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Stoischer Epikureer

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Hallo, liebe Mitsparer, Co-Frugalisten und Geizhälse,

ich freue mich über einen Austausch mit euch, da ich selbst manchmal in meinem Lebensweg wackle zumindest jeden Schritt vorher und nachher akribisch hinterfrage, aber schlussendlich wird der Pfad, auf dem ich wandere, immer geradliniger und schmaler.

Während der Schulzeit habe ich schon recht früh "nebenberuflich" im Einzelhandel im Akkord Kisten geschoben oder geschleppt und zu der Zeit zunächst einige Hundert Mark (die älteren Teilnehmer mögen sich erinnern), später dann Euro auf die Seite gepackt. Nachdem ich tatsächlich mehrere Tausend Euro auf der Seite hatte, habe ich meine erste und wichtigste Lektion in Sachen Finanzen gelernt: Ein Freund meines Vaters, selbst Bankberater, half mir, mein wirklich hart erarbeitetes kleines Vermögen (in etwa 25.000,- Euro) sicher unterzubringen und mit einem Garantiezins von knapp 11% anzulegen. Das waren damals sichere Schiffsbeteiligungen, Renten- und Immobilienfonds. Im Zuge gewisser internationaler Problemchen wurde mir dann relativ schnell klar, dass der Freund meines Vaters leider nur ein "Freund" war und das kleine Detail, der "sicheren" Anlage im Wesentlichen auf ein ungewöhnlich hohes Agio zurückzuführen war. Die wesentliche Lehre aber war, dass das gesprochene Wort am Ende des Tages nichts wert ist, ebenso wie die Maklertätigkeit von Menschen, die sowohl nicht philanthropisch als auch wenig intellektuell und gebildet unterwegs sind. Ich muss also mein Leben und damit meine Finanzen selbst auf Reihe kriegen.

Nun bin ich 37 Jahre alt.

Heute bin ich Diplomingenieur und MBA, arbeite seit 17 Jahren bei einem großen Konzern, dort als Student eingestellt. Das erste selbst erarbeitete und gewählte "Glück" war genau diese Tatsache: In einer mittelgroßen deutschen Stadt gibt sich das Geld - selbst zu Studienzeiten - nicht so schnell aus und so reichten in den mittleren 00er-Jahren wenige Hundert Euro (das Entgelt für diese Anstellung), um einerseits einem gewissen Studentenlifestyle zu frönen, andererseits gut und ohne Schulden über die Runden zu kommen. Nach dem Diplom stieg meine Netto von einem Tag auf den anderen um den Faktor drei ohne dass meine Ausgaben einen Grund gehabt hätten, mitzuwachsen und so stellte ich mir Ende der 00er die Frage, was ich denn mit 1.500,- am Ende eines jeden Monats tun könnte.

Natürlich war die erste Antwort ein neuer Fernseher. Ein Monat nichts gespart. Im dritten Monat folgte eine Augen-OP - dann lohnt sich der Fernseher auch - wieder nichts gespart. Dann hatte ich keine Ideen mehr und das Konto wuchs.

Der nächste Schritt war dann mit ein wenig angespartem Eigenkapital die erste eigene Wohnung und so konnte ich meine erste Immobilie für damals unter 1.000,- pro Quadratmeter erwerben. Es folgten einzelne Folgekäufe und so hatte ich bis Mitte der 10er Jahre vier Wohneinheiten gekauft, wovon zwei abbezahlt waren. Eine davon, die selbst genutzte, habe ich dann verkauft, um bei einer personellen Vergrößerung unseres Hausstandes vom Bestand der 60er Jahre in einer B-Lage in einen doppelt so großen Neubau in der A-Lage zu ziehen, denn "man will es ja auch mal schön haben".

Parallel startete ich nun - relativ glücklich - mit meinem ersten Depot. So hatte ich neben einem festen Sparplan (MSCI World und DWS TD) immer auch Glück mit Einzelaktien (think about "Amazon")...

...und die Sparquote und die Sparsumme wuchsen: das Gehalt wuchs und durch den Vorteil eines gewöhnlichen DINK-Pärchens sanken die Ausgaben...

In freudiger Planung und Erwartung der Änderung das Status' DINK in "Familie" haben wir uns nun Anfang der 20er Jahre ein Haus "gegönnt", Bestand in guter Lage, welches wir mit Freunden und Familie einmal auf links gedreht haben und nun "angekommen" bewohnen.

