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Neuer Frugalist(?) stellt sich vor

Hallo in die Runde,

ich bin 29 und wohne in Mönchengladbach. Bin vor einiger Zeit mal über den Galileobericht auf Frugalismus aufmerksam geworden, habe mich aber nicht mehr viel damit beschäftigt.

Ich weiß nicht wie, aber vor zwei Tagen kam ich wieder auf das Thema und habe in diesen zwei Tagen viele Stunden mit Youtube Videos und dieser Internetseite verbracht. Und habe gemerkt, dass mir das Konzept gut zusagen könnte, weil ich schon fast eh so lebe. Deswegen bin ich mir unsicher, ob ich Frugalist schon bin oder nicht 😉

Habe eine abgeschlossene Ausbildung und studiere derzeit Soziale Arbeit (meinem Eindruck nach ein untypischer Job für Frugalisten). Derzeit arbeite ich 20 Std/Woche und ab nächstem Monat, da mein Studium fast vorbei ist, 30 Std/Woche in einem Wohnheim für behinderte Menschen. Durch Schichtzulage werde ich dann ungefähr 1940€ netto verdienen.

Andere Einkünfte sind noch Geschäftsanteile bei einer Bank wodurch ich 312€ im Jahr bekomme und ich habe eine Eigentumswohnung und meine Freundin gibt 150€ "Miete/Anteil zum Kredit" dazu. Mit einem Weihnachtsgeld von 1000€ sind das 26.392€ im Jahr.

Derzeit habe ich grob geschätze Ausgaben von 1350€ im Monat. Dies unter anderem auch dadurch, dass ich mir mit meiner Freundin Internet, Strom, Gas etc. teile.

Die Wohnung hat noch 60.000€ Restschuld und habe sie inkl. Renovierung und Steuern etc. für 130.000€ erworben. Das war vor 5 Jahren und denke sie ist inzwischen deutlich mehr wert. Getilgt werden 330€ im Monat und Sondertilgungen sind möglich (2 Kredite die derzeit beide ca. 30.000€ haben. Einer 5.000€ im Jahr Sondertilgung der andere unbegrenzt).

Nach Abzahlung des Kredits wäre ich dann bei 1020€ im Monat.

Kapital habe ich derzeit einen Bausparvertrag auf dem ca. 3.000€ liegen (dort werden im Jahr 480€ eingezahlt) und 6.000€ Cash.

 

Zu meinen Ausgaben würde ich sagen, dass ich schon sehr auf Qualität achte und möchte auch ungerne günstige Sachen kaufen, einfach aus dem Grund, dass ich wenig Stress haben möchte/langlebige Dinge und möglichst ressourcenschonend leben möchte. Zudem ist es mir wichtig, was für Arbeitsbedingungen und ökologische Dinge dahinter stecken (deswegen eher Fairtrade/Bio, kein Ryanair/Amazon/Nestle etc.). Insgesamt kaufe ich aber nur das nötigste, benutze es lange und habe somit kaum Konsumausgaben. Strecken lege ich alle mit dem Fahrrad oder mit Öffis zurück.

Ausgaben sind außer die "normalen" Ausgaben:

- Fußball (fast jedes Spiel, auch internationale Reisen) ca. 100-200€ im Monat wohl der größte Faktor--> Unverzichtbar 😉

- Urlaub ca. 1-2 mal im Jahr für jeweils 8-10 Tage. Gerne auch im Hotel, kann aber auch die Ferienwohnung sein. Auf Fernreisen kann ich verzichten, also eher schon normale Kosten.

- Essen gehen (so 1 mal die Woche, worauf ich derzeit auch nicht verzichten möchte)

- Fitnessstudio 55€. Auf Grund von körperlichen Problemen möchte ich darauf auch nicht verzichten.

