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Strategieplanung - Knoten im Kopf

Hallo zusammen,

ich bin noch recht neu dabei, fleißig am lesen, recherchieren und Strategieplan aufstellen. Allerdings habe ich mittlerweile einen Knoten im Kopf. Vielleicht kann ihn hier jemand lösen. 😀

Ich möchte ausrechnen, welchen Gesamtbetrag ich später benötige, um mit 4%-Auszahlungen monatlich 2000 € (nach allen Abgaben) zur Verfügung zu haben. Das Ziel wäre es dann, im nächsten Schritt auszurechnen, wie viel ich dafür monatlich in ein breit aufgestelltes ETF-Portfolio investieren müsste.

Hier meine Überlegungen:

 

3500 € x 12

(Annahme: 2000€ = 3500€ in 30 Jahren (Inflation))

42.000,00 € Benötigtes Jahreskapital nach Steuern
??? Davon Kapitalgewinne -> zu versteuern (Annahme im weiteren Verlauf: 42k sind komplett Gewinne)
minus 801,00 € Sparerpauschbetrag
minus 9.744,00 € Einkommenssteuer-Grundfreibetrag
minus 7.980,00 € weitere Kosten: Krankenkasse (KV-Beitrag, Pflegeversicherung, Kassenindividueller Zusatzbeitrag) 19 % -> aber mindestens 200 € und höchstens 900 € -> absetzbar
23.475,00 € zu versteuernde Kapitalgewinne minus Freibeträge + KV (in Steuer absetzbar)
Startbetrag plus 3.200,00 € Einkommenssteuer
45.200,00 € Benötigtes Jahreskapital vor Steuern
45.200 € x 25 1.130.000,00 € 4%-Faustregel

 

Erstes Fragezeichen: Passt das in etwa, wenn ich in 30 Jahren monatlich 2000 € zur Verfügung haben möchte, mit 3500 € (Inflation) zu rechnen?

Zweites Fragezeichen: Wenn ich später einen Teil meiner ETF-Posten verkaufe, werden ja nur die Gewinne davon besteuert. Kann ich diese irgendwie grob für meine Rechnung überschlagen? Der Plan ist, jährlich Betrag x zu entnehmen, die Gewinne werden mit Sicherheit jedes Jahr anders ausfallen -> wie bekomme ich das in meine Planung? Oben habe ich so gerechnet, als wären die jährlichen 42k komplett Gewinne.

Drittes Fragezeichen: Wow, über 1 Mio. für 2000 € im Monat. Ganz schön heftig oder habe ich irgendwo einen Denkfehler?

 

Danke für eure Zeit! Ich würde mich sehr über eure Erklärungen oder Einschätzungen freuen! 🙂

Ersteinmal willkommen im Forum.

 

Ich rechne für mich mit folgenden Zahlen:

Inflation: knapp, man kann alle 10 Jahre mind. 15% Verlust rechnen, das wäre bei 3.500 EUR nach 30 Jahren 1.925 EUR

Der EKSt. Freibetrag wird in 30 Jahren mehr als 9.744 EUR betragen. Guck doch mal, wie der durchschnittlich die letzten Jahre erhöht wurde und rechne das dann hoch.

Grundsätzlich würde ich damit rechnen, dass die Hälfte des Vermögens Gewinne sind, also das die Hälfte der Entnahme versteuert werden muss. Auf Aktiengewinne ist im Moment ein Freibetrag von 30%.

Die 4% Regel gilt nur, wenn man nicht innerhalb von 30 Jahren pleite gehen möchte. Rechnest Du mit mehr als 30 Jahren, würde ich vorsichtiger rangehen. Ich rechne mit 3,5%.

Wie die Steuergeschichte allerdings in 30 Jahren aussieht steht wohl in den Sternen.

 

 

Erstes Fragezeichen: 3.500 mögen viele als Schätzwert anerkennen, weil er knapp 2% Inflation p.a. voraussetzt, aber ganz ehrlich.. wer kann das voraussagen? Niemand.

Drittes Fragezeichen: Du wirfst Jahr 0 und Jahr 30 in einen Topf. Du vergleichst Äpfel mit.. überreifen Äpfeln.^^ Mach die Rechnung nochmal mit dem Wert, der die Kaufkraft, die du abbilden möchtest, für heute wiederspiegelt. Das wären 2.000€ und dafür benötigst du round about 600k. Sieht also schon anders aus. Klar, du kannst das hochrechnen, dann brauchst du für 2.000€+1,02^30= 3.622€ im Monat nach der 4% Regel rund 600.000*1,02^30 = 1.086.816€ Kapital.

Wer sparsam ist muss weniger arbeiten.
Zitat von Scheinreich am 28. August 2021, 20:06 Uhr

Hallo zusammen,

ich bin noch recht neu dabei, fleißig am lesen, recherchieren und Strategieplan aufstellen. Allerdings habe ich mittlerweile einen Knoten im Kopf. Vielleicht kann ihn hier jemand lösen. 😀

Ich möchte ausrechnen, welchen Gesamtbetrag ich später benötige, um mit 4%-Auszahlungen monatlich 2000 € (nach allen Abgaben) zur Verfügung zu haben. Das Ziel wäre es dann, im nächsten Schritt auszurechnen, wie viel ich dafür monatlich in ein breit aufgestelltes ETF-Portfolio investieren müsste.

