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Mein Weg und Plan als 27 jähriger

Hallo,

mein bisheriger Weg hat mir das Rüstzeug für den Frugalismus an die Hand gegeben. Nach dem Abitur bin ich vereinfacht gesagt 2 Jahre rumgeirrt. Langweilig wurde mir in meiner "Lücke" im Lebenslauf nie. Schon währenddessen wurde ich familiär bedingt und wegen meiner Abneigung von äußeren Zwängen auf Aktien aufmerksam, sie schienen mir als Lösung für mein Problem. Als junger Mensch habe ich an der Börse etwas Lehrgeld bezahlt und verschiedene Dinge probiert, im Endeffekt wertvolle Erfahrung gesammelt. Nun begann ich eine Bankausbildung, die ich erfolgreich beendete. Leider waren die Inhalte und Perspektiven sehr beschränkt. Die Arbeit war stumpf und eintönig. Danach schloss ich ein Wirtschaftsstudium an, dass ich erfolgreich beendete. Diese Zeit würde ich retrospektive eher wiederholen als die Ausbildung. Das Studium gab mir nicht viel sinnvolles Fachwissen, dennoch aber Softskills im Bezug auf Effektivität an die Hand. Außerdem ermöglichte es mir die studentischen finanziellen Vorteile durch den geschützten Status und sorgte für einen Zustand, der dem Endstadium des Frugalismus recht nahe kommt. Gut organisiert beendete ich das Studium mit guten Noten und einer 5h / Arbeitswoche. Langweilig war mir in meiner faktischen Arbeitslosigkeit nie.

In der Gegenwart stellte sich mir nun aber das Problem, dass das Zeit-ziehen vor dem Eintritt ins Hamsterrad vorbei ist. Die Uhr tickt, die Krankenversicherungsbeiträge und Studiengebühren werden steigen. Da ich in einer strukturschwachen Region lebe und ich ein Verlassen meiner Heimat aufgrund von den Bedingungen der aktiven Arbeit in meinem Fach ablehne, habe ich nun ein zwischenzeitliches Optimum sondiert. Situationsbedingt stellt für mich ein bezahltes Studium als Beamter auf Widerruf nun mein bestmöglichen Lebensentwurf dar. Ich habe noch keine große Verantwortung, das Arbeitsleid ist gering. Das aktive Einkommen ist ok (1300), planbar und wird überdurchschnittlich steigen. Nebenbei versuche ich mir passive Einkommen im Internet aufzubauen um den Weg zu beschleunigen und bin aktuell bei 100 bis 200 Euro im Monat. Meine Dividendeneinnahmen sind 40 Euro pro Monat. Ich investiere mit Hilfe von Sparplänen in über 150 verschiedene Einzelaktien. Ich bin ein Anhänger der Markteffizienzhypothese.

Die Ausgabenseite ist einfacher zu senken als das Einkommen zu erhöhen, deswegen bin ich seit meines Studiums noch stärker in die Konsumverweigerung gekommen. Zahlen sagen mehr als Worte, deswegen hier meine aktuelle Cashflow-Situation.

+ 1300 aktives Einkommen
+ 150 passive Internet Erträge (Halbwertszeit unbekannt)
+ 40 Dividende

- 240 sämtliche Kosten der Wohnungsnutzung (25 m²)
- 50 Lebensmittel
-100 Reparaturen und Freizeit
- 1.000 Investment, wöchentliche Ausführung mit Sparplänen automatisiert

Ziel: Je nach Erträglichkeit und Erfüllungsgrad der aktiven Arbeit mit dem absoluten Minimum 250.000 aufhören, ab 500.000 fühle ich mich sicherer. Teilzeit 20h-30h ist, egal welche Arbeit, mein grundsätzliches Zwischenziel auf das ich hinarbeite. Ich würde lieber länger, aber dafür in Teilzeit arbeiten. Nach meiner Entscheidung des Ausscheidens aus meiner aktiven Arbeit, aktuell am wahrscheinlichsten zu dem Zeitpunkt im Beamtentum, werde ich noch einige Zeit sozialversicherungspflichtiger Arbeit nachgehen um wieder in die GKV zu kommen. Das Zweiklassensystem in der Gesundheit ist mir grundsätzlich ein Rätsel. Je nach Lebenssituation entscheide ich danach, welchen Tätigkeiten ich nachgehen möchte. Eventuell bleibe ich auch im aktuellen Berufsweg nach dem Studium (max bis 55 wegen GKV), oder bleibe in einem sozialversicherungspflichten Beruf oder übe Tätigkeiten aus, die kein Einkommen produzieren. Die zukünftige intrinsische Motivation und Freiheit ist mein Antrieb.

Willkommen, cooler Post

Darf man fragen wie viel du bereits investiert hast und woher dieses Kapital kommt? Du hast ja noch nicht so "richtig" gearbeitet bis auf die Ausbildung wenn ich das grade richtig verstehe.