Ergebnis: Wir wohnen aktuell zu dritt, irgendwann einmal - hoffentlich - zu viert auf 300 Quadratmetern mit großem Garten und haben Stand heute drei vermietete Wohnungen. Restschuld (bei einer abbezahlten) sind etwa 200.000,- und die Mieteinnahmen belaufen sich auf etwa 3.000,- brutto, die Tilgung, inkl. EFH,  "verschlingt" aktuell etwa 3.800,- mit dem Ziel, dass wir in 13 Jahren schuldenfrei sind. Es fließen aktuell 1.000,- aufs Depot, dort befinden sich aktuell aber nur noch 15.000,-, ein BTC und drei ETH, der Rest ist ins Anlagevermögen geflossen. Auf dem Konto haben wir eine Größenordnung von 45.000,-, um einkaufsfähig bei möglichen Kurssprüngen zu bleiben. Nettovermögen aktuell bei etwa 670.000,- vs. Verbindlichkeiten von etwa 770.000,-. Eine Ratenanpassung unserer Tilgung ist also noch vonnöten, folgt aber, sobald meine Frau wieder arbeitet.

Die Ziele sind also konkret: Schuldenfreiheit mit 50, dann wären wir gleichsam frühverrentungsfähig, da ich eine ordentliche bAV erhalte und parallel auch meine 300,- monatlich hinzuspare, einen Riester bespare, zwei Rentenpunkte (sie etwa anderthalb) sammle und bis dahin vermutlich auch ein dickes Depot auf der Habenseite sein wird. Die Mieten werden wir sicherlich noch ab und an anheben können, da wir in gefragter Lage vermieten. Der Plan ist es allerdings, bis 60-63 zu arbeiten, da wir beide eigentlich viel Energie und Freude aus der Arbeit ziehen, ab dem 50. dann aber vielleicht auch in etwas entspannterem Arbeitszeitmodell.

Frugale Lebensbestandteile haben wir insofern in unseren Lebensalltag integriert, als dass wir versuchen, keine verarbeiteten Produkte auch nur zu erwerben, keine neuen Möbel oder Kleidungsstücke erwerben, sondern second hand, und Urlaube im Wesentlichen zu und bei Freunden und Verwandten abhalten - was relativ einfach ist, da wir durch unsere Studienjahrgänge verstreute Freunde haben und unsere Eltern Ferienhäuser an der Nordsee und im Süden. Ein potentielles Erbe, das wir hoffentlich erst nach Renteneintritt erhalten, fließt direkt in die Hände unseres Nachwuchses (zumindest in treuhänderische Verwahrung bzw. mit Nießbrauch, um die Familienbande nicht zu sehr zu strapazieren, da haben wir leider im Freundeskreis zu viel erlebt).

Grundsätzliche Tipps und konkretere Nachfragen, um Tipps zu generieren, würde ich unheimlich dankend aufnehmen, von daher: Feuer frei!

Hallo Träumer,

willkommen hier. Den Bezug zu den Stoikern habe ich in deiner Vorstellung zwar nicht gefunden und ein Geizhals würde ich niemals sein wollen. Aber davon abgesehen kann man dich zu deiner Basis und deinem bisherigen Weg nur beglückwünschen. Früher Berufseinstieg, Investition ins Humankapital, Disziplin und Kontinuität. Alles der Nährboden für eine Unabhängigkeit,

Schön, dass ihr keine DINKs geblieben seid und das Glück der Familie erleben dürft. Die Aussage bis 60/63 arbeiten zu wollen mag manchem Job Frustriertem und Arbeits-Hasser hier aufstoßen, aber auch dazu kann ich dich erstmal beglückwünschen, denn es sorgt für Zufriedenheit.

Was dann in 15 - 25 Jahren wirklich sein wird weiß keiner. Entscheidet der Träumer sich dann trotz Zufriedenheit im Job und wegen einer soliden finanziellen Basis anderen Dingen im Leben mehr Zeit zu geben und dem Job den Rücken zu kehren wird aus dem Träumer ein Glückspilz.

Zitat von Träumer am 2. Februar 2023, 11:08 Uhr

Nettovermögen aktuell bei etwa 670.000,- vs. Verbindlichkeiten von etwa 770.000,-.

Hallo Träumer,

ich hoffe ich verstehe dich falsch - aber ihr habt doch nicht nach X Jahren DINK und du seit 17 Jahren im Konzern ein Netto Minusvermögen von 100.000€?! Da kann doch etwas nicht stimmen.

Und verstehe ich richtig - ihr habt 300qm Wohnfläche, zu zweieinhalbt - die Möbel kauft ihr aber Secondhand?

