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Irgendwo zwischen finanzieller Halb-Freiheit und Burnout

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Lieber / Liebe kfulhrvkgv,

als Lehrer hast du eine gewisse Anzahl Unterrichtsstunden, aber das ist nicht deine Arbeitszeit. Es kommt ja noch einiges an Vorbereitung, Nachbereitung, Organisatorischem, Meetings und Absprachen, Zeugniserstellung, Formulare ausfüllen, Sprechstunden / Sprechtage, Fortbildungen, Fachsitzungen, Konferenzen, Schulfahrten, Wandertage planen, Emails schreiben, amtliche Verlautbarungen lesen, Schulaufgaben/Exen entwerfen, Aufsichten führen, Schulaufgaben / Exen / Hefte korrigieren, Papierkram im Allgemeinen etc. hinzu. Das ist jetzt nur so auf die Schnelle. Ich habe sicher noch viel vergessen ...

Man erwartet, dass du alle Aufgaben erfüllst, die so für die Klassen anfallen, die du mit deiner Stundenzahl eben betreust. Wie viele "Extraaufgaben" (s.o.) da anfallen, ist denen egal. Du machst das schon ...

Und ja: Über die Jahre und Jahrzehnte ist vieles dazugekommen / komplexer geworden. Viele haben ein falsches Bild von Schule, das von anno dunnemals stammt.

Ich sag mal so: An der Erfassung der wirklichen Arbeitszeit der Lehrer hat der "Dienstherr" immer wenig Interesse gezeigt. Warum wohl?

Zitat von Freiheitssucherin am 16. September 2022, 16:46 Uhr

...

  • Meine Pläne (Wofür das Geld?): Die Wunschvorstellung, deutlich früher in Ruhestand zu gehen, hat mir in den letzten Jahren sehr beim Sparen geholfen. Aber ist für mich, denke ich, nicht sehr realistisch. Allein die private Krankenversicherung (jetzt etwa 450 Euro) wäre ohne den Anteil des Staates noch teurer.  Und ich würde sie gern behalten. Aber weniger Stunden und das eine oder andere Sabbatjahr, das ist mein Ziel. Und Beziehungen und Hobbys reaktivieren. Endlich wieder wirklich "leben". Und was für den "alten Body" tun.                                                                                                                                                                                                                >Ich hätte gern einen Kompromiss: Zugleich Leben jetzt genießen / stressbedingten Erkrankungen vorbeugen und Zukunftsvorsorge / Vermögensaufbau nicht vernachlässigen
  • Mein Geldbedarf: Etwa 2.000 Euro pro Monat, wenn etwas Geld für Urlaub dabei sein soll. Einige Ausgaben (Auto, Schlüsselversicherung etc, sind berufsbedingt); Rücklagen für das Haus sind da nicht dabei.
  • Work-Life-Balance: Es ist wahr, man muss sich disziplinieren, dass man mit Teilzeit tatsächlich weniger arbeitet. Aber ich habe erste Schritte eingeleitet. Bin jetzt schon in zwei Vereinen angemeldet (Einer Sport, einer gesellschaftlich). Und in beides will ich mich mit Energie stürzen, um die Batterien wieder aufzuladen :-))

Also das ist ja ebenfalls viel Input... 😉
Mir sind hierbei einige Punkte aufgefallen, die ich persönlich etwas kritisch betrachte.

Du hast wenig Zeit und willst endlich wieder leben, zeitgleich hast Du dich in zwei Vereinen angemeldet, in welche Du dich mit Energie stürzen willst....
Hoffentlich "verzettelst" Du dich da nicht und kannst alles wirklich besser vereinbaren...

In gewisser Weise sehe ich da Parallelen zu mir.... Im Job war ich gut unterwegs und hatte meine 50 Stunden Woche (lt. Vertrag 39 Stunden). Zudem habe ich mir beruflich Gedanken gemacht, wie würde es weiter gehen wenn.... Also habe ich, um mich am Arbeitsmarkt besser platzieren zu können - abgesehen davon wollte ich eine neue Herausforderung und auch andere Leute kennen lernen - dazu entschlossen, eine Weiterbildung (Betriebswirt) zu machen.
Also habe ich das Büro zeitiger verlassen, um den Bürostuhl mit dem Vorlesungssaal zu tauschen - teilweise vier Abendlesungen in der Woche und an manchen Samstagen ebenfalls...