Bei deinen Einnahmen und Ausgaben ist wenn ich mich jetzt nicht komplett verrechnet habe eine Differenz von 100€, müsste es bei Lebensmittel 150€ heissen?

Dann würde mich noch interessieren, was du (ungefähr) im Internet machst für die passiven Einnahmen.

Finde deine Einstellung und deinen Weg ziemlich cool.

Mfg

Hallo und willkommen Knoeterich!

schön, dass du hergefunden hast 😀

Ich versuche es mal kritisch ohne es böse zu meinen:

  • Ich bin selber verbeamtet. Das Beamtentum ist in seiner Idee auf Lebenszeit gestaltet. Die großen Vorteile (Pension, priv. Krankenversicherung, sicherer Arbeitsplatz) ergeben sich vermehrt im Alter. Wenn du einmal 10 oder 20 Jahre Beamter bist, wird es eine seeeehr große Überwindung das aufzugeben. Du wirst zwar nachversichert, aber du gibst damit sehr viel auf und bekommt weniger Rente als ein vergleichbarer Tarifbeschäftigter. Stelle es dir auch nicht so leicht vor mit 45+ noch einen vernünftigen neuen Job zu finden. Deine Qualifikation als Beamter ist in der Privatwirtschaft fast nirgendswo nützlich.
  • Mein eigener Plan sieht derzeit so aus bis 45 Vollzeit zu arbeiten, dann auf Teilzeit (20,5 Wochenstunden) zu reduzieren sowie alles mögliche sonstige mitzunehmen (Sabbatjahre, Beurlaubungen, Altersteilzeit, frühstmögliche Pensionierung etc.)
  • 250.000 € finde ich zu gering angesetzt. Das deutest du ja auch selber an, aber sei dir bewusst, dass diese 250.000 € weniger wert sein werden wenn du sie in vielleicht  20 oder 30 Jahren erreicht hast.
  • Deine Lebenshaltungskosten finde ich extrem gering. Das scheint mir eine Momentaufnahme. Klar kann man für 50 € im Monat essen, hinterfrag aber mal ob das gesund ist. Und 240 € Warmmiete kann als WG Zimmer funktionieren. Ob du mit 50 noch in einer WG leben willst, ist die andere Frage. Ich würde mindestens Lebenshaltungskosten i.H.v. Hartz 4 kalkulieren, also knapp 1.000 € und auf der Basis mindestens 350.000 €. Wie du selber sagst, besser 500.000 €.
  • Wenn du Anhänger der Markteffizienzhypothese stellen ETFs für dich eigentlich die besseren Werkzeuge da. 150 Einzelaktien kosten dich ein vielfaches an Transaktionsgebühren, insbesondere wenn du immer wieder nachkaufst. ETFs lassen sich dagegen oft sogar kostenlos besparen. Genau wie PanameraFlow wunder ich mich zudem über dein Kapital. Um in deinem Alter sinnvoll auf 150 Aktien streuen zu können, brauchst du ja locker 50.000-100.000 € damit dich die Gebühren nicht auffressen.

Ich hatte mich verrechnet und ernähre mich wirklich von 50 Eur im Monat. Meine Gesundheit leidet dadurch nicht. Der Verzicht auf verarbeitete Lebensmittel schont meinen Geldbeutel und meine Gesundheit. Mittlerweile bieten auch viele Discounter -50% Lebensmittel mit kurzem MHB an.

Im Internet bekomme ich Provision für die Bereitstellung und Erzeugung elektronischer Produkte.

Das Beamtentum in meiner strukturschwachen Region ist objektiv betrachtet überbezahlt. Ich lebe in keiner WG, sondern einer 1-Raum Wohnung. Die irgendwann erreichten 3.000 Netto im Monat benötige ich nicht. Der wahre Luxus ist Lebenszeit, der mögliche Umtausch von diesem aktiv erarbeiteten Geld in Glück ist eine Illusion. Ich könnte mich an sinnlose Ausgabe gewöhnen, da ich aber Wissen habe werde ich mich wohl nie an ein Weckerklingeln um 5.30 Uhr gewöhnen 😉 Das Beamtentum würde ich höchstens in die Länge ziehen durch die von dir vorgeschlagenen Möglichkeiten, wenn sie denn genehmigt werden. Wenn nicht kündige ich.

Mein bisheriges Kapital habe ich durch die Ausbildung und durch mein Elternhaus (Mittelstand, sparsame Kindheit). Mit Sparplänen kann ich mit 1,5% Einmalkosten und 0% laufenden Kosten meinen eigenen ETF bauen. Das steht der Markteffizienzhypothese nicht entgegen. In USA, NL, JP, GER, GB investiere ich direkt in große Standardwerte, ohne meine Zeit mit einer Analyse dieser zu verschwenden. Ich kenne manche Aktien die ich habe überhaupt nicht und schwimme mit dem Markt mit. Der Vergleich mit anderen Anlegern im Tool der consorsbank bestätigt mir meinen Investmentansatz.