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Ich bin dann mal auch da...

Hallo Gemeinde,

ich bin durch Zufall hier gelandet. Ich weiß schon lange, dass ich nicht viel brauche um Freude am Leben zu haben. Ne gute Brotzeit, ein kühles Bier...Familie, Freunde, Hobby. So weit so gut, dem ewigen, ständigen Konsum hab ich mich bereits entzogen. Sicherlich habe ich noch großes Sparpotential, meine Quote liegt im Moment bei ca. 50 % - allerdings nur grob geschätzt, da ich meine Zahlen nicht immer konkret abbilden kann (Selbständigkeit). Ich lebe nach dem Motto jede Ausgabe tut weh, und ich investiere (beruflich) nur das was ich auch brauche. Kein Leasing, keine Investitionen um Steuern zu sparen (wenn ich etwas kaufe um Steuern zu sparen ist das Geld ja trotzdem weg).

Zu ein, zwei oder auch drei Themen würde ich gerne eure Meinung erfragen - ich bin was Investments anbelangt relativ unerfahren.

- Rentenversicherung: Als Selbständiger zahle ich "freiwillig" den Regelbeitrag von ca. 580 € (2019) - diese Aufwendungen kann ich zu 80 % von meinem zu versteuerndem Einkommen abziehen (Gewinn aus meiner Selbständigkeit in den letzten 3 Jahren zwischen 70- und 110.000 €). Macht es Sinn aus der Rentenversicherung auszusteigen? Dafür müsste ich jemanden sozialversicherungspflichtig beschäftigen (meine Frau). Somit hätte ich "linke Tasche - rechte Tasche". (Ich rechne aber so: Ich kann zwar den Lohn voll abziehen, muss ihn am Ende bei gemeinsamer Veranlagung aber doch wieder versteuern.) So: Diese "gesparten" 580 € könnte ich ja anderswo investieren ETFs oder (mir sympathischer) in Immobilien zum Vermögensaufbau (gewohnt wird immer). Wie seht ihr das?

 

- Barvermögen: Momentan habe ich mit meiner Frau zusammen ein Barvermögen von rund 120.000 €, das auf diversen Girokonten der Inflation ausgesetzt ist. Das ist natürlich nicht Sinn und Zweck. Aktuell liebäugle ich mit einem Teil des Geldes eine kleine Immobilie nahe des Stadtzentrum von Nürnberg zu erwerben. Gestehungskosten inkl. Erwerbsnebenkosten ca. 81-85.000 € (je nach Preisverhandlung). Mieteinnahme Netto 340 € mtl. (davon bleiben ca. 310 € nach Abzug der nicht umlagefähigen Kosten übrig) somit hätte ich hier eine Rendite von 4,4 - 4,6 % (netto vor Steuern). Mein Ausfallrisiko sehe ich hier recht gering - die Kapitalbindung ist bei Immobilien natürlich recht hoch. Den Mietertrag würde ich wieder reinvestieren, am liebsten in ETFs - gibts da welche, die Unternehmen abbilden die nicht in Europa (Eurozone) aktiv sind und interessant wären? Ich hab diesbezüglich leider (noch) keine Ahnung. Europa ist für mich aufgrund der immer noch anhaltenden Niedrigzinspolitik nicht interessant und ich habe nicht das Gefühl, dass es in absehbarer Zeit eine Zinswende geben wird. Falls doch ist wohl unser ganzes System und somit auch unser Vermögen bedroht (oder seh ich da etwas falsch?)

 

Naja viel Text. Ich hoffe ihr habt es bis zum Ende ausgehalten. Ich freu mich auf Eure Meinungen.

 

Grüße Jo

Ich lebe nach dem Motto jede Ausgabe tut weh, und ich investiere (beruflich) nur das was ich auch brauche. Kein Leasing, keine Investitionen um Steuern zu sparen (wenn ich etwas kaufe um Steuern zu sparen ist das Geld ja trotzdem weg).

 

Schon für diese Aussage ein dickes Lob von mir.
Wenn nur die Hälfte meiner Mandanten das verstehen würden...
Nein, stattdessen würde man sich am lieben eine 2. Wohnung miete, für mehr Werbungskosten, um Steuer zu "sparen". Am Ende gibt man 4.000 EUR aus und "spart" 950 EUR Steuern, juhu!