Du schreibst, dass Rücklagen für das Haus nicht dabei sind. Nachdem Du doch ziemlich Sicherheitsliebend bist und ich jetzt nichts gesehen habe, wie alt und in welchem Zustand das Haus ist, würde ich diesen Punkt langsam angehen.
Denn irgendwann kommen immer ungeplante Ausgaben und sei es nur eine neue Dachrinne oder sonstiges.

Auf alle Fälle wünsche ich Dir gutes Gelingen bei Deinen diversen Themen.

Ich verstehe das neben der Unterrichtszeit noch viele Aufgaben anfallen, aber auch die müssen bezahlt werden, oder bleiben liegen.

wahrscheinlich bin ich zu naiv.

ich würde auf jeden Fall nicht 80h arbeiten, nur 40h bezahlt bekommen und dann die bezahlten Arbeitsstunden reduzieren. Ich würde die unbezahlten reduzieren.

Das ist Problem des Arbeitgebers, wenn die Stunden nicht ausreichen.

@Lostoi,

das Pensum, das du da hattest, klingt hart. Ich darf mich nicht überfordern, das stimmt.

Aber in einem Verein bin ich schon ein Weilchen und der zweite hat mit einem Sport zu tun, bei dem ich super abschalten kann. Der damit verbundene Abendtermin ist ein wenig auch Kalkül: Ich weiß dann, ich muss dort hingehen, statt am Schreibtisch zu hängen und an meinen Stunden für den nächsten Tag noch mehr zu feilen. Dann ist eben Schluss. Gut genug!

Das Haus ist gut in Schuss. Ich habe das nicht bei meinem monatlichen "Grundbedarf" mit einbezogen, da ich nicht recht weiß, was ich da veranschlagen soll an Kosten. Für Reparaturen würde ich einfach Geld aus meinem Depot nehmen, wenn nötig. Oder würdest du mir da zu einem eigenen Topf/Konto raten? Manche rechnen sich da anscheinend viel aus / haben voll den Überblick mit Excel-Tabellen, aber dafür bin ich wohl zu doof...

@kfulhrvkgv,

du hast Recht, so SOLLTE man es tun. Aber glaub mir, es ist schwer, wenn zig Kollegen (jung, energiegeladen oder mit nur einem Korrekturfach oder begierig auf Karriere oder ganz einfach Schleimer oder Ja-Sager/Angsthasen) es einfach kritiklos tun. Man steht schon dumm da, wenn andere dann sagen: "Ich weiß nicht, was du hast. Ich mach das einfach so und so." Dann heißt es eben, du bist nicht organisiert genug, nicht belastbar, ein Weichei etc.

Da ist schon Druck da. Die wollen alle gut dastehen.

Und bei allen sozialen Berufen wird letztendlich ein gewissen Maß an Selbstausbeutung und Aufopferung mit eingepreist: "Aber tu es doch für die Kinder!" / "Es ist zu viel, aber ich muss es doch für die Kinder tun!"

@freiheitssucherin

Zu Deiner Frage:

Zu welcher Art von Therapie würdet ihr da konkret raten? Nach welchen Schlagwörtern müsste man da suchen? Oder gibt es namhaften Autoren etc, die sich damit befassen?

Ich habe über die Jahre vieles qeerbeet gelesen im Fachbereich Psychologie und Therapieformen und fand alles lehrreich und spannend. Viele Wege führen nach Rom. Tja, und genau dort liegt auch die Wiege der Kognitionspsychologie, nämlich der Stoizismus der Antike. Dazu gibt es einen eigenen Thread hier im Forum:

https://frugalisten.de/forum/topic/alles-zum-thema-stoizismus-erfahrungen-tipps-fragen/

Für mich wurde der Minimalismus im Außen (räumlich und digital) und Innerlichen sowie in der Folge der Stoizismus als Minimalismus der Geisteskontrolle zum Schlüssel, um mein Leben besser zu bewältigen. Damit könntest Du eventuell auch Deine Arbeit noch effizienter gestalten.

