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Großstadt Möchtegern-Frugalist

Hallo liebes Forum,

 

nach einiger Zeit des stillen Mitlesens und großen Interesses an dem Thema, habe ich nun beschlossen mich im Rahmen dieses Forums auch kurz vorzustellen:

 

  • Ich bin verheiratet, Anfang 30, habe einen Master in Finance und wohne sehr zentral in einer deutschen Großstadt. Meine Frau und ich haben während unserer Dualen Studien (private Unis - daher recht hohe Studiengebühren) bereits gearbeitet und verdienen daher schon seit längerem Geld, sodass wir über ein gemeinsames Vermögen von > 150k verfügen.
    (Aktuell) arbeiten wir sehr viel und haben daher ein mE gutes Haushaltsnettoeinkommen von >6k p.M.
  • Wir haben jetzt beide eine recht hohe Sparquote von rd. 40%, auch wenn diese sicher optimiert werden kann, da wir uns (Stichwort "Lifestyle - Inflation"): Urlaube (ca. 10k p.a) und Klamotten, sowie eine sicherlich kostspieligen Wohnung (Warmmiete 1,45k p.M.) leisten. Zudem haben wir letztes Jahr geheiratet und angesichts der "Hochzeitsinflation" und Vorstellungen meiner Frau (Instagram und Freunde lassen grüßen ;-)) hat dies ein erhebliches Loch in die Kasse gerissen.

 

  • Beim Thema Sparen sind wir beide sehr verschieden :
    Ich spare überwiegend in ETF`s und ein paar Satelliten Aktien (Dividenden und Growth-Aktien - für den Spieltrieb ;-)) sowie eine harte Cash-Reserve. Allerdings ist diese Erkenntnis noch nicht sonderlich alt, da ich vorher gerne Stock-Picking betrieben haben und mich der ein oder andere Options-Schein-Reichtums-Traum doch einiges an Geld gekostet hat.

    Meine Frau (sehr vorsichtig: Börse ist Böse etc.) fängt (an der Börse) gerad erst an und hat den überwiegenden Teil auf einem Tagesgeldkonto, sowie einen kleinen ETF-Anteil und eine Private Equity Beteiligung (Managementbeteiligung).

 

  • Ein Haushaltsbuch habe ich nie wirklich geführt, aber vor 2 Monaten damit angefangen und in diesem Zuge auch mein Mittagessenverhalten (früher rd. 10 EUR jeden Tag …) angepasst 😉

 

  • Wir hadern momentan mit der Wohn- und Arbeitssituation und sind uns der hohen Miete bewusst, allerdings genießen wir die Einkaufs / Freizeitmöglichkeiten sowie das ich mit dem Rad zur Arbeit fahren kann. Unter anderem gönnen wir uns neben einem Firmenwagen noch ein Privatwagen (vollständig abbezahlt, wird aber nur sehr selten bewegt - meist im Rahmen von Geschäftsreisen und guter Spesenregelung), da der Firmenwagen wohl perspektivisch (Kinder) irgendwann wegfallen wird.

    Wir würden gerne im Großraum Düsseldorf (Radius +/- 25km) bleiben,  sind aber nicht ganz sicher wegen der Größe und Entfernung. Tatsächlich sind wir auch nicht wirklich bereit die hohen Preise zu zahlen. Zuletzt hat mir ein Freund ein EFH (Grundstück: 400qm, Wohnfläche: 160qm, Baujahr 2004) in einer Vorort/Randlage gezeigt, bei dem ein privates Bieterverfahren initiiert wurde und das Startgebot bei 670k liegen sollte…

 

  • Wir sind beide von unseren Jobs sehr gestresst, durch die langen Arbeitszeiten und die Verantwortung, sodass dies nicht so bleiben kann / soll. Der Exit für meine Frau ist dabei vermutlich noch etwas leichter, da wir zudem auch planen Kinder zu bekommen und sie dann erst mal aus dem Job gehen möchte. Das heißt natürlich, dass ich dann zum Haupternährer werde, was mich ein wenig belastet. Wir wollen eigentlich beide gerne einer besseren Work- Life Balance aber fühlen uns irgendwie aufgrund des Erwartungsdrucks nicht dazu in der Lage den Job zu wechseln,  auch weil wir uns insb. bei dem Thema Wohnen jetzt an einen Standard gewöhnt haben, den wir nur sehr ungern nach unten verändern wollen.

 

  • Das Thema Frugalismus ist bei uns auch nicht ganz unkritisch, da meine bessere Hälfte zwar ein hohe Sparquote hat, aber in meinen Augen dennoch viel Geld für Deko, Handtaschen etc. "verpulvert". Sie findet das Thema Vermögensaufbau auch eher lästig, obwohl sie schon seit Jahren ein Haushaltsbuch führt.

    Alles in allem sind dies also wohl eher Luxusprobleme, dennoch beschäftigen Sie mich oft, insbesondere nach dem stillen Mitlesen.

Ich freue ich mich auf eure Kommentare und Gedanken.

So long

Leverage88

Hallo, herzlich willkommen im Forum!

Dein Post hat mich  ein bisschen erschrocken. Ich fasse in eigenen Worten zusammen:
Ihr habt (gemeinsam) ein Einkommen von 6k€ und Ausgaben von 3.6k€. Dann wird deine Frau voraussichtlich in absehbarer Zeit aufhören zu arbeiten (ich nehme der Einfachheit halber an, dass ihr ungefähr gleich viel verdient). Nehmen wir die Steuererleichterung für einen Alleinverdiener hinzu und ziehen die Mehrkosten für ein Kind ab, dann seid ihr in meiner Rechnung etwa an dem  Punkt, an dem ihr soviel ausgebt wie ihr einnehmt.

