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Frugalismus und Minimalismus - ein Widerspruch?

Ich habe mich über Minimalismus informiert und bin darüber hierher zum Frugalismus gekommen.

Minimalismus heißt, möglichst wenig zu besitzen, und wenn, dann nur Dinge die Freude machen oder nützlich sind, am besten für mehrere Anwendungen. Ein Credo ist, das man nichts aufhebt "nur weil man es mal brauchen könnte", denn man kann ja heutzutage fast alles sehr schnell neu kaufen. Oliver hat die "Stuff Cloud" beschrieben, in der er Dinge aufbewahrt, die er nicht braucht und daher auch nicht unterhalten muss.

Frugalismus heißt, mit wenig zufrieden zu sein, weniger auszugeben als man könnte, und Sachen zu reparieren.

Nach dem Minimalismus müsste ich meinen ganzen Keller weggeben, da sind Lampen, die nicht in meine Wohnung passen, Bretter, für die ich keine Verwendung habe, eine halbe Tube Silikon, eine Kiste voller obskurer Kabel und Dreierverteiler.

Aber - vielleicht möchte ich doch mal was reparieren? Dann brauche ich eine kreative Lösung, für die ich ein Brett aus dem Keller und ein altes Druckerkabel perfekt verwenden könnte. Idealerweise habe ich also eine Menge "wertlosen", also unverkäuflichen Krempel aus dem ich mir frugale Lösungen basteln kann.

Frugalismus und Minimalismus schließen sich also aus, oder?

Hi,

Finde ich gar nicht, es ist ja nicht so dass Frugalismus und Minimalismus aus jeweils 10 Regeln bestehen, an welche man sich halten muss. Mix dein eigenes Ding, ich hab mein Werkzeug vor kurzem wieder gebraucht, davor lag es wirklich (wirklich!!!) lange herum. Gut dass ich es nicht entsorgt habe....

Moin,

leider kann dir niemand den goldenen Weg ebnen.

Ich unterteile die Dinge einfach in z.B.

  • "kann ich mit hoher Wahrscheinlichkeit noch gebrauchen" = behalten (Werkzeuge, Ersatzteile für Geräte die ich noch habe)
  • "Kann ich vermutlich nicht mehr gebrauchen" = Prüddel. Schrott. Weg. (Kabel, Deko den ich auch im vorletzen Jahr schon nicht mehr aufgestellt habe, Verpackung von Dingen die ich schon nicht mehr habe...)

Machen wir ein Beispiel: Du hast noch alte Kleidung im Schrank "kann ich gebrauchen, wenn ich mal Wände anstreiche." - Dann reicht ein Set. Hose + Shirt. Fertig. Man wird nicht so oft streichen, dass die andere Hose gerade in der Wäsche ist. Und wenn du zwei Tage beim streichen das Gleiche an hast, ist das auch okay...

Minimalismus nach Kon Marie heißt auch: Behalte, was dir wichtig ist. Wenn dir zwei Streich-Hosen wichtig sind: Bitte.

 

Wie kdl2018 schon sagte: Du musst dich damit wohl fühlen. Es sind keine 10 Regeln. Es gibt Richtlinien. Die Welt ist nicht schwarz & weiß.

 

VG Matsinho

Hallo urstebutze,

wir sind auch über den Minimalismus zum Frugalismus (wobei mehr Minimalismus) gekommen. Wir streben nicht so wirklich nach der in der FIRE-Bewegung möglichst schnellen Frührente (dazu haben wir auch zu spät angefangen) sondern haben uns eher aus ökologischen Gründen für diesen Weg entschieden. Und ganz nebenbei auch noch festgestellt das es a: Spaß macht und b: unabhängiger macht. Grundsätzlich musst du als Minimalist ja nicht gleich alles wegschmeißen was du besitzt aber nicht nutzt, erst mal aufhören mit dem Kaufen von unnützen Dingen ist ja auch schon mal ein Anfang. Voraussetzung dafür wäre natürlich das dir der Platz für diese Dinge nicht an anderere Stelle fehlt bzw. z.B. in Form einer zu großen Wohnung auch noch Geld kostet.