Liebe Grüße, Laura Maelle

@freiheitssucherin

Na dann ist ja gut, wenn Du den Sportverein zum abschalten nutzt. Ich wollte nur, weil es mir ins Auge fiel, kurz anmerken.

Wegen den Rücklagen kann ich Dir nicht wirklich viel sagen - hier gibt es genügend Immobilienbesitzer die auch vermieten und selbst nutzen und mehr Ahnung als ich haben.
Ich habe eine selbstgenutzte Eigentumswohnung und wir zahlen jährlich pro Quadratmeter 4 Euro in den Rücklagentopf.
Die Hausverwaltung kümmert sich hier um das Geld - zwecks Frage nach einem separaten Konto.
Vorteil bei mir - so sehe ich es zumindest - ist der Fall, dass ich direkt vom Bauträger gekauft habe und somit 2 Jahre Bauträgerhaftung noch Bestand. Aber seit dem ersten Jahr bilden wir eben schon Rücklagen. Denn irgendwann muss das Haus ja mal gestrichen werden oder was sonst noch so anfällt.

Also ich persönlich, nachdem ich immer gerne vom Worst-Case-Szenario ausgehe und darauf plane, würde schon monatlich einen gewissen Betrag auf die Seite legen.
Denn irgendwann müssen vielleicht neue Dachziegel drauf - oder das Dach einfach überprüft werden. Bei der Heizung ist irgendwas....
Nimm bspw. mal monatlich 50 Euro an - in 10 Jahren steht dann etwas an - dann hast Du schon einmal 6.000 Rücklagen und die Rechnung fällt nicht so gravierend ins Budget.
Ob Du dafür nun ein eigenes Konto verwendest, bleibt Deinem Gusto überlassen...

Ich habe bspw. in der Vergangenheit einmal einfach einen bestehenden Fonds-Sparvertrag um bspw. 100 Euro für eine geplante Anschaffung erhöht.
Als "Fleissaufgabe" habe ich mir dann nur zustäzlich notiert, wieviel Anteile für die 100 Euro gekauft wurden. Und natürlich auch entsprechende Zinszahlungen (es war ein thesaurierender Fonds).

Vielen Dank für die guten Tipps!

Du hast Recht, ich werde definitiv einen Rücklagentopf bilden. Und vielleicht gleich mit ETFs, die nehme ich mich schon lange vor.

Ich war bisher immer der Meinung gewesen, ich spare einfach, soviel ich kann, und alles was kommt, bezahle ich aus diesem einen Topf. Das ist aber wohl nicht der Weisheit letzter Schluss.

Vielleicht motiviert es mich sogar weiter, wenn ich mir ein ausgefeilteres System überlege.

Wie viele verschiedene Töpfe / Konten / Depots konnten habt ihr für euer Geld?

Zitat von Freiheitssucherin am 16. September 2022, 22:24 Uhr

Vielen Dank für die guten Tipps!

...
Vielleicht motiviert es mich sogar weiter, wenn ich mir ein ausgefeilteres System überlege.

Wie viele verschiedene Töpfe / Konten / Depots konnten habt ihr für euer Geld?

Tja....

Du hast ja schon ein Depot mit 160k - egal bei welcher Bank.

Ich persönlich bin ein Fan der ING (nein, ich arbeite dort nicht), da sie eine große Auswahl an Sparplänen haben (Aktien/ ETF und ETF Gebührenfrei - und diese schon ab 1 Euro).
Und daher zu Deiner Frage wegen der Anzahl an Töpfen/Konten/Depots...

Für meine normalen Cashflows habe ich seit über 30 Jahren zwei Girokonten (zumindest jetzt sind es 2, früher waren es bis zu 6).
Mein Hauptkonto, auf dem mein Gehalt eingeht und dann noch ein Unterkonto dazu. Meine sämtlichen Fixkosten (Wohnung, Telefon, GEZ, Autoversicherung usw.) habe ich auf den Monat runtergebrochen und zahle per Dauerauftrag den jeweiligen Monatsanteil auf das Unterkonto.
Auf das Unterkonto habe ich die verschiedene Verträge via Lastschrifteinzug laufen.
Das hat m.E. den Vorteil, dass ich nur ein Konto "im Blick" haben muss, ob dort genügend Liquidität vorhanden ist oder ich möglicherweise in den Dispo rutsche.