Warum hält deine Frau Börse für "böse", wenn du Finance studiert hast? Redet ihr nicht miteinander? Das überrascht mich sehr. In etwa so als ob jemand nichts von der Schulmedizin hält und mit dem Dorfarzt verheiratet ist.

 

Was du beschreibst sind auch leider keine "Luxusprobleme", wie du es nennst, sondern das Problem, dass (wie oben beschrieben) zeitnah das Haushaltseinkommen gerade so zum Aufrechterhalten des aktuellen  Lebensstandards reichen wird. Luxus ist für mich was anderes und dein Wechsel auf eine Teilzeitstelle ohne Einschnitte im Lebenssstil nur bei Kapitalverzehr möglich.

 

"...auch weil wir uns insb. bei dem Thema Wohnen jetzt an einen Standard gewöhnt haben, den wir nur sehr ungern nach unten verändern wollen."

Naja, wenn du dazu bereit bist 50% deines Nettoeinkommens für Miete rauszuhauen, dann musst du dich nicht "nach unten verändern".
Ansonsten ist das wohl unausweichlich.

 

*** Disclaimer ***

Den muß ich jetzt leider vorab hier reinsetzen...da ich in einem anderen Thread schon mal ob meiner klaren Worte beschimpft wurde...

Ich schreibe inhaltlich, was ich meine. Ich hoffe, du kommst damit klar und fühlst dich nicht angegriffen. Aber wenn nicht, dann solltest du hier auch nicht alles offenlegen.

*** Disclaimer Ende ***

Die Situation ist ja nicht ganz unüblich. Großstadt, beide verdienen ordentlich. Schöne Wohnung, gutes Leben, gewisse Sparsumme. So wie das dann bisher so lief.

Ihr solltet euch mal nach vorne gerichtet überlegen, was ihr eigentlich wollt. Schon beim Ausgabe und Anlageverhalten gibt es deutliche Differenzen. Aktuell ist das natürlich noch ok, weil genug Geld reinkommt und jeder selber verdient.

In ein paar Jahren: das 2. Kind ist da, ihr habt vielleicht doch für 700 Teur ein Haus gekauft. Deine Frau ist noch zu Hause und passt auf die Kinder auf und will absehbar vielleicht auch nicht arbeiten. Der Streß in deinem Büro nimmt zu. Alles hängt aber von dir ab, wenn dein Einkommen wegfällt, oh nein (Familie, Haus, Kinder etc.)! Und dann musst du auch noch absehbar bis 67 arbeiten.

So kann das sein, muß es aber natürlich auch nicht. Ihr solltet euch mal einfach vernünftig und mehrfach zusammensetzen und überlegen, was eurer gemeinsamer Plan ist (wenn es denn einen gibt) und wie der so aussehen kann, dass es für die nächsten Jahre für beide eine akzeptable Situation ist.

Ihr könntet zb doch in eine kleinere Wohnung umziehen (so groß, dass auch 1 Kinderzimmer reinpasst) und dann noch 4,5 Jahre eure Sparquote erhöhen, bis der Nachwuchs kommt. Dann habt ihr bis dahin wahrscheinlich schon eine ganz vernünftige Summe zusammengespart.

Ihr könnt auch alles so belassen wie es bei euch und vielen anderen so ist: Wohnung bleibt, Ausgabenlevel bleibt. Ihr bekommt Kinder und du musst eben ordentlich ran. Deine Frau ist dann vielleicht ganz froh, dass du im Büro bist und sie die Zeit mit Kindern in Ruhe mit ihren Freundinnen geniessen kann. Und du bist, wenn du aus dem Büro kommst, dann noch genervter. Und irgendwann aber langsam aber sich geht die Beziehung dann auseinander.

Hallo ihr beiden,

und danke für die Rückmeldungen, dass ist genau die Art von Austausch, die ich gesucht habe. 🙂

Vielleicht kurz zur Klarstellung:

Mit Luxusproblem meinte ich nicht, dass wir im Luxus leben, sondern eher das man sich aktuell ob der derzeitigen Situation keine großen Gedanken machen müsste und ich genau das auch bei vielen Freunden beobachte. Bei denen läuft es nämlich genau auf das hinaus, was Privatier geschildert hat inkl. der Kinder + Stress im Beruf und der Beziehung. Daher ist ein Austausch mit Freunden zu dem Thema auch schwieriger, weil diese Art des Lebens als "normal" oder erstrebenswert angesehen wird.

Ich habe bewusst keine genau Angabe zum Haushaltsnetto gemacht, aber ich kann dich beruhigen wir geben für das Thema Wohnen unter 25% unseres Einkommens aus. Wir sind uns darüber im Klaren, das wir nicht günstig wohnen, aber tun dies bewusst, weil wir zentral (10 min Fahrrad zur Arbeit und in die City) und in einem Neubau mit diversen Annehmlichkeiten leben möchten.

Das meine Frau die Börse für "böse" hält, war vielleicht etwas überspitzt dargestellt und natürlich habe ich ihr diverse Basics zum Thema Börse und Investieren vermittelt, dennoch ist sie extrem risikoavers, was vermutlich auch aus ihrem Elternhaus kommt ("gebrannte" Telekomaktionäre).

