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Kann ich mich unabhängig bezeichnen?

Hallo, ich bin der Andreas.

Jetzt lese ich schon ein paar Wochen hier im Forum und traue mich nun endlich mit einer Vorstellung.
Ich sage schonmal vorweg, dass mein Gedankengang bzw. die Zielerreichung sich doch stark unterscheidet, von dem was ich hier so lese. (FIRE)
Um so mehr bin ich gespannt, was Eure Meinungen dazu sind.

Ich in 56 Jahre alt. Aufgewachsen in einer Großfamilie, wo es ausser mir nur einer Schwester gelungen ist, aus dem Leben etwas zu machen.
Ansonsten lebe ich einem von Konsum getriebenen Umfeld. Dadurch habe ich mich sehr leider sehr lange immer wieder angepasst, um dazuzugehören.
Trotzdem habe ich schon in jungen Jahren auch schon einen sparsamen Lebensstil gelernt. Dadurch ist es mir gelungen, ohne ein Konzept, bzw. Ziel
viel vermögender zu werden als mein Umfeld. Den Begriff Frugalist habe ich letztes Jahr erst durch Zufall gehört und bin aufmerksam geworden.

Mit 28 habe ich geheiratet. Ein Kinderwunsch ist nicht in Erfüllung gegangen trotz medizinischer Hilfe.
Zu dieser Zeit war ich am "neuen Markt" investiert und habe mir einige große Enttäuschungen eingefangen. Danach wollte ich nicht mehr in Aktien investieren.
Wir haben uns neu aufgestellt und haben eine Doppelhaushälfte gebaut. Kein großer Luxus und auch hier auf zügiges tilgen ausgelegt.
Meine Frau hat seitdem ihren Job wegen psychischer Probleme an den Nagel gehangen und geniesst seit dem ihren "Ruhestand"
Dies kann unser Umfeld schon wieder gar nicht verstehen, wie es finanziell funktionieren kann. Nur ich gehe arbeiten und wir haben ein neues Haus!
Wir hatten 110k DM Eigenkapital und das Haus kostete 230k , sodaß wir es mit Sondertilgungen nach 9 Jahren schuldenfrei waren.
Trotzdem haben wir immer Geld zur Seite gelegt, weil es uns an unserem Lenstil an nichts fehlt. Durch das Forum bin ich jetzt doch noch in späten Jahren wach geworden.

Ich habe zwar Elektroinstallateur gelernt, bin jedoch schon mit 22 in der Elektronikproduktion als Fachkraft gewechselt. Dies mittlerweile 35 Jahre!
Von Anfang an arbeite ich in 3-fach Wechselschicht und auch teils an Wochenenden. Auch in diesem Arbeitsumfeld gibt es kaum gleichgesinnte.
So ist das Klima stetig auf negativ und jammern getrimmt. Die Kollegen gehen ungerne arbeiten und sind in einer Opferrolle.
Gehen nach Hause und kaufen sich Dinge, die sie nicht brauchen um ein kleines Glücksgefühl zu bekommen. Das übliche Hamsterrrad.
Nun macht mir das alles keinen Spass mehr. Ich leide an diesem Umfeld und die Arbeit hat mich zunehmend krank gemacht. Vieles davon ist von mir selbst erzeugt.
Ich war vor 5 Jahren in psychologischer Behandlung (Erschöpfungssyndron) und 9 Monate krank. Dies hat auch einige erhebliche physische Probleme mit sich gezogen.

Ich möchte diese Arbeit, die mich krank macht nicht mehr machen. Wir haben keine Kinder und deshalb auch nicht das Vorhaben, später etwas zu hinterlassen.
Meine ziemlich einfache Rechnung wäre, das jetzige Kapital bis zur Alterrente zu verbrauchen und dann von der Rente zu leben.