Bei der ING habe ich ein Verrechnungskonto, worauf jeden Monat per Dauerauftrag ein fixer Betrag für meine Sparpläne eingeht.
Wenn ich auf meinem Girokonto bspw. "mehr Geld" als benötigt liegen habe, dann überweise ich es auf das Verrechnungskonto.
Vom Verrechnungskonto gehen mehrere Sparpläne (Einzelaktien / ETF's) weg und somit auf das Depot.
Das Depot ist bei mir jedoch "unterteilt" (was ich auf einem einfachen Zettel bzw. Excelsheet mache).
Die Aktien-/ETF-Sparpläne sind bspw. mein Langfristiges Investment - das habe ich vor in frühestens 10 Jahren anzugreifen.
Und dann habe ich verschiedene Positionen die ich mit meinem sogenannten "Spielgeld" hinterlegt habe. Also ein Geld, das ich nicht wirklich benötige um irgendwelche Ideen / Spekulationen zu bedienen. Wenn es gut geht, dann freue ich mich über zusätzliche Gewinne / Gelder, die auf das Verrechnungskonto gehen.
Wenn ich falsch liege, dann ist zwar ein gewisser Verlust vorhanden - doch er "schmerzt" mich aufgrund der Spielgeldkategorie nicht so sehr und ich verbuche diesen Posten als "Lehrgeld / Investition in finanzielle Weiterbildung". 😉
Wenn ich jedoch "zuviel" Geld auf dem Verrechnungskonto habe, dann schiebe ich mitunter (sofern die Kurse gut sind) einen Betrag in bestehende Positionen meines Langfristigen Investments. Oder ich bilde eine Neue.
Das ist alles ein laufender Prozess.

Und jetzt muss ich nochmal Deinen damals erwähnten Punkt wegen "Blödsinn machen" aufgreifen.... 🙂

Ich habe mir bspw. vor einiger Zeit einige Coca Cola Aktien gekauft (und heute die gleiche Zahl nachgekauft).
Im Vergleich vor 2 Jahren sind sie natürlich 30 % teurer - aber ich habe es mir einfach eingebildet! ("Ich will jetzt Coca Cola Aktien haben!").
Auch wenn es nicht viele sind - aber sie wurden sofort in mein langfristiges Investment geschoben, denn ich habe einen HEIDENSPASS an den wenigen Stück!
Denn jedesmal wenn ich beim Einkaufen bin und jemand Cola (Sprite) in seinem Einkaufswagen liegen hat - oder ich Leute auf der Strasse mit Cola sehe - dann bedeutet das Umsatz und meine Aktien werfen eine Dividende ab.

Von daher "spare nicht soviel Du nur kannst" sondern hab auch etwas vom Leben, mach verrückte/blödsinnige Dinge und hab Spass.
Denn bekanntlich hat das letzte Hemd, das man trägt, keine Taschen... 😉

Liebe Freiheitssucherin,

als Lehrerin kannst du jedes Schuljahr neu entscheiden, ob du irgendwo zwischen 50 und 100% arbeitest. Finanziell bist du sehr gut aufgestellt - selbst bei 50% dürftest du mit Kapitaleinkünften noch über 2000€ haben. In knapp drei Jahren könntest du im Sabbatjahr sein und dann ganz ohne berufliche Verpflichtungen auf dein Leben blicken und wieder „richtig“ leben. Was hält dich also wirklich davon ab? Gewohnheit und Routine, die Angst vor Neuem? Am Ende bereut man nicht die Dinge, die man gemacht hat, sondern die Dinge, die man nicht gemacht hat. Und ganz wichtig ist auch der zweite Punkt hier: https://www.welt.de/vermischtes/article13851651/Fuenf-Dinge-die-Sterbende-am-meisten-bedauern.html

Am Ende dürfen ein paar Jahre mit viel Teilzeit (in welchem Modus auch immer) finanziell gar nicht so sehr ins Gewicht fallen. Also trau dich!

