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Frugalisten werden aus ideologischen Gründen mehr Gegenwind bekommen

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Mein Umfeld versteht mich auch nicht:  ich unterstütze den stationären Handel, hab deshalb in den letzten Monaten nichts gekauft, außer Lebensmittel. Für so eine Aussage krieg ich einen solchen Shitstorm, die Leute reagieren regelrecht aggressiv.  Hätte ich ein neues Auto zu 16%MWSt gekauft, oder ein Designer Bad einbauen lassen - dafür gäbe es Anerkennung.  Viele Kollegen haben das Geld vom nicht genommenen Skiurlaub und den gesparten Restaurantbesuchen sofort in ein neues Eichenparkett und einen Einbauschrank investiert, andere kontern mit einem neuen Pool oder einem Wintergarten. Zu erklären, ich steck das in ETFs und hör dafür früher auf, hab ich längst aufgegeben. Wenn es eine Partei gäbe, die „sowas“ verbieten würde, wäre sicher mehrheitsfähig. Hat aber keiner auf dem Schirm, wir sind schon wenige.

5% auf alles über 1 Mio, damit schöpft man quasi die Erträge ab und zwingt zum Weiterarbeiten.  Fire mit <1 Mio geht schon, mit bescheidenem Lebensstil, darf aber nichts dramatisches passieren.  Im Bundestag sitzen genug mit > 1 Mio, das geht nie durch.

Zur politischen Präferenz von Journalisten noch eine ergänzende Korrektur:
Die zitierte Untersuchung ergab 50% mit rot-grüner Präferenz, davon 36% "keine Präferenz". Man müsste jedoch davon ausgehen, dass die 36% zwar eine Präferenz hatten, sie jedoch in der Befragung nicht angeben wollten. Man könnte nun annehmen, dass diese 36% die gleiche Präferenz hatten wie der durchschnittliche Wähler. In den Wahlen 2009 (Untersuchung stammt aus 2010) hatten 45% der Wähler rot-grüne Präferenz.
Bezogen auf die genannten 36% wären das absolut 16% der Journalisten angeblich ohne Präferenz.
Somit hatten 66% der Journalisten rot-grüne Präferenz statt der genannten 50%. Also 2/3!

Man kann also zu Recht behaupten, die absolute Mehrheit der Journalisten hat rot-grüne Präferenz. Die Formulierung "die Journalisten sind eher rot-grün" ist also schon als "moderat" zu bezeichnen.

 

@andreas900 Und mit Frau Wagenknecht ander Spitze haben die Linken eine promovierte angebliche Wirtschaftsexpertin, die Zinsen, Mieten und Dividenden als "leistungsloses Einkommen" bezeichnet.
Ich denke, dass auch viele Bürger diese Vorstellung haben, da ihnen wirtschaftliche Dinge fremd sind, sie sind nicht Gegenstand schulischer Ausbildung.

Mindestens fünf Leistungen enthält der Zins/Dividende

  • Verzicht auf Geld und damit auf Konsum und die anHingabe an jemanden, der es für etwas verwendet, das er sich aus eigenem Ersparten nicht leisten kann
  • Eingehen eines Risikos des Verlustes
  • Suche von Anlagemöglichkeiten, Prüfung und Bewertung des Geldempfängers auf Bonität
  • Verwaltung und Betreuung der Angelegenheit
  • Indirekte Vergütung der Akquisitionsaktivitäten des Darlehensnehmer, um an das Darlehen zu kommen. Letzten Endes zahlt immer der Kunde, hier der Darlehensgeber für seine Akquisition. Hier indirekt durch ein entsprechende Verringerung des Zinses, der ohne Akquisitionskosten höher sein könnte.

@taketwo

Indirekt kritisieren wir das Verhalten aller derjenigen, die ihr Geld gerne ausgeben. Allein dadurch, dass wir uns anders veralten. Und wir sind ihnen auch deshalb ein Dorn im Auge, weil wir die Wirtschaft angeblich nicht durch Konsum ankurbeln. Dass unser Geld woanders "arbeitet" und die Wirtschaft voranbringt, wird nicht erkannt.

Zitat von FredFinanzFuchs am 9. März 2021, 7:49 Uhr

@taketwo

Indirekt kritisieren wir das Verhalten aller derjenigen, die ihr Geld gerne ausgeben. Allein dadurch, dass wir uns anders veralten. Und wir sind ihnen auch deshalb ein Dorn im Auge, weil wir die Wirtschaft angeblich nicht durch Konsum ankurbeln. Dass unser Geld woanders "arbeitet" und die Wirtschaft voranbringt, wird nicht erkannt.