Herzlich willkommen 🙂

Hallo Midora,

du hast schon recht, vielen wollen einfach nur Steuern sparen - koste es was es wolle. Vielleicht müssten wir alle weniger Steuern zahlen, wenn alle das abführen würden was sie sollten.

Meine Steuererklärung ist zum Glück mehr als überschaubar. Buchhaltung und Bilanz mach mein Steuerberater. Das wars.

Ich freu mich weiterhin über Tipps und Meinungen.

Hallo @jobojunior,

Zum Thema Rentenversicherung: Ich stehe diesem Thema sehr skeptisch gegenüber, denn unser deutsches Rentenmodell hat einige ganz gravierende Rechenfehler. 1. Fast alle Berufsgruppen mit hohem Einkommen zahlen nicht ein, z.B. Zahnärzte, Rechtsanwälte, Architekten, Beamte, Abgeordnete, Professoren, Unternehmer. 2. Es gibt keine Verzinsung wie beispielsweise beim schwedischen Modell. Es wird immer nur das verteilt, was aktuell eingezahlt wird. 3. Der demographische Wandel lässt die Renten automatisch immer weiter zusammenschrumpfen.
Selbst wenn du steuerliche Vergünstigungen und staatliche Zuschüsse bekommst, je nachdem wie lange du noch bis zur Rente hast, wirst du kaum einen akzeptablen Betrag herausbekommen - gemessen an dem was du eingezahlt hast. Wenn der Staat nicht irgendwann mit Steuergeldern zuzahlt oder das System komplett umbaut, zahlst du am Ende drauf. Das ist aufgrund der genannten Punkt vorprogrammiert. Aber auf den Staat würde ich mich nicht verlassen. Das System ist ein Fass ohne Boden. Wenn du die Möglichkeit hast da raus zu kommen, dann nutze sie und lege dein Geld privat an. Du hast am Ende höchstwahrscheinlich mehr davon.

Barvermögen: Warum willst du nicht in europäische Aktien investieren? Wenn du in ETFs investieren willst, dann legst du dein Geld indirekt in Aktien an. Niedrige Zinsen sind für Aktien immer gut, die profitieren davon. Die deutschen Aktien sind derzeit so günstig wie lange nicht. Wir haben bei vielen namhaften Unternehmen bereits wieder einstellige KGVs, da kann man kaum etwas falsch machen. In den USA würde ich derzeit nicht investieren, denn die steigenden Zinsen würgen die Aktienmärkte ab. Auch die Emerging Markets sind aktuell keine gute Idee, aufgrund der abflauenden Weltkonjunktur. Sie werden stärker zu leiden haben, als die westlichen Industrienationen. Darüber hinaus macht China der Handelsstreit mehr zu schaffen als den USA. Wo willst du da investieren? Mein klarer Favorit sind daher deutsche Aktien - gute Unternehmen zu günstigen Preisen 😉

Hallo Jo,

ich würde die freiwilligen Rentenbeiträge weiterhin zahlen denn genauso wie viele nicht verstehen, was es mit "von der Steuer absetzen" zu tun hat und der Meinung sind das Finanzamt zahlt Ihnen das Spritgeld und die Zweitwohnung, so kapieren viele auch nicht das Umlagemodell der Rentenversicherung.

Klar, viele Selbständige und Freiberufler zahlen gar nicht erst in die Rentenversicherung ein; aber was bekommen die Personengruppen später von der Rentenversicherung: NICHTS!

Durch das Umlagesystem sind die Renten solange gesichert, wie es auch Beitragspflichtige gibt; also auf unbestimmte Zeit bis in weite weite Zukunft.

Sicher kannst du durch eigenes Anlegen der Beiträge in Aktien/Fonts etc. NACH BISHERIGEN ERFAHRUNGEN mehr Rendite erwirtschaften. Aber wird das auch für die nächsten Dekaden gelten? Wahrscheinlich schon. Dennoch, wie stehst du da, wenn die Kurse kurz vor oder während deines Ruhestandes zur Hälfte einbrechen. Wie stehst du da, wenn es zu einer starken Inflation kommt (siehe Türkei, Russland)? Wahrscheinlich steigen die Aktienanlagen auch mit der Inflation, aber wer weiß schon ob es so bleibt. Sonst schmelzen die Gewinne auch schnell wieder weg.

