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Ist ein Eigenheim eine sinnvolle Geldanlage oder eine Konsumentscheidung?

Hallo,

das Thema ist in einem anderen Thread hochgekocht und hier im Forum besteht dazu anscheinend Diskussionsbedarf.

Deshalb stelle ich hier an dieser Stelle einfach noch einmal ein paar steile subjektive Thesen als Diskussionsgrundlage auf und ihr könnt die Diskussion dazu hier fortsetzen wenn ihr mögt.

  1. Ich persönlich sehe das klassische Einfamilienhaus zur Eigennutzung inzwischen nur noch als reine Lifestyle / Konsumentscheidung.
  2. Meiner Meinung nach wird das Thema Eigenheim gesellschaftlich emotional überhöht.
  3. Ich vertrete die Auffassung das ein eigenes Haus zur Lifestyleinflation verleitet. Ich beobachte materielles wetteifern insbesondere in der Nachbarschaft von  Neubausiedlungen.

Zur Erklärung wenn ich den Begriff Eigenheim verwende denke ich zwar eher an ein selbst genutztes Ein- oder Zweifamilienhäuser aber genau genommen zählt dazu ja jede Form der selbst genutzten Immobilie.

Jeder Kauf einer Immobilie ist eine Investition. Ich stecke Geld in ein Projekt, welches mir Erträge generiert. Das ist vom Prinzip erst einmal eine Investition. Ob diese Investition sinnvoll ist oder nicht, das hängt sicherlich von der Höhe des Ertrages ab.
Wenn ich die Wohnung selber nutze, dann ist der Ertrag die ersparten Miete. Steuerlich interessant hierbei ist, dass ich diesen Ertrag nicht versteuern muss. Wenn ich dagegen die Wohnung vermieten würde, dann würde ich die Miete versteuern müssen.

Wenn ich mir als Frugalist eine nur kleine bescheidene Wohnung leiste, dann ist es kein Luxus, die ersparten Miete, hätte ich auch an einen Vermieter zahlen müssen.

Sofern ich die Wohnung finanziere, ist psychologisch interessant, dass ich zu einer Investition in Form der Tilgung gezwungen werde. Das hilft vielleicht dem einen oder anderen, der den inneren Schweinehund nicht überwinden kann, Geld zurückzulegen.

Da sehe auch ich den Vorteil: der Vorteil,der selbstgenutzten Eigentumswohnung ust ja eben, dass der Mieter ein super Typ ist und man seine Miete nicht versteuern muss. Damjt ist das Größte Risiko des Vermjetens beseitigt: der Mieter. Hier kann dahingehend Stress und Aufwand vermieden werden. Daher würde auch ich erstmal was zur Eigennutzung kaufen und erst dann ggf. weitere Objekte zur Vermietung. Das Risiko des Investmenrs sinkt jedenfalls gewaltig. Gleichzeitig muss man auch keinen potenziellen künftigen Stress mit dem eigenen Vermieter rechnen 😉 und auch "Mieterhöhungen" sind nie wieder zu erwarten.

 

Kommt auf die Größe und die Ausstattung an würde ich sagen, wie bei allen anderen Dingen auch.

Und da ist das Thema Status natürlich genauso präsent wie z.B. bei Autos. Ein Frugalist ist ja geübt darin sich davon frei zu machen. Daher sehe ich da keine Problem. Wenn man das gut durchdenkt und es zur Lebenssituation passt ist es eine lohnenswerte Investition. Nicht nur finanziell, sondern vor allem für die eigene Zufriedenheit.

„Wenn man kein Geld hat, denkt man immer an Geld. Wenn man Geld hat, denkt man nur noch an Geld.“ Jean Paul Getty

Für mich war der Kauf meiner ETW die beste Investition die ich je getätigt habe, eine grosse helle Dachwohnung, sehr gute Infrastruktur, nicht weit weg vom damaligen Arbeitsort (konnte laufen oder mit dem Velo fahren, brauchte kein Auto), paar hundert Meter vom Bodensee entfernt.  Aber meine Wohnung war teuer und anfänglich waren die Hypozinsen bei 6%!,  später natürlich weniger, ich hatte manchmal ein mulmiges Gefühl, die Wohnung ist nun abbezahlt und ich bin sehr zufrieden, war eigentlich die ideale Spardose.

Mein Vorteil jetzt: keine Miete, im Alter wirft mich Niemand wegen Eigenbedarf raus, Wertsteigerung über all die Jahre.