Generell sehe ich derzeit sogar gar nicht zwingend Bedarf mich in bestimmten Bereichen einzuschränken/zu sparen. Werde aber trotzdem die Augen offen halten, wo es noch Sparpotenzial ohne Verlust von Lebensqualität gibt 😉

Ich kann mir später vorstellen noch Kinder zu haben (am liebsten 2) und möchte gerne weiterhin maximal 30 Std, unter anderem auch wegen des Schichtdienstes, arbeiten. Der Job bietet ansonsten sehr viele Möglichkeiten zu arbeiten (ehrenamtliche Betreuungen, Selbstständigkeit, Angebot von Gruppenreisen für Menschen mit Behinderung etc.), was für mich dann mit einer finanziellen Unabhängigkeit sehr in Frage käm.

Durch die Informationen die ich über Frugalismus bekommen hat würd ich generell sagen, dass sich insofern etwas verändert hat, dass ich zukünftig Geld auf jeden Fall spare. Bisher war ich mir unsicher, was ich damit überhaupt machen soll, da ich derzeit wirklich nicht mehr benötige. Hätte dann aber evtl. hier und da dann von dem Geld was ausgegeben statt zu sparen.

 

Bin der Meinung, dass die Chancen recht gut stehen um mit 45/50 finanziell unabhängig zu sein. Wie seht ihr das?

Wie würdet ihr erspartes Geld in meiner Situation anlegen? Kredit sondertilgen? Weiterhin den Bausparvertrag abbezahlen?

 

Vielen Dank für die Tipps und generell Danke für die vielen spannenden Beiträge die ich bisher hier lesen durfte 😉

Gruß Henning

Hallo, ob nun Frugalist oder nicht. Ich würde immer erst die Kredite tilgen ( angefangen mit dem, der den höchsten Zinssatz hat ). Tilgungssatz hoch + Sondertilgungen wenn möglich. Zinsen gibt es ja im Moment nicht, vermutlich auch die nächsten 10 Jahre nicht. Ansonsten würde ich ( solange noch keine Kinder da sind ) einen vollen Arbeitsauftrag annehmen falls möglich ( 35 / 40 h Woche ). Zurückfahren kann man dann immer noch wenn die Familie wächst.

Sind die 480 EUR auf den BSV VWL`s? Die kann man auch direkt in die Immobilienfinanzierung einfließen lassen. Geht, weiß nur nicht jeder. Wegen den VWL`s würde ich kein BSV mehr abschließen. Abschlußkosten + Miniverzinsung.

 

IMHO

Willkommen und viel Spaß im Forum:)

deine Ausgaben kann ich (fast) nachvollziehen. Vor allem, dass du deine Hobbys voll ausleben willst.

Was ich nicht ganz nachvollziehen kann:

Essen gehen (so 1 mal die Woche, worauf ich derzeit auch nicht verzichten möchte)

Also, einmal die Woche essen gehen, da ist wirklich viel.
Frag dich selber, ob das wirklich etwas ist, was dich glücklich macht und vor allem in dem Maße. Wenn wir das mit der Regel von Oli auf 10 Jahre Hochrechnen... 20,00 Euro x 752 = 15.040,00 Euro. Vielleicht kannst du anfangen es etwas zu reduzieren? Freut man sich  nicht auch viel mehr aufs Essen gehen, wenn man es nicht so häufig macht? Das wäre ein Tipp womit du anfangen könntest 🙂

 

LG

Danke erstmal für die Antworten.

 

Zitat von Bald40 am 3. Juni 2019, 11:10 Uhr

Hallo, ob nun Frugalist oder nicht. Ich würde immer erst die Kredite tilgen ( angefangen mit dem, der den höchsten Zinssatz hat ). Tilgungssatz hoch + Sondertilgungen wenn möglich. Zinsen gibt es ja im Moment nicht, vermutlich auch die nächsten 10 Jahre nicht. Ansonsten würde ich ( solange noch keine Kinder da sind ) einen vollen Arbeitsauftrag annehmen falls möglich ( 35 / 40 h Woche ). Zurückfahren kann man dann immer noch wenn die Familie wächst.