So kann das sein, muß es aber natürlich auch nicht. Ihr solltet euch mal einfach vernünftig und mehrfach zusammensetzen und überlegen, was eurer gemeinsamer Plan ist (wenn es denn einen gibt) und wie der so aussehen kann, dass es für die nächsten Jahre für beide eine akzeptable Situation ist.

Genau das wird mein nächster Schritt sein. 💡

Zitat von Leverage88 am 20. Februar 2020, 15:40 Uhr

Bei denen läuft es nämlich genau auf das hinaus, was Privatier geschildert hat inkl. der Kinder + Stress im Beruf und der Beziehung. Daher ist ein Austausch mit Freunden zu dem Thema auch schwieriger, weil diese Art des Lebens als "normal" oder erstrebenswert angesehen wird.

Ja, und was noch viel erstaunlicher ist, wenn man es dann nicht so macht wie so viele (Mann arbeitet, Frau ist zumindest die meiste Zeit zu Hause, Haus im Grünen, Kinder), dann wird man auch so ein bisschen komisch angesehen bzw. man passt eben nicht dazu.

Bei uns zB war ich die meiste Zeit in Elternzeit zu Hause. Wir haben eine Mietwohnung und ich sage immer, da ich überhaupt kein Haus will. Geld kein Problem aber ich will einfach keines.

Da fällt den meisten leider schon nichts mehr dazu ein. Es gibt echt nur wenige Ausnahmen.

Das typische Lifestyle "Konsum Gefängnis" mit social media Luftschloss. Danke für die Schilderung.

Macht mal ein Selfie und postet es nicht. 🙂

Wenn Ihr euch einig seid kommt ihr da Schritt für Schritt raus.

Ihr habt die besten Lebensbedingungen ever und ein hohes Einkommen. Nutzt das sinnvoll.

Der Anfang ist gemacht. Viel Erfolg. Auch im Sinne eurer Kinder.

 

@Privatier Deine Beiträge sind pures Gold von einem der Wenigen im Ziel. Schreibe bitte frei Schnauze weiter. Ohne Disclaimer. Danke.

3 Tage Woche. Teilzeitarbeit.

Bei uns zB war ich die meiste Zeit in Elternzeit zu Hause. Wir haben eine Mietwohnung und ich sage immer, da ich überhaupt kein Haus will. Geld kein Problem aber ich will einfach keines.

Das ist eine Überlegung, die wir auch haben. Da meine Frau aktuell besser verdient und ich auch gerne meine Kinder aufwachsen sehen möchte, überlegen wir auch, ob nicht ich den größeren Teil der Elternzeit nehme. Wenn man das dann gegenüber Freunden und Familien ausspricht, wird man trotz aller Emanzipation und Toleranz immer noch leicht schief angesehen...

@ Privatier: Darf ich fragen, wie dein Werdegang war? Ich konnte in der Vorstellungsrunde nichts zu dir finden, aber vielleicht hab ich es auch übersehen. 😉

In unserem Fall habe ich sogar doppelt soviel verdient wie meine Frau...aber die 9 Monate Elternzeit waren das 10mal Wert. Wir hatten 4 Monate überlappend und das war ein absoluter Top-Sommer. Wir saßen fast den ganzen Tag am Strand in der Eisdiele, tranken Kaffee und dazu Eis, den Blick auf das Meer...teilweise wussten wir nicht mehr, welcher Wochentag eigentlich war...ach was 10 mal, hundert mal hat sich das gelohnt.

In der Vorstellungsrunde habe ich tatsächlich nichts eingetragen, das werde ich die Tage mal nachholen.

Zitat von Leverage88 am 20. Februar 2020, 10:16 Uhr
  • Ich bin verheiratet, Anfang 30, habe einen Master in Finance und wohne sehr zentral in einer deutschen Großstadt. Meine Frau und ich haben während unserer Dualen Studien (private Unis - daher recht hohe Studiengebühren) bereits gearbeitet und verdienen daher schon seit längerem Geld, sodass wir über ein gemeinsames Vermögen von > 150k verfügen.
    (Aktuell) arbeiten wir sehr viel und haben daher ein mE gutes Haushaltsnettoeinkommen von >6k p.M. [...]
  • Wir würden gerne im Großraum Düsseldorf (Radius +/- 25km) bleiben,  sind aber nicht ganz sicher wegen der Größe und Entfernung. Tatsächlich sind wir auch nicht wirklich bereit die hohen Preise zu zahlen. Zuletzt hat mir ein Freund ein EFH (Grundstück: 400qm, Wohnfläche: 160qm, Baujahr 2004) in einer Vorort/Randlage gezeigt, bei dem ein privates Bieterverfahren initiiert wurde und das Startgebot bei 670k liegen sollte…

Ich spare mir mal den Disclaimer und komme gleich zur Sache. Dein Erachten ist eine krasse Fehleinschätzung, denn Ihr habt gar nicht die Wahl, solche Preise nicht zu zahlen, sondern ihr könnt Euch ein solches Haus mit Euren Gehältern schlicht und ergreifend nicht leisten.

