Bitte oder Registrieren, um Beiträge und Themen zu erstellen.

Loslegen, aber Prioritäten im Auge behalten

Hallo Zusammen.
Bin vor einigen Wochen über Mr Money Moustache auf Eure Seite gestossen und hatte bis dahin noch nie etwas von dieser Bewegung gehört.
Wir sind ein Paar Mitte 50 und leben seit 30 Jahren quasi als Frugalisten, haben das Ziel FI Ende 2018 erreicht und werden das Hamsterrad verlassen.
Wenn man so liest was manche Leute verdienen und dementsprechend zurücklegen können, schon klar dass man dann wenn sonst alles glatt läuft mit 40 am Ziel ist.
Mit der Lebenswirklichkeit der meisten Menschen hat das leider oft gar nichts zu tun.
Mein Ziel war schon immer die großen Kostenblöcke Wohnen - Heizen - Auto so weit als möglich zu reduzieren und dadurch mehr Spielraum bei den restlichen Ausgaben und beim Sparen zu haben.
Meine Vorbilder hier waren schon seit jeher Thorau, die Nearings und Gerhard Schönauer allesamt "Extrem frugal".

Mir geht es nicht darum zu sehr ins Details bei unseren eigenen Lebensläufen zu gehen, zu verschieden sind die Wege.
Es geht mir eher darum ein paar entscheidende Hinweise zu geben wie es fast jeder schaffen kann, der es nur will und der das Ziel im Auge behält.

Ich finde viele verzetteln sich in Kleinigkeiten, während die entscheidende Punkte warum man seinem Ziel nicht näher kommt verdrängt oder übersehen werden.

Alles worüber ich spreche kenne ich aus eigenen Erfahrung und ich habe jede Menge Lehrgeld gezahlt. Die Tips gelten in erster Linie für Normalverdiener, die jung und noch frei und flexibel sind. Wer mehr als 3000 € Netto verdient hat natürlich ganz andere Möglichkeiten.
Hier meine Erfahrungen für alle, die noch am Anfang stehen.

Die entscheidenenden Punkte in der Reihenfolge der Wichtigkeit    sind Wohnen, Arbeit, Auto, Heizen, gesunde Ernährung, Kleidung

1. Wohnen       Raus aus der Miete, Minihaus bauen
Verlasst die großen Ballungszentren, hier kann man mit normalen Berufen keine oder nur viel zu langsam Rücklagen bilden.
Man benötigt zuviel Geld, vor allem mit Kinder ist es fast unmöglich. Das ist nicht erst seit der Explosion der Mieten so.

Zieht nicht in irgendwelche abgelegenen Gegenden wo es keine Infrastruktur gibt. Der Traum vom Landleben geht meist nicht lang gut. Man macht sich komplett vom Auto abhängig, der Sprit und Reparaturen fressen einen auf. Mit Kinder braucht man fast immer 2 Autos !
Wer den Standort frei wählen kann sollte eine günstige Gegend wählen in Deutschland und dann zB auf Montage in der Schweiz gehen
oder billig wohnen in Tschechien Nähe Grenzübergang nach D - arbeiten in Deutschland

Optimal sind
a, Mittelzentren zwischen 20.000 und 100.000 Einwohnern. Für Leute die die Stadt brauchen eine sehr kleine zentrumsnahe Wohnung kaufen und ein Gartengrundstück außerhalb in Fahrradnähe pachten.

b, max 3-5 km ( oder mit E-Bike max 10 km ) außerhalb der Stadt ein billiges Haus / Ruine kaufen, mit Wasser, Abwasser, Strom und einige Jahre in einem Campinganhänger oder Bauwagen leben.

