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Gedankenaustausch

Hi,

nach einigen fordernden, intensiven Jahrzehnten im Beruf, möchte ich mal ein paar Gedanken und Zahlen unstrukturiert in den virtuellen Raum werfen.

Alter: 56

Beruf: Selbstständig, Einzelunternehmen

Bruttoeinkommen, jährlich: zwischen 200k und 350k (Steuerklasse 1)

PKV versichert, aktuell ca. 800€ Beitrag + 1.200€ SB

Rentenpunkte: 16 (aktuell kaufe ich ca. 1,8 RP im Jahr - für weitere 4 Jahre erstmal)

Rürup: zu 100% am Kapitalmarkt platziert, aktuell ca. 200.000€ , wird weiter mit 600€ im Monat bespart (auch für erstmal weitere 4 Jahre)

Eine weitere, private Rentenversicherung bringt ca. 160€ ab dem 67. Lebensjahr

Vermögen:

  • 880.000€ überwiegend in Welt-ETF´s.  Davon ca. 180.000€ Buchgewinne
  • 70.000€ im Geldmarkt-ETF
  • 20.000 Festgeld
  • 50.000 Cash (fürs Tagesgeschäft)
  • ca. 20.000€ Gold (physisch)

Verbindlichkeiten:

  • ca. 80.000€ Steuernachzahlung, welche ca. Ende diesen Jahres bereit stehen müssen

Monatliche Kosten: habe ich nie überwacht. Miete ist ca. 850 warm. KFZ-Kosten laufen über die Firma. Sollte ich aus dem Berufsleben scheiden, würde ich alles etwas downsizen ( Auto, Handyvertrag, eventuell sogar eine kleinere Wohnung).

Gedanken:

Am meisten beschäftigt mich eine passende Entnahmestrategie. Aktuell tendiere ich zu

  • Ausgaben für 5 Jahren in Cash (Festgeld, Tagesgeld) und 2 Jahresausgaben in Gold.
  • Alles andere zu fast 100% in Welt-ETF´s (ohne Rebalancen und Auslösen von Steuern - verkauft wird erstmal nichts).

Dividendeneinnahmen würde ich auch - entgegen aller Nachteile - als einen Bestandteil meiner (eh geringen) Einkommenströme mit einplanen.

Ein Crash am Aktienmarkt wird ganz sicher - je nach Ausschlag -  meine Psyche belasten.

Mit weniger volatilen Dividen-ETF´s, vielleicht 15 - 20k Bruttodividenden und meinem Cashpuffer, sollte ich mit einem Blick und "rebalancen: Portfolio/Cash" alle 12 Monate ruhiger Leben können?

Mein (aktuelles) Ziel ist es in 4 Jahren mein Depot auf 1.000.000€ zu bekommen und um die 280.000€ "Cash" zu haben. Dann möglicherweise den Ausstieg umsetzen.

Aktueller Focus auf den Aufbau der gewollten Cashposition. Wirtschaftslage (meine Auftragslage) ist aktuell merklich eingetrübt. Depot bleibt erstmal am Seitenrand ohne weitere Einzahlungen. Sollte sich also eigenständig in Richtung 1Mio€ bewegen.

Sollte es zu signifikanten Einbrüchen am Markt kommen, werde ich entsprechend meinen zeitlichen Horizont anpassen und eventuell neue Sparpläne aufsetzen.

In 2-3 Jahren werde ich mir Gedanken zum Unternehmensverkauf machen. Den Wert setze ich für meine Planung aktuell bei Null an. Was dann tatsächlich rumkommt, werde ich dann sehen.

Wie Ihr seht, noch noch alles ohne Struktur. Deshalb bin ich auf Eure Anregungen gespannt.

Gruß

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hallo @altesocke, erstmal Willkommen am Forum.

Ich habe Deinen Post nur kurz überflogen - aber als erstes ist mir Deine "aktuelle Tendenz zur Entnahmestrategie" aufgefallen.
Du willst die Ausgaben für 5 Jahre in Cash haben - kannst aber keinerlei Angaben zu den monatlichen (oder jährlichen) Ausgaben machen, da Du diese nie überwacht hast. Ggf. "downsizen" (Mietwohnung zu 850  warm?!).

Also mit den gemachten Angaben kann ich nicht wirklich etwas anfangen, noch weniger um daraus Anregungen zu geben.
Die bisher einzige Anregung wäre einfach mal einen Quercheck zu machen, was Du im Laufe eines Jahres wirklich ausgegeben hast um dann den tatsächlich gewünschten Cash-Bedarf für 5 Jahre zu ermitteln.

