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Grundsätzliche Fragen

Hallo, ich habe das Frugalisten-Investitionsprinzip im Grunde verstanden und kämpfe immer noch etwas mit mir das alles einzusehen.

Hier ein paar Fragen, die mich umtreiben, basierend auf gesundem Halbwissen 😉

  1. Laut Gerd Kommer und dem Grundtenor der Frugalisten verliert die überwiegende Anzahl der Investoren, die nicht den Markt in ihrer Gesamtheit abbilden. Das wäre statistisch erwiesen. Ich habe den Eindruck, dass es hier einige Leute gibt, die seit Jahrzehnten auf Einzeltitel setzen und damit besser gefahren sind. Ist das so und wenn war das Glück? Liegt es eventuell daran, dass Leute, denen das nicht gelungen ist, sich hier eh nicht zu Wort melden würden?
  2. Ich mag Gerd Kommers (und die seines Teams) wissenschaftliche Herangehensweise, unterstelle aber auch in deren Beiträgen einen gewissen Confirmation Bias, also die Suche nach Quellen, die die eigenen Thesen belegen. Beispielsweise wird beim Thema Technologie auf die Entwicklung der letzten 50 Jahre verwiesen. Da werden aus meiner Sicht aber Äpfel mit Birnen verglichen. Die relevanten Technologieaktien, z.B. FAANG sind doch heutzutage viel mehr Teil des Lebens von fast jedem Menschen. In den 1980ern waren das Geek-Themen - das ist aus meiner Sicht heute kaum vergleichbar mit damals. Ich will damit nicht in Abrede stellen, das FAANG/Nasdaq/Tech hoch oder überbewertet sind. Mir passt nur die Argumentation bei Kommer in dem Fall nicht.
  3. Ich finde, dass die Abhängigkeit aller Weltbörsen von der amerikanischen Börsenentwicklung allgemein noch viel zu wenig herausgestellt wird. Mein Eindruck ist, das die asiatischen und europäischen Börsen jeden Tag in die USA schielen und Tags darauf die Entwicklung der USA kopieren, leider oft zögerlich, so dass z.B. der Dax 0,5% zulegt während der S&P 500 um 1,5% steigt und der Nasdaq sogar um 2,5%. Andersrum sieht man das sehr selten.
  4. Warum wird der Dax als Performance-Index ausgegeben? Um erfolgreicher auszusehen, als man ist?
  5. Laut Kommer et al ist alles zu jeder Zeit in den aktuellen Aktienwert eingepreist. Das würde durch Studien belegt. Dementsprechend könnte ich ein Portfolio von Titeln  zusammenstellen, die aus meiner Sicht ihre besten Jahre hinter sich haben, sich seit Jahren in einem konsequenten Abwärtstrend befinden und dagegen ein Portfolio mit Aktien zusammenstellen, die sich seit Jahren im Aufwärtstrend befinden und deren Geschäftsfelder zunehmend relevanter für die Gesellschaft werden. Würde jemand wirklich genauso gerne das vermeintlich schlechtere Depot führen wollen wie das vermeintlich bessere? Will sagen, wenn ich entgegen allen Trends und Empfehlungen handele und absichtlich "Schrottaktien" kaufe, habe ich die gleichen Erfolgswahrscheinlichkeiten als wenn ich bewusstes Stockpicking betreibe? Das kann ich eigentlich nicht glauben.

    Die Vergangenheit ist kein Hinweis auf die Zukunft wird gesagt. Beim Roulette und Lotto kann ich das nachvollziehen. Wenn eine Aktie seit 15 Jahren steigt und eine andere Aktie seit 15 Jahren stagniert, dann ist es aus meiner Sicht wahrscheinlicher, dass erstere noch eine Weile weiter steigt als das die zweite plötzlich steigt. Diese Absolutheit mit der gesagt wird, dass die vergangene Entwicklung nichts mit der zukünftigen zu tun hat ist ja auch ein bisschen scheinheilig. Schließlich sagen "wir" ja, dass die Aktien global sich im Schnitt mit 7 bis 8% entwickelt haben über die letzten 100 Jahre, da beziehen wir uns auch auf die Vergangenheit.

  6. Ich möchte eigentlich gerne diese vermeintlich sichere und vermeintlich erfolgreichere Methode des Invests in einen MSCI World machen, aber es täte einfach weh zu sehen, wie meine Einzeltitel den Höchststand von Februar fast alle lange hinter sich gelassen haben während der MSCI World immer noch nicht wieder da angekommen ist. Zudem sind die Zugpferde im MSCI World dann sogar gerade die typischen Tech-Werte. Ohne die würde es da viel düsterer aussehen.
  7. Ich will nicht auf Teufel komm raus Recht behalten. Ich würde mich sogar freuen, wenn mich jemand nachhaltig überzeugen könnte, dass ich falsch liege. Dann würde ich einfach wie ein Frugalist oder Boglehead investieren und müsste mir nicht groß Gedanken machen.

Ohne im Detail auf deine Punkte einzugehen. Kommer verfolgt doch den ETF Ansatz. In dem MSCI World sind FAANG und sonstige Tech doch eher überproportional abgebildet, oder nicht?

