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Paar, 30-jährig, auf der Schwelle zu Lean FIRE

Hallo liebe Frugalisten,

Meine Freundin und ich (sie Deutsche, ich Schweizer) haben letztes Jahr die Schwelle zu "very lean FIRE" (:-)) überschritten und per November 2019 unsere Vollzeitjobs gekündigt. Nun wollen wir als Nomaden die grosse weite Welt entdecken und uns ehrenamtlich in verschiedenen Projekten engagieren.

Ich hatte schon kurz nachdem ich mein erstes Geld verdiente, begonnen, nach Kommers Weltportfolio in ETFs zu investieren, und nach der Lektüre von "Die erste Million in 7 Jahren" von Bodo Schäfer Blut geleckt. Damals habe ich den Plan gefasst, mit 40 finanziell frei zu sein. Auch wenn seine Werke gerne als Investmentpornografie bezeichnet werden, haben sie zumindest als erste Inspiration ihren Zweck erfüllt. 🙂

Heute vor genau zwei Jahren kehrten meine Freundin und ich von einer 6-monatigen Australien-Reise zurück und uns war sofort klar, dass wir nicht einfach da weitermachen können, wo wir vor der Reise aufhörten. Selbst bis 40 wollten wir nicht mehr Vollzeit arbeiten. Da stiess ich auf Olivers Blog und über ihn auch auf viele andere FIRE-Blogs. Nicht einmal Mr. Money Mustache kannte ich davor. Durch die Lektüre all dieser Blogs wurde alles so viel klarer und unser Plan der finanziellen Unabhängigkeit gründete nun zum ersten Mal auf wirklich realistischen Annahmen und Strategien. Danke Oliver!

In den zwei Jahren, die folgten, wurden wir immer mehr zu Frugalisten und Mustachians, haben unnötige Ausgaben minimiert und nochmal ordentlich etwas zur Seite gelegt. Im November letzten Jahres haben wir uns dann mit einem gemeinsamen Vermögen von rund 310k € aus der Corporate World verabschiedet. Gemäss 4-Prozent-Regel beschert uns das Vermögen ein Einkommen von rund 1000 € monatlich. Klar, die gegenwärtige Bewertung der Aktienmärkte und der Umstand, dass ein Teil dieses Vermögens auch in Vorsorgekonten parkiert ist, auf welche wir zur Zeit noch keinen Zugriff haben, würden unsere Entnahmerate noch etwas mindern - für den Moment war es uns aber genug, um ein neues Kapitel zu beginnen.

Jetzt sind wir seit bald drei Monaten in Ecuador und arbeiten hier ehrenamtlich in einem Hilfsprojekt. Nachmittags arbeite ich immer noch 30% für meinen ehemaligen Arbeitgeber und verdiene damit immer noch fast das Dreifache von dem, was unser gemeinsames, sparsames Leben kostet. Deswegen spielt die effektive Entnahmerate im Moment auch noch nicht so eine Rolle. Ich liebe meinen Job als Software-Entwickler, aber die Balance stimmte früher nicht. Jetzt stimmt sie! Jetzt muss ich nicht mehr mit 40 komplett aufhören zu arbeiten - Teilzeitarbeit mit einigen unbezahlten Monaten dazwischen passen wahrscheinlich besser. Unser angespartes Vermögen bleibt vorerst einfach unser Plan B. Wir haben uns den Ratschlag «Live FI before FI» zu Herzen genommen und sind sehr froh darüber.

Trotzdem sind wir weiter bestrebt, unnötiges Fett bei unseren Ausgaben abzutrainieren.

Deswegen habe ich eine Frage an euch, liebe Frugalisten. 🙂

Mit Abstand unser grösster Kostenpunkt ist unsere schweizerische Krankenkasse. Rund die Hälfte unserer Ausgaben geht dafür drauf (monatlich etwas mehr als 200.- Franken pro Person). Günstiger geht es in der Schweiz aber nicht.

Wir überlegen deshalb, uns in Deutschland anzumelden, wenn wir nach Europa zurückkehren.

Ich habe etwas recherchiert und wäre froh, wenn ihr mir sagen könntet, ob ich etwas komplett falsch verstanden oder vergessen habe.

Das Szenario:

Nehmen wir an, wir wären verheiratet (was wir im Moment nicht sind). Nehmen wir weiter an, meine Frau würde kein Einkommen erzielen und ich würde als Freiberufler ein Bruttoeinkommen von 20k € jährlich erwirtschaften.

Stimmen in diesem Fall die folgenden Aussagen?

  • Die freiwillige gesetzliche Krankenversicherung würde sich im günstigsten Fall auf etwa 240 € monatlich für mich belaufen (gem. krankenkassen.check24.de) und meine Frau wäre kostenlos mitversichert. Bei tieferem Bruttoeinkommen reduziert sich unsere gemeinsame Prämie auf etwa 160 € - tiefer geht es nicht.
  • Wir zahlen keine Steuern, da wir unter dem Freibetrag von 18'816 € + Sparerpauschbetrag von 1'602 € bleiben.

Wären zusätzlich irgendwelche obligatorischen Sozialversicherungsbeiträge o.ä. zu entrichten?
Kennt ihr eine verlässliche Quelle, die das deutsche System irgendwie zusammenfassend erklärt, dass man es auch als Ausländer versteht?:-)

Ich freue mich auf den Beitrag zur Krankenversicherung, den Oliver vor einem halben Jahr angekündigt hat. 😛

Vielen Dank für eure Hinweise und all die anderen wertvollen Informationen, die ich hier bereits gefunden habe.

Liebe Grüsse aus Ecuador
Roli

Keine Ahnung, ob Ihr wirklich plant von 20T€ zu zweit in D zu leben - das kriegt nicht mal Oli hin - aber es gibt eine recht ordentliche Seite der DRV:

https://www.deutsche-rentenversicherung.de/DRV/DE/Rente/Ausland/ausland_node.html

Vermutlich müsstet Ihr Euch aber individuell beraten lassen, da es grenzübergreifende Regelungen zwischen den europäischen Staaten gibt.