In wiefern bist du Stoiker, da muss ich mich meinem Vorredner anschliessen?

edit: Aktuelle Sparrate? Kann ich nicht so richtig herauslesen - scheint mir aber so, dass ihr extrem hohe monatliche Ausgaben habt, wenn nur 1000€ aufs Depot gelangen, trotz der hohen Bruttoeinnahmen. Wofür gebt ihr das Geld aus, wenn schon nicht für Möbel, oder Urlaube?

Grüsse vom Sparschwein

"Als „stoisch“ bezeichnet man Menschen, die in allen Lebenslagen ruhig und gelassen bleiben. Die Stoiker vertraten die Ansicht, dass das Glück nur durch die gelebte Praxis zu erreichen ist."

Also ich wohnte mal in Frankfurt, nach dem Auszug meiner damaligen Lebensgefährtin in einer 130qm Wohnung, kaum Möbel, alle weg. Da kommt nur der Stoiker durch. Wahrscheinlich geht es dem Träumer mit seinen Gebrauchtmöbeln in den 300 qm genau so wie mir damals 😎

Vielen Dank für eure Antworten, Muslime_Frugi, Sparschwein und Privatier.

 

Der Reihe nach:

@muslime_frugi : Ich habe mein Abitur an einem humanistischen Gymnasium mit großem Latinum beendet und mich hat schon zu dieser Zeit der "Gegensatz" von Stoa und Epikureismus fasziniert, obwohl sie für mich persönlich durchaus vereinbar scheinen. Ich versuche - frei nach dem Gelassenheitsgebet ("Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.") einerseits im Einklang mit meinem Umfeld, andererseits aber auch mit meinen Möglichkeiten - Freude und Erfüllung zu erlangen. Danach bewege ich mich sehr deutlich auf Seiten der Stoa und sehr deutlich auch "frugal".

Das ist aber dann gleich der Knackpunkt des "lupenreinen" Lehrbuch-Frugalisten im Verhältnis zu mir, denn ich empfinde einen für mich relevanten Unterschied zwischen Leben und Überleben und ich schätze Genuss und schöne Dinge analog eines Epikureers... Ich trinke zum Beispiel gerne guten Wein oder eine gute Flasche Whisky und esse gerne ein schönes Stück Fleisch. An der Stelle ist der Preis dann nicht das Kriterium der Wahl. Wir schätzen massive Möbel und gute Schreinerarbeit, und da ist der Gebrauchtmarkt eben interessant weil wirklich tolle Massivmöbel gebraucht eben günstiger sind als neue "Presspappe", alles immer vor dem Hintergrund eines angenehmeren, aber auch nachhaltigeren Lebens.

Zum Thema der Zufriedenheit bei der Arbeit bleibt mir nur soviel zu erzählen: Ich bin Führungskraft von etwa fünfzig Mitarbeitern und genau das macht mir Freude, nämlich der tägliche Umgang mit Menschen. Ich kniee mich nicht wirklich tief in "deren" Aufgaben mit rein, eskaliere aber bei Misserfolgen, belohne Erfolge nach Möglichkeit und habe so einen entspannten Arbeitstag mit einem durchgehend planbaren Arbeitsende spätestens um 16 Uhr.

Eine weitere persönliche Entwicklung habe ich nun mehrfach abgelehnt und da wird keine weitere Belastung kommen. Typischerweise geraten meine Kollegen, die eine Beförderung anstreben, hinter eine Karotte und ab dann wird der Berufsalltag sehr stressig. Ich muss einfach nur meine Aufgabe erfüllen und komme ohne Sonderaufgaben und Projekte entspannt durch den Tag. Ich kann mir also heute vorstellen, die nächsten zwanzig Jahre genau meinen aktuellen Job weiterzumachen...

 

@sparschwein : Den Stoiker in mir habe ich oben schon ausreichend erläutert, denke ich. Ja, wir haben alle Möbel second hand gekauft, unser Haus ja ebenso. Es stehen aber eben nur Markenmöbel und Schreinerware bei uns im Haus, davon allerdings tatsächlich sehr wenig, so herrscht ein - für uns - schönes Raumgefühl.

Ja, bei der Darstellung der Vermögensverhältnisse haben wir uns missverstanden: Mit Nettovermögen meinte ich mein Reinvermögen (Sachgegenstände ausgenommen), also alle Abträge bei meinen Immobilien, die Aktien, die ETFs und die Kryptowährungen in Summe (und da auch - bilanziell korrekt - nur den Einkaufswert, tatsächlich haben gerade die Immobilien trotz gestiegener Zinsen noch einen höheren Marktwert als Kaufpreis). Die Verbindlichkeiten sind quasi noch die Restschuld aller ausstehenden Kredite.