Msci World gibt es doch auch als ETF oder nicht? Ich dachte das sei ein großer Baustein des Kommerschen Ansatzes, aber vielleicht irre ich mich da. Ich sagte ja: Halbwissen. 🙂

Zitat von Coffeehouse am 13. Oktober 2020, 13:51 Uhr

Hallo, ich habe das Frugalisten-Investitionsprinzip im Grunde verstanden und kämpfe immer noch etwas mit mir das alles einzusehen.

Hier ein paar Fragen, die mich umtreiben, basierend auf gesundem Halbwissen 😉

Sehr interessante und kritische Fragen. Find' ich gut 😉 Ich versuche mal ein paar Antworten....

  1. Laut Gerd Kommer und dem Grundtenor der Frugalisten verliert die überwiegende Anzahl der Investoren, die nicht den Markt in ihrer Gesamtheit abbilden. Das wäre statistisch erwiesen. Ich habe den Eindruck, dass es hier einige Leute gibt, die seit Jahrzehnten auf Einzeltitel setzen und damit besser gefahren sind. Ist das so und wenn war das Glück? Liegt es eventuell daran, dass Leute, denen das nicht gelungen ist, sich hier eh nicht zu Wort melden würden?

Statistisch erwiesen bedeutet, das ist bei der Mehrzahl so, aber eben nicht bei allen. In Einzeltitel kann man auf sehr verschiedene Art und Weise investieren (Stock-Picking). Man kann sich drei Titel ins Depot legen, von denen man glaubt, dass diese in den nächsten Jahren abgehen wie Schmidts Katze. Man kann aber auch alle 30 DAX-Werte einzeln kaufen und z.B. gleich gewichten (1/n-Verteilung). Das erste ist reine Spekulation und führt meist zu einer Unter-Performance. Mit der zweiten Strategie, wird man fast immer besser abschneiden, als der DAX selbst. Es ist mathematisch erwiesen, dass z.B. eine Gleichgewichtung fast immer besser abschneidet, als jede Art von Gewichtung. (Also auch besser als die reale Indexgewichtung.)

  1. Ich mag Gerd Kommers (und die seines Teams) wissenschaftliche Herangehensweise, unterstelle aber auch in deren Beiträgen einen gewissen Confirmation Bias, also die Suche nach Quellen, die die eigenen Thesen belegen. Beispielsweise wird beim Thema Technologie auf die Entwicklung der letzten 50 Jahre verwiesen. Da werden aus meiner Sicht aber Äpfel mit Birnen verglichen. Die relevanten Technologieaktien, z.B. FAANG sind doch heutzutage viel mehr Teil des Lebens von fast jedem Menschen. In den 1980ern waren das Geek-Themen - das ist aus meiner Sicht heute kaum vergleichbar mit damals. Ich will damit nicht in Abrede stellen, das FAANG/Nasdaq/Tech hoch oder überbewertet sind. Mir passt nur die Argumentation bei Kommer in dem Fall nicht.

Kommer ist auch nur ein Mensch und damit fehlbar. Er hat zwar in vielen Punkten recht, ist aber kein Wissenschaftler, sondern verfolgt mit Sicherheit auch Eigeninteressen. Bei Branchen und Titeln, die gehyped werden, ist immer Vorsicht geboten. Heute sind die Technologie-Werte und "NASDAQs" in aller Munde, vor 20 Jahren war es der Neue Markt. Auch damals hat alle Welt davon gesprochen, dass nun eine völlig neue Zeit angebrochen ist und die Welt sich geändert hätte, bis es gewaltig krachte. Das Ergebnis ist Geschichte. Am Ende wird sich alles wieder auf ein Normalniveau einregeln. Das ist zumindest meine Erfahrung.

  1. Ich finde, dass die Abhängigkeit aller Weltbörsen von der amerikanischen Börsenentwicklung allgemein noch viel zu wenig herausgestellt wird. Mein Eindruck ist, das die asiatischen und europäischen Börsen jeden Tag in die USA schielen und Tags darauf die Entwicklung der USA kopieren, leider oft zögerlich, so dass z.B. der Dax 0,5% zulegt während der S&P 500 um 1,5% steigt und der Nasdaq sogar um 2,5%. Andersrum sieht man das sehr selten.

Das hat zwei Gründe. Zum einen hat der Dollar einen viel größeren Einfluss auf die Börsen der Welt, als man allgemein glaubt. Zum anderen sind die USA die größte Import-Nation und damit entscheidend für alle anderen Märkte. Denn fast alle anderen sind Export-Nationen.

  1. Warum wird der Dax als Performance-Index ausgegeben? Um erfolgreicher auszusehen, als man ist?

Erste Frage: Keine Ahnung. Zweite Frage: Das ist eine reine Glaubensfrage, es sei denn du hast Belege dafür 😉 Meine Meinung: Es ist eigentlich irrelevant. Ein Performance-Index hat auch seine Vorteile. Wenn man z.B. über ein Zertifikat in den DAX investiert, gehen einem auf die Weise die Dividenden nicht verloren, da sie ja in den Index eingepreist (verrechnet) werden. Bei einem reinen Kursindex sähe das anders aus.

