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Mit 50 in Rente? Unser Plan!

Hallo Alle,

ich bin 39, wohne in Frankfurt und habe einen normalen Bürojob (Vollzeit, nicht in der Finanzbranche). Meine Freundin, auch 39, arbeitet 30 Stunden/Woche. Zusammen haben wir zwei kleine Kinder (1 und 3). Wir leben anscheinend schon immer „frugal“, ohne es zu wissen bzw. ohne, dass es uns bewusst war. Selbst im Studium (mit Nebenjobs) haben wir ohne Einschränkungen Geld zurücklegen können. Dabei hatten wir noch nie das Gefühl auf etwas zu verzichten. Wir hatten einfach noch nie das Bedürfnis nach einem Auto, Eigenheim, teuren Klamotten oder Luxusreisen.

Nach dem Studium haben wir erst relativ spät mit Ende 20 angefangen in Festanstellung zu arbeiten und haben einfach weiter in WGs gewohnt, sind als Backpacker verreist usw. Dadurch lag unsere Sparquote ziemlich hoch, so dass wir in 10 Jahren rund 200.000 EUR angespart haben ohne das wirklich zu merken bzw. zu wollen. Diese sind mittlerweile zum größten Teil (130.000 EUR) in ETFs (Aufteilung wie der Sparplan, plus ein geringer Teil in europäische Staatsanleihen) investiert sowie ein kleiner Teil in Kryptowährungen.

Seitdem wir in Frankfurt wohnen und Kinder haben, hat sich die Sparquote bei 48% eingependelt. Uns stehen 5.200 EUR (netto) im Monat zur Verfügung und jedes Jahr steigt das Gehalt um ca. 2-3%. Es handelt sich glücklicherweise um recht sichere Arbeitsplätze, wir sind beide schon knapp 10 Jahren bei unseren jetzigen Arbeitgebern tätig und werden womöglich dort die kommenden Jahre verbleiben. Die Mietwohnung mit 4 Zimmern kostet 1.000 EUR inklusive allen Nebenkosten und wäre auch mit zwei erwachsenen Kinder nutzbar, so dass kein Umzug in eine teurere Wohnung angestrebt wird. Es handelt sich um eine städtische Wohnung und es wurde gerade festgelegt, dass die Miete in den kommenden 15 Jahren maximal um 1% p.a. erhöht werden darf. Unser Stromverbrauch in dem 4 Personen Haushalt liegt bei 1.200 kWh, so dass die Kostensteigerungen für das Wohnen in den kommenden Jahren überschaubar sein sollten. Nach etwa 10 jährigem experimentieren mit Aktien und Fonds, haben wir nun einen festen Sparplan über 2.000 EUR / Monat (60% MSCI World, 30% EM, 10% Europa). Zudem gehen 350 EUR in unsere privaten Rentenversicherungen, die wir vor langer Zeit abgeschlossen haben. Vermutlich mit jetzigem Wissen nicht ideal, aber immerhin ist es ein „alter“ Vertrag mit Absicherung im Todesfall: Falls dieser in der Ansparphase bei einem von uns eintreten sollte, würden 120.000 EUR an den Verbliebenen ausgezahlt werden, was uns aufgrund der zwei kleinen Kinder ein kleines Sicherheitsgefühl gibt. Zudem fließen 150 EUR in zwei Sparpläne (ETF und Prämien-Banksparplan) für die beiden Kinder, die jeweils bis zum 18. Lebensjahr weitergeführt werden sollen, um dann das Studium oder die Ausbildung (zum Teil) zu finanzieren.

Weil wir keinen Sinn mehr gesehen haben Tag für Tag arbeiten zu gehen und Monat für Monat Geld auf dem Konto anzuhäufen, was wir eigentlich ohnehin nicht wirklich brauchen, haben wir uns überlegt, was wir wirklich wollen. Da sind wir auf FIRE gestoßen und unsere Idee ist es mit 50 nicht mehr arbeiten zu müssen. Mich motiviert diese Vorstellung ungemein und treibt mich an. Einen ersten, kleinen Vorgeschmack hatten wir auch schon: Zur Geburt unserer Töchter haben wir beide jeweils 1 Jahr gleichzeitig Elternzeit genommen, also insgesamt 2 Jahre gemeinsame, intensive Familienzeit.