Nehmen wir an, ihr könntet das Haus für 700T€ entspr. ca. 750T€ incl. Kaufnebenkosten erwerben und setzt Euer EK in Höhe von 150T€ voll ein. Dann bleiben 600T€ stehen und wenn ihr da nicht bis zur Rente abzahlen wollte, sondern 1,5% Finanzierungszins und 3,5% anfängliche Tilgung (Laufzeit dann ca. 21 Jahre) ansetzt, führt das zu einer mtl. Rate von 2500€. Da kann keiner von Euch in Teilzeit. Selbst wenn ihr (deutlich) länger finanziert und die Rate auf 2T€ drückt, haltet ihr keine großen Einkommenseinbußen aus, weil zum Haus ja noch weitere Unterhaltskosten kommen. Das geht also nur, wenn ihr +30 Jahre Finanzierung in Kauf nehmt, was aber gleichbedeutend mit Arbeit bis zur Rente ist.

Ihr seid auch nicht über der Beitragsbemessungsgrenze, denn ihr verdient im Schnitt ca. 50T€ brutto. Das ist ok, aber nicht überragend. Ein Bekannter von mir hat gerade mit 23 Jahren seinen ersten vollen Arbeitsvertrag unterschrieben, die haben sich auf ~45T€ geeinigt und dabei hat er seine Bachelorarbeit noch nicht mal fertig.

  • Wir sind beide von unseren Jobs sehr gestresst, durch die langen Arbeitszeiten und die Verantwortung, [...]

Eure Gehälter passen an der Stelle auch nicht. Stress, lange Arbeitszeit und Verantwortung klingt nach mindestens 80T€, besser 100T€ Gehalt - davon seid ihr meilenweit entfernt.

  • sodass dies nicht so bleiben kann / soll. Der Exit für meine Frau ist dabei vermutlich noch etwas leichter, da wir zudem auch planen Kinder zu bekommen und sie dann erst mal aus dem Job gehen möchte. Das heißt natürlich, dass ich dann zum Haupternährer werde, was mich ein wenig belastet. Wir wollen eigentlich beide gerne einer besseren Work- Life Balance aber fühlen uns irgendwie aufgrund des Erwartungsdrucks nicht dazu in der Lage den Job zu wechseln,  auch weil wir uns insb. bei dem Thema Wohnen jetzt an einen Standard gewöhnt haben, den wir nur sehr ungern nach unten verändern wollen.

Wie schon beschrieben wurde, gibt es für Dich/Euch nur zwei Möglichkeiten - Du verdoppelst Dein Gehalt oder ihr schränkt Euch massiv ein. Im Speckgürtel von D'dorf wird das sonst nichts mit Kindern, Teilzeit und Eigentumserwerb. Mit Kindern braucht man aber auch keine teuren Handtaschen mehr, da ändert sich der Fokus von ganz allein. 😉

Herzlich willkommen!

So richtig zurückhaltend beim Konsum wirkt das jetzt auf mich nicht - was natürlich auch nichts schlimmes ist. Habe persönlich jetzt die letzten zehn Jahre zusammen keine 10.000€ für Urlaub ausgegeben - aber ohne das Gefühl, groß was verpasst zu haben (habe aber auch schon ein paar Reisen gemacht, die ich nicht missen möchte).

Wenn die Arbeit vielleicht etwas fordernd ist, ist das per se auch nicht schlecht. Wenn man dabei noch das Gefühl hat, es lohnt sich, ist das noch weniger schlecht. Also wenn man gerne für seinen Lohn in die Arbeit geht, und mit den Dingen, die man sich von seinem Lohn kauft, glücklich wird, ist das doch eigentlich ein wunderbares Lebenskonzept. Dabei halt etwas schauen, mit veränderten Situationen (Kinder, Renteneintritt) auch klarzukommen.

Auf rel. hohem Niveau zu konsumieren, ohne dafür viel und lange arbeiten zu müssen, wäre natürlich schön, aber die Option gibt es für die meisten halt nicht.

 

 

Zitat von n am 22. Februar 2020, 10:18 Uhr

Herzlich willkommen!

So richtig zurückhaltend beim Konsum wirkt das jetzt auf mich nicht - was natürlich auch nichts schlimmes ist. Habe persönlich jetzt die letzten zehn Jahre zusammen keine 10.000€ für Urlaub ausgegeben - aber ohne das Gefühl, groß was verpasst zu haben (habe aber auch schon ein paar Reisen gemacht, die ich nicht missen möchte).

Das Urlaubskonsumverhalten wird sich mit Kindern eh verschieben. Kindern ist der Luxus nämlich völlig egal, Hauptsache denen ist nicht langweilig. Andererseits muss man sich im Klaren sein, dass Urlaub mit schulpflichtigen Kindern teurer wird. Wenn man das sparsam gestalten will, muss man schon kreativ werden.

Also wenn man gerne für seinen Lohn in die Arbeit geht, und mit den Dingen, die man sich von seinem Lohn kauft, glücklich wird, ist das doch eigentlich ein wunderbares Lebenskonzept.

Klingt für mich aber nicht so, als wenn die beide gern zur Arbeit gehen würden. Darüber hinaus funktioniert die Nummer mit Kauf=Glück meistens nur für kurze Zeit.

Zitat von Leverage88 am 21. Februar 2020, 10:30 Uhr

Das ist eine Überlegung, die wir auch haben. Da meine Frau aktuell besser verdient und ich auch gerne meine Kinder aufwachsen sehen möchte, überlegen wir auch, ob nicht ich den größeren Teil der Elternzeit nehme. Wenn man das dann gegenüber Freunden und Familien ausspricht, wird man trotz aller Emanzipation und Toleranz immer noch leicht schief angesehen...