Ich glaube es ist manchmal vielmehr die Einsicht und das schlechte Gewissen der Anderen mehr zu konsumieren als sie wirklich brauchen.

Wenn sich jemand für 50.000 € einen neuen Mercedes kauft und wir diese 50.000 € in ETFs stecken, dann mag demjenigen durchaus dämmern, dass er zwar jetzt protzen kann, er in Zukunft aber weniger Geld hat als wir. Vielleicht hat er künftig auch weniger Freizeit (weil er mangels Rücklagen weiter arbeiten muss).

Und er will natürlich irgendwie für sich sagen, dass er den besseren Weg gewählt hat. Und der "Ich verballere mein Geld"- Weg wird natürlich umso besser, je weniger der Sparer Rendite bekommt.

Ich habe noch nie jemandem aus meinem Familien- oder Bekanntenkreis genau gesagt was ich an Vermögen habe. Ich glaube ein paar Menschen können ungefähr abschätzen, dass es 6 stellig sein könnte. Ich kann eigentlich nur jedem raten, nicht über Vermögen zu sprechen; und schon garnicht jemandem zu sagen, dass man lieber spart als Geld auszugeben.

@andreas900:
Und der Witz wird sein, dass wir "Sparwütigen" bald über ein Vermögen verfügen, mit dem wir uns viel mehr werden leisten können.
Als ich genug Geld zusammenhatte, um davon leben zu können, kaufte ich mir mit dem nächsten "übrigen" Geld eine Mercedes. Ich sehe ein schönes Fahrzeug auch als Investition, es erspart mir Mietkosten.

Zitat von FredFinanzFuchs am 9. März 2021, 13:21 Uhr

@andreas900:
Und der Witz wird sein, dass wir "Sparwütigen" bald über ein Vermögen verfügen, mit dem wir uns viel mehr werden leisten können.
Als ich genug Geld zusammenhatte, um davon leben zu können, kaufte ich mir mit dem nächsten "übrigen" Geld eine Mercedes 500SEC. Peng! Allerdings war er damals steuerlich absetzbar, so dass er mich nur 30% des Bruttobetrages kostete und ich bekam sofort die Mehrwertsteuer wieder.
Und ich komme gerade aus dem Robinson-Club Esquinzo, wo ich in den letzten 4 Monaten dreimal war und 6 wunderschöne Wochen mit Katsegeln verbachte, Montag geht es nach Teneriffa...

Richtig. Heute auf Konsum verzichten und das Geld gut anlegen, führt dazu morgen mehr konsumieren zu können (falls man das wünscht). Das ist auch nicht moralisch verwerflich.

Gleichwohl muss man das ganze im Kontext sehen: Es gibt Menschen, die sehr wenig haben und auch nur wenig wenig sparen können. Die können sich einen Mercedes vermutlich nie leisten. Es geht daher um mehr mehr als nur Kapitalerträge, sondern auch um Einkommensunterschiede. Ich kann die Linken manchmal durchaus verstehen wenn sie eine weitergehende Steuerprogression wollen. Warum nicht weitere Schritte beim Spitzensteuersatz?

Das heutige System ist so ausgelegt, dass bereits der Durchschnittsverdiener mit seinem Grenzsteuersatz die Spitze der Besteuerung erreicht. Dass jeder Kleinanleger prozentual (abgesehen von einem lächerlichen Freibetrag) genauso viel Kapitalertragssteuer entrichtet wie ein Multimilliardär oder jeder Zocker an der Börse.

Leider sehen die Linken aber nur die eine Richtung, also die Erhöhung der Abgabenlast für generell alle die irgendwas haben. Ich persönlich und vermutlich viele Frugalisten könnten dabei durchaus gut mit einer höheren Steuer leben, wenn es z.B. eine fairere Progression oder höhere Freibeträge gäbe.

Ohne dich näher zu kennen FredFinanzFuchs, vermute ich, dass du auch extrem von der bis 2008 geltenden Regelung der Steuerfreiheit bei Mindesthaltedauer profitiert hast. Und das finde ich im Prinzip auch gerecht, dass jemand der sehr lange anlegt, geringer besteuert wird als jemand der Daytrading betreibt.

Ich glaube das sind aber Gedanken, die nur wir haben und 90% der Menschen nicht. Und ein Großteil davon lässt sich gewiss leicht von einem Klassenkampf verführen.

Ich wäre durchaus für höhere Steuern, wenn sie denn gezielt für die bessere Verteilung des Vermögens eingesetzt würde. So ginge sie nur im Staatshaushalt unter.