Tatsächlich sind unsere Ausgaben derzeit etwa

  • 1.500,- für die Dinge des täglichen Bedarfs (750,- beide),
  • 3.800,- für Kredite (er),
  • 1.500,- (1.000,- er, 500,- sie) aufs jeweils eigene Depot
  • Rest (von etwa 15.000 Haushaltsbrutto) geht aufs Giro und dient der Finanzierung von Urlauben, im Falle von Havarien, Einzelaktien und Sondertilgungen
  • Einmal jährlich kommt ein mittlerer fünfstelliger Bonus und der geht direkt in die Tilgung der Immobilien

 

@privatier : Vielen Dank für deinen Kommentar, auch wenn ich die Spitze nicht verstehe gegebenenfalls auch missverstehe.

Zitat von Träumer am 3. Februar 2023, 10:31 Uhr

bei meinen Immobilien, die Aktien, die ETFs und die Kryptowährungen in Summe (und da auch - bilanziell korrekt - nur den Einkaufswert, tatsächlich haben gerade die Immobilien trotz gestiegener Zinsen noch einen höheren Marktwert als Kaufpreis).

Wieso sollte es korrekt sein Investmentgüter mit dem Einkaufswert und nicht mit dem aktuellen Marktwert zu bilanzieren? Erschliesst sich mir nicht.

Tatsächlich sind unsere Ausgaben derzeit etwa

  • 1.500,- für die Dinge des täglichen Bedarfs (750,- beide),
  • 3.800,- für Kredite (er),
  • 1.500,- (1.000,- er, 500,- sie) aufs jeweils eigene Depot
  • Rest (von etwa 15.000 Haushaltsbrutto) geht aufs Giro und dient der Finanzierung von Urlauben, im Falle von Havarien, Einzelaktien und Sondertilgungen
  • Einmal jährlich kommt ein mittlerer fünfstelliger Bonus und der geht direkt in die Tilgung der Immobilien

Diese letzten beiden Punkte machen anscheinend den Grossteil eures Vermögensaufbaus aus. Den solltest du doch etwas genauer beziffern können?!

Und bei den Immokrediten - welcher Anteil ist Zinstilgung und welcher Amortisation? Baut ihr 2000€ Vermögen pro Monat auf, oder 10.000€? Das ist mir weiterhin unklar.

Grüsse vom Sparschwein

 

Zitat von Träumer am 3. Februar 2023, 10:31 Uhr

 

@privatier : Vielen Dank für deinen Kommentar, auch wenn ich die Spitze nicht verstehe gegebenenfalls auch missverstehe.

Das ist ja von mir vielleicht auch so gewollt...so bin ich nun einmal...

Hallo Träumer

ich bin auch im Konzern und kenne einige die auch in Konzernen arbeiten. Das mit den "Sandwich" Postionen erlebe ich da nicht so wie von dir beschrieben. Meist gibt es Dopplungen und Überschneidungen von Abteilungen die zu Grabenkämpfen führen und die Führungskräfte verteidigen dann ihre Löwenreviere mit entsprechend unangenehmen und nervigen Folgen.

Für mich ist Führung im Konzern völlig unattraktiv, wenn dann in KMUs.

Aber wenn du es wirklich so leben kannst wie beschrieben - Glückwunsch! Hätte ich in deinem Alter rein von der Lebenserfahrung und innerer Reife nicht geschafft, schon gar nicht in Führungsrolle. Ohne Führung, als Einzelkämpfer, sprich nicht in Projektteams und mit viel HO und Außendienst gelingt mir das heute.

Dein Abschnitt mit dem "lupenreinen Lehrbuchfrugalisten" war dann eher die Antwort auf @privatier Anmerkung. Dann verstehst du auch den Zusammenhang.

@sparschwein: Bei 15k Haushaltsbrutto passen passen die Ausgaben doch einigermaßen zum Netto. Die Differenz geht dann wohl für guten Wein, Whisky und Fleisch drauf. Übrigens auch alles Dinge bei denen ich auf Qualität und nicht Preis schaue.

Kurzes Off Topic - ich eröffne mal eine Gruppe im entsprechenden Thread zum Thema Wein 🙂 Hier scheinen Kenner zu sein….