Sind die 480 EUR auf den BSV VWL`s? Die kann man auch direkt in die Immobilienfinanzierung einfließen lassen. Geht, weiß nur nicht jeder. Wegen den VWL`s würde ich kein BSV mehr abschließen. Abschlußkosten + Miniverzinsung.

 

IMHO

Was genau für einen Vorteil hat es wenn ich den Tilgungssatz erhöhe? Bin mir gerade nicht sicher, ob es bei mir geht. Aber da ein Kredit eh flexibel ist und ich ihn komplett abzahlen kann der andere bis zu 5.000€ jährlich tilgbar ist könnte ich dann statt es monatlich zu zahlen auch als Sondertilgung machen oder?

Meine Arbeitsstunden könnte ich wenn dann nur auf 40h erhöhen, bei meinem Arbeitgeber gibt es leider keine 35h Woche. Dies wär mir jedoch einfach zu viel. Das wären oft 11-12 Tage am Stück mit Diensten ab 6 Uhr oder bis 22 Uhr. Zudem Wochenenden und Feiertage. Darunter würde mir mein Privatleben zu sehr leiden.

Der BSV läuft nicht als VWL, sondern es sind 512€ (hatte mich mit den 480€ vertan), welche ich jährlich überweise. Muss sagen, dass ich so gut wie gar keinen Plan davon habe, wozu dieser Vertrag gut ist. Hatte den damals nur auf Empfehlung meiner Mutter abgeschlossen und bisher immer brav eingezahlt, da es immerhin 2% Zinsen gibt. Habe mich mit den 2% bisher zufrieden gegeben und immer wenn ich mich mal informieren wollte festgestellt, dass ich da nicht mal so eben durchsteige und hab es aufgegeben. Also Nachholbedarf besteht da wohl noch...

VWL haben ich dennoch, aber nicht groß aufgelistet, sondern einfach das Gehalt um 40€ höher angesetzt, als wenn sie nicht da wären, da ich es nicht für so relevant hielt. Ist ein Fonds den ich damals gutgläubig über einen Bankberater abgeschlossen hatte und der in 2 Jahren ausläuft (Die bisherige Sparsumme hatte ich jedoch nicht erwähnt, sind ca. 2.400€.

 

Zitat von Midora am 3. Juni 2019, 15:53 Uhr

Willkommen und viel Spaß im Forum:)

deine Ausgaben kann ich (fast) nachvollziehen. Vor allem, dass du deine Hobbys voll ausleben willst.

Was ich nicht ganz nachvollziehen kann:

Essen gehen (so 1 mal die Woche, worauf ich derzeit auch nicht verzichten möchte)

Also, einmal die Woche essen gehen, da ist wirklich viel.
Frag dich selber, ob das wirklich etwas ist, was dich glücklich macht und vor allem in dem Maße. Wenn wir das mit der Regel von Oli auf 10 Jahre Hochrechnen... 20,00 Euro x 752 = 15.040,00 Euro. Vielleicht kannst du anfangen es etwas zu reduzieren? Freut man sich  nicht auch viel mehr aufs Essen gehen, wenn man es nicht so häufig macht? Das wäre ein Tipp womit du anfangen könntest 🙂

 

LG

Es waren sogar mal eine Zeit lang eher 2 mal pro Woche und habe es schon auf 1 mal reduziert. Sind dann aber auch eher 15€, die ich dann ausgebe (lebe vegetarisch und die Gerichte sind ja in der Regel günstiger).

Tilgungssatz erhöhen + Sondertilgungen macht dich eben früher schuldenfrei. Der maximale Tilgungssatz schließt Sondertilgungen nicht aus. Auf dem BSV gibts 2%, wie hoch ist dein Zins bei der Finanzierung? Falls höher dann lieber dort rein.

VWL-Fondssparplan ist immer ( ja ) mit laufenden Kosten, Verwaltungskosten, Ausgabeaufschläge u.ä. verbunden. Daher laufen die bei mir 1:1 in die Tilgung.

