liegen bei 3.5%. Könnte das Geld nun also auch quasi risikolos in Festgeld stecken und einfach laufen lassen, erhoffe mir aber mehr davon. Ist ja nicht so, dass ich es nur für zwei, drei Jahre anlege. Wer nicht davon ausgeht, dass über 20 Jahre im Schnitt 1.5% im Jahresmittel reinkommen, der sollte am besten in gar nichts investieren, egal was es ist 🫣

Zitat von sida0211 am 3. April 2023, 18:37 Uhr

Dennoch ist doch eine sondertilgung sinnvoll wenn man Zinsen sparen möchte oder?

Es ist tatsächlich so, wie @wanderer beschreibt: es kommt drauf an. Wenn Du eine hohe relative Belastung auf der Immo hast, ist eine SoTi auch dann sinnvoll, wenn die betriebswirtschaftlich nicht die beste Option ist. Der Zinsunterschied zwischen Tilgung und zB ETF-Invest als Alternative ist ebenfalls zu betrachten. Ich habe aktuell mehr „Schulden“ als zu Beginn meiner Hausfinanzierung, aber alles zu ca. 1,5% finanziert und ich kann alles innerhalb der Restlaufzeiten tilgen. Ich tätige aktuell gar keine SoTi‘s, obwohl ich genug Cash hätte. Es rechnet sich - für mich - nicht. Daraus lässt sich aber keine generelle Empfehlung ableiten.

Auch unnötige Kredite vorzeitig abzulösen macht doch schon irgendwie Sinn? Finanziell unabhängig zu sein ist für viele hier auch ein großer Traum.

Ich bin FI, trotz Schulden. Wichtig dabei ist, dass es keine „unnötigen“ oder Konsumschulden sind. Wenn Sach- oder Firmenwerte/Auftragsvolumen den Schulden ggü-stehen, ist das was anderes. Ich habe 2021 sogar mit voller Absicht neue Kredite auf mein Eigenheim aufgenommen, weil ich keinen Sinn darin gesehen habe, mehr als 500T€ in meinem Haus zu binden. Volltilgung war in der Niedrigzinsphase für mich unsexy. Bei 3-5% Refinanzierungszins hätte ich anders gehandelt und deutlich getilgt.

Also alles immer sehr individuell zu betrachten.

Wenn Du aber einfach runter willst von der absoluten Höhe der Schulden, dann mach es. Ist dann sicher die richtige Entscheidung.

Wir haben die Darlehen mit knapp 1 Prozent fest für die nächsten 29 Jahre. Bevor wir bei dem Zinssatz tilgen kaufen wir uns lieber eine eigene Sauna ( gerade aktuell).
Wenn der Zinssatz bei 4-5 Prozent liegen würde, wäre die Sauna erst nach der höchst möglichen Sondertilgung dran.
in denn meisten Fällen kosten 5 Prozent Sondertilgung auch keinen Konditionen Aufschlag.

Alles gute Beiträge. Alle haben gute Gründe mehr oder weniger zu tilgen. Einen höheren oder geringeren Beleihungswert zu haben.

Halt eine Frage von Einkommen, Gesamtnettovermögen und Sicherheitsbedürfnis bzw. Risikobereitschaft.

Fragen an den Themenersteller:

  • Um welche Finanzierung handelt es sich?
  • Beleihungswert?
  • Zinssatz, Laufzeit?

 

 

Ich handhabe es so, dass ich beides mache. Ich musste einen Kredit aufnehmen, als ich vor ein paar Jahren mein Elternhaus übernommen und einiges saniert habe. Mein Kredit ist gesplittet – halb fix verzinst, halb flexibel. Beim fix verzinsten Kredit habe ich eine Betrag xy, den ich jährlich ohne Pönale zurückbezahlen kann, das habe ich immer versucht voll auszunutzen. Gleichzeitig habe ich aber auch zuerst meinen Notgroschen weiter angespart und dann begonnen in ETFs zu investieren. Jetzt da die Zinsen gestiegen sind, versuche ich mehr in den variablen Kredit zurück zu zahlen, aber trotzdem noch nebenbei in ETFs zu investieren – wenn auch ein bisschen weniger als zuvor. Immer so viel wie eben gerade möglich ist.

Dennoch habe ich nächstes Jahr ein kleines Problem. Ich muss zum letzten Mal unschulden allerdings nur noch 21000! Aber bei dem derzeitigen Zinssatz uhh da wird mir schon ganz flau im Bauch. Ich kaufe lieber Aktien als der Bank die Zinsen in den Hals zu schieben. Habt ihr mir vielleicht eine Idee hierzu?

4% bei 21000 ("flau im Bauch")

wie hoch war denn der alte Zinssatz?

bei z.b. 2% mehr an Zinsen wären das knapp 40(?) euro mehr im Monat

also deshalb würde ich jetzt keine Bauchschmerzen haben

 

Wenn Du das Geld zur Sondertilgung hättest müsstest Du allerdings erstmal eine Anlage finden die etwa 6% Rendite (4% nach Steuern) aufweist, und das am besten ohne Risiko (wird man kaum finden), d.h. ich plädiere in diesem Fall für Tilgen

 

 

Ok 1.9%. Wie kommst du auf 4 %? Mittlerweile sind wir schätze ich mal bei 7-8%.

