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Hab mein Ziel zu 35% erreicht

Seit ca. einem Jahr bin ich begeisterte aber stille Mitleserin des Blogs. Nun dachte ich, es ist an der Zeit, mich auch mal vorzustellen und vielleicht aktiver mitzumachen.

Also:

Bin jetzt Mitte 40 und lebe mit meinem Partner zusammen im kleinen Reihenhäuschen. Sind also ein DINK-Paar. Ich arbeite nach einem Studium im Mint-Bereich bei einem größeren Unternehmen im Bereich Industriedienstleistungen. Gestartet ins Berufsleben mit 28 Jahren und ein paar Schulden. Die ersten 5 Jahre habe ich gebraucht, um finanziell auf stabile Füße zu kommen. Dann lief es spartechnisch ein paar Jahre mittelmäßig vor sich hin und erst seit ca. 6 Jahren bleibt substanziell etwas vom Gehalt übrig.

Wie ich auf den Blog gestoßen bin, kann ich gar nicht mehr genau nachvollziehen.

Es passierte, als ich mich Anfang letzten Jahres verstärkt mit Minimalismus beschäftigt habe und dann irgendwann auch auf den FI/RE- und Frugalisten-Seiten gelandet bin.

Auch schon zuvor habe ich Geld zurückgelegt und seit 2015 auch in Aktien und ETF investiert. Allerdings sehr zurückhaltend aufgrund der vermeintlichen nicht einschätzbaren Risiken. Mir fehlte einfach umfassendes Grundwissen.
Das habe ich mir dann hauptsächlich dank Finanzwesir und Herrn Kommer angeeignet. Zusätzlich hat mir Olivers Blog dabei geholfen, die richtige Einstellung und die richtigen Prioritäten für mich zu finden, um die Reise zu mehr finanzieller Unabhängigkeit bewusst zu starten.

Die Lifestyle-Inflation hatte auch vor mir nicht Halt gemacht. Nach einer größeren Gehaltssteigerung vor ein paar Jahren dachte ich lange ich bräuchte ein größeres/besseres Auto und ich müsste viel von dem zusätzlich vorhandenen Geld quasi als Belohnung für mich selber ausgeben.
Jetzt schaue ich viel mehr: brauche ich das wirklich. Ich kann nun auch ganz entspannt durch Geschäfte bummeln, ohne etwas kaufen zu müssen. Eine Zeit lang bin ich fast jeden Tag nach der Arbeit irgendwo zum Shoppen gefahren und hab so monatlich ca. 300 Euro verbraten. War quasi ein Ersatzhobby.
Zum Glück hat die Phase nicht so lang gedauert, vielleicht ein Jahr. Und das Auto ist noch immer das gleiche: ein mittlerweile 8 Jahre alter Kleinwagen.

Eine Zeitlang habe ich ein Haushaltsbuch geführt, um herauszufinden, wofür ich wie viel Geld ausgebe. Das hat gut dabei geholfen, mir einen Überblick zu verschaffen und an welchen Ecken ich mehr Geld ausgebe, als ich denke. Für diese Bereiche habe ich mir dann ein Jahresbudget gesetzt. Mittlerweile habe ich damit aber wieder aufgehört. Brauche ich momentan nicht, da ich jetzt Geld jetzt viel bewusster ausgebe.

 Ein anderes (Kopf-) Problem für mich war der Kredit für unsere Immobilie. Dieser hat mich eine Weile sehr belastet. Und dass, obwohl dieser schon zu Beginn nicht übermäßig groß war und die Rate so kalkuliert, dass auch ein Gehalt zur Tilgung ausreicht.
Aber so lange wir nicht genügend Rücklagen gebildet hatten, den Kredit bei Bedarf sofort tilgen zu können, habe ich nicht ruhig schlafen können. Denke, es liegt daran, dass mir Unabhängigkeit sehr wichtig ist. Ich kann es nur schlecht ertragen, aus finanziellen Gründen an einen Job gekettet zu sein.

Naja, in 5 Jahren sind wir dann wie geplant nach insgesamt 10 Jahren durch. Der Schuldenhügel ist also schon sehr geschrumpft und wirkt gar nicht mehr so bedrohlich. 😊

Mittlerweile hat sich mein Fokus noch weiter auf „Geld = (Frei)zeit“ verschoben. „Geld = Konsum“ hat für mich immer weniger Bedeutung.
Mein Ziel ist es, in näherer Zukunft nur noch Teilzeit zu arbeiten und wenn alles gut geht, ein paar Jahre vor dem regulären Renteneintrittsalter mit dem Arbeiten aufzuhören bzw. immer die Option zu haben, dies zu können.
Mein momentanes Ziel besteht darin, 10 Jahresausgaben für meinen Lebensunterhalt als Backup zu haben.
Das wäre für mich dann erst mal ein ausreichendes Polster, um mir keine Sorgen um die nahe Zukunft machen zu müssen. Irgendein Job wird sich dann schon finden, wenn der aktuelle mal wegfallen sollte.
Abzüglich der verbleibenden Immoschulden habe ich schon 3,5 Jahresausgaben beisammen. Meine Sparquote beträgt über 40%. Der Anteil für den Kredit läuft dabei für mich als Ausgabe, weil das Geld ja erst mal Weg ist (obwohl ja eigentlich nur die Zinsen weg sind, ist also eine etwas krumme Rechnung). Mit der Sparquote bin ich soweit zufrieden. Wenn es so weiterläuft, habe ich die 10 Jahresausgaben in ca. 4 Jahren beisammen.