Bin da in die Rolle als Berufsvati irgendwie eher hineingerutscht (haben noch studiert, meine Frau war konkreter in der Abschlussphase, als ich) - würde da nicht nur finanzielle Aspekte in den Vordergrund stellen. Man sieht Kinder nicht nur aufwachsen, sondern ist da schon auch aktiv involviert. Wie entspannt das ist, hängt natürlich auch von einem selbst und den Kindern ab. Es kostet definitiv Zeit und Energie. Als Krabbelgruppen-Veteran würde ich da jetzt nicht unbedingt die Erwartung schüren, man hätte die entspannteste Zeit seines Lebens vor sich. Kann mich eigentlich an keinen Elternteil erinnern,  der gesagt hätte, es wäre gerade besonders entspannt. So ziemlich jeder ist von Schlafentzug und Vollzeit-Fremdbestimmung angekratzt.

Ein Job mag in der Zeit, in der man ihn ausübt, anstrengender sein. Aber er hört im Normalfall nach acht Stunden am Tag wieder auf. Man darf in der Nacht die ganze Nacht schlafen. Und dann gibt es Wochenenden. Feiertage. Urlaub. Und wenn man krank ist, kann man sich krankschreiben lassen. Einigermaßen entspannt ist das eher, wenn man ein Mann ist, und die Frau sich grundsätzlich um das Kind kümmert.

 

Hi Leverage88,

ich bin bis jetzt auch stiller Mitleser gewesen und fand deinen Beitrag sehr sympathisch. So typisch aus dem Leben gegriffen 🙂 Wir hatten vor der Geburt unseres Kindes eine ähnliche Einkommenssituation wie ihr, haben aber etwas mehr gespart (wir mögen auch teure Urlaube, haben aber eine kleine Wohnung und kein Auto)

Es klingt so, als seid ihr auf einem super Weg.  Sorgen würde mir nur machen, dass ihr eure Arbeit als stressig empfindet. Was spricht dagegen, eure Arbeitszeiten zu reduzieren?

Der Plan, dass deine Frau mit Kindern aufhört zu arbeiten, klingt für mich aber eher nach klassischer Hausfrauenehe als nach finanzieller Freiheit. Etwas überspitzt formuliert: du verbringst  deine Zeit  mit einem Job, der dich stresst, und lässt deine Frau mit der ganzen Arbeit in der Kinderbetreuung hängen... Ist das ihre Idee oder die Idee eures Umfelds?

Eure Wohnungssituation finde ich spannend. Wie groß ist die Wohnung denn, macht es Sinn euch zu verkleinern? Aber das hängt wahrscheinlich auch davon ab, wie bald ihr Kinder plant.

Darf ich mal fragen, weshalb Ihr ("wohne sehr zentral in einer deutschen Großstadt") überhaupt Autos, dann sogar gleich noch zwei, habt? Weg damit (auch ein Dienstwagen kostet Dich was, nämlich Gehalt auf die Pfote), Rad/Öffis/Car-Sharing nutzen. Spart sofort mindestens 600 € im Monat.

Ich habe mit mir lange gehadert, nachdem mein altersschwaches Auto nicht mehr zu reparieren war, überhaupt ein neues zu kaufen. Aber ich wohne auf dem Land, hier gibt es kein Car-Sharing, ich muss weit zu meinen Kunden fahren (Öffis teilweise 2 Stunden je Strecke, Auto nur halbe Stunde). Also wurde es dann doch ein sehr abgespecktes gebrauchtes Kleinauto. Aber auch das hätte ich mir gerne erspart, geht aber hier einfach nicht. Die Kosten von mindestens zwei Autos muss man beim Umzug aufs Land übrigens auch gleich noch auf die monatlichen Wohnkosten draufschlagen, wenn man einen Vergleich zum Wohnen in der Stadt rechnet.

Hello again,

 

und vielen Dank für eure Rückmeldungen! Leider konnte ich mich in der letzten Zeit den Themen nicht so stark widmen, da ich berufsbedingt sehr stark durch die Corona-Pandemie beansprucht war.

Aus euren Rückmeldungen sind viele valide Punkte dabei gewesen, die ich mal in aller Kürze abarbeiten würde:

Konsumverzicht

Ja, wir sind keine Parade Frugalisten, die ihren Konsum auf das Mindeste reduzieren möchten. Dennoch ist unserer Sparquote sehr passabel - auch die Ausgaben für den Urlaub haben wir in den letzten Jahren schon reduziert (w/ ökologischer Fußabdruck, Corona etc.)

 

Wohnsituation

Was soll man sagen, man macht es sich auf einem bestimmten Niveau auch ganz gemütlich, natürlich geht es immer günstiger und man kann downsizen, aber das ist im Moment nicht die Stellschraube. Wir arbeiten aktuell eher daran die Einkommensseite (Jobwechsel) zu verbessern, als die Ausgabenseite stark runter zuschrauben.

 

In eine günstigere Wohnung umzuziehen kommt daher nicht in Frage, eher möchten wir Wohneigentum in Region kaufen, was sich, wie hinlänglich bekannt sein sollte aufgrund der Preislage nicht ganz einfach gestaltet. Das Thema, das wir uns ein Haus nicht leisten könnten, wie angesprochen wurde, sehe ich nicht, es ist eher eine Frage der Kompromissbereitschaft (Pendeln, Infrastruktur etc.) sowie der Tatsache das viele der angebotenen Immobilien aus meiner Sicht einfach nicht das aufgerufene Geld wert sind. Aber wie heißt es so schön: " Der Markt hat immer Recht". Daher halten wir hier weiterhin Ausschau.