Hallo @altesocke,

Herzlich willkommen hier!   Wie schon der Vorredner festgestellt hat, ohne zu wissen, wie der Bedarf ist, sind die Fragen schwer zu beantworten.
Ein Punkt wollte ich trotzdem anmerken,  wenn Dich ein Aktiencrash psychisch schwer belasten würde, würde ich einen Teil des Geldes in eine überschaubar dimensionierte, altersgerechte, halbwegs zentral gelegene Wohnung investieren.  Dann gehen die monatlichen Fixkosten runter und der Kapitalbedarf sinkt entsprechend.

Ich habe selber eine Pflegesituation mit meiner Mutter und es schadet nicht, in unserem Alter schon mal 15 - 20 Jahre vorauszudenken und da hab ich festgestellt, dass so eine Wohnung Gold wert ist und man einen evtl. Umzug ins (teuere) Pflegeheim um Jahre hinauszögern kann.

 

Ll Zitat von TakeTwo am 17. Juni 2024, 20:42 Uhr

...  altersgerechte, halbwegs zentral gelegene Wohnung ... einen evtl. Umzug ins (teuere) Pflegeheim um Jahre hinauszögern kann.

Eher mit 70 oder 75 mal einen Platz in so einem "Betreuten Wohnen" suchen!

Teils relativ "normale" Miete plus eine "Servicegrundpauschale" (waren bei meiner Mutter ca. 150 €/Monat) zzgl. der nach Bedarf in Anspruch genommenen Zusatzleistungen.

Erstkontakt gerne per E-Mail an hypescouting2024plus@t-online.de

3 Anmerkungen:

  • wieso hast du in deinem Alter mit dem Einkommen nur so ein "geringes" Vermögen, wenn man mal alle Assetklassen berücksichtigt?
  • wie hast du denn bisher gespart, wenn du bei den ETFs nur so geringe Buchgewinne hast? Alles bisher auf Tagesgeldkonten gehabt?
  • mir wäre das zu unbalanciert, fast alles in Welt-ETFs, kaum Altersvorsorge, keine Immobilie

Hallo!

Vorab Danke für Eure Kommentare. Beschert mir die ersten Hausaufgaben: Ausgaben genauer tracken und Thema Assetklassen.

Ich verdiene erst seit einigen Jahren diese Summen. Am Kapitalmarkt einiges an Lehrgeld bezahlt. Und ja, sogar mehrere hundert k€ auf einem Girokonto mit Nullzins gehabt. Unwissenheit. Naivität. Das volle Paket, wenn es um fehlende, finanzielle Bildung geht.

Bezüglich der „geringen“ Höhe meines Vermögens bin ich grundsätzlich zufrieden . Fehler bei der Investition kann ich nicht mehr rückgängig machen. Ich habe daraus gelernt. Respekt vor der Psyche einhergehend mit möglichen Fehlern habe ich trotzdem.

Deswegen u.a. meine Vorstellung: Gedanken und Meinungen mitgeteilt zu bekommen. Noch bleibt mir Zeit, einen gesunden Plan auf den Weg zu bringen.

Den Hinweis Immobilie nehme ich definitiv schon mal mit. Danke.

Zitat von Altesocke am 17. Juni 2024, 16:43 Uhr

In 2-3 Jahren werde ich mir Gedanken zum Unternehmensverkauf machen. Den Wert setze ich für meine Planung aktuell bei Null an. Was dann tatsächlich rumkommt, werde ich dann sehen.

Ich bin wie Du Selbständiger/Einzelunternehmer, 51 Jahre alt und bin gerade dabei das final einzufädeln. Meine zukünftige Geschäftspartnerin hatte heute ihren ersten Arbeitstag und wird in ca. 1,5 Jahren Partnerin.

Die Frage ist, ob Du Dein Unternehmen mit 60 mal eben so verkaufen kannst. Das ist bei uns jetzt schon ein Prozess von mindestens 3 Jahren. Von der ersten Idee bis zu meinem Ausstieg werden es mindestens 6, eher 8 Jahre, sein.

Daher meine Fragen:

  1. Kannst Du so ohne Weiteres an einen x-beliebigen Investor/Geschäftsführer verkaufen, der "nur" Geld mitbringt und ansonsten keine Qualifikationen haben muss?
  2. Gäbe es jetzt Interessenten oder hast Du gar schon einen konkreten MA oder Externen im Blick?