Hallo MFZ73,

Vielen Dank für deine Antwort und den Link. 🙂

Wenn meine Annahmen aus dem ersten Beitrag stimmen, dann wären 20T € brutto monatlich etwa 1'430 € netto, oder?

Wir sind für die nächsten Jahre voraussichtlich eher die Vanlife- oder Tiny-House-Leute und dürften kaum Fixkosten fürs Wohnen haben.

Melden wir uns in Deutschland an und ziehen in einen Van, rechne ich (abgesehen von Anschaffungskosten des Fahrzeugs) etwa mit folgenden monatlichen Fixkosten für 2 Personen:

  • KFZ-Steuer: 35 €
  • KFZ-Versicherung: 70 €
  • ADAC: 8 €
  • Privathaftpflicht: 6 €
  • Handy: 50 €
  • Essen: 250 €

Da wären wir bei Fixkosten von etwa 420 €. Solange wir einigermassen stationär sind, dürfte da auch nicht viel mehr an variablen Kosten dazukommen.

Da würden also monatlich noch rund 1000 € oder 70% des Nettoeinkommens übrig bleiben. Meiner Meinung nach bleibt  so immer noch ziemlich viel Spielraum.

Habe ich etwas übersehen? Oder was wäre deiner Meinung nach das finanzielle Minimum, mit welchem zwei Personen in Deutschland komfortabel leben können?

Bin sehr dankbar um jeden Hinweis.

Vielen, vielen Dank
Roli

Wenn ihr in einer deutschen Adresse gemeldet seid, müsst ihr noch monatlich 17,50€ GEZ (eine Rundfunkgebühr für ARD, ZDF etc.) bezahlen, welche quartalsweise anfällt, unabhängig davon, ob ihr tatsächlich einen Fernseher, TV-Anschluss oder irgendwas habt. Wenn du sozialversicherungsrechtlich angestellt bist, zahlst du zusätzlich zur Krankenkasse noch Krankenversicherungs-Zusatzbeitrag (bei der hkk mit 0,39% bundesweit am günstigsten) Rentenversicherung, Pflegeversicherung und Arbeitslosenversicherung. Der Beitrag zur Rentenversicherung ist größer als der zur Krankenversicherung, du erwirbst dafür aber auch Rentenansprüche.

Einen sehr guten Rechner, wie viel dir übrig bleibt, mit kurzen Erklärungen bei den Eingabefeldern etc. findest du auf https://www.brutto-netto-rechner.info/

Viele Grüße aus dem regnerischen Deutschland ins sonnige Ecuador

Gova

Achja und da du kinderlos und schon etwas älter bist zahlst du etwas mehr für die Pflegeversicherung, wenns aber ein Kind gibt wird sie billiger und ihr bekommt 204€ monatlich pro Kind (für weitere Kinder etwas mehr glaube ich).

Zitat von Gova am 10. März 2020, 7:24 Uhr

Viele Grüße aus dem regnerischen Deutschland ins sonnige Ecuador

Gova

https://www.wetteronline.de/wetter/quito

schön wärs

Hallo Roli,

wenn ihr zukünftig in einem Van leben wollt, vermisse ich bei eurer Kostenaufstellung noch ein paar Posten:

.: Benzin/Diesel (oder ihr bleibt immer an einem festen Standort, dann kommt aber die Stellplatzmiete hinzu)

.: Gas zum Heizen und Kochen

.: ab und zu müsst ihr einen Wohnmobilplatz anfahren (Abwasser loswerden, Frischwasser tanken, Akkus laden, Wäsche waschen...)

.: Sicher muss auch am Van mal etwas erneuert, gewartet, ausgetauscht werden...

.: Parkgebühren, wenn ihr Städtetouren machen wollt

.: Eine gute Alarmanlage (oder besser einen großen Hund, der natürlich wieder extra kostet) wenn ihr mit dem Van in arme Gegenden fahrt

Problematisch wird es in einem Van im Winter hinsichtlich Schimmelbildung wenn keine Ausreichende Isolierung, Belüftung und Beheizung vorhanden sind, aber die Winter könnt ihr ja im wärmeren Gefilden verbringen.

Finde ich jedenfalls alles spannend.

Zitat von Roli am 9. März 2020, 23:21 Uhr

Habe ich etwas übersehen?

Wie Chris schon beschrieben hat die laufenden Kosten sowie Abschreibung/Instandhaltung. Auch wenn der Van viel steht, wird er sich abnutzen.

Vor allem aber Standgebühren, denn man darf in D nicht wild campen und auch nicht dauerhaft im Auto wohnen. Spätestens alle 14 Tage muss das KFZ zumindest umgeparkt werden iirc. Wird alles keine 1000€ mtl. kosten, aber für Umme geht's halt nicht.

Wenn man den Weg schon wählt, würde ich zum Tiny-Haus tendieren, es sei denn, ihr wollt permanent reisen und mobil sein.

Oder was wäre deiner Meinung nach das finanzielle Minimum, mit welchem zwei Personen in Deutschland komfortabel leben können?

Da fragst Du den Falschen, bin kein Frugalist und will auch keiner werden. 😉

Hallo zusammen,

Herzlichen Dank für die vielen Hinweise.