 

Arbeit

Es wurde auch mehrfach angemerkt, dass man die Arbeitszeit reduzieren könnte. Klar ist das erstmal ein verständlicher Reflex, wenn es heißt, der Job ist stressig. Allerdings ist in den Bereichen in denen wir arbeiten (Unternehmensberatung/  Geschäftsführung) eine Teilzeitlösung eher schwierig zu realisieren, da sich Projektarbeiten in der Regel nicht besonders gut in starre Halbtagslösungen u.ä. verpacken lassen. Zudem sind wir beide momentan an Punkten, wo wir unserer Einkommen ordentlich steigern können und diese Einkommenssteigerung möchten wir mitnehmen, auch wenn sich die Work-Life-Balance dadurch ungünstig verschiebt.

 

Auto

Da unser Privatwagen tatsächlich mehr rumsteht, als dass er gefahren wird und zudem nun den 3. Parkrempler 🙁 abbekommen hat, werden wir diesen jetzt nochmal Instandsetzen lassen und danach verkaufen. Wie würdet ihr den Verkaufserlös (ca. 15k) aktuell anlegen, vor allem vor dem Hintergrund, dass dieses Geld in 1- 1,5 eventuell als Eigenkapital für eine Immobilienfinanzierung benötigt wird und der Anlagehorizont demnach sehr kurz ist.

 

Ich freue ich mich auf eure Kommentare und Gedanken.

Für ein Monatsnetto über 3000 Euro braucht man mit SK 1 idR ein jährliches Bruttoeinkommen über 60.000 Euro, statt der hier erwähnten 50.000 Euro.

Das ist für einen knapp über 30-jährigen Akademiker ein völlig normales Gehalt.

Zum Wohneigentum.

Wenn ihr in der jetzigen Wohnung zufrieden seid, dann bleibt da auch drin. Frugalismus heißt zumindest aus meiner Sicht nicht ein unglückliches Leben zu führen, wo sich das eigene Leben einer Zahl auf dem Konto unterzuordnen hat.

Das Thema Wohneigentum wird meist als Altersvorsorge diskutiert, ist aber in Wirklichkeit vor allem eine Frage von Lifestyle und Psychologie.

Wenn es Euer Wunschtraum ist, die Wochenenden mit Rasenmähen zu verbringen, im Hobbykeller zu basteln, die Fassade zu renovieren und sich eben so zu verhalten, wie das Einfamilienhausbesitzer so tun, dann kauft Euch so eins. Damit stehen Euch zwei Optionen offen:

  1. Es klappt so und im hohen Alter habt ihr dann ein abbezhaltes Haus im Vorort, bis dahin seid ihr fleißige Arbeitsbienchen, die das halbe wache Leben mit Arbeit oder im PKW hocken verbringen. Sehr vielen Leuten scheint genau das so zu gefallen, sonst würden sie es hoffentlich nicht tun. Eure Kinder finden es vielleicht auch toll, wer weiß das heute schon?
  2. Es klappt nicht. Entweder finanziell oder persönlich. Eigenheim mit Schulden, Preisverfall und Scheidungskrieg sind die Zutaten für einen Super-GAU. Passiert(e) Millionenfach. Das war's dann halt mit diesem (freien) Leben, das kann man natürlich trotzdem zu Ende führen, aber mit erheblich reduzierten Optionen.

Psychologisch muss man mit den Argumenten der Eigenheimbesitzer klar kommen:

"Du zahlst im Monat 1500 Euro auf Nimmerwiedersehen an Deinen Vermieter und ich hingegen zahlen damit mit Eigentum ab und das ist die letzten 5 Jahre auch schon 100.000 Euro im Wert gestiegen."

Da fühlt sich mancher dann im Zuzwang.

  1. Frage: Warum steigen ie Preise für Wohneigentum und was habe ich davon? Sie steigen sehr wahrscheinlich seit 10 Jahren in Teilen aus Spekulationsgründen (Investoren wissen nicht wohin mit dem Geld) und in großen Teilen wegen der niedrigen Zinsen, die bei gleicher monatlicher Belastung erheblich höhere kaufpreise und damit Kreditsummen ermöglichen. Spekulationsblasen leben idR keine 30 Jahre (wenn ihr Euer Haus vielleicht wieder verkaufen wollt) und der Zins kann nicht mehr viel tiefer fallen. Ich kenne die Zukunft auch nicht, aber der Preisasnteig die letzten 10 Jahre war eine absolute Annomalie, das gab es die letzten 100 Jahre nie in Deutschland (in Japan, den USA oder Spanien sehr wohl). Was habe ich davon? Solange ich nicht verkaufe oder einen neuen Kredit mit dem Haus als Sicherheit finanzieren muss exakt garnichts.
  2. Gedanke: Wie ist das eigentlich mit dem "Geld verlieren" als Mieter? Was zahlt ihr denn mehr als jmd mit einer vergleichbaren voll abbezhalten Wohnung? Sagen wir mal 1000 Euro im Monat, also 12.000 Euro im Jahr. Ein Aktiendepot in Höhe von "nur" 300.000 Euro würde Euch bei 4% Rendite nach Steuern und Inflation einen Ertrag von eben diesen 12.000 Euro im Jahr bringen.
  3. Was ist einfacher: Ein Aktiendepot von 300.000 Euro aufzubauen oder eine Wohnung für 500.000 Euro zu finanzieren? Was ist über all die Jahre weitaus flexibler? Was sorgt für erhebliche Zusatzkosten (Kaufnebenkosten in Höhe von ca. 10%, g ggf. Zwangssanierung wegen Dekarbonisierung in vielleicht 10-20 Jahren, usw...), was bindet Dich für Jahrzehnte an eine Wohngemeinschaft oder an Nachbarn ohne Chance einfach zu entkommen?
    Das war jetzt die Wohnung für 500.000 Euro, das Eigenheim am Stadtrand kostet noch mehr, die Nebenkosten sind deutlich höher, (der ökologische Fußabdruck ist weitaus schlimmer), dazu kommt der Zusatzaufwand wegen PKW und pendeln und der zeitliche Aufwand für die Pflege.