Zitat von Sparschwein am 3. Februar 2023, 10:47 Uhr
Zitat von Träumer am 3. Februar 2023, 10:31 Uhr

bei meinen Immobilien, die Aktien, die ETFs und die Kryptowährungen in Summe (und da auch - bilanziell korrekt - nur den Einkaufswert, tatsächlich haben gerade die Immobilien trotz gestiegener Zinsen noch einen höheren Marktwert als Kaufpreis).

Wieso sollte es korrekt sein Investmentgüter mit dem Einkaufswert und nicht mit dem aktuellen Marktwert zu bilanzieren? Erschliesst sich mir nicht.

Tatsächlich sind unsere Ausgaben derzeit etwa

  • 1.500,- für die Dinge des täglichen Bedarfs (750,- beide),
  • 3.800,- für Kredite (er),
  • 1.500,- (1.000,- er, 500,- sie) aufs jeweils eigene Depot
  • Rest (von etwa 15.000 Haushaltsbrutto) geht aufs Giro und dient der Finanzierung von Urlauben, im Falle von Havarien, Einzelaktien und Sondertilgungen
  • Einmal jährlich kommt ein mittlerer fünfstelliger Bonus und der geht direkt in die Tilgung der Immobilien

Diese letzten beiden Punkte machen anscheinend den Grossteil eures Vermögensaufbaus aus. Den solltest du doch etwas genauer beziffern können?!

Und bei den Immokrediten - welcher Anteil ist Zinstilgung und welcher Amortisation? Baut ihr 2000€ Vermögen pro Monat auf, oder 10.000€? Das ist mir weiterhin unklar.

Grüsse vom Sparschwein

 

Ich habe das vor - zugegebenermaßen - etwas längerer Zeit einmal während des Studiums so gelernt und für mich ist es sehr beruhigend, da ich quasi eine "Sicherheit" in meinen Tabellen habe, da meine Bilanzierung unter Sicherheitsaspekten verläuft und vom Umlaufvermögen anhand des Niederstwertprinzips durchgeführt wird. Die Schulden schlagen gemäß Höchstwertprinzip demgegenüber voll und maximal zu Buche. Das kann sich durchaus geändert haben, aber ein aktueller Marktpreis lässt sich bei Immobilien nur schwer und schon gar nicht monatsaktuell ermitteln, deswegen nehme ich in meiner Excel, mit der ich mein Haushaltskonto bilanziere, keinen Wert außer dem Kaufwert mit auf, sondern frühestens in Form realisierter Gewinne oder auch Verluste... Ich lebe hier also mein großes Sicherheitsbedürfnis aus.

Wenn ich also beispielsweise Aktien mit Gewinn verkaufe(n sollte), macht meine Gesamtvermögenskurve einen Sprung noch.

 

Zu den Immobilien, der Tilgung und den Zinsen:

  1. 2-Zimmer-Wohnung (1995), abbezahlt bei Bruttojahresmiete 6.000,-, Kaufpreis 80.000,-
  2. 2-Zimmer-Wohnung (2000), Restschuld etwa 55.000,- bei Bruttojahresmiete 6.000,-, Kaufpreis 100.000,-, Tilgung 485,- und Zinsen 120,-
  3. 4-Zimmer-Wohnung (2017), Restschuld etwa 165.000,- bei Bruttojahresmiete 24.000,-, Kaufpreis inkl. Küche, Bad, Böden 500.000,- (ehemals Eigenbedarf), Tilgung 970,- und Zinsen 160,-
  4. 7-Zimmer-Haus (1990), Restschuld etwa 550.000,-, Kaufpreis 700.000 plus 150.000 Sanierung, Tilgung 980,- und Zinsen 640,- plus 500,- Sondertilgung

Summe also etwa 3.800,- Kreditrate davon etwa 3.000,- Tilgung, also meiner Meinung nach vermögensbildend und der größte Teil meines und unseres Vermögensaufbaus.

Unser gesamtheitlicher Bonus liegt erfolgsabhängig irgendwo zwischen 20.000,- und 80.000,- und ist damit einer gewissen Unwägbarkeit unterworfen und es macht dann auch einen riesigen Unterschied, ob wir einmal bei allen Immobilien maximal sondertilgen und noch etwas übrig haben oder gerade so ein wenig. Den Bonus nehme ich deshalb auch ungerne in irgendwelche Kalkulationen bezüglich unserer Vermögensbildung mit auf, da bin ich ähnlich vorsichtig wie bei der Marktwertbetrachtung.

