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Frugal mit leicht variierter Philosophie

Hi,

ich bin Micha.  Es geht mir wie vielen anderen, ich bin momentan nicht so recht glücklich in meinem Büro Job in der IT Branche.

Ich renne täglich in dem üblichen Hamsterrad, mindestens 8h, öfter auch etwas mehr. Bei der Suche nach alternativen Lebensmodellen bin ich hier auf dieser Seite gelandet.

Ich war schon immer der Meinung, daß Kredite keine gute Idee sind, man nicht ständig das neueste iPhone braucht und man ein defektes Gerät auch reparieren lassen kann, statt es neu zu kaufen.  Mein KFZ ist 12 Jahre alt (allerdings ein Markenmodell).

Deshalb konnte ich bereits einiges an Geld sparen und habe eine kreditlose 65sqm ETW. Zum Ausstieg in naher Zukunft, reicht es aber noch nicht. (je nachdem ob ich die potentielle  Erbschaft eines kleinen Hauses mit in die Rechnung aufnehme)

Die Idee nicht mehr arbeiten zu müssen fasziniert mich, allerdings würde  es mich noch mehr begeistern, die Arbeit einfach radikal reduzieren zu können (6Monate in 3 Tage Woche, dann 6 Monate frei) sowie in einem Job zu arbeiten, der mich befriedigt und glücklich macht.

Der erste Punkt wäre vermutlich als Freiberufler möglich,  allerdings Jobs die befriedigen und glücklich machen sind leider sehr selten.

Bei 100% Freizeit könnte ich vermutlich 60% mit Hobbies, Freunden und Familie  abdecken, der Rest wäre Langeweile. Deshalb wäre eine sinnstiftende Tätigkeit für die verbleibenden 40% schon denkbar.

 

Auch möchte nicht wirklich mega sparsam leben und auf Reisen, Essen gehen, KFZ etc. verzichten.   Mein monatlichen Ausgaben sollten schon deutlich über Hartz4 Niveau liegen dürfen, sonst macht das ganze ja irgendwie keinen Sinn, oder?

 

Ich will  glücklich bleiben können und nicht so schnell wie möglich den Exit erreichen, dann aber unglücklich sein. Der Exit kommt sowie irgendwann kommen, weil man vermutlich in der IT ab einem bestimmten Alter einfach keinen Job mehr findet.

Mich würde interessieren wie ihr damit umgeht, daß es völlig unvorhersehbare Ereignisse geben kann, die die komplette Planung

nachträglich über den Haufen werfen:

  • Scheidung (Ex-Partner bekommt 50% von DEINEM Ersparten)
  • anhaltender Bear Market
  • steigende Inflation
  • Tod kurz nach Erreichen des EXIT-Zeitpunkts

Der letze Punkt wäre wohl das bitterste von Allem, oder?

 

 

 

 

Hallo Micha, willkommen im Forum.
Zitat von midnight am 19. Januar 2020, 13:29 Uhr

Der erste Punkt wäre vermutlich als Freiberufler möglich,  allerdings Jobs die befriedigen und glücklich machen sind leider sehr selten.

Das kannst Du Dir abschminken. Als Freiberufler arbeitest Du dann, wenn Dein Kunde einen dringenden Auftrag hat. Das ist nie zeitlich wählbar, zudem immer "sollte schon gestern fertig sein, weil wir das zu lange ausgesessen haben".

Deshalb wäre eine sinnstiftende Tätigkeit für die verbleibenden 40% schon denkbar.

Der eigentliche Sinn beim Frugalismus ist ja gerade, danach produktiv zu sein nach eigener Façon. Nicht, gar nichts mehr zu tun, was Geld einbringen könnte.

  • Scheidung (Ex-Partner bekommt 50% von DEINEM Ersparten)

Mal abgesehen davon, dass man Gütertrennung vereinbaren kann: Wenn Ihr das Geld in Konsum gesteckt hättet, hättet Ihr doch auch beide konsumiert, der Partner also auch 50 % davon bekommen?

  • Tod kurz nach Erreichen des EXIT-Zeitpunkts

Der letze Punkt wäre wohl das bitterste von Allem, oder?

Ich weiß nicht - ist das bitter? Nur, wenn Du jetzt in der Ansparphase ein Leben lebst, das Du verabscheust. Das ist aber eigentlich auch nicht der Frugalisten-Sinn.

Jetzt nichts kaufen, was Du nicht brauchst, das Geld stattdessen investieren und davon eines Tages ein weiterhin bescheidenes, aber sinnerfülltes Leben finanzieren.

Nicht: Jetzt sich alles versagen und sich selbst versklaven und immer die Karotte vor der Nase, dass bald die goldenen Zeiten anbrechen.

Mal abgesehen davon, dass Du selbst Dich nicht ärgern wirst, weil Du kurz nach dem Erreichen des vergoldeten Ziels gestorben bist. Du brauchst das Geld dann nicht mehr.

Zitat von midnight am 19. Januar 2020, 13:29 Uhr

 

  • Scheidung (Ex-Partner bekommt 50% von DEINEM Ersparten)

Das typische Frugalisten-Mimimi. 🙂 Erst heiraten, weil's steuerlich der Bringer ist und obendrein noch GKV für die Familie mit Kindern spart. Und sich dann beschweren, wenn der Zugewinn aus der Nummer ehrlich geteilt werden soll. Da muss man schon Humor haben:

https://www.youtube.com/watch?v=IZ-w_IKGRFM

Wenn Dich das also tatsächlich so umtreibt, gibt's 'ne ganz einfache Lösung; mach's so wie ich und heirate nicht (standesamtlich). Geht auch mit Kindern. Wir leben im 21. Jahrhundert.