Zitat von Andreas900 am 9. März 2021, 10:20 Uhr

... Ich kann eigentlich nur jedem raten, nicht über Vermögen zu sprechen; und schon garnicht jemandem zu sagen, dass man lieber spart als Geld auszugeben.

naja ... zumindest den engeren Arbeitskollegen sollte das schon klar sein ...

wenn z.B. die Kollegin im Nachbarbüro gerade ihre ca. 5-jährige C-Klasse durch einen (neuen) Mini ersetzen will während ich über 20-jährige Autos fahre - und mir dank dem hinten im Auto eingerichteten Schlafplatz im Urlaub auch noch die Hotelkosten spare - dann lässt sich die geringere Konsumfreude wohl kaum verleugnen  😉

und da wir beide in derselben Entgeltgruppe sind, dürften die Einkommen allenfalls um 200 oder 300 Euro/Monat auseinander liegen ...

und zu
Zitat von Andreas900 am 9. März 2021, 13:45 Uhr

der bis 2008 geltenden Regelung der Steuerfreiheit bei Mindesthaltedauer profitiert hast. Und das finde ich im Prinzip auch gerecht, dass jemand der sehr lange anlegt, geringer besteuert wird

die aktuelle Regelung heißt ja vor allem AUCH, dass bei langfristiger Anlage (über 10 und mehr Jahre) der nominale Kursgewinn, der nur zum Ausgleich der Inflation benötigt wird, zu über 25 % besteuert wird!

bei im Mittel 3 % Inflation jährlich
(würde z.B. vorliegen, wenn ein Liter Benzin, der Mitte der 1990 Jahre 1,50 DM gekostet hat, jetzt rund 3 DM = 1,50 € kosten würde)
ist das eine de facto-Vermögenssteuer i.H.v. 0,75 % jährlich!

und das ohne eine nennenswerten Freibetrag!

Zitat von exit-tbd am 9. März 2021, 15:43 Uhr
und zu
Zitat von Andreas900 am 9. März 2021, 13:45 Uhr

der bis 2008 geltenden Regelung der Steuerfreiheit bei Mindesthaltedauer profitiert hast. Und das finde ich im Prinzip auch gerecht, dass jemand der sehr lange anlegt, geringer besteuert wird

die aktuelle Regelung heißt ja vor allem AUCH, dass bei langfristiger Anlage (über 10 und mehr Jahre) der nominale Kursgewinn, der nur zum Ausgleich der Inflation benötigt wird, zu über 25 % besteuert wird!

bei im Mittel 3 % Inflation jährlich
(würde z.B. vorliegen, wenn ein Liter Benzin, der Mitte der 1990 Jahre 1,50 DM gekostet hat, jetzt rund 3 DM = 1,50 € kosten würde)
ist das eine de facto-Vermögenssteuer i.H.v. 0,75 % jährlich!

und das ohne eine nennenswerten Freibetrag!

Die Kombination aus 3% Inflation und der 5% Vermögenssteuer der Linken auf Vermögen über einer Million ist de fakto eine Vermögensgrenze. Denn selbst ohne Kapitalertragssteuer müsste man dann mehr als 8% Rendite zu machen um sein Vermögen noch vermehren zu können.

Aber das wir uns alle einig sind, hilft wenig ^^

Zitat von FredFinanzFuchs am 9. März 2021, 13:21 Uhr

Ich sehe ein schönes Fahrzeug auch als Investition, es erspart mir Mietkosten.

In Coronazeiten und Home Office wüsste ich kaum wann ich die letzten Monate ein Auto hätte mieten müssen.

Ein Auto ist für mich weitestgehend Konsum. Dazu Wertverlust, TÜV, Wartung,  Standschäden usw..

Wenn ich nicht mehr arbeite kommt das Auto weg

Zitat von Muslime_Frugi am 9. März 2021, 22:42 Uhr

Ein Auto ist für mich weitestgehend Konsum. ...

Wenn ich nicht mehr arbeite kommt das Auto weg

ersteres ja

wenn ich nicht mehr arbeite, dann will ich aber MEHR reisen - und dazu ist ein fahrbarer Untersatz sehr hilfreich!
(in die Arbeit gehe ich zu Fuß - hab mir die Wohnung 2 km vom Büro entfernt gesucht)

Ich denke, wenn sich die Anzahl der Menschen, welche den Frugalisten/FIRE Weg verfolgen, erhöen wird, dann wird sicherlich der Gegenwind zunehmen....das ist ja fast mit allen "gesellschaftlichen Neuerungen so". In diesem Fall, alleine schon wegen des Neides.

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