  1. Laut Kommer et al ist alles zu jeder Zeit in den aktuellen Aktienwert eingepreist. Das würde durch Studien belegt. Dementsprechend könnte ich ein Portfolio von Titeln  zusammenstellen, die aus meiner Sicht ihre besten Jahre hinter sich haben, sich seit Jahren in einem konsequenten Abwärtstrend befinden und dagegen ein Portfolio mit Aktien zusammenstellen, die sich seit Jahren im Aufwärtstrend befinden und deren Geschäftsfelder zunehmend relevanter für die Gesellschaft werden. Würde jemand wirklich genauso gerne das vermeintlich schlechtere Depot führen wollen wie das vermeintlich bessere? Will sagen, wenn ich entgegen allen Trends und Empfehlungen handele und absichtlich "Schrottaktien" kaufe, habe ich die gleichen Erfolgswahrscheinlichkeiten als wenn ich bewusstes Stockpicking betreibe? Das kann ich eigentlich nicht glauben.Die Vergangenheit ist kein Hinweis auf die Zukunft wird gesagt. Beim Roulette und Lotto kann ich das nachvollziehen. Wenn eine Aktie seit 15 Jahren steigt und eine andere Aktie seit 15 Jahren stagniert, dann ist es aus meiner Sicht wahrscheinlicher, dass erstere noch eine Weile weiter steigt als das die zweite plötzlich steigt. Diese Absolutheit mit der gesagt wird, dass die vergangene Entwicklung nichts mit der zukünftigen zu tun hat ist ja auch ein bisschen scheinheilig. Schließlich sagen "wir" ja, dass die Aktien global sich im Schnitt mit 7 bis 8% entwickelt haben über die letzten 100 Jahre, da beziehen wir uns auch auf die Vergangenheit.

Die globale Entwicklung der Aktien in den letzten 100 Jahren, ist nicht einfach nur ein Blick in die Vergangenheit, sondern korreliert mit dem Wirtschaftswachstum. Ob es sich bei einer Einzel-Aktie um ein "Schrott-Papier" handelt, kann man leider immer erst im Nachhinein sehen. Die Wahrheit ist, dass keiner weiß, wie sich eine Aktien zukünftig entwickeln wird, selbst wenn sie bereits 15 Jahre im Kurs gefallen ist. Das ist alles nur schlaues Gerede. Du kannst ja mal einen Selbstversuch machen. Lege dir 5 oder 10 Aktien in ein Musterdepot, von denen du glaubst, dass es "Schrott-Aktien" sind und warte ein paar Monate und dann vergleiche Sie mit ihrem Index. Dur wirst vermutlich dein blaues Wunder erleben. Aktien zuverlässig shorten ist ein ziemlich riskantes Spiel. Will sagen, man kann das kaum so einfach fest stellen, was wirklich "Schrott-Papiere" sind.

  1. Ich möchte eigentlich gerne diese vermeintlich sichere und vermeintlich erfolgreichere Methode des Invests in einen MSCI World machen, aber es täte einfach weh zu sehen, wie meine Einzeltitel den Höchststand von Februar fast alle lange hinter sich gelassen haben während der MSCI World immer noch nicht wieder da angekommen ist. Zudem sind die Zugpferde im MSCI World dann sogar gerade die typischen Tech-Werte. Ohne die würde es da viel düsterer aussehen.

Ich drehe mal die Frage um: Wie wäre es, wenn deine vermeintlichen Zugpferde sich schlechter entwickeln, als der Index? Das ist wieder eine Frage von Annahme und Spekulation. Niemand weiß es. Die investition in einen Index geht immer den am wenigsten riskanten Weg und sie ist vor allem langfristig ausgerichtet. Ich wette, in 20 Jahren haben die vermeintlich Zugpferde von heute nicht mehr Performance, als der Gesamtindex erreicht.

  1. Ich will nicht auf Teufel komm raus Recht behalten. Ich würde mich sogar freuen, wenn mich jemand nachhaltig überzeugen könnte, dass ich falsch liege. Dann würde ich einfach wie ein Frugalist oder Boglehead investieren und müsste mir nicht groß Gedanken machen.

An der Stelle kann ich dir nur meine eigene Meinung aus 20 Jahren Börsenerfahrung weiter geben: Ich habe schon verdammt viel gelesen und viele Stratgien ausprobiert. Ich habe auch früher auf die vermeintlichen Top-Werte einer Branche gesetzt und mir alles mögliche an Wissen angeeignet. Mein Fazit: Ich habe zwar bis heute einen unschätzbaren Wissensschatz aufbauen können, der mir auch mittlerweile eine beachtliche Rendite einbringt, allerdings hat mich das eine Menge Lehrgeld und Nerven gekostet. Wenn ich von Anfang an stumpf in einen Index investiert hätte und niemals verkauft hätte, wären mir erheblich Verluste erspart geblieben und ich hätte vermutlich auch nicht weniger Geld.