Zitat von Freiheitssucherin am 16. September 2022, 16:46 Uhr
  • Ich hätte gern einen Kompromiss: Zugleich Leben jetzt genießen / stressbedingten Erkrankungen vorbeugen und Zukunftsvorsorge / Vermögensaufbau nicht vernachlässigen
  • Einige von euch raten mir, an mir selbst zu arbeiten. Das finde ich sinnvoll. Aber Reha (Bekommt man die heute noch leicht?) kommt für mich nur in Frage, wenn unbedingt nötig. Denn die Kollegen müssen das auffangen, eine Vertretung wird eher nicht kommen. Und: Man will nicht unbedingt als die Kollegin bekannt sein, die psychische Probleme hat. Niemand würde dich da triezen, aber es wäre nicht gut für den Ruf.  Denn eins ist klar: Die Schüler / Eltern erfahren das über Kollegen immer. (Ich frage mich, ob es Wege gibt, die weniger einschneidend oder blamabel sind.) Zu welcher Art von Therapie würdet ihr da konkret raten? Nach welchen Schlagwörtern müsste man da suchen? Oder gibt es namhaften Autoren etc, die sich damit befassen?

@freiheitssucherin: die Frage ist wie man unbedingt nötig definiert, nachdem was ich von Dir gelesen habe bist Du bereits an dem Punkt. Selbst schätzt man das oft anders ein. Ich war damals auch erst an dem Punkt an dem ich einen Hörsturz hatte und meine Freunde und Kollegen haben mir schon lange davor geraten mal eine Auszeit zu nehmen. Wenn Du erstmal einen richtigen Burn Out hast dauert es sehr viel länger wieder Tritt zu fassen als wenn Du mal 4-6 Wochen eine Reha machst.

Du kannst die Reha auch in die Ferien legen, das kann man selbst bestimmen wann man die machen will. Dann benötigst Du wahrscheinlich keine Vertretung. Ein bisschen beschäftigen muss man sich schon mit dem Antrag und klar und deutlich die Problemfelder formulieren, da kann der Hausarzt bei helfen. Meine Rehas sind bisher alle sofort genehmigt worden. Du musst auch niemandem sagen warum Du eine Reha machst. Bei mir wusste das auch keiner abgesehen bei den Krankheiten wo es offensichtlich war. Gerade im Berufsfeld Lehrer soll es doch sehr viele Burn Outs geben, wird das in dem Kreis nicht akzeptiert, das wundert mich.

Psychische Probleme ist relativ, im Grunde genommen hat die jeder, mal mehr mal weniger. Es geht ja um Vorbeugung, die Gesundheit ist das wichtigste Gut. Da würde ich nicht so viel auf die Meinung anderer geben, denn es ist Dein Leben.

Aber ich will Dich hier nicht "überreden", wenn Du sagst es ist alles takko und etwas Sport und Verein reichen, dann ist ja alles gut.

Liebe Freiheitssucherin,

ich war hier längere Zeit stiller Mitleser, aber dein Beitrag hat den Ausschlag gegeben, mich hier anzumelden. Grund: ich bin Kollege und erkenne einiges wieder, was mich auch beschäftigt hat, jetzt allerdings deutlich weniger. Hier ein paar Ideen:

  • Teilzeit: mach dir bewusst, dass wir ein linear-progressives Steuersystem haben. Wenn du auf 70% reduzierst, erhältst du dennoch 80% des Vollgehaltes. Allerdings Achtung vor der Teilzeitfalle: dann musst du sicherstellen, dass es auch tatsächlich weniger Arbeit wird. Teilzeit oder Vollzeit oder Elternabende: da ist man immer voll da. Also muss du anderswo einsparen. Viele Schulen ermöglichen ja einen freien Tag ab einem gewissen Teildeputat. Der könnte dir eine Auszeit geben für Erholung oder auch neue Impulse (Sport, Musik, Malen, etc.)
  • Effizienter Arbeiten: das hängt natürlich stark von Fächern, Schultyp, etc. ab. Ich habe in meinem Nebenfach, wo gar keine Mindestanzahl von Klassenarbeiten vorgeschrieben ist, aber i.d.R. zwei pro Jahr geschrieben werden, auf eine reduziert. Läuft gut. Oder du schreibst eben kürzere Klassenarbeiten. Viele Kollegen schreiben doppelstündige Arbeiten und quälen sich unnötig, das kann man auch auf sechzig Minuten runterfahren. Habe ich mittlerweile alles getestet. Ergebnis: die Schüler schneiden auch nicht schlechter oder besser ab. Sammle die Hausaufgaben einmal weniger ein. Mach auch mal "Unterricht aus der Dose".
  • Sabbaticals: hängt viel vom Bundesland ab. Ist dir klar, dass eventuell die Option besteht, Sabbaticals anzusparen und dann früher in Pension zu gehen?
  • Ruhegehalt: mir scheint, dass du bisher keinen wirklichen Überblick hast, kann das sein? Mein Bundesland bietet einen "Versorgungsrechner" an, mit dessen Hilfe man dutzende Varianten durchkalkulieren kann. Mach das, sofern möglich, dann siehst du klarer.
  • Reha: mir war klar, dass das Argument "Aber dann müssen die Kollegen einspringen" kommt. Kommt immer von den Pflichtbewussten, die man gerne zum Einspringen missbraucht und bei Beförderungen dann gerne übersieht. Ganz ehrlich? Scheiß drauf. Wie viele Kolleginnen musstest du in deinem Lehrerleben vertreten wegen Schwangerschaft? Da siehste. Da kannst du auch mal vier Wochen fehlen wegen Burnout.
  • Versetzung: schwierig. Ich habe mich  vor zwei Jahren versetzen lassen und pendle jetzt sechs U-Bahn-Minuten statt 35 Autominuten. Ein Traum. Ja, man "verliert" sein altes Standing im neuen Kollegium. Man muss sich aber kein neues erarbeiten, man kann einfach sein Ding durchziehen, falls man will. Niemand kennt dich dort und du bist erst mal niemandem Dank schuldig. Niemand wird sich fragen: "Vor zwei Jahren hat sie aber noch x und y gemacht und jetzt gar nix." Jetzt kannst du viel selbstbestimmter eine neue Rolle einnehmen. Eine Rolle, wo du auch mal "Nö" sagen kannst.

Toi toi toi für deine weiteren Entscheidungen!

Viele ausgebrannte Lehrer/innen meiden Aufsätze als Aufgabe für die Sprachklassen, weil das viel zu korrigieren gibt. Aber gerade das würde ich nicht tun, sondern lieber die Schüler mit besseren Korrekturprogrammen arbeiten lassen, wo ein Großteil der Rechtschreibung erkannt wird. Dadurch werden zwar nicht alle Fehler erkannt, vor allem grammatikalisch und stilistisch nicht, aber wenn man den Sprachschülern eigenständige Aufgaben übertragt, wie z. B. auch Bücher in der jeweiligen Sprache zu lesen, werden sie insgesamt besser werden, ohne dass der Lehrer alles fortwährend durchsieht.

Liebe Grüße, Laura Maelle

Hallo!

 

Ich hab nicht alle Beiträge gelesen, aber ich persönlich bin mit folgender Strategie sehr gut gefahren:

Deutlich Stunden reduzieren. 3-Tage-Woche, ca. 22 h . Oder 5 Tage nur vormittags arbeiten. Mein Teilzeitvertrag war auf 2 Jahre befristet. Danach hätte ich wieder Vollzeit arbeiten können. In den 2 Jahren erkennst Du aber ob Du mit dem weniger Geld trotzdem aus kommst.

Ich bin sehr gut mit dem reduzierten Geld ausgekommen. Mein Stimmung war deutlich besser, da weniger Arbeit. Ich bin nicht mehr zurück in die Vollzeitbeschäftigung. Mir war das Mehr an Freizeit deutlich mehr wert als hunderte Euros mehr an Gehalt.

Man benötigt viel weniger Geld wie das man vermutet.