All das hast du beim Umlagesystem der gesetzlichen Rente nicht. Selbst wenn es zu einer starken Inflation kommt da das jetzt eingezahlte Geld direkt nächsten Monat an die Rentner geht.

Bedenke auch die Vorteile bei der gesetzlichen Krankenversicherung wenn du Einkünfte aus der gesetzlichen Rente kassierst.

Die Frage ist, wie sich das Rentenniveau hält aufgrund der demographischen Entwicklung. Das sehe ich aber weniger pessimistisch. Viele EU-Bürger aus dem Osten kommen hierher und füllen die Lücken die durch unsere Überalterung entstehen.

Deshalb würde ich einen Mix aus gesetzlicher Rente, aus Kapitalerträgen durch Anlage in ETFs und Aktien sowie durch Mieteinnahmen aus der Wohnung, die du dir anschaffen willst, vorziehen, statt alles in (deutsche) Aktien zu stecken.

Was viele auch übersehen: Du kannst die Aktienanlage noch so sehr streuen; durch Welt-ETFs auf tausende Unternehmen. Es bleiben immer Aktien, also ein einziges Klumpenrisiko. Fügst du Immos hinzu, kann eine starke weltweite Rezession dir nur noch bedingt schaden. Und wie gesagt: Aus dem Topf der gesetzlichen Rente würde dir dann auch noch ein Teil, durch das Umlagesystem unabhängig von Rezessionen, zufließen.

Vielen Dank für Eure Meinungen.

Die Meinung  - ich zahl lieber nichts in die RV ein, weil ich mal eh nichts bekomme hört man ja oft genug. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine Alternative zum System der gesetzlichen RV gibt - außer natürlich, dass jeder individuell für sich darüber hinaus für sich vorsorgen muss oder sollte.

Ich seh es so: Meine Beiträge zur RV belaufen sich auf ca. 7.000 € p. a. - davon darf ich 80% steuerlich geltend machen. Bei einem derzeitigen Grenzsteuersatz von +/- 41 % (zu versteuerndes Einkommen von 86000 €) macht das einen "steuerlichen Vorteil" von rund 2400 € p.a. aus (Im Vergleich zu 91.000 zu versteuerndem Einkommen)  - d. h. die RV kostet mich effektiv also "nur" 4.500 €.  Mir ist auch bewusst, dass ich die Renteneinnahmen hintenraus auch versteuern muss, allerdings gehe ich von deutlich weniger als 40 % aus.

Nach Steuern bleiben ca. 66.800 € (91.000 zu verst. EK) bzw. 64.000 € (86.000 € zu verst. EK übrig), macht ein Delta von "nur" 2.800 € das ich "anderweitig" investieren könnte.

Aktuell gehe ich wenn ich weiterhin bis zum Renteneintritt einzahle (noch knapp 30 Jahre) von einer Rente (Stand heute) von ca. 1.300 € aus - wie hoch die 2049 ist kann man jetzt ja schlecht sagen, aber ich vermute oder hoffe doch etwas höher.

Das Modell "linke Tasche - rechte Tasche" um die gesetzliche RV von der Backe zu haben sorgt mMn nicht für einen großen Steuer bzw. Einkommensvorteil. Meine Frau ist selbst sozialversicherungspflichtig in Teilzeit berufstätig.

Was Investitionen angeht: Ich habe die Sorge, dass das Finanzsystem in Europa wohl mittelfristig einbrechen, oder kollabieren wird - die Zeche zahlen dann wir Bürger mit unserem Vermögen. Ich selbst komme aus der Finanz- und Immobilienbranche und habe einen (wenn auch eher oberflächlichen) Einblick was da gerade so passiert. Grundsätzlich sehe ich auch viele Immobilien als überbewertet an. Der Sachwert bleibt aber bestehen und auch hier ist die Entwicklung in der Langzeitbetrachtung sehr wertbeständig (ich rechne mit einer Marktkorrektur von ca. 20-30%). Bei den Aktienmärkten gehe ich von einem deutlich höheren Einbruch aus, nur weiß man nicht wann und ob das passieren wird. Ohne oder mit nur wenig Femdmitteln sehe ich eine Investition in Immobilien als Portfoliobeimischung zum Vermögensaufbau eher positiv.