Zitat von Bald40 am 4. Juni 2019, 12:10 Uhr

Tilgungssatz erhöhen + Sondertilgungen macht dich eben früher schuldenfrei. Der maximale Tilgungssatz schließt Sondertilgungen nicht aus. Auf dem BSV gibts 2%, wie hoch ist dein Zins bei der Finanzierung? Falls höher dann lieber dort rein.

Hab nun mal genauer in die Unterlagen geschaut. Und habe derzeit diese 2 Kredit:

Kredit 1: 250€ monatliche Tilgung, Zinssatz 2,29%, jährliche Tilgung einmalig bis zu 5.000€, 29.600€ Rest

Kredit 2: 74,75€ monatliche Tilgung, Zinssatz 1,99%, unbegrenzte Tilgungsmöglichkeit, 28.600€ Rest

Ob ich den Tilgungssatz erhöhen kann weiß ich leider nicht, werde es aber noch nachfragen.

 

Der BSV hat doch nur einen Zinssatz von 1,5% habe ich gerade herausgefunden. Für Kredit 1 würde es sich ja nicht lohnen, weil ich die 5.000€ jährlich schon ausgeschöpft habe.

Für Kredit 2 würde es sich aber dann ja meiner Meinung nach schon lohnen, weil die Zinsen des Kredits höher sind als die Zinsen des BSV? Oder gibt es da noch andere Boni beim BSV, die man berücksichtigen sollte?

 

Zitat von Bald40 am 4. Juni 2019, 12:10 Uhr

VWL-Fondssparplan ist immer ( ja ) mit laufenden Kosten, Verwaltungskosten, Ausgabeaufschläge u.ä. verbunden. Daher laufen die bei mir 1:1 in die Tilgung.

Merke auch gerade, dass sich die VWL nicht so richtig lohnen durch die ganzen Gebühren, die du aufgezählt hast. Finde noch nichtmal einen Grund warum die sich überhaupt lohnen, kann aber auch etwas übersehen haben. Brutto erhalte ich einen AG Anteil von 3,33€, aber von dem Netto Gehalt werden 5,23€ abgezogen als AN-Anteil???

Und bei der Abrechnung vom Fonds tauchen dann nur die 40€ auf mit einem Ausgabeaufschlag von 3%. Also dort erkenne ich auch keine Zuschläge. Nur Wiederanlagen von ca. 12€ einmal im Jahr, für die ich glaube ich nichts gezahlt habe!?

 

 

Um nochmal auf deinen ersten Post oben einzugehen: Mit ETFs habe ich mich noch nicht näher beschäftigt, aber weiß zumindest, dass die eine recht gute Rendite abwerfen. Bei der konservativen 4% Regel wird ja von einer bereinigten Rendite geredet. Laut dieser Internetseite (https://homemade-finance.de/realistische-etf-aktien-rendite/) kann man von etwa 5% ausgehen, was sich ja ungefähr mit der konservativen Betrachtung deckt.

Diese 4 bzw. 5% sind ja deutlich über den Zinssätzen von den Krediten und dem BSV. Warum rätst du dann eher dazu erst die Kredite zu tilgen statt bspw. in ETFs zu investieren?

 

Eine weitere Frage, die noch offen ist: Ich lese immer wieder, dass Frugalisten (wie z.B. auch Oliver) in einer Mietwohnung leben, er hat aber auch schon recht viel Geld angespart und könnte ich z.B. auch problemlos eine ETW kaufen und darin leben. Warum tut er dies nicht?

Ich persönlich fänd nämlich eine Mietwohnung auf Grund der Unabhängigkeit recht attraktiv, vor allem wenn ich mal aus beruflichen Gründen umziehen sollte.

Die meisten BSVs geben nochmal einen Bonus, wenn man aufs Darlehen verzichtet. Das sollte dann in die Überlegungen miteinfließen.

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