Georgs Post mit der Befürchtung, dass wir als Sozialschmarotzer nach Deutschland kommen, wurde in der Zwischenzeit offenbar entfernt. Ich möchte trotzdem kurz dazu Stellung nehmen:

  • Nichts läge mir ferner, als als Sozialschnorrer nach Deutschland zu kommen. Wenn wir aber als Paar totale monatliche Ausgaben von 800 Franken haben, und über 400 Franken davon für die Krankenkasse drauf gehen, dann ist das meiner Meinung nach schon nicht ganz verhältnismässig.
  • Ich agiere immer aus einer Position maximaler Eigenverantwortung. Ich war in meinem Erwachsenenleben ausser für Impfungen nicht ein einziges Mal beim Arzt und war in den letzten drei Jahren nicht einmal auch nur erkältet. Ich habe noch keinen einzigen Franken von der Krankenkasse erhalten, aber über 30.000 Franken an Prämien bezahlt. Ich tue alles, was in meiner Macht steht, dass das auch so bleibt (der erste Teil, nicht der zweite). Ich treibe regelmässig Sport, stretche täglich, achte auf vollwertige, pflanzliche Ernährung (nicht, um als Moralapostel meine Runden zu drehen, sondern einfach weil ich überzeugt bin, dass es die gesündeste Form der Ernährung ist), trinke keinen Alkohol und gehe um 21:00 ins Bett. Meine Gesundheitswerte tracke ich genau so wie meine finanzielle Situation (kann aber meinen Blutdruck und Ruhepuls nicht mehr messen, weil ich unten aus dem messbaren Bereich gefallen bin).
  • Mir ist klar, dass man bei einer Versicherung auch für andere zahlt. Ich möchte aber nicht unbedingt die Arztrechnungen für jemanden bezahlen, der nicht auf seine Gesundheit achtet und bei jedem Schnupfen zum Arzt rennt. Genau so wenig möchte ich die Kosten übernehmen, wenn ein lebenslanger Kettenraucher von Kehlkopfkrebs heimgesucht wird. Gerne können aber meine Beiträge verwendet werden, wenn jemand ohne Eigenverschulden schwer erkrankt.
  • Am liebsten hätte ich eine Krankenversicherung, die nur schwerwiegende Krankheiten abdeckt. Offeriere mir eine Krankenversicherung mit einem Selbstbehalt von 50.000 Euro oder mehr mit dementsprechend tiefer Prämie, die nur Kosten für schwerwiegende Erkrankungen (ohne Eigenverschulden) übernimmt, und ich unterschreibe sofort.
  • Ähnliches gilt beispielsweise für die Arbeitslosenversicherung. Wenn ich die Wahl habe, möchte ich diese Prämien nicht zahlen. Selbst in der Schweiz, wo ich die letzen Jahre tausende Franken in die ALV eingezahlt habe, würde ich nie auf die Idee kommen, Arbeitslosengeld zu beziehen. Solange ich arbeitsfähig bin, bin ich selber dafür verantwortlich, meinen Lebensunterhalt zu bestreiten.

Also, Georg, ich würde voraussichtlich deutlich weniger Geld aus "eurem Gesundheitssystem" abziehen, als ich einzahlen würde. Meine Prämien würden im Vergleich zu jetzt aber etwas sinken - und weisst du, was das beste ist? - deine Prämien würden aus diesen Gründen auch sinken, wenn wir nach Deutschland kommen.

P.S.:

Falls dies ein Admin liest: Ich habe Georgs andere Beiträge gelesen und sie scheinen mir wertvoll zu sein (und sachlich;)). Ich würde mich dafür aussprechen, dass sein Konto wieder aktiviert wird, falls es wegen seines Beitrags in meinen Thread gesperrt wurde.


@gova:

Vielen Dank für deine Infos.

GEZ:

Dies gilt pro Haushalt, oder? Würden wir uns also beispielsweise bei der Adresse der Eltern meiner Frau/Freundin anmelden, würde dies entfallen?

Sozialversicherungen:

Bei einem Bruttogehalt von 1.667€ monatlich würde also noch folgendes anfallen:

  • Rentenversicherung: 155 €
  • Arbeitslosenversicherung: 20 €
  • Pflegeversicherung: 30 €
  • KV-Zusatzbeitrag 0,39%

Alle vier Punkte sind für Freiberufler (Software-Entwickler), soweit ich gelesen habe, aber nicht obligatorisch, korrekt? Oder ist hier vielleicht ein anderer Freiberufler, der das bestätigen könnte?


@privatier:

Hehe, ja, das ist hier so eine Sache mit den Wetterberichten. Eigentlich haben wir hier meistens 20+ Grad und viel Sonne. Wenn wir uns langärmlig anziehen, dann nur, um uns vor der Sonne zu schützen (sind 5 km südlich des Äquators). Es gibt schon ab und zu einen kurzen Regenguss - aber insgesamt sehen die Wetterberichte jeweils deutlich schlechter aus als die Realität. 🙂


@chris-hl:

Vielen Dank für die Hinweise. Bist du selber erfahrener Camper?

Das Gas hatte ich tatsächlich vergessen.

Grundsätzlich planen wir, langsam unterwegs zu sein und auch mal einige Monate am Stück am gleichen Ort zu bleiben, um dort z.B. als Volontäre in einem interessanten Projekt zu arbeiten.

Ich würde einmal davon ausgehen, dass wir in diesen Fällen einen Gratis-Stellplatz und -Trinkwasser aushandeln können. Für Treibstoff würde während dieser Zeit auch kaum etwas anfallen.

Alarmanlage: wirklich? 🙂 Wurdest du schon einmal ausgeraubt?


@MFZ73:

Was macht ein Nicht-Frugalist mit fast 300 Beiträgen in einem Frugalisten-Forum? 😀

Im Moment würden wir wahrscheinlich den mobilen Van bevorzugen und später mit schulpflichtigen Kindern eher das Tiny-House.


Die aktuelle Aufstellung der monatlichen Kosten würde jetzt also etwa so aussehen:

Fix:

  • KFZ-Steuer: 35 €
  • KFZ-Versicherung: 70 €
  • ADAC: 8 €
  • Privathaftpflicht: 6 €
  • Handy: 50 €
  • Essen: 250 €
  • Gas: 10 €
  • Reparaturen: 100 € (schwer abschätzbar)
  • Kleinigkeiten: 50 € (Haushaltsartikel etc.)