Mein Monatsverdienst ist z.Zt. ca. 3600€ Netto (incl. Sonderzahlungen)
10 Jahre sind es bis zur Regelrente , die dann ca. 1800€ ergeben würde.
Jetziges Kapital 220k € (50k Gold, 30k Aktien, 140k Sparkonten) Ja, keine gute Idee. (Ich bin erst jetzt wach geworden)
In 3 Jahren Auslauf meiner Invest-BU mit 10k und eine LV mit 20k meiner Frau.
In 3,5 Jahren Regelaltersrente meiner Frau mit 750€

Unsere errechneten monatlichen regelmässigen Ausgaben betragen 1050€ incl. Lebensmittel, Auto und dann freiwilliger GKV.
Wir würden mit den 220k locker bis zu meiner Rente durchkommen und hätten in diesen 10 Jahren mehr als 1800€ im Monat.
Also gehe ich davon aus, dass durch die angegebenen weiteren Zuflüsse noch einiges übrig ist.
Habe ich schon erwähnt, dass ich es sehr einfach rechne?
Wir haben nicht vor in dem Haus im Alter zu wohnen. Aus diesem Grund soll es zu Beginn der Rente verkauft werden und wir ziehen in eine kleine Mietwohnung,
die dann viel weniger Pflegeaufwand und altersgerechter werden wird. Erlös aus dem Verkauf mind. 220k €. Dies sollte mit unserer Rente dann bis zum Lebensende reichen.

Ich habe hier im Forum kaum einen ähnlichen "Plan" finden können. Dabei suche ich noch den "großen Fehler" , tue mich aber schwer, da ich in meinen vielen Lebenjahren nie mein Wissen zu finanziellen Dingen gelernt bzw. ausgebaut habe.

Dennoch möchte ich nicht zu den Fehler nach hinten schauen, sonder nach vorn.
Würde ganz gerne Eure Meinung dazu lesen.

Andreas

Andreas

Hallo Andreas,

herzlich willkommen.

Ich finde wenn man krank wird durch die Arbeit dann passt es nicht mehr. Es ist einfach ein zu hoher Preis für das verdiente Geld.

Hier noch ein paar Hinweise die mir zu deiner Situation so einfallen:

  • du bekommst zusätzlich  noch 18 Monate Arbeitslosengeld
  • Vielleicht ist es dir möglich einen Midijob also einer Tätigkeit knapp überhalb der 450 Eurogrenze um noch die Krankenversicherung zu haben. Alternativ möglicherweise eine selbstständige Tätigkeit mit geringem Einkommen generieren.
  • Gibt es Altersteilzeit oder andere Programme welche einen Ausstieg aus der Firma unterstützt?
  • Die Renten sind natürlich brutto, müsste aber dennoch ausreichen.

Ich bin hier nicht der Abzinsfachmann. Ich rechne für mich eher mit Erhalt bzw. Vermehrung des Vermögens nach dem Ausstieg. Hier melden sich bestimmt noch andere. Mein Ansatz wäre jedoch die krankmachende Arbeitsituation zu verändern, weil es mir das einfach nicht wert wäre.

viele Grüße

Lex

 

 

Hallo Lex.

 

Vielen Dank für Deine Antwort und den Tipps.

  • Zum Arbeitslosengeld stehe ich mit einer eigenen Einstellung gegenüber. Ich werde es nicht beantragen. Aus verschiedenen Erfahrungswerten in der Familie möchte ist dieses vorspielen falscher Tatsachen nicht durchziehen. Ich möchte "frei" sein. Ohne diese ganzen Verpflichtungen, die die ARGE stellen wird.
  • Midijob. Stehe ich ähnlich zu wie Punkt1. Die GKV wird mich in den ersten 2,5 Jahren ca. 200€ kosten. Meine Frau ist bei mir Familienversichert. In 2,5 Jahren wird sie Ihre 750€ Altersrente bekommen und dann selbst versichert sein in der KVdR. Dies wird etwa 80€ kosten. Dann kann ich bei Ihr als Familienversichert eintreten und meine verlassen.
  • Alterteilzeit. Ja, gibt es in Abständen von etwa 5 Jahren. Da bin ich noch zu jung für. Ein Angebot würde mich trotzdem bis mind. 62 im Job halten. Ich werde auf jeden Fall um eine Abfindung kämpfen. Da könnte was gehen.

Dennoch habe ich es mir im Leben mit solch großen Entscheidungen immer schwer getan.

 

Andreas

Hi Andy64,

ich tu mir ehrlicherweise auch schwer damit obwohl es finanziell ziemlich gut aussieht.