Eine ETW kann auch Nachteile haben, z.B. unpassende Miteigentümer (hier nicht der Fall, aber ich kenne solche Fälle), man ist gebunden, ich hätte es mir zig Mal überlegt einfach so die Arbeitsstelle zu wechseln. Auch bei einem EFH kann es Nachbarschaftsstreitigkeiten geben. Nachteil in meinem Fall bleibt aber, Dachgeschoss 3.ter Stock ohne Lift, das habe ich vor 25 Jahren nicht als so wichtig erachtet, muss fit bleiben.

In all den Jahren wurde rund um unser Haus neu gebaut, die Aussicht auf eine Streublumenwiese verschwand, nach vorne ist unverbaubar.

Steuerlich läuft es in der CH ein wenig anders, wir haben einen Eigenmietwert, Schulden rentieren, Abzahlung weniger, aber ich schlafe so besser und das ist mir mehr wert, auch im Hinblick darauf dass ich ja noch ein Aktiendepot habe.

 

Lifestyleinflation sehe ich beim besten Willen nicht, das hab ich ausserdem selbst in der Hand.

 

Von meiner Mutter hatte ich in D eine ETW geerbt, voll abbezahlt, nach 2 x Vermietung  (ungefähr alle 2 Jahre) war ich es überdrüssig, ich hatte tolle Mieter die ich nur beim Einzug und Auszug gesehen habe und die nix kaputt gemacht haben und die Miete pünktlich überwiesen haben, ich lebe in der CH und ich hatte keine Lust auf Eigentümerversammlungen, Nebenkostenabrechnungen, Steuern in D bezahlen (die haben mich arg gerupft) und hohe Maklerkosten jeweils. Die Wohnung habe ich mit gutem Gewinn verkauft und niemals bereut.

Wenn ich nochmal entscheiden müsste: ich würde es genau gleich machen.

 

 

 

 

 

 

Es geht in diesem thread ja nur um die Eigennutzung. Der Kauf einer Immobilie zur Eigennutzung ist eine Investition, da ich Geld gebe und eine Rendite habe in Form der ersparten Miete. Ob es wirtschaftlich sinnvoll ist, das liegt am Kaufpreis und an der ortsüblichen Vergleichsmiete.

Gerne wird in der Volkswirtschaftslehre auch ein Wohngebäude als Konsumgut bezeichnet - Investitionsgüter nur solche, die "Fremdbedarf" decken. Halte ich für akademischen Quatsch, da man unter einer "Investition" jeden "Einsatz von Kapital" eines Investors bezeichnet. Und dieser wird als "Wirtschaftssubjekt" bezeichnet, "das auf dem Finanz–, Immobilien- oder Rohstoffmarkt ein Finanzprodukt bzw. andere Wirtschaftsobjekte zum Zwecke der langfristigen Vermögensmehrung nachfragt."
Ich bin also nach diesen Definitionen nur gleichzeitig Investor und Konsument.

Wenn ich in vernünftiger Lage eine preiswerte Gebrauchtwohnung kaufe, dann zahle ich z. B. 4.000€/qm. Die ortsübliche Vergleichsmiete für eine solche Wohnung bei Neuanmietung wäre z. B 12€. Würde ich die 4.000€ auf ein Festgeldkonto legen, bekomme ich derzeit dafür rund 2% also monatlich 6,66€, nach Abgeltungssteuer 5. Auch wenn ich 1,50/qm für Instandhaltung und Verwaltung rechne, die beim Mieter in der Nettomiete enthalten ist,

ist der Ertrag durch ersparte Miete 10,50 monatlich - der Ertrag von Festgeld 5€.

Weitere Aspekte:

  • Die Miete steigt - gerne durch Indexklauseln - damit wird die Rendite durch ersparte Miete regelmäßig steigen.
  • Die Preissteigerung der Wohnung durch Inflation bleibt steuerfrei (wenn ich nicht vor Anlauf von 2-3 Jahren verkaufe).
  • Ich bekomme überhaupt eine Wohnung, denn bei Mietwohnungen bin ich aktuell ein Bewerber unter vielen.
  • Einbauten darf ich machen, sie steigern den Wert und damit mein Vermögen.
  • Ich tilge regelmäßig und spare damit. Bei vollständiger Tilgung bin ich mietefrei
  • Ich habe Mitbestimmungsrechte, die ich als Mieter nicht habe.
  • Das soziale Milieu ist eher besser als das bei Mietern.

Bei Umzug kann ich die Wohnung verkaufen, den Preiszuwachs steuerfrei kassieren und habe damit das Kapital, mir an anderer Stelle eine dann teurere Wohnung zu kaufen.

Nachteil: Ich muss mich mit angemessenen Immobilienpreisen, Kaufvertrag, Teilungserklärung, eventuell Finanzierung auseinandersetzen - und werde politisch betrachtet zum Kapitalisten.