Total: 579 €

Variable Kosten wenn stationär:

  • vllt. 100 - 200 € und allerlei Kleinigkeiten, die sonst so anfallen

Variable Kosten wenn unterwegs:

  • Treibstoff: 150 € (bei ~1000 km Distanz und ~10L Verbrauch auf 100 km)
  • Stellplätze: 100 € (würden hauptsächlich frei stehen - keine Angst, wir sind Pfadfinder, die den Platz sauberer zurücklassen, und gehen wie gesagt um 21:00 ins Bett und stören niemanden)
  • Parkgebühren: 20 €
  • öff. Verkehrsmittel: 20 €
  • Aktivitäten/Eintrittspreise: 50 €

Total variabel unterwegs: 340 €

Total Fixkosten + variable Kosten wenn unterwegs: 919 €
Total Fixkosten + variable Kosten wenn stationär: 779 €

Durchschnitt bei 6 Monaten unterwegs und 6 Monaten stationär: 849 €

Falls die oben genannten Punkte bezüglich Sozialversicherung für Freiberufler tatsächlich alle optional sind, würde immer noch ein Nettoeinkommen von 1.430 € resultieren:

Butto: 1.667 €
- Krankenkasse (freiw. gesetzl.): 240 €
- Steuern: 0 €
- Rentenversicherung/Arbeitslosenversicherung/Pflegeversicherung/Krankenversicherungs-Zusatzbeitrag: 0 €

-> Netto: 1.427 €

Würden monatlich also immer noch durchschnittlich über 500 € übrig bleiben.


Was meint ihr? Was habe ich sonst noch alles übersehen? 🙂

Zitat von Roli am 11. März 2020, 0:30 Uhr

Georgs Post mit der Befürchtung, dass wir als Sozialschmarotzer nach Deutschland kommen, wurde in der Zwischenzeit offenbar entfernt. Ich möchte trotzdem kurz dazu Stellung nehmen:

  • Nichts läge mir ferner, als als Sozialschnorrer nach Deutschland zu kommen. Wenn wir aber als Paar totale monatliche Ausgaben von 800 Franken haben, und über 400 Franken davon für die Krankenkasse drauf gehen, dann ist das meiner Meinung nach schon nicht ganz verhältnismässig.

Ein generelles Diskussionsthema im Frugalismus. Deine Verhältnismäßigkeit passt an der Stelle aber nicht, denn insgesamt ist Deine Aussage tatsächlich sozialschschädigend. In der Gesamtbetrachtung einer Volkswirtschaft wiederum ist das allerdings so lange irrelevant wie Frugalismus ein Randbereich der Gesellschaft bleibt.

  • Ich agiere immer aus einer Position maximaler Eigenverantwortung.

Ja. Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht.

Nicht falsch verstehen, ich habe Verstand und Respekt für den frugalistischen Ansatz - aber ihr denkt zu kurz. Und zwar alle. Frugalismus in der Form, wie er hier diskutiert wird, ist nur denkbar, weil die grundlegende volkswirtschaftliche Infrastruktur in Europa, speziell Nordeuropa, vorhanden ist. Das kostet Geld, indiskutabler Fakt. Der Frugalist will aber alle Kosten minimieren, insbesondere Steuern und KV, erwartet aber gleichzeitig, dass er im Zweifel und vor allem im Alter ausreichend versorgt wird.

Kann sein, dass ich mich täusche, aber ich behaupte, der Deal geht gesamtgesellschaftlich nicht auf.

  • [...] und gehe um 21:00 ins Bett.

https://www.youtube.com/watch?v=SdINxitChb8

Kein Argument. Im Urlaub stellt sich mein Schlafrhythmus relativ schnell auf 05:00 ein. Für mich die perfekte Zeit, um sich schlafen zu legen.

  • Meine Gesundheitswerte tracke ich genau so wie meine finanzielle Situation (kann aber meinen Blutdruck und Ruhepuls nicht mehr messen, weil ich unten aus dem messbaren Bereich gefallen bin).

Ruhepuls kannst Du immer per Hand messen.

  • Mir ist klar, dass man bei einer Versicherung auch für andere zahlt. Ich möchte aber nicht unbedingt die Arztrechnungen für jemanden bezahlen, der nicht auf seine Gesundheit achtet und bei jedem Schnupfen zum Arzt rennt. Genau so wenig möchte ich die Kosten übernehmen, wenn ein lebenslanger Kettenraucher von Kehlkopfkrebs heimgesucht wird. Gerne können aber meine Beiträge verwendet werden, wenn jemand ohne Eigenverschulden schwer erkrankt.

S.o. - die Rechnung geht gesamtgesellschaftlich nicht auf.

  • Am liebsten hätte ich eine Krankenversicherung, die nur schwerwiegende Krankheiten abdeckt. Offeriere mir eine Krankenversicherung mit einem Selbstbehalt von 50.000 Euro oder mehr mit dementsprechend tiefer Prämie, die nur Kosten für schwerwiegende Erkrankungen (ohne Eigenverschulden) übernimmt, und ich unterschreibe sofort.

Gibt es. Habe ich.

  • Ähnliches gilt beispielsweise für die Arbeitslosenversicherung. Wenn ich die Wahl habe, möchte ich diese Prämien nicht zahlen. Selbst in der Schweiz, wo ich die letzen Jahre tausende Franken in die ALV eingezahlt habe, würde ich nie auf die Idee kommen, Arbeitslosengeld zu beziehen. Solange ich arbeitsfähig bin, bin ich selber dafür verantwortlich, meinen Lebensunterhalt zu bestreiten.

Solange. Wenn "Solange" nicht mehr funktioniert, wärst Du im Eimer.

@MFZ73:

Was macht ein Nicht-Frugalist mit fast 300 Beiträgen in einem Frugalisten-Forum? 😀

Grundsätzliches Interesse an der Idee. Funktioniert für mich aber nicht, aus verschiedenen Gründen.