Ich habe vor ungefähr 2 Jahren auf Teilzeit reduziert und bereits im Unternehmen komuniziert das ich die nächsten Jahre aufhören werde. Schwer fällt mir es dennoch meinen Beruf ganz loszulassen. Mag auch daran liegen das mein berufliches Umfeld eigentlich in Ordnung ist. Dennoch werde ich den Schritt gehen, weil die freie Zeit dann doch qualitativ besser ist wie die in der angestellten Tätigkeit. Hinter dem "eigentlich in Ordnung" verstecken sich dann doch auch eher Sorgen und Zweifel hier einen Fehler zu machen. Ich finde mal sollte sich nicht von seinen Sorgen bestimmen lassen. Klar, habe ich auch alles zickmal hin-und hergerechnet und mir meine Hürden für die finanzielle Freiheit immer höher gesetzt. Im letzten Jahr habe ich dann damit aufgehört und akzeptiert das es reichen wird.

Ich werde das Arbeitslosgeld auch nicht in Anspruch nehmen. Jedoch werde ich einen Antrag auf Förderung meiner Selbständigkeit stellen, da ich bereits eine nebenberufliche Tätigkeit habe die mir Freude macht

Lex

 

Hallo Andreas

willkommen hier und schön dass du den Weg hierher mit deiner offenen und sympathischen Vorstellung gefunden hast! So wie es dir geht bist du wohl nicht alleine spätestens wenn die Mitte 50 überschritten sind. Es ist nie zu spät über sein Leben, das bewusste erleben der verbleibenden Zeit eben auf sein inneres zu hören.

Würde dir empfehlen 2 Dinge zu trennen. Zum einen dein gesundheitlichen Wohlbefinden und die sachliche, sprich finanzielle Planung vor und nach der gesetzlichen Rente.

Gesundheit:

Du schreibst ja dass du vor 5 Jahren mit den psychischen Themen zu tun hattest. Je nachdem wie du dich jetzt fühlst würde ich zum Arzt gehen, psychotherapeutische Beratung aufsuchen und über eine stationäre Akutmaßnahme nachdenken. Das kling dramatisch wird aber so gängig  praktiziert. Du wirst dich sicher aus deiner Vorerkrankung auskennen und ich will nicht zu persönlich werden und dir zu nahe treten, aber es kann dir helfen dich zu sortieren und dich zu schützen.

Rente:

Deinem Nickname nach vermute ich du bist Bj. 64, d.h. du wirst dieses Jahr irgendwann 57. Deine berufliche Vita und die zu erwartende Rente Stand heute lässt auf einen frühen Berufseinstieg schließen. Wenn du vor dem 65. Lebensjahr 45 sozialversicherungspflichtige Beitragsjahre (die Ausbildung zählt mit) erreichst, kannst du Gesetzesstand heute mit 65 abschlagsfrei in Rente gehen. Fehlende Jahre kannst du mit freiwilligen Beitragszahlungen von ca. 87€ p. Monat ergänzen. Es genügt diese zu tätigen bis die 45 Beitragsjahre erfüllt sind. Da du eine Kündigungsfrist hast und eventl. eine Abfindung aushandelst wirst du wohl mit 57+ ausscheiden und somit nicht 10 sondern <8 Jahre zum Rentenbezug haben. Alterna%tiv wenn du die 45 Jahre nicht schaffen solltest wäre es zu überlegen die Rente mit 63 und Abschlägen (14,4% )in Anspruch zu nehmen. Wenn du die 45J vor 65 schaffen solltest hättest du bei Bezug mit 63 allerdings die Abschläge bis 67, also in gleicher Höhe was m.M. n. keinen Sinn macht. Dann lieber warten bis 65 ohne Abschläge.

zur Rente bitte folgendes prüfen und gerne hier einbringen:

  1. Aktuell erreichte Rentenpunkte laut letzter Renteninfo
  2. Anzahl der gegenwärtigen Beitragsjahre
  3. Sonstige Rentenversicherungen bei dir und deiner Frau (betrieblich, privat, usw. ...)

Haus:

Du schreibst es ist unbelastet, ihr wollt euch verkleinern und du schätzt es auf 220k€. Ich würde überlegen jetzt im Zuge des Arbeitsausstieges diese Veränderung umzusetzen. Oder gibt es Gründe weshalb du dieses Schritt für den Rentenbeginn in Erwägung ziehst?