Zum Rest ist an anderer Stelle schon häufiger was geschrieben worden. Mach' Dir erst mal klar, was Dich glücklich macht. Das Geld bzw. das Erreichen des FIRE-Ziels an sich, ist es oft nicht bzw. auch das hat nur eine begrenzte Halbwertzeit. Abgesehen davon ... da Du ja offensichtlich schon relativ frei bist ... mal über einen Jobwechsel nachgedacht? Einfach mal andere Leute und Projekte sehen? Vielleicht auch den Aufgabenbereich wechseln? An der Nachfrage scheitert das ganz sicher nicht. Meine Lebensgefährtin arbeitet als IT-Kraft bei einem Mittelständler. Sie sagt, dass sie dort locker Arbeit bis zur Rente hätte (~20 Jahre), selbst wenn das aktuelle Projekt gecancelt werden würde. Insofern ist Dein Problem nicht die Gefahr des Arbeitsplatzverlustes.

Als Taxifahrer wäre das anders.

Wie wär's mit einen Job, in dem du Teilzeit arbeiten kannst?!

 

  • Scheidung (Ex-Partner bekommt 50% von DEINEM Ersparten)

So einfach ist das nicht. Das hängt davon ab, wann ihr geheiratet habt. Die Ehe ist eine Zugewinngemeinschaft. Alles was du vor der Eheschließung hattest, bleibt dein Eigentum. Nur der Anteil, der in der Zeit der Ehe angespart wurde wird geteilt. Da wird dann aber auch noch der Anteil des (Ex-)Partners eingerechnet. Also 50% wirst du kaum verlieren. Es ist auch noch von Bedeutung, was dein Ex-Partner(in) verdient und ob da Kinder da sind, für die du Unterhalt zahlen musst.

Der Punkt von MFZ73 nur in einer Partnerschaft zu leben, hat auch seine Nachteile. Wenn du vor deiner Frau sterben solltest, hat die dann nur einen relativ geringen Freibetrag von ca. 5.000 EUR. Alles darüber hinaus muss versteuert werden. Als Ehepartner habt ihr über 600.000 EUR Freibetrag.

  • anhaltender Bear Market

Dafür musst du Rücklagen bilden, bzw. dein Kapitalstock muss so ausgelegt sein, dass er mehrere Jahre Bärenmarkt übersteht. Hier auf dieser Seite findest du aber auch interessante Artikel zu dem Thema. Sieh mal nach dem Stichwort SoRR.

  • steigende Inflation

Das ist kein "völlig unvorhersehbares Ereignis" sondern die Regel. Die Inflation steigt andauernd. Gewinne und Dividenden werden dabei normalerweise mit hochgezogen. Aktienkurse geben bei starker Inflation nach. Auf lange Sicht mittelt sich so etwas aber wieder aus. Solange sich die Inflation in einem normalen Rahmen bewegt, muss man sich da keine Gedanken machen. Falls es tatsächlich zu einer "galoppierenden" Inflation (also massive Geldentwertung) kommt, ist ein Wechsel auf andere Währungen oder in Gold die sinnvollste Alternative. Aber diese Extremfälle sind in Deutschland erst zweimal vorgekommen und das war nach den beiden Weltkriegen.

  • Tod kurz nach Erreichen des EXIT-Zeitpunkts

Der letze Punkt wäre wohl das bitterste von Allem, oder?

Sorry, verstehe ich nicht. Wenn du tot bist, ist es doch egal?! Du kannst dich nicht mehr drüber ärgern. Das schlimmste wäre, wenn du nach dem EXIT-Zeitpunkt zum Pflegefall wirst. Lebe gesund und vermeide unnötige Risiken. Alles andere kannst du eh nicht beeinflussen.

 

Zitat von Fritz am 19. Januar 2020, 19:05 Uhr

Wie wär's mit einen Job, in dem du Teilzeit arbeiten kannst?!

In Teilzeit habe ich schon gearbeitet. Die zu bewältigende Arbeit wurde aber nicht weniger. Das hat sich für mich so angefühlt, als ob ich fast die ganze Arbeit die ich vorher in 40h hatte, jetzt in 32h schaffen musste.

Zitat von Christine am 19. Januar 2020, 13:51 Uhr

Das kannst Du Dir abschminken. Als Freiberufler arbeitest Du dann, wenn Dein Kunde einen dringenden Auftrag hat. Das ist nie zeitlich wählbar, zudem immer "sollte schon gestern fertig sein, weil wir das zu lange ausgesessen haben".

Wie kann man sich nach eigner Fasson als IT'ler nach dem Exit noch ein bisschen Geld verdienen ohne dass es wieder zum Hamsterrad ausartet.

 

Zitat von Fritz am 19. Januar 2020, 19:05 Uhr

Der Punkt von MFZ73 nur in einer Partnerschaft zu leben, hat auch seine Nachteile. Wenn du vor deiner Frau sterben solltest, hat die dann nur einen relativ geringen Freibetrag von ca. 5.000 EUR. Alles darüber hinaus muss versteuert werden.

Auch dafür gibt es Lösungen. Werde ich hier aber nicht ausbreiten.

Zitat von midnight am 19. Januar 2020, 22:28 Uhr

Wie kann man sich nach eigner Fasson als IT'ler nach dem Exit noch ein bisschen Geld verdienen ohne dass es wieder zum Hamsterrad ausartet.

Ganz einfach: Du nimmst nur so viel Arbeit an, wie Du in 20h oder 30h schaffen kannst oder arbeitest Vollzeit und schließt Projekte ab, nimmst dann aber erst 4-6 Wochen später was Neues an. Alles eine Frage der Organisation. Meine LG bestimmt ihre Arbeitszeit auch selbst, die meiste Zeit im Homeoffice. Sie war mal auf 32h, aktuell macht sie meines Wissens nach nur 25h.