Wenn beide Fragen mit nein beantwortet werden, wird's mE schon schwierig. In meiner Branche werden reihenweise Büros aufgelöst, weil sich keine Nachfolger finden, aus verschiedenen Gründen und das gilt auch für andere Branchen. Unternehmensbewertung ist daher ein ganz heißes Eisen, werde mich dazu aber im Herbst noch fortbilden.

Wenn das bei Dir aber grds. easy sein sollte, ist der Wert auch nicht Null, sondern etwaig so hoch, dass Du 'ne ganze Weile vom Verkauf leben kannst. Ich werde mir das vermutlich als Rentenzahlung o.ä. aus der Firma vergüten lassen. Deinen Ansatz von "Wert Null" kann ich aber voll nachvollziehen, ich sehe das als worst case Szenario auch so, weil ich ja in der direkten Peripherie erkenne, dass es andere eben nicht schaffen, ihre Büros zu verkaufen und tatsächlich außer dem Auflösungsgewinn keinen müden Euro rausziehen können. Das ist dann schon bitter.

Daher würde ich Dir empfehlen, das zeitnah anzugehen, denn das ist in den meisten Fällen nicht so leicht, wie man sich das idealerweise vorstellt. Mir hat vor ca. 11 Jahren mal ein Headhunter geraten, der mich für ein anderes Büro gewinnen wollte, dass man mit 55 jemanden haben sollte, der den Laden übernimmt, sonst wird's eng. Den Tipp hatte ich immer im Hinterkopf, bin jetzt ziemlich passend dabei und vor allem noch so motiviert, dass ich auch noch was weiter entwickeln will.

Zitat von Privatier am 17. Juni 2024, 21:55 Uhr

3 Anmerkungen:

  • wieso hast du in deinem Alter mit dem Einkommen nur so ein "geringes" Vermögen, wenn man mal alle Assetklassen berücksichtigt?
  • wie hast du denn bisher gespart, wenn du bei den ETFs nur so geringe Buchgewinne hast? Alles bisher auf Tagesgeldkonten gehabt?
  • mir wäre das zu unbalanciert, fast alles in Welt-ETFs, kaum Altersvorsorge, keine Immobilie

mich würden hier tatsächlich die monatlichen Kosten interessieren, da bei MINIMUM 100k netto Einkommen im Jahr sind entweder die Ausgaben zu hoch oder es wird etwas verheimlicht (Spielsucht, Frauen etc.) was ja nicht schlimm ist, es sollte halt trotzdem erwähnt werden. Mit 56 hat man ja schon einige Jahre gearbeitet, wurde dann erst in den letzten Jahren angefangen zu sparen? Scheidung? Irgendwas stimmt nicht zusammen.

Stichwort Firmenübergabe/Verkauf.

@MFZ73 'einerseits machen Büros der gleichen Branche reihenweise zu, andererseits von der Weiterführung des Nachfolgers qua Rentenzahlung leben. Ein heißes Eisen!' Ja, so ist das. Auch hier schlägt der demographische Wandel gnadenlos zu.

Was sind Aufträge oder Marktpositionen wert für einen potenziellen Nachfolger? "Chef, wenn du aufhörst, dann kommen alle unsere Kunden sowieso zu mir. Warum sollte ich dir für die Firma etwas bezahlen oder Dauerrente vergüten". Das war hier im Ort zuletzt die Story.... und der Junior hatte recht gehabt.

Ich war auch selbstständig,  da lief das so: Meine Mitarbeiter an meine Kunden weitervermittelt. Dem Gesellschafter-Kollegen der weiter machen wollte die Firma übertragen für lau. Überschüsse geteilt. Da wir zusammen die Firma aufgebaut hatten, er weiter machen wolltem ich nicht: Ein fairer deal für beide. Ich musste nix nacharbeiten, er hat jetzt noch 4 Jahre weiter gemacht und seit 1.3.2024 auch aufgehört.

Wünsche jedem, dass er für seine Firma Geld kriegt, wenn kein Investvermögen da (Immos, Maschinen, Patente) halte ich das für schwierig. Wie auch willst du Aufträge bewerten, in der heutigen Zeit, und das langfristig? (Dass das geht ist mir schon  klar, nur wie belastbar und werthaltig ist diese  Bewertung in der Praxis?) Oder der Nachfolger ist etwas naiv-mutlos-defensiv, was ja irgendwie auch nicht so toll ist, denn dann werden die erwarteten Rentenzahlungen irgendwann wackelig.

 

@altesocke

wie andere schon schrieben. Ohne Ausgaben Kenntnisse bringen die Meinungen wenig.