Ich habe für mich eine Risikotoleranz von 40 % sichere und 60% unsichere Geldanlage festgelegt.
Die 60% gehen zu 80% in breit gestreute ETF. Leider hat sich in meinem Depot mittlerweile ein bisschen Wildwuchs aufgrund von Spontansparplänen und Werbeaktionen angesammelt. Habe mir vorgenommen, hier demnächst gründlich aufzuräumen und dann nur noch je einen World-, EM-, Reit- und Small-Cap-ETF zu behalten. Ansonsten möchte ich eigentlich Kaufen und Halten betreiben.
Die restlichen 20% meines Depotwertes habe ich in Aktien (large, medium) aufgeteilt, weil ich Spaß dran habe, einzelne Unternehmen auszuwählen und zu beobachten.

 Mein Partner führt von Natur aus ein Recht frugales Leben, auch ohne dass er sich damit beschäftigt hat. Er hat nicht den Drang, etwas unbedingt besitzen zu müssen, wenn er es nicht wirklich braucht. Erwartungen anderer Leute sind ihm auch egal. Da konnte ich mir schon Einiges abschauen. Aber eine 100%ige Frugalistin werd ich wohl nicht mehr werden. Aber als Teilzeitfrugalistin fühl ich mich wohl.

Vielen Dank an Oliver, dass er diesen Blog und das Forum ins Leben gerufen hat. Hat mein Leben ungemein bereichert. Gerade die häufig ungewöhnlichen Blickwinkel in den Blogeinträgen, sind für mich Quelle der Inspiration. Häufig aber auch die spannenden Diskussionen unter den Einträgen.

Also, man liest sich

Hallo Teilzeitfrugalistin,

 

Da habt ihr ja schon sehr viel erreicht. Super :).

Das mit Depotwildwuchs kenne ich auch. Ich habe da auch schon etwas aufgeräumt. Letztendlich würden mir aktuell 3 ETFs reichen (World, EM, Stoxx600).

 

Welhen REIT-ETF hast du denn? Ich konnte da noch keinen globalen und in DE orderbaren REIT-ETF für mich finden.

 

Grüße

Nicht global, nur Eurozone: Ich habe den  LU0192223062 BNP PARIBAS EASY FTSE EPRA/NAREIT EUROZONE CAPPED - CLASSIC EUR DIS in der Sammlung:

"Ziel dieses ETF ist eine möglichst genaue Abbildung der positiven oder negativen Wertentwicklung des FTSE EPRA/NAREIT Eurozone Capped Net Total Return Index. Damit bietet er Zugang zum Markt für Werte des börsennotierten Immobiliensektors der Eurozone. Dieser ETF bedient sich der so genannten 'perfekten' physischen Replikation."

Ich habe auch keinen globalen, sondern den hier:

IE00B0M63284 iShares European Property Yield UCITS ETF
"Der Fonds strebt die Nachbildung der Wertentwicklung eines Index an, der aus börsennotierten Immobiliengesellschaften und Real Estate Investment Trusts (REIT) von europäischen Industrieländern außer dem Vereinigten Königreich besteht, die auch die Kriterien für die Dividendenrendite erfüllen."

Ich kann einige Punkte aus Deiner Beschreibung sehr gut nachvollziehen. Vielleicht hat Dich die Immo bzw. Die Schuld auch ein wenig auf das Thema gebracht. Bei mir hat es definitiv sehr viel dazu beigetragen mich mit Ausgaben überhaupt etwas gezielter zu befassen.

Es lief ja vorher auch sehr gut. Jetzt läuft es aber noch viel besser. Ich habe vermutlich mehr als 300€ jeden Monat für nicht notwendig e Dinge ausgegeben. Ich kann gar nicht sagen wofür. Es fehlt aktuell an nichts, ich bin gesünder, viel sportlicher und gehe meinen Hobbies auch mit zwei Kindern wesentlich besser nach. Ich habe auch wieder Zeit gefunden zu lesen und bin insgesamt zufriedener, entspannter auch mit meinen Kindern. Frugalismus, Fire, Minimalismus sei dank.

Viel Erfolg und einen angenehmen Weg. Ich brauch noch 10 Jahre, aber der Weg ist aktuell ganz gut. Also habe ich damit kein Problem.

Was ist für dich eine "sichere" Geldanlage? Worin stecken die 40%?

@Semper

Die 40% liegen ganz langweilig auf einem Tagesgeldkonto mit 0,2% Verzinsung.
Der Betrag ist relativ hoch gewählt, weil ich für Notfälle z.B. am Haus gerüstet sein möchte und das einfach die Aufteilung ist, mit der ich mich wohl fühle.

@ Kiev

Ich wünsch dir auch viel Erfolg und Freude auf deinem Weg. Das hört sich doch richtig gut bei dir an.
Jaja, wozu ein Schuldenhügel doch manchmal gut sein kann 😉 Dieser war bei mir in der Tat eine große Motivation, meine Geldausgabegewohnheiten zu überdenken und zielstrebiger das übrig gebliebene Geld anzulegen.