 

Zitat von Roli am 11. März 2020, 0:30 Uhr

Georgs Post mit der Befürchtung, dass wir als Sozialschmarotzer nach Deutschland kommen, wurde in der Zwischenzeit offenbar entfernt. Ich möchte trotzdem kurz dazu Stellung nehmen:

  • Nichts läge mir ferner, als als Sozialschnorrer nach Deutschland zu kommen. Wenn wir aber als Paar totale monatliche Ausgaben von 800 Franken haben, und über 400 Franken davon für die Krankenkasse drauf gehen, dann ist das meiner Meinung nach schon nicht ganz verhältnismässig.

Ein generelles Diskussionsthema im Frugalismus. Deine Verhältnismäßigkeit passt an der Stelle aber nicht, denn insgesamt ist Deine Aussage tatsächlich sozialschschädigend. In der Gesamtbetrachtung einer Volkswirtschaft wiederum ist das allerdings so lange irrelevant wie Frugalismus ein Randbereich der Gesellschaft bleibt.

Es gibt noch einen ganz anderen Faktor, an dem Frugalismus scheitern kann und genau dann scheitern wird, wenn eine kritische Masse, die groß genug ist, anfängt frugal zu leben. Wenn alle nur noch MSCI World, DAX und andere Wertpapiere kaufen um davon leben zu wollen, dann profitieren die Inhaber dieser Wertpapiere davon, dass die Firmen, die in den Indizes abgebildet werden, gewinnbringend funktionieren. Das funktioniert nur solange, wie auch Menschen bereit sind, dort arbeiten zu gehen. Digitalisierung und Automation hin oder her, am Ende wird es immer noch Menschen benötigen um Gewinne zu erwirtschaften, und sei es ein paar Monteure die die Roboter warten. Man kann nur von x % p.a. Kapitalausschüttung leben, wenn es jemanden gibt, der diese Rendite auch "erarbeitet".

@MFZ73:

Was macht ein Nicht-Frugalist mit fast 300 Beiträgen in einem Frugalisten-Forum? 😀

Deswegen kann ich aber trotzdem Frugalist sein. Was spricht dagegen, sein Leben so auszurichten, dass man am besten mit dem vorhandenen System lebt? Solange die Randbedingungen passen, sehe ich da keinen Widerspruch. Wenn die Randbedingungen nicht mehr passen, wird es auch keine Frugalisten mehr geben.

GEZ:

Dies gilt pro Haushalt, oder? Würden wir uns also beispielsweise bei der Adresse der Eltern meiner Frau/Freundin anmelden, würde dies entfallen?

Sozialversicherungen:

Bei einem Bruttogehalt von 1.667€ monatlich würde also noch folgendes anfallen:

  • Rentenversicherung: 155 €
  • Arbeitslosenversicherung: 20 €
  • Pflegeversicherung: 30 €
  • KV-Zusatzbeitrag 0,39%

Alle vier Punkte sind für Freiberufler (Software-Entwickler), soweit ich gelesen habe, aber nicht obligatorisch, korrekt? Oder ist hier vielleicht ein anderer Freiberufler, der das bestätigen könnte?

Korrekt, GEZ fällt 1x pro Haushalt an und würde entfallen, oder ihr seid so fair und beteiligt euch an den Fixkosten die ihr durch eure Existenz mitverursacht 🙂

Zu den sozialversicherungsrechtlichen Fragen für Freiberufler kann ich keine Angaben machen.

Natürlich denken alle so, vor allem wenn sie jung sind.

Ich bin nun schon deutlich älter, lebe auch sehr gesund, habe genetisch sehr gute Voraussetzungen, da es in meiner Familie keine Krankheiten gibt, war in meinem Leben nie richtig krank und bin dennoch froh, in Deutschland eine gute Krankenversicherung zu haben. Dafür zahle ich auch gerne.

Es kann dir übrigens auch so mal was einfach passieren: dir fährt jemand in deinen Bus rein und du musst 10 mal operiert werden um einigermaßen wieder hergestellt zu werden.

Bei der Krankenkasse wird es wohl keine "gerechte" Lösung geben - Kosten, die ggf. für den Ausschluss "selbstverschuldeter" Krankheiten gespart würden, müssten dann halt für Rechtsstreitigkeiten ausgegeben werden. Der Hodenkrebs sagt ja nicht, ob er vom vielen Fahrradfahren kommt, und damit selbstverschuldet wäre, oder vom Weißbier nach dem Radeln, oder irgendwie einfach so gekommen. Ist ein Herzkasper jetzt dadurch verursacht, dass nicht viel genug Fahrrad gefahren wurde? Oder ist der Betroffene mitschuld, weil er es versäumte, regelmäßig ein Glas Rotwein zu trinken? Was ist mit Sportunfällen? Was ist mit Depressionen? Selber schuld, weil man sich so anstellt? Nicht genug Yoga macht? Vielleicht hätte es sich ja auch durch vegane Ernährung irgendwie vermeiden lassen? Oder wurde es durch Nährstoffmangel, zurückzuführen auf vegane Ernährung, begünstigt? Oder ist am Ende ein Dritter schuld?

Was ist, wenn ich irgendwelche Bücher lese und danach z.B. glaube, man würde seine Kinder am besten nicht impfen? Muss ich dann meine kognitive Beschränkung nachweisen, oder gilt: Wer dumm ist, ist selber schuld?

Also vieles fraglich, ich hätte keine Lust, mich im Falle einer Krankheit mit irgendwem darüber zu streiten, ob ich jetzt selbst schuld bin. In jedem Fall wären solche Streitigkeiten nicht kostenneutral.

So ganz grundsätzlich: Selbst wenig arbeiten wollen, aber selbstverständlich Solidarität von Leuten erwarten, die mehr einzahlen (und in der Regel dann auch mehr arbeiten), aber kneifen, wenn sich diejenigen nach der Arbeit vielleicht nicht aufraffen konnten, regelmäßig Sport zu machen? Oder der Arbeitsstreß mit etwas Alkohol oder zu viel Essen kompensiert wurde? Wenn keine Solidarität mit der normalen Bevölkerung gewünscht wird, vielleicht einfach nicht in eine Solidargemeinschaft mit ihnen eintreten?