 

Konkret sieht unser Vorhaben folgendermaßen aus:

Sparphase (39-50)

130.000 EUR als Einmalbetrag, monatliche Sparrate 2.000 EUR, Laufzeit 11 Jahre, angenommener jährlicher Kurszuwachs 6% p.a. // Endwert: 600.000 EUR
https://www.zinsen-berechnen.de/fondsrechner.php?paramid=6adhbxjv0t

Falls obige Summe mit 50 tatsächlich erreicht werden sollte, werden die regulären Jobs gekündigt und nur noch an Projekten gearbeitet, die unter Umständen auch ein wenig Geld generieren. Natürlich sind wir flexibel und realistisch genug, um gegebenenfalls unsere Pläne anzupassen, einfach weiterzuarbeiten oder einen anderen Job in Teilzeit auszuüben. Zudem könnte der Sparbetrag in ein paar Jahren höher ausfallen, wenn meine Freundin wieder Vollzeit arbeiten sollte. Steigende Ausgaben für die Kinder sind natürlich entsprechend eingeplant. Steuern fallen zwar jährlich an, werden aber beim späteren Verkauf der ETFs berücksichtigt, so dass ich diese hier nicht

 

Entsparphase A (50-67)

600.000 EUR Kapitalvermögen, monatliche Entnahme 3.650 EUR, Laufzeit 17 Jahre, angenommener jährlicher Kurszuwachs 4% p.a. // Restkapital: 100.000 EUR
https://www.zinsen-berechnen.de/entnahmeplan.php?paramid=x687cxvx81

Ein jährlicher Steuerfreibetrag von 9.000 EUR je Person ist berücksichtigt und ein Steuersatz von 26,375%. Dies kann sich in den kommenden Jahren natürlich ändern und muss dann bei der weiteren Planung entsprechend berücksichtigt werden. Der Kurszuwachs wurde sicherheitshalber von 6 auf 4% gesenkt. Eine freiwillige Krankenversicherung bei einer gesetzlichen Kasse ist mit 250 EUR je Person eingeplant, wie natürlich auch die Sparpläne für die ETFs und die Kinder, die fortgeführt werden. Zu den 3.650 EUR kommen in den ersten 3-5 Jahren noch 440 EUR Kindergeld, die aber an die Kinder weitergereicht werden sollen. Zum Vergleich: Im Moment liegen die monatlichen Ausgaben bei 2.700 EUR, so dass eher großzügig geplant wurde.

 

Entsparphase B (67-90)

100.000 EUR Kapitalvermögen, monatliche Entnahme 525 EUR, Laufzeit 23 Jahre, angenommener jährlicher Kurszuwachs 4% p.a. // Restkapital: 0 EUR
https://www.zinsen-berechnen.de/entnahmeplan.php?paramid=wefo7bnqsv

Der Renteneintritt beginnt und die monatliche Rente soll laut den Berechnungen der Deutschen Rentenversicherung insgesamt ca. 1.600 EUR betragen, wenn wir mit 50 aufhören in die Rentenkasse einzuzahlen. Bei der gesetzlichen Rente liegt natürlich ein großer Unsicherheitsfaktor, das ist uns bewusst. Die private Rentenversicherung zahlt uns 500 EUR im Monat. Der Beitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung fällt weg, wie auch die Einzahlungen für die private Rentenversicherung. In der Summe bleiben uns dann rund 2.625 EUR, die wir monatlich verzehren können.

 

Noch ein paar ergänzende Hinweise:

Am Ende mit 90 Jahren – falls wir denn das erleben sollten – haben wir unser Vermögen komplett aufgebraucht. Uns ist klar, dass dies nicht wirklich dem Grundgedanken von FIRE entspricht, nämlich von dem passiven Einkommen zu leben und das Vermögen nicht anzutasten.

Manche Faktoren (Kündigung, Trennung, Krankheit, Tod, Finanzcrash usw.) sind unvorhersehbar, deshalb empfinden wir obiges Vorhaben eher als Idee, auf die wir flexibel reagieren, und nicht als starre Handlungsanweisung.