 

Meine Vermögensbildung im Durchschnitt während der letzten sechs Jahre (seit dem Kauf meiner 4-Zimmer-Wohnung bilanziere ich meinen Haushalt) liegt bei etwa 5.500,- im Monat inklusive aller Bonusbestandteile. Im "normalen" Monat sind es (für mich alleine) die 3.000,- plus 1.000,- im ETF-Sparplan, der Rest ergibt sich dann über den Bonus und das freie Kapital auf dem Giro, im Idealfall auch nach Gewinnmitnahmen und Dividenden. Aber natürlich fließt auch der epikureische Anteil davon in "Spaß", also Urlaube, Restaurantbesuche und ähnlich schöne Momente.

Zitat von Muslime_Frugi am 3. Februar 2023, 12:38 Uhr

Hallo Träumer

ich bin auch im Konzern und kenne einige die auch in Konzernen arbeiten. Das mit den "Sandwich" Postionen erlebe ich da nicht so wie von dir beschrieben. Meist gibt es Dopplungen und Überschneidungen von Abteilungen die zu Grabenkämpfen führen und die Führungskräfte verteidigen dann ihre Löwenreviere mit entsprechend unangenehmen und nervigen Folgen.

Für mich ist Führung im Konzern völlig unattraktiv, wenn dann in KMUs.

Aber wenn du es wirklich so leben kannst wie beschrieben - Glückwunsch! Hätte ich in deinem Alter rein von der Lebenserfahrung und innerer Reife nicht geschafft, schon gar nicht in Führungsrolle. Ohne Führung, als Einzelkämpfer, sprich nicht in Projektteams und mit viel HO und Außendienst gelingt mir das heute.

Dein Abschnitt mit dem "lupenreinen Lehrbuchfrugalisten" war dann eher die Antwort auf @privatier Anmerkung. Dann verstehst du auch den Zusammenhang.

@sparschwein: Bei 15k Haushaltsbrutto passen passen die Ausgaben doch einigermaßen zum Netto. Die Differenz geht dann wohl für guten Wein, Whisky und Fleisch drauf. Übrigens auch alles Dinge bei denen ich auf Qualität und nicht Preis schaue.

Ich bin in strategischer Funktion und - ganz unbescheiden aufgrund meiner fachlichen Exzellenz aber auch aufgrund eines weitreichenden Netzwerkes deutlich über die eigene Hierarchieebene hinaus, da direktberichtend an den Bereichsleiter - inhaltlich und menschlich kaum angreifbar. Es existieren also keine Dopplungen und Grabenkämpfe muss ich nicht führen, da alle mit einem Echo durch meinen Chef, also deren Vor-Vor-Vorgesetzten rechnen... entspannte Situation.

Der Vorteil innerhalb der Strategie ist die fachliche und intellektuelle Stärke des gesamten Teams: Wir sind zwar ein Stück weit Durchlauferhitzer, da meine Mitarbeiter im gesamten Bereich und auch darüber hinaus sichtbar sind, aber die Arbeit wird (sehr) gut erledigt und ich kann wirklich delegieren. Ich bin hier nun seit bald vier Jahren, hatte davor eine Stelle als Sachbearbeiter, eine als Teamleiter, danach als Vorstandassistent und nun eben als kleiner strategischer Abteilungsleiter.

 

Das Leben ist schön.

Zitat von Träumer am 3. Februar 2023, 15:06 Uhr

Ich bin in strategischer Funktion und - ganz unbescheiden aufgrund meiner fachlichen Exzellenz aber auch aufgrund eines weitreichenden Netzwerkes deutlich über die eigene Hierarchieebene hinaus, da direktberichtend an den Bereichsleiter - inhaltlich und menschlich kaum angreifbar.

Wenn einer, der mit Mühe kaum
Geklettert ist auf einen Baum,
Schon meint, dass er ein Vogel wär,
So irrt sich der.

Zitat von Sparschwein am 3. Februar 2023, 15:40 Uhr
Zitat von Träumer am 3. Februar 2023, 15:06 Uhr

Ich bin in strategischer Funktion und - ganz unbescheiden aufgrund meiner fachlichen Exzellenz aber auch aufgrund eines weitreichenden Netzwerkes deutlich über die eigene Hierarchieebene hinaus, da direktberichtend an den Bereichsleiter - inhaltlich und menschlich kaum angreifbar.

Wenn einer, der mit Mühe kaum
Geklettert ist auf einen Baum,
Schon meint, dass er ein Vogel wär,
So irrt sich der.

Ich schätze Wilhelm Busch.