Einige Tips die wir beherzigt haben können dir beim Aussortieren vielleicht ein wenig helfen.

  1. Dinge die hohe Folgekosten beim wiederbenutzen verursachen haben wir verkauft, verschenkt oder zum Schluss dann entsorgt. Deine Lampen wären z.B. so ein Fall wenn keine LED-Leuchtmittel reinpassen, oder Kapselautomat für Kaffee.
  2. Dinge die noch einen gewissen Wert haben aber durch die technische Entwicklung sehr schnell überholt werden und dann an Wert verlieren haben wir verkauft, das wären z.B. Digitalkameras, Handy, Navy ....
  3. Werkzeug, und damit auch selten genutztes haben wir behalten. So kann man sich im Schadensfall immer mal selbst helfen bzw. auch einiges durch reparieren einsparen bzw. auch mal Freunden und Bekannten ein gutes Werk tun.
  4. Doppelt vorhandene Dinge haben wir verkauft oder verschenkt, sicherlich geht mal etwas kaputt, aber dann gibt es auch wieder was Gebrauchtes oder wenn der technische Fortschritt Besserungen bringt auch Neuware.
  5. Sinnvolle Ersatzteile in Form von Kabeln, Steckdosen usw. Verbrauchsmaterialien wie Schrauben, Nägel, Klebstoffe haben wir in einem gesunden Umfang behalten, da gehören dann auch die von dir genannten Bretter dazu.
  6. Das meiste an Deko-Artikeln haben wir wirklich entsorgt bzw. verschenkt. Für Ostern und Weihnachten gibt es noch die obligatorischen (jetzt) kleine Kiste ansonsten setzen wir auf Design-Klassiger aus dem skandinavischen Bereich. Verlieren nie ihren Wert und sind dauerhaft schön und lassen wir uns meist schenken.
  7. Beiwerk von Elektroartikeln in Form von Kabeln, Netzteilen, Adaptern usw. haben wir meist mit den entsprechenden Geräten entfernt, meist passen diese Teile eh nicht zur nächsten Gerätegeneration
  8. Alles was du in Form von Werbegeschenken irgendwo her bekommen hast (Kartenspiele, Stifte, Taschenlampen) taugt in der Regel eh nichts und solltest du aussortieren.
  9. Jeder von uns hat eine zugegebener Maßen große Kiste an Erinnerungsstücken, damit sollte es aber auch gut sein. Bilder haben wir zu Photobüchern aufgearbeitet, teils sogar durch abfotografieren. Zugegebener Maßen nicht gerade günstig aber die beste Art der Aufbewahrung.
  10. Wichtige Unterlagen gehören in wenige Ordner zusammen und alte Unterlagen entsorgt, bei uns reichen die Ordner in der Art: 2x Bauen, 1x Steuer, 1x Bank, 1x Sozialversicherung, 1x Versicherungen und 1x Quittungen und Garantien. Dazu kommen noch 2 Ordner mit technischen Anleitungen und das war es.
  11. Für Kleidung und Schuhe gilt: Bestandsaufnahme machen, aussortieren bis zum notwendigen Restbestand, Liste machen und nur noch was kaufen wenn was anderes rausfliegt. Hat sich echt bewährt, sogar bei meiner Frau!

Wichtig: Alles hat seinen Platz und es ist jederzeit ersichtlich was du besitzt, sonst stellst du zur Tube Silikon beim nächten Mal die zweite angebrochene.

Gruß Energiefuchs

Danke für Eure Beiträge, habe einige Denkanstöße bekommen!

Frugalismus und Minimalismus schließen sich also aus, oder?

Die eigentliche Frage dürfte sein, was dich emotional anspricht? Fühlst du dich besser, wenn du wenige Dinge besitzt? Oder spielt es für dein Empfinden keine Rolle, was außerhalb des täglichen Blickfelds lagert, wo schon ein Lagerraum vorhanden ist der sonst einfach nur leerstehen würde? Ziehst du oft um? 🙂

Der Punkt bringt mich auch immer wieder ins Schleudern. Ich bin ja ein bekennender Sparfuchs und Aufbraucher, werde daher oft auch zu Haushaltsauflösungen / Umzügen gerufen, ob ich noch was brauchen kann von den Sachen, die ansonsten rausfliegen würden.