Zitat von Fritz am 13. Oktober 2020, 18:48 Uhr

Statistisch erwiesen bedeutet, das ist bei der Mehrzahl so, aber eben nicht bei allen. In Einzeltitel kann man auf sehr verschiedene Art und Weise investieren (Stock-Picking). Man kann sich drei Titel ins Depot legen, von denen man glaubt, dass diese in den nächsten Jahren abgehen wie Schmidts Katze. Man kann aber auch alle 30 DAX-Werte einzeln kaufen und z.B. gleich gewichten (1/n-Verteilung). Das erste ist reine Spekulation und führt meist zu einer Unter-Performance. Mit der zweiten Strategie, wird man fast immer besser abschneiden, als der DAX selbst. Es ist mathematisch erwiesen, dass z.B. eine Gleichgewichtung fast immer besser abschneidet, als jede Art von Gewichtung. (Also auch besser als die reale Indexgewichtung.)

Der Vollständigkeit halber: Bei Gleichgewichtung 1/30 gewichtet man verglichen mit dem DAX kleinere Aktiengesellschaften über. Small Caps lieferten historisch etwas höhere Renditen, sind aber auch volatiler. Man erkauft sich also zumindest Teile der Mehrrendite durch ein höheres Risiko als bei Anlage in die DAX-Verteilung, weshalb der Vergleich etwas hinkt. Derselbe Effekt erklärt ja auch die Überrendite bei den Affe-Darts-Experimenten.

Naja, eigentlich sinkt das Risiko. Denn im Normalfall machen allein die 5 am stärksten gewichteten DAX-Unternehmen über 40% der Kursbewegungen aus. Das sind aber nicht die 5, mit der größten Marktkapitalisierung. Bei einer Gleichverteilung sinkt dieser Einfluss auf etwa 16,7%. Und im DAX sind keine Small-Caps vertreten. Die Volatilität der einzelnen Werte ist eher branchenbedingt als größenbedingt. Aber ich möchte jetzt hier nicht wieder eine Sinnlos-Diskussion vom Zaune brechen...

  1. Ja, ich liege aktuell seit 2000 bei 9% p.a.
  2. Da ich meine Strategie schon vor Kommer entwickelt hatte, ist der mir zu einfach gestrickt.
  3. Ich nutzte meist nur deutsche Aktien, schon allein weil ich die Geschäftsberichte besser verstehe und oft naschen neben den deutschen Steuerbehörden auch noch weitere mit, wenn man ausländische Dividende erhält.
  4. Oder realistischer, denn die Dividende wird vom Kurs abgezogen.
  5. Du solltest dich mit der wirtschaftlichen Aussicht eines Unternehmens beschäftigen und warten bis der Preis stimmt.

Bei vielen Anlegern geht es nicht um das letzte Prozent Rendite, sondern um die Einfachheit mit ausreichender Rendite.

Wenn man Bock drauf hat und Zeit, dann kann man sich auch mit Einzeltiteln beschäftigen.

»In meinem Alter begreife ich, dass Zeit mein kostbarster Besitz ist.« »Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen.« »Eine Aktie zu verkaufen die fällt, ist in etwa so, als ob man ein Haus für 100.000 Dollar kauft und es verkauft, sobald jemand 80.000 Dollar dafür bietet.« Buffett
Zitat von Fritz am 13. Oktober 2020, 18:48 Uhr

Ob es sich bei einer Einzel-Aktie um ein "Schrott-Papier" handelt, kann man leider immer erst im Nachhinein sehen. Die Wahrheit ist, dass keiner weiß, wie sich eine Aktien zukünftig entwickeln wird, selbst wenn sie bereits 15 Jahre im Kurs gefallen ist. Das ist alles nur schlaues Gerede. Du kannst ja mal einen Selbstversuch machen. Lege dir 5 oder 10 Aktien in ein Musterdepot, von denen du glaubst, dass es "Schrott-Aktien" sind und warte ein paar Monate und dann vergleiche Sie mit ihrem Index. Dur wirst vermutlich dein blaues Wunder erleben. Aktien zuverlässig shorten ist ein ziemlich riskantes Spiel. Will sagen, man kann das kaum so einfach fest stellen, was wirklich "Schrott-Papiere" sind.

 

Vielen Dank für die ausführlichen Antworten soweit. Wenn man jetzt z.B. mal Nextera Energy und Deutsche Bank betrachtet. Wäre es dann egal, in welches der beiden Unternehmen ich 1000€ stecke? Weil der allwissende Markt eh alles mit eingepreist hat? Wenn ich heute 1000 € in Nextera und 1000 € in Deutsche Bank stecken würde, würden dann nicht die meisten davon vermuten bei Nextera nach 6 Monaten oder 1 Jahr mehr Gewinn bzw. weniger Verlust gemacht zu haben, alleine aus der historischen Entwicklung, den Aussichten und den aktuellen Unternehemenskennzahlen? Beide zahlen Dividende, Nexteras Geschäftsdaten sehen für meine Laienaugen exzellent aus. Wenn ich dran denke, dann guck ich mal in 6 Monaten und einem Jahr hier rein und betrachte dann mal die Entwicklung meiner hypothetisch investierten 2000 €. 🙂

Zitat von dev am 14. Oktober 2020, 8:34 Uhr
  1. Ja, ich liege aktuell seit 2000 bei 9% p.a.
  2. Da ich meine Strategie schon vor Kommer entwickelt hatte, ist der mir zu einfach gestrickt.
  3. Ich nutzte meist nur deutsche Aktien, schon allein weil ich die Geschäftsberichte besser verstehe und oft naschen neben den deutschen Steuerbehörden auch noch weitere mit, wenn man ausländische Dividende erhält.
  4. Oder realistischer, denn die Dividende wird vom Kurs abgezogen.
  5. Du solltest dich mit der wirtschaftlichen Aussicht eines Unternehmens beschäftigen und warten bis der Preis stimmt.