Ich bemerke aber, dass du - offensichtlich in Unkenntnis der Mühen und Entbehrungen der Assistenten in größeren Konzernen einerseits und der Halbwertszeit von unfähigen Führungskräften in solchen Bereichen wie meinem andererseits - den Nagel nicht immer auf den Kopf zu treffen scheinst. Das ist aber nicht schlimm.

Sachliche Nachfragen beantworte ich weiterhin gerne, Tipps nehme ich auch sehr gerne an.

„Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel“

Mark Twain 😃

Strategie ist wir Aspirin, hilft nur bedingt, schadet aber auch nicht wirklich.

Hauptsache du bist glücklich und zufrieden.

 

Zitat von Träumer am 3. Februar 2023, 15:06 Uhr

ganz unbescheiden aufgrund meiner fachlichen Exzellenz

 

Das Leben ist schön.

Ich glaube ja nicht, dass ein wahrer Stoiker von seiner fachlichen Exzellenz schwärmen würde...

hallo träumer,

willkommen im forum. ich habe den pfad hier nur überflogen, weil ich zur bequemlichkeit neige. nur so viel: der herrgott hat einen großen tiergarten... soll heißen, du musst die einzelnen charaktere hier erst kennenlernen. nicht, dass ich schon alle und alles genau kennen würde...

du wurdest jedenfalls schon gebissen. in die wade etc. warum manche so gerne sticheln, den oberlehrer spielen uvam? keine ahnung, so ist die vielfalt im mensch-sein. mir egal. zart besaitet sollte man hier besser nicht sein und am besten manche replik überlesen. sie fällt ja auf den schreiber und seinen psychischen zustand oder charakter oder weiß der kuckuck was zurück;-).

ja, ja, zb dieses heruntermachen mit zitaten usw usw, auch ohne zitate...

abschließend fällt mir da meine großmutter ein, deren leben eine dreistellige zahl erreichte. sie meinte des öfteren:

beides wusst´er wohl

klug zu reden

und klug zu schweigen

doch klüger war´s zu schweigen

 

Hallo zusammen,

 

eine kurze Frage nach eurer Einschätzung zur Diskussion: Was ist Henne und was ist Ei?

  • Hohe Sparquote
  • Hohes Einkommen
  • Beruflicher Erfolg
  • Intelligenz
  • Selbstbewusstsein

 

Während heutzutage jeder "Influencer-Star" seinen finanziellen Erfolg öffentlich zur Schau stellt und noch Applaus erhält, soll ich mich in einem anonymen Internetforum nicht selbstbewusst an meiner Intelligenz und Bildung erfreuen, sondern in Bescheidenheit suhlen und zurückhalten, ...auch noch in einem Forum zu einem Thema, das genau die "Investition in die eigene Person" propagiert...

Keine Chance.

In aller Bescheidenheit: Ich war zu einer Zeit, als nicht einmal ein Viertel aller Kinder Abitur gemacht hat, bei den besten 10 Prozent der Abiturienten meines Jahrganges im Süden. Daraufhin habe ich dann ein Stipendium eines Konzerns (adäquater NC und bestandenes assessment center) erhalten, meinen Dipl.-Ing. sehr gut abgeschlossen, berufsbegleitend einen MBA sehr gut abgeschlossen, kann mir aber letztendlich vorwerfen lassen, meine Dissertation nach dem Exposé nicht weiter verfolgt zu haben... das lag aber daran, dass ich eine Entscheidung treffen musste und die habe ich für meine berufliche Karriere getroffen... Ich habe seit Berufsbeginn je nach Stelle 10-16 Stunden jeden Tag gearbeitet und bin heute einfach angekommen: Ich konnte meine Anwesenheitszeit auf etwa 7 Stunden senken, Homeoffice nach Belieben. Der einzige Grund für diese Freiheit ist, dass ich mich selbst in einen absoluten Expertenstatus versetzt habe: Mein Chef kann nicht auf mich verzichten, meine Mitarbeiter wollen nicht auf mich verzichten.

Das macht mich glücklich, zufrieden und auch stolz, ja.

 

@muslime_frugi : Danke für deine Antwort, das meine ich ernst. Was mich aber ein wenig verwundert, ist die fehlende Nachfrage "Welche Strategieabteilung?", denn erst dann macht deine Aussage unter Umständen Sinn, gegebenenfalls aber auch nicht.

 

@privatier : Ich bin eher stoisch im Maße der "stolzen Eiche"...