Wenn ihr unbedingt ein Haus haben wollt dann kauft Euch eins, aber es ist eine Lifestyle-Etscheidung und die größte Konsumausgabe Eures Lebens und es raubt Euch sehr viel Flexibilität. Es ist keine Altersvorsorge! (der einzige Grund warum Eigenheimbesitzer im Alter im Schnitt mehr Vermögen haben ist, weil der hauskredit sie in jungen Jahren zum Zwangssparen zwingt)

Es gibt sicherlich auch Gründe, warum Häuser viel toller sind als Wohnungen, das sollen die erzäehlen, die sich für eins entschieden haben.

Mein Ratschlag aus rein finanzieller Sicht: Aktiendepot in den kommenden Jahren auf 300.000 Euro erhöhen und ihr könnte sehr wahrscheinlich den Rest Eures Lebens die Mehrkosten für Miete vs. Wohnung besitzen(!) daraus finanzieren und ihr behaltet alle Freiheiten.

MfG

Schöne Zusammenfassung aller Nachteile des Eigentumserwerbs. Spannenderweise überwiegt volkswirtschaftlich gesehn der am Ende kurz in Klammern erwähnte, rein psychologische Aspekt des Zwangssparens alle genannten finanziellen Nachteile bei weitem. Man sollte sich vor Kauf die Argumente ausführlich durchkauen, natürlich auch die Positiven.

1. Die selbstgenutzte Immobilie ist mit dem Teil der größer, teurer ist als notwendig ein Lifestyle Produkt.

2. Vermietete Immobilien haben einen Leverage Effekt. Wenn das Einkommen dazu passt und man jung genug ist kann das ein positives Investment sein.

3. Aktien sparen sollte ob Mieter oder Eigenheimbesitzer immer parallel möglich sein. Sprich eigene Immo muss man sich leisten können.

4. Mit Aktien und Miete weiß ich nur statistisch dass ich heute weiter wäre als ich es mit Immobilien und Aktien tatsächlich geschafft habe.

5 Eine Immobilie hat den riesigen Nachteil dass sie immobil macht. Aber Flexibilität kostet!

Beispiel:

Mittelgroße Stadt Familie und 2 Kinder. Die brauchen eine 4 Zimmer Wohnung (kein Lifestyle) zu 1.500€ Miete äquivalent 500.000€ KP plus 50.000 NK, also bescheidene knapp 3% Mietrendite.

Zins = Miete, Tilgung  = Sparquote. Einverstanden? Scblagen wir noch 1% Tilgung zur Kostenseite drauf und 1% für höheren Zins wegen schlechter Liquidität und Instandhaltungsrücklagen. Dann liegt er immer noch unter der Miete.

...und jetzt wirds halt auch bei mir etwas länger und ich philosophiere über den verbeamteten Lehrer, der den Beruf nicht allein deshalb gewählt hat weil die Kinder so toll sind und er Freitags mit dem Surfbrett bepackten VW Bus vor der Schule stehen mag.

Der räumliche Nähe und Konstanz mag, Sicherheit braucht und nichts mehr hasst als den Gedanken dass er mit seinen 2 Balgen und Holden aus dem gewohnten Umfeld und den Freunden wegen Eigenbedarf umziehen muss.

Warum sollte der in dieser bescheiebenen Gegend mieten?

 

18.000 Euro Miete pro Jahr zu 500.000 Euro Kaufpreis in Deinem Beispiel macht eine Mietrendite von 3,6% pro Jahr (vor Rücklagen).

Da kann man aus finanzieller Sicht mit 30 noch kaufen, vor allem, wenn man auch vorhat noch was zu vererben.

Das ist jetzt aber auch "unser Beispiel" mit zur Ist-Situation vergleichbarem Wohneigentum , tatsächlich soll ja der Konsum weiter erhöht und ein EFH am Stadtrand gekauft werden, was noch teurer ist und weitere Kosten nach sich zieht.

In meinem Fall (Stadt Dresden) liegt die Mietrendite übrigens bei ca. 5000 Euro  / 200.000 Euro = 2,5% und das ist noch vor Abzug der Instandhaltungskosten. Setze ich dafür eher geringe 1500 Euro/ Jahr an lande ich bei einer Mietrendite von 1,8%. Ich müsste also derzeit 57 Jahre lang auf Höhe meiner Kaltmiete (abzgl Instandhaltung) tilgen, bis mir die Wohnung dann selbst gehört. Kaufnebenkosten und Inflation/Mieterhöhung hab ich mal unterschlagen. Da bleibt nur die Spekulation auf weitere Wertsteigerungen, aber das waren hier ausgehend von sehr niedrigen Niveau eben die letzten 12 Jahre schon 100%, daher sind die Verhältnisse auch so irrsinnig.