Bei vielen Anlegern geht es nicht um das letzte Prozent Rendite, sondern um die Einfachheit mit ausreichender Rendite.

Wenn man Bock drauf hat und Zeit, dann kann man sich auch mit Einzeltiteln beschäftigen.

In was für deutsche Titel investierst du denn vorzugsweise, bzw. hast du investiert?

Zitat von Coffeehouse am 14. Oktober 2020, 13:22 Uhr

Wenn man jetzt z.B. mal Nextera Energy und Deutsche Bank betrachtet. Wäre es dann egal, in welches der beiden Unternehmen ich 1000€ stecke? Weil der allwissende Markt eh alles mit eingepreist hat? Wenn ich heute 1000 € in Nextera und 1000 € in Deutsche Bank stecken würde, würden dann nicht die meisten davon vermuten bei Nextera nach 6 Monaten oder 1 Jahr mehr Gewinn bzw. weniger Verlust gemacht zu haben, alleine aus der historischen Entwicklung, den Aussichten und den aktuellen Unternehemenskennzahlen? Beide zahlen Dividende, Nexteras Geschäftsdaten sehen für meine Laienaugen exzellent aus. Wenn ich dran denke, dann guck ich mal in 6 Monaten und einem Jahr hier rein und betrachte dann mal die Entwicklung meiner hypothetisch investierten 2000 €. 🙂

Ich glaube, Du hast das mit dem "alles eingepreist" gründlich missverstanden.

Alle Erwartungen aufgrund der bekannten Daten sind eingepreist. Bei Wirecard waren nicht alle Daten bekannt (bzw. bis der kleine Anleger sie hatte, war schon alles zu spät und das Geld futsch).

Was Du verstehen solltest ist: Du selbst als kleiner Anleger hast keine Chance, mehr zu wissen als der Markt, als Menschen, die Zugang zu Infos haben, die Du vielleicht in fünf Monaten in einem Spezialmagazin erst liest oder nie erfährst. Und dass Du nicht den Fehler machen solltest, eine Aktie für "billig" zu halten. Oder aufgrund der Unternehmenskennzahlen korrekt einschätzen zu können. https://www.mr-market.de/one-oder-two-was-kann-man-denn-jetzt-noch-kaufen/

Deshalb lautet ja die Empfehlung, einen breiten Index zu kaufen und von der allgemeinen Entwicklung zu profitieren.

 

Zwei Anmerkungen von meiner Seite:

  1. wird hier im Forum die Kommer Exegese etwas übertrieben. Er schreibt ja ganz nett und man kann das mal lesen, mehr aber auch nicht
  2. solltest du dir überlegen, wo du dich einordnest. Unabhängig davon, ob man mit Einzelaktien eine Überrendite erreichen kann oder nicht: warum glaubst du, dass du diese erreichen kannst? Kannst du das nicht nachhaltig für dich belegen / verargumentieren, solltest du bei ETFs bleiben.
Zitat von Coffeehouse am 14. Oktober 2020, 13:22 Uhr

 

Vielen Dank für die ausführlichen Antworten soweit. Wenn man jetzt z.B. mal Nextera Energy und Deutsche Bank betrachtet. Wäre es dann egal, in welches der beiden Unternehmen ich 1000€ stecke? Weil der allwissende Markt eh alles mit eingepreist hat? Wenn ich heute 1000 € in Nextera und 1000 € in Deutsche Bank stecken würde, würden dann nicht die meisten davon vermuten bei Nextera nach 6 Monaten oder 1 Jahr mehr Gewinn bzw. weniger Verlust gemacht zu haben, alleine aus der historischen Entwicklung, den Aussichten und den aktuellen Unternehemenskennzahlen? Beide zahlen Dividende, Nexteras Geschäftsdaten sehen für meine Laienaugen exzellent aus. Wenn ich dran denke, dann guck ich mal in 6 Monaten und einem Jahr hier rein und betrachte dann mal die Entwicklung meiner hypothetisch investierten 2000 €. 🙂

Naja, so ist zumindest die Theorie. Die gute Entwicklung bei Nextera (habe mir die Zahlen nicht angesehen und kenne das Unternehmen nicht) sind entsprechend eingepreist. Bei der DeuBa sind hingegen alle schlechten Nachrichten eingepreist. Nun kann es natürlich bei Nextera auch zu Problemen bei der weiteren geschäftlichen Entwicklung kommen, dann werden die Aktien wahrscheinlich deutlich einbrechen. Bei der DeuBa könnte es auch zu positiven Überraschungen kommen und die Aktien steht in einigen Jahren wieder bei 40 oder mehr.