Wenn du überwiegend mit Karte und Daueraufträgen bezahlst geht das recht schnell bei einem Glas Wein Abends.
Stichprobenartig z.B. die letzten 3 Monate. Dann noch größere Einmalausgaben wie Urlaube anteilmäßig oben drauf und du siehst klarer.
Dass du bei der Steuerlast in steuermindernde AV investierst finde ich gut. Warum nicht den vollen Altersvorsorge Freibetrag von 27.xxx€ p.A. ausnutzen?

Die Ängste vor Abhängigkeiten des Aktienmarktes kann ich verstehen. Eine eigene kleine Wohnung könnte hier beruhigend, weil Kosten minimierend wirken.

Bei Entnahmen Strategien mal auf den Blog Finanzen?Erklärt! schauen.

Die Gedanken zum Ausstieg scheinen noch in einer frühen Phase zu sein. Viele Themen und mentale Verarbeitung, inklusive der komplexen Selbständigkeit. Die 4 Jahre werden schnell vorbeiziehen…

 

Zitat von Absprung_2020 am 18. Juni 2024, 9:00 Uhr

Stichwort Firmenübergabe/Verkauf. […]

Wünsche jedem, dass er für seine Firma Geld kriegt, wenn kein Investvermögen da (Immos, Maschinen, Patente) halte ich das für schwierig.

Ist bei mir so. Ich habe keine Immo in der Firma, keine Patente und was wir an Fzg‘e n u Technik haben, dürfte knapp 150T€ Zeitwert haben.

Wie auch willst du Aufträge bewerten, in der heutigen Zeit, und das langfristig? (Dass das geht ist mir schon  klar, nur wie belastbar und werthaltig ist diese  Bewertung in der Praxis?) Oder der Nachfolger ist etwas naiv-mutlos-defensiv, was ja irgendwie auch nicht so toll ist, denn dann werden die erwarteten Rentenzahlungen irgendwann wackelig.

Es gibt da alle möglichen Variationen und ich bin beruflich auch bei solchen Vorgängen involviert - sowohl bei den guten als auch bei den Vollkatastrophen. Es war auch deshalb ein wichtiges Ziel von mir, dass ich mich persönlich FI stelle, bevor ich das angehe. Jetzt ist es so, dass ich im Notfall morgen aufhören könnte und/oder meine Firma jederzeit verschenken kann - aber nicht muss.

Dazu kommt, dass wir gerade wachsen wie doof, ohne dafür einen Cent Werbung ausgeben zu müssen. Das könnte ich durch eigene Aktivität sogar noch weiter pushen - dann würden uns aber MA fehlen, die ich nicht auf Krawall aufbauen will. Meine Version ist also, das ich meinen Ausstieg wie ein weiteres startup betrachte, das ich mit 1-2 Tagen Vollzeit bespaße, weil ein ad hoc-Ausstieg von mir bedeuten würde, dass der Rest sich zwar über mehr Kohle freuen kann, aber die laufen dann nach 3 Monaten alle am Stock. Wenn ich aber alternativ die 1-2 Tage vor allem im Bereich Kunden-Akquise leiste UND gleichzeitig Personal oder gar ein zweiter Inhaber auf Vollzeit aufgebaut/vorbereitet wird, dann ist das alles harmlos.

Insofern plane ich nicht, dass mir jemand die gebratenen Tauben in den Mund stopft, nur weils die letzten 15-20 Jahre ganz gut lief, sondern weil immer noch was nach vorne geht. Das Geld bräuchte ich dann auch nur zeitlich begrenzt - wenn überhaupt -  d.h., wenn das nach weiteren 5 Jahren „wackelig“ wird, packe ich mir zwei Satteltaschen voll und bin erst mal ne Weile weg.

All das geht aber nur, wenn man vorher FI erreicht hat. Wenn man auf den Erlös aus dem eigenen Firmenverkauf angewiesen ist, wird‘s tatsächlich unentspannter, auch weil man damit in gewisser Weise erpressbar ist.

Nichtsdestrotrotz immer sehr spannende Fragestellungen, wie ich finde, weil es da nie die eine Patentlösung geben wird.

 

Das klingt gleichermaßen vernünftig wie komfortabel.

Bei einem früheren Projekt/Firmenverkauf hatten wir auch mal eruiert: Verkauf zu einem niedrigeren Betrag x, und wenn es besser läuft, dann innerhalb von 5 Jahren nochmal eine weitere Zahlung (Stichwort Besserungsschein) oder jährliche paritätische Gewinnausschüttung für 5 Jahre. Der Phantasie sind letztlich keine Grenzen gesetzt.