 

@christ_frugi : Menschen, die mit viel Meinung ohne Kenntnis urteilen, passen grundsätzlich leider eher weniger in mein Umfeld. Einer guten Persönlichkeitsentwicklung ist Meinung leider weniger förderlich als Diskurs...

 

Sinngemäß vom Träumer, 2023: "Wenn die Klügeren immer nachgeben, regieren die Dummen die Welt."

 

Ich persönlich halte es sehr gerne mit der Spieltheorie: Sie führt zu wenigen - wenn aber kurzen - Konflikten und ich schleppe keinen Ballast mit mir herum, deshalb der "Stoiker" im Titel und der "Ärger" in der Signatur.

Zitat von Träumer am 6. Februar 2023, 8:45 Uhr

In aller Bescheidenheit: Ich war zu einer Zeit, als nicht einmal ein Viertel aller Kinder Abitur gemacht hat, bei den besten 10 Prozent der Abiturienten meines Jahrganges im Süden.

Das macht mich glücklich, zufrieden und auch stolz, ja.

In aller Bescheidenheit: Ich habe damals das schlechteste Abitur gemacht, dass man haben konnte. Zur Zulassung benötigte man mindestens 100 Punkte und konnte maximal 300 erreichen. Ich hatte 104  Punkte, Abi-Note 3,5

Die Schule war mir sowas von egal. Das machte mich glücklich, zufrieden und auch stolz.

Zitat von Träumer am 6. Februar 2023, 8:45 Uhr

@muslime_frugi : Danke für deine Antwort, das meine ich ernst. Was mich aber ein wenig verwundert, ist die fehlende Nachfrage "Welche Strategieabteilung?", denn erst dann macht deine Aussage unter Umständen Sinn, gegebenenfalls aber auch nicht.

No Worries. Das Schreiben hier ist ja eindimensionaler als miteinander zu reden. Wenn meine direkte Art als Wertung und Verallgemeinerung empfunden wurde tut es mir leid und war es so nicht gemeint. Bei uns und anderen Konzernen in die ich Einblick habe wollte ich nicht arbeiten. Aber wie gesagt, wenn es für dich passt ist ja alles gut!

Darfst auch Stolz auf dich sein, mit Fleiß, Cleverness und Intellekt dir Dinge selbst erarbeitet zu haben. Ist bei mir genauso. Allerdings war ich auch eher der Rohdiamant: Schulversager ohne Abi und hab mich dann von unten auf ein für mich gutes Level gearbeitet. Peterprinzip und Erkennen von teilweise Sinnlosigkeit von Karriere und Status ist natürlich auch wichtig für einen Stoiker.

@privatier : Wenn auch nicht so explizit verwiesen... ich meinte meinen gesamten Lebensweg - und dazu gehört natürlich auch ein gutes Abitur - inklusive bewusster Entscheidungen: Ich bin sehr stolz, an gewissen points of no return "Nein!" zu mehr Karriere (sowohl im akademischen als auch im beruflichen Kontext) gesagt zu haben, da mir die Alternative "Mein Leben" mehr zugesagt hat. Da will ich überhaupt nicht auf die Selbstbeweihräucherung eines guten Abschlusses hinaus, er ist aber Teil dieser Geschichte und ohne... wäre sie so nicht möglich gewesen.

...dass weite Teile der Schulbildung im Allgemeinen für mich unwesentlich gewesen sind und meine besten Noten in den Fächern Sport, Deutsch, Mathematik und Latein resultierten, ist ein anderer Teil meiner Geschichte. Ich habe aber immer - auch heute - versucht, den nächsten Schritt im Blick zu haben und den aktuellen entsprechend optimal zu setzen. Heute ist der nächste Schritt eben die Rente.

 

@muslime_frugi : Alles gut, ich bin nicht dünnhäutig. Ja, Konzerne sind aus meiner Sicht wie Behörden als Abbild des Irrenhauses in "Asterix erobert Rom" zu sehen... ich interpretiere und definiere meine Rolle auch weniger als Rädchen im Gesamtsystem, sondern als Steuermann für meine Abteilung: Ich - als Abteilungsleiter oder wieder bildlich als Kapitän - kann das Wetter und den grundsätzlichen Kurs des Schiffes zwar nicht ändern, ich kann aber mit meinem Verhalten dafür sorgen, dass aus vielen Einzelpersonen ein Team wird, oder manche über die Planke gehen... da kannst du dann eben eine Menge Positives für dich herausziehen und so klappt es bei mir und deshalb erfüllt mich Zufriedenheit.

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