Sonst: Mal irgendeine gesetzliche Krankenkasse kontaktieren, Fall schildern, hoffen, an jemanden zu geraten, der sich auskennt. Die Wahrscheinlichkeit, eine belastbare Antwort zu erhalten, wäre jedenfalls höher, als irgendjemanden in einem Forum zu fragen, der sich vielleicht auskennen könnte. MWn geht man als privat versicherter Freiberufler nicht mal einfach so zu einer gesetzlichen Kasse, und wird dann dort Mitglied, Eintrittskarte wäre z.B. ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis - bei dem man ohnehin eine gesetzliche Krankenversicherung braucht.

Ob das mit der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland klappt, müsstest Du von einem Experten klären lassen. Aus dem Nicht-EU-Ausland nach Deutschland kommen und bisher privat versichert sein, das ist ein Spezialfall. Ich würde mich auch hinsichtlich meiner Rentenversicherungsansprüche in der Schweiz usw. beraten lassen. Wie wird das gehandhabt bei Umzug nach Deutschland usw.

Was Deine Frage nach der Freiberuflichkeit angeht: Vergiss es (zumindest in Deutschland). Die Rentenversicherung ist hinter den Selbständigen her wie der Teufel hinter der armen Seele. Da werden glasklar Selbständige als Scheinselbständige zwangsweise in die Rentenversicherung gezwungen.

Wenn Du wirklich nur Teilzeit und in der Regel für einen (deutschen) Auftraggeber arbeiten willst, lass Dich von ihm anstellen. Die Abzüge beim Lohn sind zwar ordentlich, aber dafür bist Du krankenversichert und Deine Frau mit Dir. Du hast dann auch Anspruch auf bezahlten Urlaub und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und Eure Kinder sind auch über Deinen Beitrag mitversichert.

Die Abzüge kannst Du hiermit berechnen: https://www.zinsen-berechnen.de/gehaltsrechner.php

Falls Du vor hast, weiter für die schweizerische Firma zu arbeiten, dann muss Dir klar sein, dass das nicht im Homeoffice geht. Füttere eine Suchmaschine Deiner Wahl mit den Stichworten Grenzgänger und Homeoffice.

 

PS: Kosten für den Internetanschluss fehlen, wenn Du damit/darüber arbeiten willst.

Vielen Dank für eure spannenden Gedanken. 🙂

Zitat von MFZ73 am 11. März 2020, 2:27 Uhr

Kein Argument. Im Urlaub stellt sich mein Schlafrhythmus relativ schnell auf 05:00 ein. Für mich die perfekte Zeit, um sich schlafen zu legen.

OK. Klingt ja schon fast nach dem Rhythmus eines Schichtarbeiters. 😉 Hast du in dem Fall gerade Urlaub, wenn du um halb drei Forumsbeiträge verfasst? 🙂 Wäre interessant zu wissen, wie dein Körper auf diese Schlafenszeiten und Rhythmusumstellungen reagiert - wie gut die Melatonin-Ausschüttung funktioniert usw. Aber wenn es für dich passt, wird es wohl schon in Ordnung sein. 🙂

Ruhepuls kannst Du immer per Hand messen.

Ja, danke. 😉 Aber viele handelsübliche Blutdruckmesser machen schlapp bei Puls < 40.

Gibt es. Habe ich.

Ehrlich? Magst du mir verraten, wie sie heisst?

Solange. Wenn "Solange" nicht mehr funktioniert, wärst Du im Eimer.

Greifen in dem Fall, wenn man nicht mehr arbeitsfähig ist, nicht andere Versicherungen als die ALV? (In der Schweiz gibt es eine Invaliditätsversicherung - kombiniert mit der regulären Rentenversicherung.)

Grundsätzliches Interesse an der Idee. Funktioniert für mich aber nicht, aus verschiedenen Gründen.

OK. 🙂 Ich verstehe deine Argumente und die Argumente der anderen Gegner der Idee. Was wäre deiner Meinung nach ein Ansatz, der gesamtgesellschaftlich funktionieren würde? Mein Bauchgefühl sagt mir, dass es auch nicht viel besser wäre, wenn alle so weitermachen wie bisher und bei niemandem ein Wandel stattfinden würde.

Zitat von Gova am 11. März 2020, 8:04 Uhr

Man kann nur von x % p.a. Kapitalausschüttung leben, wenn es jemanden gibt, der diese Rendite auch "erarbeitet".

Das ist aber nur ein theoretisches Problem, nicht? Die meisten finanziell Unabhängigen, von denen ich weiss, sind nach wie vor produktiv und erarbeiten Rendite (zumindest die vergleichsweise jungen). Ich persönlich verstehe es auch eher als Werkzeug, um mich ohne Druck, innert 3 Monaten profitabel sein zu müssen, spannenden Projekten widmen zu können oder als Volontär Projekte zu unterstützen, die dann wiederum Rendite erwirtschaften.

@MFZ73:

Was macht ein Nicht-Frugalist mit fast 300 Beiträgen in einem Frugalisten-Forum? 😀

Deswegen kann ich aber trotzdem Frugalist sein. Was spricht dagegen, sein Leben so auszurichten, dass man am besten mit dem vorhandenen System lebt? Solange die Randbedingungen passen, sehe ich da keinen Widerspruch. Wenn die Randbedingungen nicht mehr passen, wird es auch keine Frugalisten mehr geben.

Ich wollte ihm keinen Widerspruch unterstellen. War bloss neugierig. 🙂

Zitat von Gova am 11. März 2020, 8:09 Uhr

Korrekt, GEZ fällt 1x pro Haushalt an und würde entfallen, oder ihr seid so fair und beteiligt euch an den Fixkosten die ihr durch eure Existenz mitverursacht 🙂

OK. 🙂 Aber kannst du mir noch erklären, welche Fixkosten wir durch unsere Existenz bei ARD und ZDF verursachen? 🙂

Zitat von Privatier am 11. März 2020, 8:52 Uhr

Natürlich denken alle so, vor allem wenn sie jung sind.