Ich würde dir empfehlen mindestens 2 regionale Makler zu kontaktieren und eine Markteinschätzung machen lassen. Die Makler machen diesen kostenlosen Service sehr gerne, da sie nach potentiellen Verkaufsobjekten suchen. Meiner Erfahrung nach machen sie dies recht umfänglich und mit einer guten Marktkenntnis. Die geschätzten Preise sind oft realistischer als von einem neutralen Gutachter, der irgendwelche veralteten Tools benutzt, die die letzten Marktentwicklungen und Lage Spezifika gar nicht ausreichend berücksichtigen. Dann bekommst du auch ein Gefühl für dich und einen Impuls den Verkauf jetzt oder doch später zu machen. Ein guter MaklerIn ist sein Geld wert. Seit dem 01.01.2021 gilt auch beim Verkauf ein Bestellerprinzip. Der Verkäufer und Käufer teilen sich demnach die Maklerkosten. Als Verkäufer hast du etwas Verhandlungsspielraum, je nachdem wie attraktiv dein Objekt für den MarklerIn ist.

Finanzielle Neuausrichtung und allgemeine Finanzbildung:

Wenn das Haus verkauft ist, hast du einen nicht unerheblichen Geldbestand und hier solltest du dich gut einarbeiten um sicher zu sein was du tust und nicht unwichtiger, was zu dir passt!

  1. Erst mal würde ich darauf achten nicht mehr als 100k€ bei einem Institut zu lassen (europäische Einlagensicherung).
  2. Du warst bislang immobilienlastig zur Selbstnutzung. Du solltest für dich/euch überprüfen, ob es nicht besser zu euch passt eine angemessene kleinere Wohnung zu kaufen anstatt zu mieten. Dies kommt auf das Verhältnis Kauf-/Mietpreis an, aber vor allem mit was ihr euch als Investment wohl fühlt. Der Vorteil der eigenen Immobilie ist, die Ausgaben klein zu halten, dementsprechend weniger Alterseinkünfte zu brauchen und somit die Gesamtsteuerlast gering zu halten. Zudem will man im Alter nicht mehr ungewollt umziehen wegen Eigenbedarf oder ähnlichem. Eure eh schon geringen Ausgaben von genannt 1.050€ schließen wohl keine Miete mit ein. Ihr habt zwar keine Kinder und ein Erbe zu hinterlassen ist, wie ich verstanden habe, nicht so wichtig, aber du könntest die Wohnung als stille Reserve für den späteren Bedarf einer Pflegeeinrichtung betrachten. Bis dahin habt ihr vielleicht noch 20/30 Jahre Nutzungsdauer.
  3. Bilde dir dein Finanzwissen nicht im Netz oder hier im Forum. Es gibt zu viele Finanz-Narzissten, die mit einer Überzeugung dich beeinflussen oder verunsichern! Geh deinen Weg und schau auf deine Bedürfnisse und Besonderheiten deiner Situation! Als Buchempfehlung für deine Situation empfehle ich die Gerd Kommen er umfasst alle relevanten Assets, aber hebt seine eigene wissenschaftliche Überzeugung des passiven investierens in ETFs hervor: https://books.google.de/books/about/Souver%C3%A4n_investieren_vor_und_im_Ruhesta.html?id=1-DBDwAAQBAJ&printsec=frontcover&source=kp_read_button&redir_esc=y#v=onepage&q&f=false
  4. Den Anteil an Aktien am besten in ETFs die ausschütten solltest du auf alle Fälle in deine Planung einbauen. Deine Lebenserwartung ist noch zu lange um in dem Niedrigzinsmarktumfeld auf Rendite verzichten zu können.
  5. Plane genau den Bedarf über die verbleibenden Jahre bis zum Rentenbezug erst deiner Frau und dann bei dir und halte die Lücken in Cash vor. Die wenigen Jahre und bei den geringen Ausgaben werden gut zu decken sein.

Humankapital:

Würdest du bis 67 durcharbeiten, wäre dein zu erwartendes Einkommen fast in der Höhe wie dein derzeitiges Vermögen (Haus, Bar, Aktien etc. ohne Rentenansprüche). Das solltest du dir bewusst machen und das weiß auch dein AG! Du hast ja erwähnt dass eine Abfindung möglich wäre. Du solltest dich hier nicht unter Wert verkaufen und diese Kompensation mitnehmen. Wenn es soweit ist auch steuerliche Beratung (5tel Regelung, Auszahlung nach dem letzten Beschäftigungsjahr etc.) einholen. Lass dir dies ruhig einige wenige 100€ kosten. Würde mich nicht wundern wenn sich alleine damit die Lücke bis zum Rentenbezug deiner Frau (du nanntest 3,5 Jahre) schließen lassen könnte?!