Klar, wer vor 12 Jahren gekauft hat (mit nur kurzer Zinsbindung), hat es richtig gemacht. Nur ist die Vergangenheit eben schon vorbei. Man hätte auch Tesla Aktien kaufen können, im Nachhienin ist man immer schlauer.

Das Problem ist, dass man eher mit Leuten ins Gespräch kommt, die seinerzeit eine Immobilie gekauft haben und jetzt erzählen, wie toll das finanziell aufgegangen ist und zumindest ich keinen kenne, der schon vor Jahren für 100.000 Euro Tesla Aktien kaufte und bis heute gehalten hat.

Meine niedrige Kaltmiete von 5,50€/m² basiert auch auf einem alten Mietvertrag und ist wohl auch nicht für Neumieter übertragbar, daher kommt es halt immer auf den Einzelfall an. Wichtig ist, dass man die finanzielle Seite nüchtern betrachtet und in die (mögliche) Zukunft  blickt, nicht in die Vergangenheit.

Lifestyle ist sowieso indivduell. Dein Beispiel mit dem Beamten, der sein Leben nach dem Studium an einem Ort verbringen und sich dort dauerhaft mit seinem Arbeitsplatz und der Nachbarschaft verwurzeln möchte ist natürlich auch möglich und da verstehe ich auch, wenn man gerne was eigenes haben möchte.

Im hier beschrieben Fall muss der Autor das eben für sich bzw. mit seiner Freundin/Frau entscheiden.

Wenn die beiden das Haus am Stadtrand kaufen sind die weiteren Optionen eben stark eingeschränkt. Mit gemütlich Teilzeit ist da nichts mehr, das ist dann schon der klassische deutsche Lebensentwurf mit 1 1/2 oder 2 Stellen bis zur Rente mit 60+x Jahren.

Natürlich kann man auch ein Haus wieder verkaufen, aber man steigt in diesem Fall eben heute mit seinem Invest Kreditgehebelt und mit ca. 10% Ausgabeaufschlag (Kaufnebenkosten) in einen Einzelwert ein und das zu einem Zeitpunkt, wo der Markt einmalig in der Historie über 10 Jahre lang nach oben geschossen ist und wo eine von zwei bekannten Kostentreibern jetzt zwangsläufig ein Ende finden wird (das weitere Absinken der Kreditzinsen halte ich für ausgeschlossen, denn dann würde man Geld von der Bank bekommen)

Ob man neben Tilgung parallel auch Aktien kaufen soll ist umstritten. Ich tendiere auch zu Ja wegen der Diversifikation und weil die Renditechancen am Aktienmarkt deutlich höher sind als der aktuelle Kreditzins für Immobilien. Andere argumentieren, dass das indirekt einem Aktienkauf auf Kredit gleich kommt, wenn man statt Sondertilgung eben Aktien erwirbt.

Aber wenn wir hier von einem 700.000 Euro + X Kauf reden und dazu die hohe Wahrscheinlichkeit, dass in Zukunft zwei Autos daeurhaft benötigt werden und bei einem Bau aus dem Jahre 2004 in den nächsten 10-25 Jahren möglicherweise ein Umbau der Energieversorgung ansteht (außer das Gebäude ist bereits rein mit Elektrizität beheizt oder hat einen so extrem geringen Gasverbrauch, dass man CO2 neutrales Gas bezahlen kann) muss man die nächsten Jahre eh ganz andere Dinge klären. Die Schnittmengen zu Frugalismus sehe ich da nicht mehr. Das ist das deutsche Standard-gehobene-Mittelschichts-Leben.

Muss nicht schlecht sein, ich ging nur davon aus, dass man das hier eher nicht anstrebt.

MfG

Hi Cepha

Ich habe jetzt nochmal die Beiträge von Kollege Leverage gelesen.

Jetzt verstehe ich auf was du hinaus wolltest und muss dir zustimmen.

Leverage ist am Scheideweg ein klassisches Mittelschicht (eher obere Mittelschicht) zu leben und damit sich für einen anderen Lifestyle zu entscheiden.

Dieser muss nicht zwangsläufig schlechter sein aber eben nicht frugal. Bei hohen Einkommen wird eine Vermögensbildung weiter möglich sein aber auch die Abhängigkeiten bleiben hoch. Die Selbstbestimmtheit um die es beim Frugalismus ja geht ist dann in Gefahr.

Der schleichende Prozess der Lifestyle Inflation kann ganz schleichend gehen und die langsame Gewohnheit ist sehr tückisch.

Dazu die Beschriebenen Unterschiede in der Partnerschaft. Das sollte sicher im Blick gehalten werden!

In meinem Beispiel oben hab ich die Nebenkosten bei der Mietrendite berücksichtigt. Betrachte ich eigentlich immer so.

Bei deiner günstigen Altmiete würde ich so lange wie möglich da wohnen bleiben und bei einem späteren Umzug höhere Wohnkosten im Hinterkopf behalten.

Die Spreizungen zwischen günstigen Altmieten und teuren Neubauten gibt es ja vielerorts.