Hier eine fundierte Entscheidung zu treffen ist natürlich maßgeblich für den Investitionserfolg: du denkst, du kaufst für 10.000 Nextera und die stehen in 2 Jahren bei 20.000. Aber vielleicht stehen diese bei 5.000, ein Kauf von DeuBa hätte sich hingegen auf 50.000 verfünffacht. D.h. hier die falsche Entscheidung zu treffen, macht einen Unterschied um den Faktor 10 aus (nur als illustratives Beispiel)

Zitat von Christine am 14. Oktober 2020, 18:51 Uhr

keine Chance, mehr zu wissen als der Markt, als Menschen, die Zugang zu Infos haben, die Du vielleicht in fünf Monaten in einem Spezialmagazin erst liest oder nie erfährst. Und dass Du nicht den Fehler machen solltest, eine Aktie für "billig" zu halten. Oder aufgrund der Unternehmenskennzahlen korrekt einschätzen zu können. https://www.mr-market.de/one-oder-two-was-kann-man-denn-jetzt-noch-kaufen/

Deshalb lautet ja die Empfehlung, einen breiten Index zu kaufen und von der allgemeinen Entwicklung zu profitieren.

 

@Christine: Dein Resümee ist aber nicht das, was hinter dem Link steht den du gepostet hast. Der unterstützt ziemlich genau meine aktuelle Ansicht. Ich zitiere:

 

Meine klare Behauptung ist: Aktien vom Typ TWO werden statistisch deutlich besser gelaufen sein als Aktien vom Typ ONE. Punkt!

 

Aber ich kann das Obige nicht einmal "beweisen", weil ich dazu zehntausende Aktien mit ihren Strukturen gegeneinander auswerten müsste. Sie haben also die Wahl, entweder glauben Sie mir das jetzt, was ich Ihnen da nun so plakativ sage, oder Sie lassen es bleiben. So einfach. 😀

Aber zumindest Eines kann ich Ihnen versichern. Was ich Ihnen nun sage, deckt sich bei mir mit 25 Jahren Erfahrung und vielen Statistiken über eigene Handlungen.

Hier sind diese Regeln meiner Erfahrung:

  1. Etwas zu kaufen, alleine nur weil es stark gefallen ist, ist dumm. Tiefer geht immer, das nennt man Trendfolge.
  2. Etwas zu kaufen, das steigt und stark ist, ist eine bessere Idee. Höher geht immer, das nennt man Trendfolge.
  3. Es gibt immer einen guten Grund, warum etwas sehr stark gefallen ist, sonst würde der Kurs nicht fallen.
  4. Der Markt weiss in der Regel mehr als wir. Wenn der tut, was wir nicht verstehen, sind wir die, denen Wissen fehlt und nicht umgedreht.
  5. Stärke gebiert Stärke. Wie eine schwache, hat auch eine starke Aktie Gründe, die nicht so schnell weggehen und den Kurs weiter treiben.
  6. Es gibt kein "billig" für uns, denn dazu müssten wie mehr über die Aktie wissen, als der Markt der sie so bewertet. Wissen wir das?
  7. Es gibt kein "teuer" für uns, denn dazu müssten wir mehr über die Aktie wissen, als der Markt, der sie so bewertet. Wissen wir das?
  8. Als langfristiges Investment gibt es nur zwei Arten von Aktien für uns. Starke Aktien, mit gut funktionierendem Geschäftsmodell und positiven Aussichten. Und solche, die wir nicht im Depot haben.

Kurz und knapp, kaufen Sie in Zukunft eher TWO. Und sichern Sie unter dem Trend ab. Einzelne Investitionen werden nicht funktionieren und Sie mit Verlust verkaufen, nichts ist 100% sicher am Markt. Aber im Saldo werden Sie durch den Kauf von starken Aktien ein besseres Ergebnis erzielen, als durch das vermeintlich "billige" Sammeln von "Gurken".

Zitat von Christine am 14. Oktober 2020, 18:51 Uhr

Was Du verstehen solltest ist: Du selbst als kleiner Anleger hast keine Chance, mehr zu wissen als der Markt, als Menschen, die Zugang zu Infos haben, die Du vielleicht in fünf Monaten in einem Spezialmagazin erst liest oder nie erfährst. ...

Du hast aber die Chance LANGFRISTIGER zu denken und gegen den Strom zu schwimmen bzw. "contrarian" zu investieren:

was bringt einem Fondsmanager die Entscheidung für ein Investment, dass sich in 5 oder 10 Jahren (mit einer Verzehnfachung des Kurses) auszahlt ... wenn er deswegen in 3 Monaten beim Chef zur Sau gemacht wird, weil der Wert zwischenzeitlich einen 25-prozentigen Kurseinbruch hatte ...

--> bis sich solche Entscheidungen auszahlen, hat der Entscheider längst einen anderen Job 😉

@coffeehouse

Sie stellen die richtigen Fragen und ich denke, Sie liegen in Ihrer Einschätzung so, dass Sie zukünftig die richtigen Entscheidungen treffen.

Mit Kommer und seinen Thesen habe ich mich nie beschäftigt, daher gleich ab Frage 3:

Ja, die USA zeigt die Richtung für die Weltbörsen an. Das hat schlicht den Grund, dass die US Firmen in vielen Bereichen wirtschaftlich sehr erfolgreiche Geschäftsmodelle verfolgen und durch erfolgreicher Innovationen auch betreffend Umsätzen und Gewinnen und Forschungsaufwendungen Wettbewerber kaum zu fürchten brauchen.