Und So wie ich das gelesen habe bist Du dich schon ganz gut finanziell aufgestellt.

Grüße,

Frisa

Der Fall 2 in diesem Video wäre auch passend hier:

Rubikon-Video: majastorch - ZRM-Training https://youtu.be/ideJm4BsskA

Und hier zur Selbsteinschätzung das ZRM-Online-Tool - Uni Zürich (kostenlos) https://zrm.ch/zrm-online-tool-deutsch

Liebe Grüße, Laura Maelle
Zitat von Freiheitssucherin am 16. September 2022, 16:46 Uhr
  • Monatliche Erträge meiner vermieteten Immobilien: etwa 700 Euro (Hoffe, ich habe richtig gerechnet. Habe von den Mieteinnahmen die Nebenkosten abgezogen, die ich nicht umlegen kann, und sämtliche Steuern.) Ich stelle fest, dass es sich nicht so lohnt.

Kann man so nicht beurteilen.

Um zu beurteilen, ob sich das lohnt, müsste man deutlich mehr über die Immos wissen, wie zB.

  • Finanzierung
  • Wert
  • Investitionsrücklagen
  • Investitionsstau
  • Wertzuwachs über Haltezeitraum
  • aktuelle Miete im Vergleich zum Mietspiegel ...

Ich vermute aber, Du verspürst derzeit wenig Lust dazu, Dich damit so eindringlich zu beschäftigen.

Tendentiell dürfte es aber so sein, dass Du über die letzten 10 Jahre zumindest Buchgewinne eingefahren hast, auch wenn der Cash-flow niedrig gewesen sein mag. Die Buchgewinne müsstest Du aber auf die 700€ mtl. draufrechnen bzw. würden bei Verkauf der Immo ja offensichtlich. Voraussetzung dafür ist ein halbwegs intakter Zustand und eine Mieteinnahme von mindestens 90% der ortsüblichen Vergleichsmiete.

Zitat von Freiheitssucherin am 14. September 2022, 21:30 Uhr

Frage: Findet ihr es falsch, dass ich mich versetzen lasse, um Zeit und Geld (wohl 150 Euro im Monat) zu sparen, obwohl ich mich speziell an dieser Schule wohl fühle und die Schulleitung großartig ist? Ich bin da anerkannt und meine Stimme gilt etwas. Die Kollegen und Schüler sind sehr nett. Aber das Pendeln zermürbt natürlich und raubt mir noch mehr Zeit. Und die gesparten Kosten erlauben mir schon fast 2Stunden Reduktion mehr. Aber wenn es mir an der anderen Schule nicht gefällt, bin ich dann wirklich glücklicher? Natürlich kenne ich an den Schulen, die in Frage kommen, schon einzelne nette Kollegen, so ist es jetzt auch nicht....

Was würdet ihr tun?

Meine Frau ist Lehrerin und hat sich versetzen lassen, weil wir umgezogen sind und sie jetzt zu Fuß zur Schule gehen kann. An der alten Schule hat sie sich sehr wohlgefühlt, aber sie hätte ca. 30 Minuten Fahrzeit gehabt. Objektiv und im Vorfeld war der Wechsel natürlich naheliegend und richtig.

Allerdings fühlte sie sich an der neuen Schule nicht sehr wohl (unsympathisches und desinteressiertes Kollegium), so dass sie es oft bereute. Inzwischen, nach 4 Jahren, geht es besser.

Eine Bekannte fährt ca. 40 Minuten jeden Morgen und sie zieht einen Wechsel nur wegen der Fahrzeit nicht in Betracht, weil sie sich an der Schule sehr wohlfühlt.

Insofern denke ich, dass du dir deinen Wechsel wirklich gut überlegen solltest. 30 Minuten Fahrzeit finde ich noch akzeptabel.

In seinem Buch "Wann sind wir wirklich zufrieden" untersuchte Martin Schröder, dass Pendeln keine oder nur eine geringe Auswirkung auf die Lebenszufriedenheit hat, außer man pendelt mehr als 80 km oder mehr als 2 Stunden (beide Fahrtstrecken zusammen).