Ich bin nun schon deutlich älter, lebe auch sehr gesund, habe genetisch sehr gute Voraussetzungen, da es in meiner Familie keine Krankheiten gibt, war in meinem Leben nie richtig krank und bin dennoch froh, in Deutschland eine gute Krankenversicherung zu haben. Dafür zahle ich auch gerne.

Es kann dir übrigens auch so mal was einfach passieren: dir fährt jemand in deinen Bus rein und du musst 10 mal operiert werden um einigermaßen wieder hergestellt zu werden.

Versteht mich bitte nicht falsch. Ich bin auch dankbar für eine gute Krankenversicherung und auch bereit dafür zu zahlen. Ich würde sie nur lieber als "Versicherung" verstehen, die mich unterstützt, wenn ich die Kosten für eine Behandlung nicht selber aufbringen kann, und nicht als "Flatrate" für fünf unnötige Arztbesuche im Jahr, weil ich die Prämien ja sowieso bezahle. (Ohne dir unterstellen zu wollen, dass du das so machen würdest - aber mind. in der Schweiz ist das gang und gäbe.)

Zitat von n am 11. März 2020, 10:12 Uhr

Also vieles fraglich, ich hätte keine Lust, mich im Falle einer Krankheit mit irgendwem darüber zu streiten, ob ich jetzt selbst schuld bin. In jedem Fall wären solche Streitigkeiten nicht kostenneutral.

Klar, ich weiss, dass das keine praktikable Lösung ist, und das letzte, was ich will, ist ein teureres System. 😉

So ganz grundsätzlich: Selbst wenig arbeiten wollen, aber selbstverständlich Solidarität von Leuten erwarten, die mehr einzahlen (und in der Regel dann auch mehr arbeiten), aber kneifen, wenn sich diejenigen nach der Arbeit vielleicht nicht aufraffen konnten, regelmäßig Sport zu machen? Oder der Arbeitsstreß mit etwas Alkohol oder zu viel Essen kompensiert wurde? Wenn keine Solidarität mit der normalen Bevölkerung gewünscht wird, vielleicht einfach nicht in eine Solidargemeinschaft mit ihnen eintreten?

Dein Vorschlag für die Lösung ist also: mehr arbeiten, damit man die Prämien zahlen kann, die man für die Behandlung braucht, weil man mehr arbeitet? 🙂

Oder habe ich das falsch verstanden?

Ich habe kein Problem mit Solidarität. Ich habe bloss den Eindruck, dass sich eine nicht so kleine Gruppe der Versicherungsnehmer unsolidarisch verhält, indem sie die Kosten des Systems durch unnötig in Anspruch genommene Leistungen in die Höhe treibt. Nur damit habe ich meine Mühe. Aber ich kann mich auch täuschen und der Anteil dieser Versicherungsnehmer ist viel kleiner, als ich denke.

Sonst: Mal irgendeine gesetzliche Krankenkasse kontaktieren, Fall schildern, hoffen, an jemanden zu geraten, der sich auskennt. Die Wahrscheinlichkeit, eine belastbare Antwort zu erhalten, wäre jedenfalls höher, als irgendjemanden in einem Forum zu fragen, der sich vielleicht auskennen könnte. MWn geht man als privat versicherter Freiberufler nicht mal einfach so zu einer gesetzlichen Kasse, und wird dann dort Mitglied, Eintrittskarte wäre z.B. ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis - bei dem man ohnehin eine gesetzliche Krankenversicherung braucht.

OK, danke. Ich versuch das mal abzuklären. 🙂

Zitat von Christine am 11. März 2020, 10:59 Uhr

Was Deine Frage nach der Freiberuflichkeit angeht: Vergiss es (zumindest in Deutschland). Die Rentenversicherung ist hinter den Selbständigen her wie der Teufel hinter der armen Seele. Da werden glasklar Selbständige als Scheinselbständige zwangsweise in die Rentenversicherung gezwungen.

Wenn Du wirklich nur Teilzeit und in der Regel für einen (deutschen) Auftraggeber arbeiten willst, lass Dich von ihm anstellen. Die Abzüge beim Lohn sind zwar ordentlich, aber dafür bist Du krankenversichert und Deine Frau mit Dir. Du hast dann auch Anspruch auf bezahlten Urlaub und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und Eure Kinder sind auch über Deinen Beitrag mitversichert.

Danke, das sind sehr hilfreiche Informationen, die man nicht so einfach aus offiziellen Quellen herauslesen kann. Hast du persönliche Erfahrungen gemacht?

Denkst du, es macht einen Unterschied, ob man FI ist oder nicht, oder ist ihnen das egal? Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und solche Sachen bräuchten wir ja alles nicht (und Rente auch nicht unbedingt; aktuelles Vermögen von ~300.000 € ergäbe in 35 Jahren bei 5% realer Rendite ca. 1.6 Mio €, auch wenn wir ab jetzt nichts mehr sparen).

PS: Kosten für den Internetanschluss fehlen, wenn Du damit/darüber arbeiten willst.

Das habe ich bei "Handy: 50 €" drin. 🙂 50 € dürften reichen für ein Abo mit unlimitierten Daten und eines mit etwas weniger Daten.

Zitat von Roli am 11. März 2020, 23:13 Uhr

Danke, das sind sehr hilfreiche Informationen, die man nicht so einfach aus offiziellen Quellen herauslesen kann. Hast du persönliche Erfahrungen gemacht?

Ja, heute erst mit dem Anwalt telefoniert. Das Witzige ist: Ich hab gestern noch zu meinem Bruder gesagt, dass ich, wenn die mich echt als scheinselbständig einstufen sollten, in die Schweiz auswandere, weil ich den Irrsinn und die Gängelei, die der deutsche Staat da so vollführt, nicht mitmachen werde.

Denkst du, es macht einen Unterschied, ob man FI ist oder nicht, oder ist ihnen das egal?