Oh, ja? Was heißt denn "mittlerweile", wars früher mehr oder weniger und wo gibts gerade 7-8% und das zuverlässig?

Oder meinst du das als den Schnitt der letzten 50? Jahre?

War auch nur eine Schätzung. Laut Leitzins ezb werden ja bekanntermaßen diese mit einen erheblichen Aufschlag an die Kreditnehmer weiter gegeben. Ach ja früher so vor ca 20 Jahren lagen die Zinssätze bei weitem über 10% für eine Finanzierung eines Hauses.

Zitat von sida0211 am 5. April 2023, 19:41 Uhr

Ok 1.9%. Wie kommst du auf 4 %? Mittlerweile sind wir schätze ich mal bei 7-8%.

Die Grundaussage ist ja: Sondertilgungen entsprechen rechnerisch einem risikolosen Festgeldkonto in Höhe des getilgten Betrags mit Laufzeit des Kredits. Wenn dein neuer Kredit also 6% Zinssatz hat, musst du erstmal eine Anlage finden, die deutlich über 6% Rendite bringt, damit sich das Risiko lohnt.

Die 4% nach Steuern gehen davon aus, dass die 6% Zinsen von der Einkommensteuer absetzbar sind (z.B. Kredit vermietete Wohnung) und dein Grenzsteuersatz relativ hoch ist. Du gibst die Zinsen in der Einkommensteuer an, wodurch sich deine Steuerlast verringert. Nach Steuern zahlst du also effektiv weniger Zinsen. Einfaches Beispiel: Kredit mit 6% Zinsen und dein Grenzsteuersatz liegt bei 42% und bleibt selbst nach Absetzen der Zinsen auf diesem Niveau. Dann zahlst du effektiv 6% x (100% - 42%) = 6% x 0,58 = 3,48% Zinsen. Liegt dein Einkommen etwas niedriger, kommst du auf die 4% nach Steuern.

Das alles bleiben aber fiktive Beispiele, bis du mehr Infos lieferst. Allerdings bin ich bei @silberberstreif: Wenn du bald einen neuen Kredit aufnimmst, dann zahlst du voraussichtlich in jedem Fall soviel, dass ich soviel wie möglich sondertilgen würde.

Wenn Dir bei 21T€ bzw. korrekt überschlagenen 40€ Mehrkosten pro Monat für ein reales Zinsänderungsrisiko schon flau im Magen wird, gibt‘s nur zwei Möglichkeiten:

1. Du tilgst jetzt nichts und läufst theoretisch betrachtet 2024 auf 7% (was ich für massiv übertrieben halte, weil wir aktuell ca. 3,5% und leicht rückläufige Entwicklung bei Bauzinsen haben) zu. Das würde Dir eine mtl. Rate bei 2% Tilgung von ca. 157€ bescheren. Das wäre ein worst case Szenario. Wäre mehr als Deine aktuelle Rate, wobei die Tilgung vermutlich neu bei 2% beginnen würde und damit geringer wäre, als aktuell. Frage ist dann … haut Dich das dann vom Stuhl? Wenn nein, kannst Du das so entscheiden und hättest bis dahin mehr Cash-Flexibilität. Wenn ja …

2. … solltest Du jetzt 5% (?) SoTi auf die ursprüngliche Darlehenshöhe (absolute Höhe hier im Forum unbekannt) leisten und dann bei der Nachfinanzierung so viel direkt tilgen, wie es Dir möglich ist. Das bringt Deine Anschlussrate runter und gibt Dir Spielraum in der mtl. Situation 2024.

Variante 1 ist grundsätzlich richtig schlecht, weil incl. 2% Tilgung bis zu 9% Rate p.a. anfallen würde, hängt aber davon ab, wie Deine sonstige Situation und der tatsächliche Zinssatz 2024 aussieht.

Aktuell würde ich nur 2% Tilgen. Keine Sondertilgung. Der Rest sparen und noch eine zweite Wohnung kaufen. Mit den Mieten kannst du dann deinen neuen und alten Kredit tilgen und netten Menschen helfen dringend benötigten Wohnraum bereitzustellen.

Wenn man eine Whg kauft, entsteht doch kein neuer Wohnraum, Jan. Wenn man das vorhat, muss man schon neue Whg‘en bauen und dafür fehlt der TE vermutlich Kapital und auch Fachwissen/Erfahrung. Abgesehen davon würde ich niemandem, der schon bei 21T€ Restschulden ein flaues Gefühl im Magen hat, neue Kredite empfehlen. Manche Menschen sind mit einem langweiligen ETF einfach besser bedient.

Moin. So nun nach einiger Zeit ist es einmal wieder soweit zu einen Zwischenstand. Die Situation ist jetzt folgende: ich habe nun die Möglichkeit 2 Darlehen endlich komplett abzuzahlen. Was mir dann viel mehr Spielraum zukünftig bieten würde. Aber leider würde ich mir meine Rücklagen komplett vernichten.  Wäre das sinnvoll?

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