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Frugalist wider Willen 🙂

Vor etwas längerer Zeit habe ich Oliver folgende Mail geschrieben, ich denke diese ist Vorstellung genug 🙂

 

Hi, ich bin vor kurzem auf deine Site gestoßen und freue mich darüber dass  es noch Leute mit einer vernünftigen Einstellung gibt.

 

Frugalist und Sparer wurde ich mit 15 Jahren als meinen bis dato gesunden Großvater ein Herzinfarkt ereilte und erunerwartet verstarb. Nun wohnte ich mit einer alten Frau alleine in einem alten Bauernhaus mit 5000qm hügeliger Gartenfläche.Es war damals etliches Marode und ich hatte ein Einkommen von 600 DM (1999). Mein Glück war das ich damals unfreiwilliger weise eine Ausbildung zum Landmaschinenmechaniker begonnen hatte. Es gibt in der Landtechnik nur diesen einen Beruf, also bekommt man viel Elektrotechnik, Hydraulik, Pneumatik, Motorentechnik....(grob alle Grundlagen der Technik)vermittelt. Darüber hinaus muss man ständig improvisieren, nicht mehr verfügbare Ersatzteile selbst anfertigen....

Nach der Ausbildung leistete ich meinen Grundwehrdienst ab für 635 DM im Monat. Als ich diesen beendet hatte landete ich in prekären Zeitarbeitsverhältnissen (2003 war kein Jahr des Booms ). Diese führten bei mir unter anderem zu Depressionen.Ich wurde sofort von der Zeitarbeitsfirma entsorgt und war nun Spielball des Arbeitsamtes und der Krankenkasse die mich untereinander hin und her reichten. In meinem damaligen Zustand konnte ich mich nicht wehren. Als es mir wieder einigermaßen besser ging, habe ich mir geschworen nie mehr in eine solche Abhängigkeit zu kommen und mich soweit ausnutzen zu lassen, dass es an die Substanz geht. Ich habe noch weitere 'anstrengende' Firmen durchlaufen, mein Umfeld verdiente in der Industrie das doppelte für weniger Arbeit. Allerdings konnte ich täglich neues Wissen sammeln. Nebenher habe ich das Wohnhaus renoviert, anfangs mit Büchern aus der Reihe (Einfälle statt Abfälle) die zumindest immer gute Wissensgrundlagen boten.

Ich habe in Eigenregie eine Heizungsanlage mit Solarthermieanlage montiert. Das obere Stockwerk wurde ausgebaut, ich habe einen gebrauchte Küche montiert. Das Bad das ich eingerichtet habe besitzt einen Trohn, also ich habe das Klo auf ein Podest gebaut um das nötige Gefälle der Abwasserleitungen zu erreichen anstatt mit einer ekligen teuren Hebeanlage zu arbeiten.Es folgten noch viele Projekte und es werden noch viele Folgen.

 Ich habe mich oft geärgert wenn ich was falsch gemacht habe, jedoch habe ich nie aufgegeben. Man wächst mit den Arbeiten was vorher unmöglich schien, ist beim nächsten Mal ein Klacks.  Wenn man anfängt das Leben selbst in die Hand zu nehmen kann man Unmengen an Geld sparen. Man findet meist alternative sowie gebrauchte Lösungen die günstig und einfach sind. Man hat die freie Wahl wo man das Material zu welchen Konditionen einkauft. Man kennt seine Systeme und weiß die Fehler innerhalb kürzester Zeit zu beheben. Darüber hinaus macht es ungeheuer zufrieden. Ich freue mich täglich an meiner Heizung und an anderen  selbstverständlichen Dingen.

 

Noch ein gutes Beispiel ist die Existenzgründung meiner Frau, als wir uns vor 3 Jahren kennen lernten war Sie noch in einem Angestelltenverhältnis als Tiermedizinische Assistenzärztin. Sie verdiente bei einer ich nenne es mal Flatratearbeitszeit (~70h)1000 Euro Brutto Einstiegsgehalt (leider normal bei weibl. Assistenzärzten). Wir suchten nach einer Alternative, doch leider handhaben es viele Praxen und Kliniken so.

 

Bei einer Infoveranstaltung zur Existenzgründung speziell für Tiermediziner erfuhren wir das eine Summe von ca. 100000 Euro zur Gründung einer mobilen Praxis nötig wären. Es gelang uns die Summe auf 50000 Euro zu minimieren ( Gebrauchtwagen, Zentrifuge gebraucht, Alternative Ausrüstungen........). Nur bei dem Röntgengerät und dem Ultraschall gab es keine Alternativen.

 Minimalist bin ich keiner, ich besitze 4 Motorräder einen Roller, einen Wohnwagen, ein Wohnmobil mehrere Fahrräder .............. An all diese Dinge bin ich dank unserer unfähigen Wegwerfgesellschaft zu einem Preis gekommen den andere bereits für einen Kundendienst bezahlen müssen. (Zeit und Schweiß musste ich jedoch investieren)

 Meine Frau und ich fühlen uns wohl und haben beide keinerlei freie Zeit noch Lust dazu sinnlos zu konsumieren. Auch unsere monatlichen Ausgaben haben sich in den letzten Jahren trotz Einkommenssteigerungen nicht verändert.