Vermutlich werden wir in den kommenden 15-20 Jahren Anteile an einer Eigentumswohnung in Hamburg (unser Anteil: ca. 130.000 EUR) und einem Haus nahe Hannover (unser Anteil: ca. 50.000 EUR) erben, was wir nicht fest einplanen wollen, aber als (gedankliche) Sicherheit dienen kann.

 

Was meint Ihr zu unserem Vorhaben? Ist es Eurer Meinung nach realistisch bzw. so umsetzbar? Haben wir etwas Grundlegendes vergessen zu berücksichtigen?

 

 

Vielen Dank für Eure Gedanken, Tipps, Hinweise und konstruktive Kritik.

 

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Sorry für den Müll am Ende, aber ich bekomme das leider nicht gelöscht...

Hallo vasudeva,

herzlich Willkommen hier im Forum! Glückwunsch zu eurem bisher erreichten und eurem tollen Plan! 🙂

Die monatlichen Entnahmen, mit denen ihr in Entsparhase A und B kakuliert, sind sehr riskant und vermutlich zu hoch angesetzt.

Entsparphase A entspricht einer konstanten Entnahmerate von 8,76 % über 17 Jahre (3650 € × 12 / 500k), für diese Parameter berechnet cFIREsim in den Standardeinstellungen beispielsweise eine Erfolgswahrscheinlichkeit von lediglich 48,5 %, der Vanguard Nestegg Calculator etwas um die 55 %.

Entsparphase B entspricht einer konstanten Entnahmerate von 6,3 % über 23 Jahre, hierfür berechnet cFIREsim 66 % Erfolg, der Vanguard Calculator knapp 70 %.

Wenn das Vermögen in Anlagen wie ETFs angelegt ist, die im Wert schwanken, könnt ihr nicht einfach mir der Durchschnittsrendite von 4 % rechnen, da der Erfolg des Entnahmeplans auch maßgeblich von den Schwankungen des Portfolios abhängt (siehe Sequence-of-Returns-Risiko: https://frugalisten.de/das-sequence-of-returns-risiko-entnahmestrategien-teil-2/)

Hi Oliver,

vielen Dank für Deine schnelle Antwort und natürlich die wertvollen Hinweise.

Insebsondere Dein Artikel zum Sequence of Return Risiko ist sehr hilfreich und zerstört - völlig zu Recht - leider unseren Plan. Da müssen wir uns also nochmal Gedanken machen und nachjustieren. Ein stressfreier Teilzeitjob ab 50 ist ja ohnehin angedacht und würde das Risiko schon einmal minimieren bzw. die Entnahme stark reduzieren.

Beste Grüße

Zitat von vasudeva am 27. Juni 2019, 10:21 Uhr

Ein stressfreier Teilzeitjob ab 50 ist ja ohnehin angedacht und würde das Risiko schon einmal minimieren bzw. die Entnahme stark reduzieren.

Es gibt sogar einen Begriff dafür: Barista FIRE (https://financialpanther.com/dream-barista-fire/)

Vor allem wenn man die Krankenversicherung und die Lebenshaltungskosten darüber abdecken kann, ist das m. M. nach doch sehr attraktiv. Wenn man dann noch relativ flexibel in der Zeiteinteilung ist (also evtl. auch mal 3 Monate am Stück Urlaub machen kann) und der Job einigermaßen  Spaß macht, wäre das natürlich absolut top.

Aha, wieder etwas gelernt! Danke underwood.

Genau das war auch mein Grundgedanke, dass über den "Barista FIRE" Job die KV und ein größerer Teil der Lebenshaltungskosten abgedeckt werden kann. Mit 50 einfach gar nichts mehr machen, können wir uns auch gar nicht vorstellen. Neben dem Job habe ich in den letzten Jahren (vor den Kindern) z.B. mit einem Freund einen Onlineshop betrieben und noch nebenbei Dokufilme gedreht. Beides keine Goldgruben, aber es hat Spaß gemacht und mit mehr Zeit wären auch mehr Einnahmen möglich.