Das spielt überhaupt keine Rolle bei der Entscheidung, ob Du rentenversicherungspflichtig bist oder nicht.

Herzliche Willkommen hier im Forum!

Cool, dass ihr kurz davor seid, umzusetzen wofür wir noch etwas Zeit benötigen werden. Viel Erfolg auf Eurem Weg und wir werden es gerne hier begleiten 🙂

 

Julia & Santo

Zitat von Roli am 11. März 2020, 23:13 Uhr

OK. Klingt ja schon fast nach dem Rhythmus eines Schichtarbeiters. 😉 Hast du in dem Fall gerade Urlaub, wenn du um halb drei Forumsbeiträge verfasst? 🙂 Wäre interessant zu wissen, wie dein Körper auf diese Schlafenszeiten und Rhythmusumstellungen reagiert - wie gut die Melatonin-Ausschüttung funktioniert usw. Aber wenn es für dich passt, wird es wohl schon in Ordnung sein. 🙂

Ich bin Eule. Vor 9:00 Uhr und ohne Kaffee kannst Du mich in der Pfeiffe rauchen. Heute war ich um 10 im Büro, allerdings auch erst um 19:30 raus aus der Bude. Mit 46 brauche ich auch nicht mehr so viel Schlaf wie früher. Vorteil ist - ich kann egal wo und auch bei vollem Tageslicht für 20 Minuten Nap-Schlaf machen, ich kann auch mal 'ne Stunde pennen, ohne dass ich danach komplett in der Uhr bin. Wenn man das weiß, kommt man ganz gut durch

Ja, danke. 😉 Aber viele handelsübliche Blutdruckmesser machen schlapp bei Puls < 40.

40 ist schon einigermaßen krass. In Deinem Alter hatte ich Bestwert zwischen 45 und 50, weniger hat in meinem Sport aber keinen Sinn ergeben.

Ehrlich? Magst du mir verraten, wie sie heisst?

Die Frage ist, ob es Dir was nützt. Ich bin Selbständig, daher privat krankenversichert und da kannst Du Dir in D die Tarife nach Belieben zusammenbasteln. Ich bin allerdings auch nicht verheiratet, sondern lebe in wilder Ehe, was bedeutet, dass wir beide in Stkl 1 haben, aber die Kinder über meine LG in der gKV versichert sind. Wenn ihr verheiratet seid und dann noch Kinder kommen sollen, ist das Prinzip für Dich nicht praktikabel - es sei denn, Du freundest Dich mit vierstelligen KV-Beiträgen an.

Greifen in dem Fall, wenn man nicht mehr arbeitsfähig ist, nicht andere Versicherungen als die ALV? (In der Schweiz gibt es eine Invaliditätsversicherung - kombiniert mit der regulären Rentenversicherung.)

Wäre in Deinem Fall zu prüfen. Ich habe in meinem Konzept eine potentielle Berufsunfähigkeit über mehrere Kanäle abgesichert. Das wird für Dich aber nicht anwendbar sein und auch nicht Deine Situation widerspiegeln.

OK. 🙂 Ich verstehe deine Argumente und die Argumente der anderen Gegner der Idee. Was wäre deiner Meinung nach ein Ansatz, der gesamtgesellschaftlich funktionieren würde? Mein Bauchgefühl sagt mir, dass es auch nicht viel besser wäre, wenn alle so weitermachen wie bisher und bei niemandem ein Wandel stattfinden würde.

Grundsätzlich gebe ich Dir und den Frugalisten Recht, dass wir umdenken müssen und weniger Ressourcen verbrauchen. Beim Thema KV bin ich aber Hardcore-Gegner, weil dahinter auch viel Manpower in Form von Pflege steht. Dabei kommt Ihr meiner Meinung nach auch aus der Nummer nicht raus: was Ihr heute an KV-Beiträgen einspart, werdet Ihr als Rentner wieder für - dann privat bezahlte - Pflege ausgeben müssen.

Krass gesagt: wer putzt Dir denn umsonst (oder für Mindestlohn) den Ar*** ab, wenn er weiß, dass Du ein Aktienpaket in 6-stelliger Höhe hast? - Niemand. Der Zustand in der Pflege ist dabei jetzt schon grenzwertig, wenn man kein Eigenkapital einsetzt.

Persönlich wird es bei mir auch eh nur zum partiellen Frugalisten reichen: die Kunden treten mir seit ca. 3-4 Jahren die Tür ein, wir kommen aktuell nicht mit der Erstellung von Angeboten hinterher, geschweige denn mit der Abarbeitung von Bestandsaufträgen, was mich zu der einigermaßen gewagten Aussage verleitet, dass es für unsere Leistungen einen gewissen Bedarf gibt.

Was darin mündet, dass ich heute - Stand 11. März - nach 8 Arbeitstagen ~15% netto Umsatzrendite erzielt habe, d.h., wenn ich morgen früh einfach liegen bleibe und bis zum 31. März durchschlafe, ist mein Betriebsergebnis März ok. Alle MA bekämen ihren Lohn, das Finanzamt bekommt Umsatz- und ESt., der Kühlschrank ist voll, keins meiner Kinder muss verhungern oder in Lumpen zu Schule. Check.

Heißt aber auch - was in den verbleibenden 14 Arbeitstagen noch rumkommt, geht on top. Auf Null drücken kann ich das aber gar nicht, es geht bei mir also eher darum, wie sinnvoll ich das zusätzliche Kapital einsetze. Und da bin ich ziemlich konservativ, obwohl ich mir ein schickes Auto der oberen Mittelklasse gönne. Leisten könnte ich mir auch deutlich mehr Statussymbol ohne dass jemand in meinem Dunstkreis deshalb verhungern müsste.

Faktisch werde ich morgen telefonieren und 1-2 Leute zum Vorstellungsgespräch einladen. Junge Leute auszubilden macht mir am Ende des Tages mehr Spaß. Ob das am Ende des Tages frugal im Sinne des Erfinders ist, ist mir herzlich egal. Ich komme zurecht.