Interessant wären vielleicht Fremdwährungen (oder Aktien von dort ansässigen Unternehmen, die Produkte herstellen, die in 10 Jahren immer noch gebraucht werden) von etwas "unabhängigeren" Ländern. Kanada, Australien, Neuseeland, Schweiz, Britische Pfund...das sehe ich aber eher unter dem Aspekt "Vermögenssicherung". Den günstigen Einstiegszeitpunkt in die ETFs hab ich ja wohl schon verpasst...

 

Vielleicht bin ich einfach auch nur zu verunsichert. Ich hoff ich hab mir hier nicht zuviel Unfug zusammengedichtet.

@jobojunior

Fremdwährungen sind hochriskant, da ihre Entwicklung selbst für Profis absolut unberechenbar ist. Bei Aktien hast du selbst mit der aller einfachsten Buy-and-Hold Strategie eine Rendite von durchschnittlich 5 bis 6 % zu erwarten. Wenn du saisonal investierst dann sogar 9%. Das Britische Pfund ist aktuell ein absolutes "Nogo". Der Brexit wird dem Land noch schwer zusetzen. Wenn du in Fremdwährungen investieren willst, kannst du auch gleich Roulette spielen. Sorry, aber ich muss dich davor warnen. Der Euro ist entgegen aller Unkenrufe eines der sichersten Währungen der Welt. Die Bundesanleihen sind nicht umsonst so niedrig verzinst, sondern weil Deutschland eine ausgezeichnete Bonität besitzt (Zinsen sind immer ein Gradmesser für das Ausfallrisiko). Wie könnte denn das schlimmste Szenario aussehen? Die Südeuropäer könnten vielleicht ihre Anleihen nicht mehr bedienen. Selbst wenn die EZB ihren Politik ändert und der Euro auseinander brechen sollte, dann wird Deutschland im schlimmsten Fall zur DM zurückkehren oder es wird einen Rest-Euro geben. Das ist aber für den Privatanleger kein allzu großer Beinbruch, denn die deutsche Wirtschaftskraft wird nicht von heute auf morgen verschwinden. Hier herrscht eine unbegründete Skepsis und z.T. Hysterie. Wenn du absolut auf Nummer sicher gehen willst, dann leg dir Bargeld in ein Bankschließfach. Sicherer geht es nicht.

Und nochmal, die Aktien sind aktuell sehr preiswert. Warum solltest du den günstigen Einstiegszeitpunkt verpasst haben? Es geht da ums kontinuierliche Investieren. Den perfekten Einstiegszeitpunkt kann niemand erwischen (außer Herr Zufall).

Wie wäre es mit einem ETF auf den MSCI, der bildet weltweit Unternehmen ab.

Ich bin allerdings ein Fan von Aktien,  hauptsächlich deutsche,  ein paar US-amerikanische,  europäische,  kanadische.  Alle Neukäufe mit hohen Dividendenrenditen.

Der Markt ist aktuell so billig wie lange nicht mehr,  sprich hohe Dividendenrenditen und niedrige KGVs.

Danke für eur beiden Meinungen. Ich bin wohl zu sehr risikoavers - wichtig ist wohl eine gute Streuung. Ich werde mich mal etwas intensiver mit dem Thema ETF beschäftigen (müssen).

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weniger ist mehr...

Hallo Frugmas,

ja das ist schon so bisschen mein Problem. Wenn man sich mal intensiver mit den aktuellen Finanzpolitischen Vorgängen beschäftigt kann einem schon Angst und Bange werden. Entweder die Nullzinspolitik bleibt uns noch 20 Jahre erhalten, oder das System wird bei einer Zinserhöhung in die Knie gehen. Genau diese zwei Varianten gibt es. Jetzt ist nur die Frage - an welche der Varianten glaubt man und welches Investment ist für beide Szenarien geeignet? 50 % Immobilie, 30 % ETF, 20 % Edelmetalle (Zuhause im Tresor).

Man neigt ja immer dazu, sich einzureden, man hätte den idealen Zeitpunkt um zu investieren verpasst und wartet deshalb auf einen besseren. So geht es mir, würde ich behaupten. Dabei Arbeitet ja die Zeit für uns - egal ob 4 % Rendite oder 7 %. Den Verlust von einem Jahr "Nichtinvestment" holt man nie mehr auf. Das schlimme dabei, mir ist Geld an und für sich egal - aber leider brauch ich ja welches.