Immer klein anfangen ohne Schulden, billiges Grundstück - Campinganhänger - Bauwagen - später Minipassivhaus aus Holz ( selber bauen...  Zimmermann )
Wichtig ist früh einzusteigen und mit Haus und Grundstück nicht zu lange warten, wenn Kinder kommen machen viele wieder einen Rückzieher.
Keine Ruinen, alte Häuser renovieren kostet unendlich Geld, Zeit und Frust und das Ergebnis ist meist suboptimal ( hoher Energieverbrauch, Schimmel ).
Besser ein kleiner einfacher Passivhausanbau oder Minihaus mit möglichst wenig Technik.
Optimal ist zusammen mit anderen wohnen ( GEZ, WLAN, Auto mit Hänger, Bad im Haus usw teilen )
 

2. Arbeit vor Ort
ein "anständiges" Handwerk lernen mit dem man auch Geld verdienen kann ( Zimmermann, Elektriker usw ) als Grundbaustein um sich unabhängiger zu machen. Wer das Zeug zum Informatiker hat um so besser, aber das ist nicht mein Thema. 

3. Auto    möglichst autofrei leben oder teilen siehe oben

4. Heizen Warmwasser    Campinganhänger, Bauwagen, Minipassivhaus mit Stückholz heizen, Brennholz selber machen, es reichen 2-3 Ster ! ( diese Menge geht zur Not auch ohne große Maschinen und macht richtig Spass )
 

5. Ernährung    Selbstversorgung ist der Traum, in der Realität scheitern die meisten. Wir haben uns total verzettelt und sind an viel zu hohen Ansprüchen gescheitert ( Permakultur, Bienen und tausend andere Projekte )  besser sich auf einige wenige wichtige Dinge konzentrieren, die wenig Arbeit machen 
- Obstbäume, Nussbäume und Beerensträucher... autark mit Obst ( wachsen auch, wenn man auf Reisen ist )
- 2 Zentner Bio-Dinkel-, Roggen kaufen und eine gute gebrauchte Getreidemühle... autark mit Brot usw. 
- keine Tierhaltung    man macht sich zum abhängigen Sklaven wegen ein paar Bioeiern, wir essen wenig Fleisch
- beim Gemüseanbau steht der Aufwand oft in keinem Verhältnis zum Ergebnis.

6. Kleidung
ein paar Satz feine Klamotten für die Stadt, Familienfeiern, Büro...     alles andere bekommt man billigst und in guter Qualität in Gebrauchwarenläden.
Auf dem Land spielt das Thema eh keine so große Rolle.

Warum haben wir erst jetzt mit Mitte 50  ( 10 Jahre vor der Rente ) unser Ziel erreicht ?  Ganz einfach weil vieles sich nicht mit einer Exceltabelle planen lässt und man dann eben entsprechend später sein Ziel erreicht. Bei uns waren es 
- Nachwuchs ( ab der Einschulung werden auch Frugalistenkinder richtig teuer )
- Jobverlust
- Pflege der Eltern ( bei fast allen unseren Freunden ab 50 ein Thema... ganz real ) daran kann jeder Ausstiegsplan scheitern
- längere Reisen ( ohne wären wir nie überzeugte "Frugalisten" geworden )

Es macht auch keinen Sinn jetzt noch mehr konkretes über unser Leben zu erzählen, denn oft streiten sich die Leute über banalste unwichtige Punkte wie man sein Ziel erreichen könnte, während sie rauchen und so quasi von 2 Seiten nie ans Ziel kommen. Oder sie geben ihr ganzen Ersparnisse für 100% Öko aus oder halten sich einen Hund ( ich konnt es gar glauben dass ein Hund einen Fussabdruck von einer halben Tonne CO2 verursachen soll und dementsprechende Kosten ).
 

Uns hat es nie an etwas gefehlt, hatte lt Rentenbescheid 35 Jahre verschiedene Jobs ( als Handwerker, im Verkauf usw ) und konnten immer etwas zurücklegen.
Wir haben nie Ausgabelisten geführt, aber das Ziel nie aus dem Auge verloren. 
Aber alles jahrelange diskutieren in Foren nützt nichts ( früher in Kneipen ) irgendwann muss man konkret werden, etwas riskieren, in den Tun-Modus wechseln und Erfahrungen sammeln.

Ich finde Eure Seite echt spannend, da Sie den Leuten Mut macht endlich anzufangen. Ich hoffe meine Tips konnten auch etwas dazu beitragen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Toller post mit vielen sehr guten Tipps !

Find ich auch. Zielführend und logisch geschrieben.