Hier meine Überlegungen:

 

3500 € x 12 

(Annahme: 2000€ = 3500€ in 30 Jahren (Inflation))

42.000,00 € Benötigtes Jahreskapital nach Steuern
??? Davon Kapitalgewinne -> zu versteuern (Annahme im weiteren Verlauf: 42k sind komplett Gewinne)
minus 801,00 € Sparerpauschbetrag
minus 9.744,00 € Einkommenssteuer-Grundfreibetrag
minus 7.980,00 € weitere Kosten: Krankenkasse (KV-Beitrag, Pflegeversicherung, Kassenindividueller Zusatzbeitrag) 19 % -> aber mindestens 200 € und höchstens 900 € -> absetzbar
23.475,00 € zu versteuernde Kapitalgewinne minus Freibeträge + KV (in Steuer absetzbar)
Startbetrag plus 3.200,00 € Einkommenssteuer
45.200,00 € Benötigtes Jahreskapital vor Steuern
45.200 € x 25 1.130.000,00 € 4%-Faustregel

 

Erstes Fragezeichen: Passt das in etwa, wenn ich in 30 Jahren monatlich 2000 € zur Verfügung haben möchte, mit 3500 € (Inflation) zu rechnen?

Zweites Fragezeichen: Wenn ich später einen Teil meiner ETF-Posten verkaufe, werden ja nur die Gewinne davon besteuert. Kann ich diese irgendwie grob für meine Rechnung überschlagen? Der Plan ist, jährlich Betrag x zu entnehmen, die Gewinne werden mit Sicherheit jedes Jahr anders ausfallen -> wie bekomme ich das in meine Planung? Oben habe ich so gerechnet, als wären die jährlichen 42k komplett Gewinne.

Drittes Fragezeichen: Wow, über 1 Mio. für 2000 € im Monat. Ganz schön heftig oder habe ich irgendwo einen Denkfehler?

 

Danke für eure Zeit! Ich würde mich sehr über eure Erklärungen oder Einschätzungen freuen! 🙂

Also hier meine Anmerkungen:

  1. Krankenversicherung: Diese mußt Du auch durch die Kapitalerträge verdienen! Das bedeutet, diese erhöhen noch Deinen Entnahmebedarf, wenn Du netto 2.000 zur Verfügung haben willst.
  2. Inflation ist oben berechnet worden. Dem ist nichts hinzuzufügen.
  3. Bei der Besteuerung von ETFs, Aktien etc. gilt first in first out. Dies bedeutet, dass immer die ersten Wertpapierkäufe einer Gattung in einem Depot steuerlich als Kauf simuliert werden. Mit anderen Worten folgendes Beispiel:
    Es werden pro Jahr 10.000 Euro in einen ETF gespart. Rendite (im Schnitt ohne Kursschwankungen): 7 % p.a.. Dies bedeutet eine Verdoppelung des Kurses alle 10 Jahre. Die erste Sparrate von 10.000 Euro hat damit einen Wert von über 160.000 Euro. Wird 40.000 verkauft, so sind von diesem Wert 2.500 abzuziehen. Es bleibt ein Wert von 37.500 für die Besteuerung übrig. Ich rechne deshalb der Einfachheit halber, dass ich alle Entnahmen voll versteuern muß. Das ist dann eine gewisse Sicherheitsmarge.
  4. Auch die Steuern sind mir zu niedrig angesetzt. Hier schau Dir die Formel in § 32 a EStG an. Wenn das zu kompliziert ist, ist dieser Artikel ganz gut für eine überschlägige Rechnung https://de.wikipedia.org/wiki/Einkommensteuertarif. Auch hier mache ich es mir einfacher: Abgeltungssteuer + Solidaritätszuschlag also ca. 27 % auf alles ist mein Einkommensteuersatz. Wenn ich die KV noch dabei haben will würde ich einfach 50 % Steuern und Abgaben rechnen.
  5. Mit Inflation von 2 % käme ich so bei einer Entnahmeregel in 30 Jahren für eine Entnahme von netto 2.000 auf ca. 2,2 Mio Euro aufgerundet ((=4.000 (davon 50 %= 2.000)*12*(1,02^30)*25). Heute wäre der Kapitalbedarf 1,2 Mio. Euro.

2000Euro heute werden in 30 jahren nach kaufkraft nicht 3500 euro entspechen , meiner Meinung nach eher 10000Euro +x , die Geldmengen steigen derzeit exponenziell an und das wird sich auch so schnell nicht ändern, die staaten wollen und müssen sich dadurch entschulden

Zitat von Silberberstreif am 5. September 2021, 1:40 Uhr

2000Euro heute werden in 30 jahren nach kaufkraft nicht 3500 euro entspechen , ..., die Geldmengen steigen derzeit exponenziell an ...

Ich vertraue eher darauf, dass ein (diversifiziertes) Aktienportfolio, dass heute 24 k€ im Jahr an Dividenden ausschüttet, in 15 und in 30 Jahren auch Dividenden vergleichbarer Kaufkraft einbringt 😉

Wie die Währung dann heisst und welche Zahlen in den Kontoauszügen stehen ist egal!
(die Italiener haben sich in den 1960er/70er Jahren auch daran gewöhnt dass der Espresso irgendwann statt 100 Lire 1.000 Lire  gekostet hat)