 

Ich hoffe ich konnte dir gute Anregungen geben? Du hast jetzt kein üppiges Vermögen. aber die Gnade der frühen Geburt 😎 . Ihr habt keine Kinder und kommt mit wenig gut klar. Wenn du keine Fehler machst sollte da nichts schief gehen an deinem Wunsch möglichst bald mit dem Arbeiten aufzuhören.

Wünsche dir Gesundheit, Zufriedenheit und eine glückliche Hand bei der wichtigen Planung.

 

 

 

Hey @andy64, erstmal großen Respekt, mit nur einem Gehalt und ohne hilfreiches Umfeld so einen Neubau + 6stelliges Vermögen ansparen muss man auch erstmal schaffen.

Du bist ja nochmal in einer anderen Situation als Leute, die FIRE "nur" zur Steigerung der Lebensqualität machen. Du musst deine Risiken abwägen, du läufst ja Gefahr, dass die Arbeit dich (wieder) ernsthaft krank macht. Dieses Risiko dürfte noch schwerwiegender sein als die unwahrscheinliche Möglichkeit, vorübergehend auf H4-Niveau zu leben. Das spricht dafür den Schritt zu gehen, selbst wenn du keine völlige finanzielle Sicherheit hättest.

Nach Jahrzehnten im Betrieb hättest du bei Abfindungen natürlich ein hohes Potential, da lohnt es sich sicher alle Möglichkeiten auszuloten. Kennst du https://der-privatier.com/ ? Dort gibt auch viel diskutiert, und dort geht es auch eher um Fälle wie den Deinen, also Ausstieg in den 50ern und nach langem Arbeitsleben / langer Betriebszugehörigkeit.

Nach deiner Beschreibung hast du schon sehr gründlich gerechnet, hast mehrere Sicherheitspuffer drin, und wenn deine Abschätzung der Ausgaben passt, sollte das hinhauen wie von dir geplant. Was du wahrscheinlich schon überlegt, aber noch nicht erwähnt hast: Sollte dein Vermögen aus irgendwelchen Gründen einbrechen oder sich schneller aufbrauchen als geplant, dann kannst du als langjährig Versicherter auch schon mit 63 in Rente gehn. Zwar mit 14,4% Abschlag, aber das sollte nach deiner Rechung und mit Rente deiner Frau dann ja immer noch genug sein.

Hallo Muslime_Frugi
Wow, soviele toll geschrieben Anregungen, Tipps und Gedanken. Ich bin tief berührt.
Gerne möchte ich auf die einzelnen Themen eingehen und bin gleichzeitig schon fast ein wenig überfordert, wieviele Punkte es zu beachten gibt.
Ich habe mich doch als einfacher Rechner geoutet. 🙂

Gesundheit:
Ich wollte in meiner ersten Vorstellung nicht zu ausführlich schreiben, da es den Rahmen gesprengt hätte. Dein Tipp ist gut, jedoch bin ich diesen Weg schon gegangen.
Während meiner 9 Monatigen Arbeitsunfähigkeit war in einer 6 Wochen Reha (Psychosomatik) mit anschliessender Psychotherapie. Das hat mein Lebensqualität extrem verbessert.
Meine Therapeutin (und ich) waren der Hammer. Bin auch süpäter auf selbst bezahlte Seminare zur Persönlichkeitsentwicklung gegangen. Ich habe sozusagen in mich investiert.
Und genau hier liegt nun der Hase begraben.
Nur durch diese Veränderungen meiner Gedanken und Glaubenssätze stehe ich jetzt genau vor dieser Entscheidung. Mir ist so klar geworden, dass Gesundheit und Freizeit für mich so so wichtig geworden ist.
Davor war ich wie schon beschrieben im Hamsterrrad und habe es nicht erkannt.

Rente:
Ein wirklich guter Tipp, mit der freiwilligen Zahlung, den ich bis jetzt gar nicht auf dem Schirm hatte.
Ich habe Stand jetzt 48 Rentenpunkte.
Die Wartezeit für besonders langjährig versicherte (45 Jahre) erreiche ich in 94 Monaten (7 Jahre 10 Monate) (Nov. 2028)
Dieser Rentenbeginn wäre dann mit 65 Jahren am 1.11.2029
Das würde also gut passen. Freiwillig zahlen würde ich dann 94x83,70=7867€

Meine Frau bekommt eine betriebliche Rente von 65€
Ich werde eine Betriebsrente von 120€ bekommen.