Ursachen hierfür gibts viele: Risikokapital einfacher zu beschaffen, weniger staatliche Regelementierungen, innovativere und risikobereitere Menschen dank gedanklich freiheitlicherer Erziehung, höhere Toleranz auch mal scheitern zu dürfen usw., sowie ganz wichtig: Aktienmärkte sind integraler Bestandteil einer individuellen Vermögensbildung und somit breit gestreute Anlegerstrukturen mit oft ruhigeren Händen. Es wird dem Kapitalmarkt größeres Vertrauen entgegengebracht und somit höhere Bewertungen zugestanden.

Ein ganzer Strauß von Ursachen und Wirkungen. Ob das immer so bleibt kann niemand sagen, die Tendenz ist aber eindeutig. Es geht also nachfolgend allein um die Wahrscheinlichkeit, wie es zukünftig laufen wird.

Die Frage die Sie sich stellen müssen, im Beispiel Dt. Bank vs. Nextera: Wie wahrscheinlich ist diese oder jene Entwicklung: Nextera bietet seit 20 Jahren eine konstante Wachstumsgeschichte vom feinsten die Dt. Bank eine Schrumpfgeschichte zum abgewöhnen inkl. gleich laufender Dividendenentwicklung. Die Wahrscheinlichkeit dass das so bleibt müssen Sie sich selbst beantworten. Wichtig: Keine 6 Monate der zwei Jahre als Zeithorizont, sondern einfach wieder die nächsten 20 Jahre betrachten. Da wird Nextera die Nase vorn haben. Je länger der Zeitraum, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der bisherige bessere Wert auch weiterhin stabil seinen Aufwärtschart behält. Gleiches gilt für vielfach hier besprochene Werte: NovoNordisk, SAP, Procter, ChurchDwight....

Zuletzt: Ja, die Dt. Börse hat den Performance Index kreiert um die Aleger dahin zu bekommen wo die US Märkte längst sind: Dauerhaft eine Erfolgsgeschchte bieten um Anlegergelder und Handel auszuweiten. Während der DOW die US Wirtschaft abbilden soll, und durch die Aufahme erfolgreicher und Branchen spezifisch repräsentierende Firmen, wurde in DE eine verquaste Marktkapitalisierung- und Handelsvolumenbetrachtung als Grundlage für die Indexaufnahme entwickelt. Ob eine Firma dann die Wirtschaft des Landes repäsentiert und auch Gewinne macht sind keine Parameter. Daher taugt der INdex nicht für echte Langfrisanleger, sondern eher für Leute die auf große aber wirtschaftlich wenige erfolgreiche Namen stehen: VW, Daimler, Deutsche Bank und Telekom, und Co.

  1. Wenn man manche Teile des Marktes nicht abbildet wird das keine Folgen haben mMn wenn man breite Indizes wählt. Ein 70/30 Weltportfolio ist jetzt schon nicht mehr unbedingt neutral, mit S&P 500 + EM wird man auch ausreichend diversifiziert sein und hat etwas ähnliches etwas puristischer. Grundsätzlich kann man auch mit Einzelaktien ausreichend diversifiziert sein, bei Aktiendepots ist das Rebalancing halt psychologisch schwieriger. Wenn eine Aktie explodiert diese dann zu stutzen schaffen viele eher nicht.

Lieber Coffeehouse,

vielen Dank für die interessanten Fragestellungen.

Zu 1, 5, 6 und 7 hier ein ausführlicher Beitrag von mir: https://frugalisten.de/forum/topic/passiv-fonds-oder-aktiv-einzelaktien/?part=2#postid-14730

Meine Erfahrungen hierzu sind wie folgt: Ich investiere seit 1996 systematisch in Aktien. Bis 2015 in aktiv verwaltete Publikumsfonds. Die Performance dieser Fonds entsprach im Ergebnis ca. Indexrenditen minus 1-2 % p.a. Die geringere Rendite entsprach den Kosten dieser Fonds. Insgesamt war die Rendite ansehnlich, da ich gerade in Zeiten, wo die Aktien sehr preiswert zu haben waren (2003 und 2008), überdurchschnittlich hoch investiert habe (u.a. durch Einsatz von Krediten). Diese Kredite habe ich in Zeiten höhere Aktienkurse zurückgeführt zu Lasten der Sparquoten in Aktien (ich habe somit antizyklisch investiert).

Seit 2015 investiere ich in Einzelwerte im obigen link, aber auch hier https://frugalisten.de/forum/topic/einzelaktien-wie-gehst-du-vor/#postid-11206

beschreibe ich genauer, wie ich vorgehe. Seit dem liege ich deutlich über den Indizes mit meiner Marktentwicklung. Allerdings schaffe ich es nach wie vor nicht, den Manager zu schlagen, den ich im 2. link genannt habe. Deshalb bin ich mit den freien Mitteln zunehmend dabei, meine Werte in diesen Fonds umzuschichten.