Eine "normale" Fahrzeit, wie 30 min, kann auch sehr entspannend sein. Ich bin 21 Jahre gependelt. Habe abgeschaltet und Musik gehört. Und mir den Wald angesehen....

8 Jahre war ich in 10 min zu Fuß zu Hause. Empfand ich als zu schnell..... mir viel die Decke zu Hause auf den Kopf. Einer Kollegin ging es damals ähnlich. Sie sagte.... ich fahre erst noch 3 Mal um den Block.....

Ein gutes Team würde ich nicht verlassen!

Sehe ich auch so. Aber mehr schreibe ich jetzt nicht speziell dazu, da sich die TE seit mehreren Tagen nicht mehr gemeldet hat.

Liebe Grüße, Laura Maelle

Hier bin ich wieder. Ich habe es leider nicht geschafft, mich letzte Woche zu melden, weil wir tatsächlich einen Schaden am Haus hatten und uns das ziemlich in Anspruch genommen hat. Und wie die Dinge gerade liegen, kommt ungern ein Handwerker für Reparaturen. Viele wollen nur noch Großaufträge. Jetzt haben wir möglicherweise jemanden. Drückt uns die Daumen!

Vielen Dank derweil für die vielen guten Gedanken! Wie schön, dass sich auch Kollegen zu Wort melden!

Ich habe die Woche über festgestellt, dass ich auch mit einigen Stunden weniger immer noch gut zu tun habe, aber es sind nur zwei Tage, an denen ich richtig kaputt nach Hause komme (früher waren es eher drei, jetzt sind es zwei.) Ich habe an den restlichen Tagen aber mehr Freistunden dazwischen. So ganz toll ist mein Stundenplan leider nicht... Aber ich kann durchatmen oder lästigen Papierkram abarbeiten, statt in die nächste Stunde zu hetzen, wie es mit mehr Stunden gewesen wäre.

Aber ich bin gespannt, ob ich mit meiner minimalen Reduzierung irgendeinen spürbaren Effekt fühle von wegen weniger Korrekturen.

@luxander: Tatsächlich habe ich dieses Buch. Ich muss es dringend mal wieder zu Hand nehmen. Danke für die Erinnerung!

@ MFZ73: du hast völlig Recht damit, dass mich das überfordert. Ich habe jetzt erst die Formulare für die Grundsteuer erledigt und bin heilfroh, dass es vorbei ist. Die Idee, mit Hilfe von Sabbatjahren ein/zwei Jahre früher in Pension zu gehen, gefällt mir sehr. Das ist seit Jahren mein fester Plan!

Was Schulaufgabenlängen angeht, ich tue da nie mehr als nötig. Das wäre ja verrückt. In Dinge wie Ruhegehalt etc. habe ich mich bisher tatsächlich viel zu wenig eingelesen. Wobei ich ganz laienhaft davon ausgehe, dass ich mir im Prinzip erlauben kann, das weniger an Pension zu bekommen, was ich an Mieteinnahmen oder Dividenden (nach Steuern) mehr kriege. Ist doch so, oder?

Ich komme an der alten Schule gut zurecht, aber einige meiner "Liebsten" gehen in den nächsten Jahren in Pension. An jeder der zwei in Frage kommenden neuen Schulen kenne ich schon ein/zwei richtig nette Leute. Ich würde es wie du sehen: Arbeit solide machen, aber nicht mehr so viel extra Mist. Eben nur noch Job.

@ RagnarDanneskjoeld: Toll, dass du hier bist und vielen Dank für das ausführliche Feedback aus Kollegensicht! Das mit dem Steuersystem hatte ich wohl verdrängt, aber stimmt!

@konsument: Mir ist auf einer rationalen Ebene klar, dass du hier vollkommen Recht hast. Ich muss Dinge ändern, und zwar grundlegend und werde das kaum allein schaffen. Ich werde mich mal erkundigen, wie das ist und was man da tun muss.

@Laura Maelle: Hab da mal kurz reingeschaut. Fand ich echt geil! Vielen, vielen Dank! Ich glaube, da werde ich noch häufiger damit arbeiten. Das könnte mir wirklich helfen, auf neue GEdanken zu kommen.

 

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