Haus:
Wie in meiner bisherigen Anlagestrategie zu erkennen, ist alles auf Sicherheit aufgebaut. Bedeutet recht viel Gold, wenig Aktien viel Cash.
Das Haus soll auch hierbei als Betongold dienen. Vielleicht bin ich da etwas zu pessimistisch und habe zuviel Krall, Otte und Dirk Müller geschaut.
Aus diesem Grund mag ich diese Verteilung ganz gut und lässt mich ruhiger schlafen.
Dennoch war meine Überlegung auch schon mal, einen Makler zu kontaktieren, um das Haus mal schätzen zu lassen.

Neuausrichtung und Bildung:
Wie schon oben erwähnt, sollte das Haus noch unser Eigentum bleiben. Eine kleinere Eigentumswohnung wäre nicht unser Ding.
Wie du eine Eiegntumswohnung als "stille Reserve für den späteren Bedarf einer Pflegeeinrichtung betrachten" meinst, kann ich derzeit nicht verstehen.
Da bin ich recht unwissend, was es da für Möglichkeiten mit Pflege und Einrichtungen gibt.

Danke für Deinen Buchtip. Dort werde ich mich mal einlesen. Bin jedoch jetzt schon skeptisch, ob sich bei meinem recht kurzen Anlagehorizont ein großes Investment in ETFs lohnt.
Bin ja wie oben erwähnt doch etwas Risikoscheu, auch wenn mir dadurch die Inflation etwas auffrisst.

Humankapital:
Ja, die Rechnung beim weiterarbeiten bis 67 habe ich auch vor Augen. Dies allein wird mir die erste Zeit aus dem Job wahrscheinlich nicht aus dem Kopf gehen.
Ich verdiene für die Arbeit die ich leiste sehr gut. Dennoch ist mir das Geld nicht mehr so wichtig. Fast alle unsere Familienmitglieder haben nicht in die 80 Jahre Lebenzeit erreicht.
Und ich darf bei 34 Jahren 3-fach Wechselschicht da auch etwas vom Durchschnitt abrechnen. Außerdem wäre es auch bei unserer frugalen Lebenseinstellung so:
Dieses Geld (bis 67 arbeiten) würden wir im gesamten Leben nicht mehr ausgeben wollen.
Also möchte ich es nach meiner Frau gerne auch in Unabhängigkeit, Freizeit und Zweisamkeit eintauschen.

 

Hallo Andreas,

wegen der Gesundheit wollte ich nur sagen dass du dich rausnehmen sollst, falls es akut belastend wird. Habe einen guten Freund und eine direkte Kollegin die gerade auch in einer akut-stationären therapeutischen Maßnahme sind (nicht Reha). Ansonsten sind deine Erkenntnisse  doch insgesamt gut! Die unzufriedenen und negativ gestimmten Kollegen spüren diese wohl auch, schützen sich aber und lassen diese aber nicht weiter zu, aus Angst was zu verändern.

Die Anmerkungen zum Humankapital habe ich nur gemacht, damit du den Wert zu schätzen weißt auch im Hinblick auf eine mögliche Abfindung. Gibt es hierzu eine  konkrete Möglichkeit. Überkapazitäten, Sozialpläne, Strukturwandel etc.? Jeder der deutlich früher mit dem Arbeiten aufhört tauscht viel Geld  gegen Zeit. Kein schlechter Deal 😉

Bezüglich der Rente hast du alles relevantes schon in deiner Antwort geschrieben. Den exakten Wert von 83,70€ herausgefunden und das Schlagwort "besonders Langjährig Versicherte" genannt. Mach doch jeweils für dich und deine Frau einen Beratungstermin bei der deutschen Rentenversicherung und schildere dein Anliegen. Die beraten i.d.R. gut.