P.S.: Wenn ich nicht genügend Kapital habe, dann muss ich es mir leihen (20 Jahre fest 3,7%) - das kostet pro qm also mit 12,33 monatlich etwas mehr als die ersparte Miete. Ich sollte mich bei der Wohnungsgröße also so weit es geht bescheiden - aber das sollte ich als Mieter auch.

Zitat von Sonnenschein am 9. Dezember 2022, 17:14 Uhr

Hallo,

das Thema ist in einem anderen Thread hochgekocht und hier im Forum besteht dazu anscheinend Diskussionsbedarf.

Keine Ahnung von nichts, ein totes Pferd satteln und dann darauf hoffen, dass noch einer ˋne Münze einwirft, damit sich der Gaul noch mal erheben möge …

Made my day. 😎

Zitat von Tim am 10. Dezember 2022, 0:38 Uhr

Kommt auf die Größe und die Ausstattung an würde ich sagen, wie bei allen anderen Dingen auch.

Und da ist das Thema Status natürlich genauso präsent wie z.B. bei Autos. Ein Frugalist ist ja geübt darin sich davon frei zu machen. Daher sehe ich da keine Problem. Wenn man das gut durchdenkt und es zur Lebenssituation passt ist es eine lohnenswerte Investition. Nicht nur finanziell, sondern vor allem für die eigene Zufriedenheit.

Hallo @Tim,

passend auf den Punkt gebracht, genau so sehe ich das auch.

Zitat von Sonnenschein am 9. Dezember 2022, 17:14 Uhr

Hallo,

das Thema ist in einem anderen Thread hochgekocht und hier im Forum besteht dazu anscheinend Diskussionsbedarf.

Hallo @Sonnenschein,

zu dem Thema hatten wir schon in so vielen Threads Diskussionen, da sollte kein Diskussionsbedarf mehr vorhanden sein.

  1. Ich persönlich sehe das klassische Einfamilienhaus zur Eigennutzung inzwischen nur noch als reine Lifestyle / Konsumentscheidung.

Kannst du ja machen, sehen aber viele gut rechnende Häuslebesitzer völlig anders. Unser Nachbar hat das Einfamilienhaus gleicher Größe gemietet, Nebenkosten aufgrund der gestiegenen Energiekosten: + 900 Euro/Monat. Der ist dann doch mehr als nur ein bisschen neidisch auf unser fast Nullenergiehaus. Und wie soll er da günstiger wegkommen als Mieter.

2. Meiner Meinung nach wird das Thema Eigenheim gesellschaftlich emotional überhöht.

Verstehe ich nicht, lt Umfragen wollen die meisten was eigenes zum wohnen, ist ja auch verständlich. Und welches Thema ist ohne Emotionen?

3. Ich vertrete die Auffassung das ein eigenes Haus zur Lifestyleinflation verleitet. Ich beobachte materielles wetteifern insbesondere in der Nachbarschaft von  Neubausiedlungen.

Wie definierst du wetteifern? Es ist nun mal so das du im Eigenheim eine deutlich höhere Sicherheit in all deinen Investitionen hast. Haben gerade eine schöne elektrische Markise für satte 3000 Euro an die Wand schrauben lassen. Unser Mietnachbar ärgert sich schon seit Jahren über seinen zu kleinen Sonnenschirm, aber lohnt da die Investition wenn er in einem Jahr wegen z.B. Eigenbedarf gekündigt wird. Es ist doch einfach so, das ich im Eigenheim viel länger planen kann und investiertes Geld auch zu Wertsteigerungen führen kann. Und wie Tim unten geschrieben hat, gewetteifert wurde schon immer: Auto/Pool/Spielgeräte .... mußt ja nicht mitmachen.

Zur Erklärung wenn ich den Begriff Eigenheim verwende denke ich zwar eher an ein selbst genutztes Ein- oder Zweifamilienhäuser aber genau genommen zählt dazu ja jede Form der selbst genutzten Immobilie.

Also da sehe ich schon einen gehörigen Unterschied, im eigenen Häuschen treffe ich die Entscheidungen, bei der Eigentumswohnung muss mir da schon mehr wie 50 Prozent des ganzen Gebäudes gehören.

Investiere seit fast 20 Jahren in selbstgenutztes und vermietetes Wohneigentum, bisher immer mit besten Renditen (die Mietersparnis bzw. Die Mieteinnahmen waren immer höher wie Zins und Tilgung der Darlehn mit min 80 Prozent Fremdkapital. Aktuell wohnen wir für die nächsten 20 Jahre für rund 100 Euro Rückstellung im Monat im 295 m2 Eigenheim inklusive aller Nebenkosten für unsere Lifestylepsychose.