Die Markteffizienz aufgrund vollständiger Informationen im Markt ist für mich durch den in den links zitierten Essay von Warren Buffet m.E. exzellent widerlegt worden. Gleichzeitig gibt er aber eine hervorragende Begründung, warum Indexinvestments aktiven Fondsmanagern überlegen sind (Beiträge auf seinen Hauptversammlungen): Die Kosten (und mittlerweile die Unmöglichkeit konzentrierte Portfolios bei Publikumsfonds zu haben) führen zu einer Überlegenheit von Indexfonds/ETFs.

Das Argument der effizienten Märkte ist für mich klar widerlegt. Sehr eindrucksvoll sind hier für  mich die Kurskapriolen bei Grenke. Hierzu ausführlich meine Ausführungen hier: https://frugalisten.de/forum/topic/ist-grenke-eine-weitere-wirecard/#postid-14759

Lieber Coffeehouse,

hier meine Gedanken zu 4. von Deinen interessanten Fragen:

Sowohl beim S&P 500, Nasdaq, Dow etc. gibt es auch die Performanceindizes. Beim DAX gibt es neben dem Performanceindex auch den Kursindex.

Die Hintergründe für die Tatsache, dass beispielsweise die US-Indizes meist als Kursindex und der DAX meist als Performanceindex genannt werden, kann ich nur vermuten, wissen tu ich das nicht. Meine Vermutung ist, dass gerade der DOW sehr alt ist und damals (ohne Computer) der Performanceindex schwer berechenbar war. Deshalb wurde er traditionell immer als Kursindex von den Medien dargestellt. Die anderen US amerikanischen Indizes wurden dann auch als Kursindex dargestellt, da ansonsten die Vergleichbarkeit nicht gegeben gewesen wäre und ist.

Die Deutschen brauchten nicht auf die amerikanischen Traditionen einzugehen ;-).

Der DAX wurde im Computerzeitalter entwickelt, deshalb wurde in der Presse der Performanceindex dargestellt, weil dies einen logischen Vergleichsmaßstab für die Entwicklung der Renditen von Aktien darstellt.

Zitat von Coffeehouse am 13. Oktober 2020, 13:51 Uhr
  1. Ich mag Gerd Kommers (und die seines Teams) wissenschaftliche Herangehensweise, unterstelle aber auch in deren Beiträgen einen gewissen Confirmation Bias, also die Suche nach Quellen, die die eigenen Thesen belegen. Beispielsweise wird beim Thema Technologie auf die Entwicklung der letzten 50 Jahre verwiesen. Da werden aus meiner Sicht aber Äpfel mit Birnen verglichen. Die relevanten Technologieaktien, z.B. FAANG sind doch heutzutage viel mehr Teil des Lebens von fast jedem Menschen. In den 1980ern waren das Geek-Themen - das ist aus meiner Sicht heute kaum vergleichbar mit damals. Ich will damit nicht in Abrede stellen, das FAANG/Nasdaq/Tech hoch oder überbewertet sind. Mir passt nur die Argumentation bei Kommer in dem Fall nicht.

Hier bräuchte ich Hilfe in Form von mehr Erläuterungen: Was sind Geek-Themen?

Zitat von Coffeehouse am 13. Oktober 2020, 13:51 Uhr
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  3. Laut Kommer et al ist alles zu jeder Zeit in den aktuellen Aktienwert eingepreist. Das würde durch Studien belegt. Dementsprechend könnte ich ein Portfolio von Titeln  zusammenstellen, die aus meiner Sicht ihre besten Jahre hinter sich haben, sich seit Jahren in einem konsequenten Abwärtstrend befinden und dagegen ein Portfolio mit Aktien zusammenstellen, die sich seit Jahren im Aufwärtstrend befinden und deren Geschäftsfelder zunehmend relevanter für die Gesellschaft werden. Würde jemand wirklich genauso gerne das vermeintlich schlechtere Depot führen wollen wie das vermeintlich bessere? Will sagen, wenn ich entgegen allen Trends und Empfehlungen handele und absichtlich "Schrottaktien" kaufe, habe ich die gleichen Erfolgswahrscheinlichkeiten als wenn ich bewusstes Stockpicking betreibe? Das kann ich eigentlich nicht glauben.Die Vergangenheit ist kein Hinweis auf die Zukunft wird gesagt. Beim Roulette und Lotto kann ich das nachvollziehen. Wenn eine Aktie seit 15 Jahren steigt und eine andere Aktie seit 15 Jahren stagniert, dann ist es aus meiner Sicht wahrscheinlicher, dass erstere noch eine Weile weiter steigt als das die zweite plötzlich steigt. Diese Absolutheit mit der gesagt wird, dass die vergangene Entwicklung nichts mit der zukünftigen zu tun hat ist ja auch ein bisschen scheinheilig. Schließlich sagen "wir" ja, dass die Aktien global sich im Schnitt mit 7 bis 8% entwickelt haben über die letzten 100 Jahre, da beziehen wir uns auch auf die Vergangenheit.

Den obigen Punkt sehe ich anders. M.E. ist die Börse kurzfristig von Stimmungen abhängig. Langfristig betrachtet werden die Märkte immer wieder zu den fairen Werten der Aktien als Kurse kommen. hierzu verweise ich auf meine zuvor gegebene Antwort.