Mit der "stillen Reserve" einer Immobilie  meinte ich dass du den Vermögenswert bewohnen könntest bis einer von euch oder beide vielleicht im Alter eine Pflegeeinrichtung benötigen und diese dann monetarisieren, sprich verkaufen könntest, um die eventuellen Mehrkosten für das Pflegeheim damit zu decken. Mit dem Wohneigentum ist es eine strittige und vor allem emotionale Sache. Wenn du ein sehr risikoscheuer Anleger bist könnte kaufen eine Option zur Miete sein. Warum möchtest du bei einer Verkleinerung nicht kaufen sondern mieten und warum noch die nächsten Jahre das Haus weiterbewohnen. Wie willst du den Erlös des Hauses alternativ anlegen? Zum Verzehr bis zur Rente wirst du das Geld gar nicht benötigen. Das Haus aufzugeben halte ich für eine gute Idee. Viele Instandhaltungsmaßnahmen werden die nächsten Jahrzehnte kommen und dann dein Budget belasten.

Zu deiner weiteren Planung und Anlageentscheidung:
Mach doch mal für dich eine Aufstellung was du bis 65 für Ausgaben erwartest und wann welche zu erwarteten Einkünfte verfügbar sind. Rechne nicht zu knapp. Zu den 1050,- wirst du auch mal verreisen wollen, was erleben und ab und an eine Kugel Eis mit Sahne 😎 . Zur gesetzliche  KV kann ich dir nix sagen, die trägst du bis zur Verrentung/ bzw. Verrentung deiner Frau. Ab 65 sollte alleine deine Rente, die deiner Frau (hier schreibst du einmal 2,5 und dann 3,5 Jahre?) und die betrieblichen Renten reichen. Diese sollten auch die Inflation ausgleichen. Den benötigten Betrag bis zur Rente würde ich in Cash vorhalten. Die Inflation für die 8 Jahre bis 65 ist überschaubar und die kannst du ihn mit der "Bierdeckelmethode" beaufschlagen.

Wie schon geschrieben musst du dich mit deinen Anlagen wohl fühlen. Mir wäre es an deiner Stelle wichtig Anlagen zu haben die einen laufenden Ertrag bringen über die zu erwartenden Inflation hinaus. Dies sehe ich nicht bei Gold. Für eine Anlage in einfach strukturierte ETFs lohnt sich für dich auf alle Fälle noch. Dieser hier wäre als "one and only" Lösung geeignet:

https://www.justetf.com/de/etf-profile.html?isin=IE00B3RBWM25&justetf.com&gclid=EAIaIQobChMIxcmpvaWo7gIVBYjVCh10lQNIEAAYAyAAEgI45PD_BwE

Er schüttet ca. 1,5% Dividende aus und wenn du zusätzlich noch 2% p.a. durch Verkäufe entnimmst hast du pro 100.000 Anlegesumme ein Zusatzeinkommen von rund 300€ pro Monat und das mit einer sehr großen Wahrscheinlichkeit ein Leben lang. Sortierst du dich jetzt schon (Haus Verkauf, eventuell kleinere Kauf- oder Mietwohnung sowie Anlage in ETFs) und generierst damit regelmäßige Einnahmen bzw. reduzierst Kosten (Kaufwohnung), kannst du diese auch schon in der Überbrückungsphase bis zur Rente verwenden. Dies würde dann deinen Cash Bedarf mindern. Die fortlaufenden Einnahmen hättest du natürlich auch nach 65 zusätzlich zu den Renteneinkünften verfügbar.

Ansonsten lebe ich auch gerne nach dem Motto: "Entweder es geht einfach oder es geht einfach nicht" 😆 ... aber um eine gewisse eigene Einarbeitung in das Thema wirst du nicht umher kommen. Müller, Otte, Krall, Friedrich und Co. am besten umgehen.

Zitat von Muslime_Frugi am 19. Januar 2021, 16:45 Uhr

Müller, Otte, Krall, Friedrich und Co. am besten umgehen.

Obwohl ich da der gleichen Meinung bin, sollten wir sie nicht mystifizieren, sonst funktioniert die Masche noch besser...

@andy64: man sollte sich immer die Frage stellen wie die Leute/Youtuber/Influenzer ihr Geld verdienen... Wenn wir uns einen Dirk Müller anschauen, dann verdient der gute Herr sein Geld zum Beispiel nicht mit der Performance seines Fonds, sondern mit den Gebühren bzw. den Leuten die in ihn investieren.

Mit dem im Hinterkopf kann man dann einfach verstehen/durchschauen, dass er eben auch gerne Angst schürt und die Leute in seinen Fond holen möchte... Dass ist auch nicht falsch, es ist Verkauf über emotionen und Ängste! Also ist er ein super Verkäufer (das muss man ihm lassen) aber eben kein guter Investor.