Aber: Brauche ich wirklich mehr als 2 Nagelscheren? Nudeln haben wir noch bis Ende 2020. Die geerbte Bettwäsche werde ich meinen Lebtag nicht auftragen können, trotz viel Besuch. Shampoo haben wir für die nächsten Jahre. Noch intakte Küchensachen stapeln sich ungenutzt in einem Karton im Keller. Sicher sind die Sachen alle noch gut, aber man braucht vieles nur einfach.

Also wohin mit dem eigentlich noch guten, aber bereits benutzten Zeug? Wenns auch neu nur n paar Euro kostet, magst oft keiner, noch nicht mal geschenkt. Studenten für die erste Bude sind oft ganz gute Abnehmer. Aber darf ich angebrochene Kosmetika weitergeben? Oder Lebensmittel? Ist das eklig? Beleidigend? Macht das sogar krank? Dann doch einfach in die Tonne? Hmm, da spielt wieder mein Frugalistenherz nicht mit. Es bringt mich immer wieder in einen Zwiespalt, so gerne ich eingangs genannten Events auch beiwohne.

 

"Minimalismus", "Frugalismus", hört sich fast an wie Krankheiten, ähnlich wie Kommunismus, bzw. warum muss man sich immer in so Schubladen stecken, (vermutlich weil das Hirn das dann leichter verarbeiten kann und Energie spart)

Zitat von Jakobgut am 6. September 2019, 7:51 Uhr

Frugalismus und Minimalismus schließen sich also aus, oder?

Die eigentliche Frage dürfte sein, was dich emotional anspricht? Fühlst du dich besser, wenn du wenige Dinge besitzt? Oder spielt es für dein Empfinden keine Rolle, was außerhalb des täglichen Blickfelds lagert, wo schon ein Lagerraum vorhanden ist der sonst einfach nur leerstehen würde? Ziehst du oft um? 🙂

Tatsächlich belasten mich diese Dinge, die zwar außerhalb meines Blickfelds aber doch als Ballast vorhanden sind. Dazu gehören zusammengeworfene Erinnerungsstücke, Hausrat, anfangene oder abgebaute Bastelprojekte... Dazu gehört auch digitaler Ballast mit alten Fotos und Dokumenten.

Ich bin in den letzten 15 Jahren alle 2-3 Jahre umgezogen also fasse ich die Kisten doch recht oft an. Mein letzter Umzug war der Anstoß mich mit Minimalismus zu befassen.

Ich habe mir jetzt als ersten Schritt vorgenommen besonders die Erinnerungsstücke zu sortieren und das was mir wirklich wichtig ist in schöne Form aufzubewahren.

Aus dem Kontakt mit vielen Menschen würde ich sagen, daß es eine Gruppe gibt, die sich belastet fühlt von (manchen) Dingen, emotional danach stebt von ihnen frei zu werden. Und es gibt eine Gruppe, die im Vorhandensein von Dingen (vor allem Erinnerungsstücken) Halt findet. Ich habe auch beobachtet, daß Menschen je nach Situation von der einen in die andere Gruppe rutschen können, z.B. daß es einer Person leid tun kann, daß sie früher gewisse Dinge weggeworfen hatte.

Ich würde sagen, beide Gruppen haben auf verschiedene Weise eine starke Beziehung zu Dingen, die eine sucht frei zu werden und versucht dafür "dingliche Symbole" zu verwenden, die andere fürchtet eher sich zu verlieren und tut gewissermaßen das Gleiche. Beiden würde ich raten sich klarzumachen, daß Innen und "dingliche Symbole" (deren Vorhandensein) nicht in so einem Zusammenhang stehen müssen, wie es sich beiden Gruppen darstellt.