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Frage zur 30% Teilfreistellung bei Aktien-Fonds/ETFs

Hallo Forum,

Kann mir jemand erklären wann genau die Teilfreistellung bei Aktien-ETFs greift, also nur 70% der Kursgewinne zu versteuern sind?

Konkretes Beispiel: In 2020 habe ich Teilverkäufe bei meinen beiden ETFs (MSCI-World + EM) getätigt. Laut onvista-Steuerbescheinigung wurden auf die Kapitalerträge abzüglich 801€ Freilstellungsauftrag exakt 25% Kapitalertragsteuer und 1.375% Solidaritätszuschlag einbehalten und abgeführt. So weit so gut, genau das hatte ich ja auch erwartet.

Nun liest man aber immer wieder von der Teilfreistellung bei Aktien-ETFs, siehe z.B. hier. In dem verlinkten Rechenbeispiel werden Kapitalertragsteuer + Soli nur auf 70% des Kursgewinnen erhoben, was Abgaben von 18.462% anstatt 26.375% gleichkommt. Das macht schon einen Unterschied in der FIRE-Rechnung, über einen sehr langen Zeitraum. Ok, wäre natürlich eine Wette darauf, dass dass es über Jahrzehne keine weiteren Steuerreformen gibt ;).

Nun die Frage: bei welchen ETFs gelten nun 30% Teilfreistellung? Eigentlich doch allen Aktien-ETFs (und aktiven Fonds), oder? Ich bespare die folgenden ETFs:

  • A14YPA (iShares Edge MSCI World Multifactor UCITS ETF)
  • A111X9 (iShares Core MSCI EM IMI UCITS ETF)

First-Post vom Vagabunden

Nachtrag: Mein Fehler, ich habe es nochmal nachgerechnet und komme zu dem Ergebnis, dass die in der onvista-Steuerbescheinigung ausgeführte "Höhe der Kapitalerträge" tatsächlich nur 70% der Kursgewinne enthält. 30% hatte onvista hier also bereits rausgerechnet, womit der Steuersatz (+Soli) letztlich wirklich nur bei 18.46% lag.

Sehe ich das richtig, dass ETFs hier einen klaren Steuervorteil gegenüber Einzelaktien haben, oder liegt der Abgabensatz bei ETFs deshalb real bei 18.46%, weil der Fond/ETF-Anbieter bereits ausländische Quellensteuer einbehält (und damit real etwas unter dem Index performt), was das Ganze wieder ungefähr ausgleicht?

richtig, die vormals mögliche Verrechnung der Quellensteuer ist damit abgegolten. Ob sich das lohnt kommt auf die Zusammensetzung des Fonds an. Wer beispielsweise in einen DAX ETF investiert, kommt ebenfalls in den Genuss der 70% Regel, da hier ja ohnehin keine Quellensteuer anfallen würde.

Genau, ohne SoLi/Kirchensteuer sollte man bei genau 17,5% steuern landen.

Bei sowas frage ich mich oft, wie lange das wohl Bestand haben wird und wie eine Anpassung (vermutlich nach oben) umgesetzt werden wird. Gewinn bis zu einem bestimmen Jahr 20xx nach altem System und ab 20xx nach neuem System? Das wäre zumindest für jetzige Sparer ein wenig angenehmer.

Ja, beim DAX ergibt das Sinn. Kann man den Vorteil (bzw. unterm Strich vielleicht sogar Nachteil?) auch für einen Welt-ETF quantifizieren (hat das vielleicht schonmal wer gemacht?) oder wäre die Berechnung aufgrund sich ständig verändnder Quellensteuersätze in den abgedeckten Ländern sowie veränderter Gewichtung der enthaltenen Einzelaktien wenig sinnvoll?

Wobei der @frugimat natürlich schon recht hat, dass die jetztige Steuergesetzgebung sowieso erstmal nur der Status-Quo ist. Auf vergangene Kursgewinne (seit 2018) habe ich mein Excel-Sheet aber dennoch dahingehend angepasst, dass ich nun von 18,5% Abzügen ausgehe, statt wie bisher von 26,5%.

@vagabund

Was nützt dir letztendlich eine Gegenüberstellung von Vor- Und Nachteielen bei einem Welt-ETF? Die steuerliche Situation ist gegeben, die kannst du ja nicht beeinflussen. Du wirst dich ja kaum gegen einen Welt-ETF entscheiden, nur weil es zu evtl. leichten steuerlichen Nachteilen kommt im Vergleich zu einem DAX-ETF. Das ist ja schon eine strategische Entscheidung, in den MSCI World oder in den DAX zu investieren (breite Streuung über Regionen, Währungsrisiko, Fokus auf den Heimatmarkt, etc.).

@Vision2020: Stimmt schon, es würde sicher nicht an meiner Entscheidung für World+EM Weltportfolio rüttlen -- davon abgesehen, dass es nie eine gute Idee ist, sich aus rein steuerlichen Gründen für/gegen irgendeine Kapitalanlage zu entscheiden -- aber "nice to know" wäre es schon, zu wissen wie viel Tax im ETF letztlich bereits drinsteckt.

Ein Beispiel, wo ein ETF mit 30% TFQ klar überlegen ist: US-MLPs ("Master Limited Partnership", sehr ungefähr wie GmbH&Co KG, bei Energiefirmen).

Vor Jahren habe ich Sprague Resources MLP angeschaut (Dividende weit über 10%!) und mal ein 1k-Probepäckchen gekauft. Die Dividendenabrechnungen zeigten: es wird 37.5% US-Quellensteuer abgezogen - nicht anrechenbar! Und deshalb deutsche 25%++ noch mal drauf, per saldo 62.5%++! Hat zwar immer noch netto um 4% abgeworfen, sank aber auch im Kurs um 30%... also mit Verlust verkauft:

K 06.11.2018 -1019.15
D 13.11.2018 9.68
D 13.02.2019 16.66 // Sparerpauschbetrag noch nicht erschöpft, also nur US-Steuern
D 14.05.2019 9.39
D 12.08.2019 9.37
V 06.11.2019 696.20
T 04.11.2019 89.84 // Steuererstattung für Verkaufsverlust, gilt in DE ja nicht als Aktie
D 12.11.2019 9.52
=== -178.49

Nach der Erfahrung wollte ich erstmal nix mehr von MLPs wissen... bis ich (man sucht ja hier und dort) auf A1T96S gestoßen bin, Invesco Morningstar US Energy Infrastructure MLP UCITS ETF, der bei extraetf.com als einer der ertragreichsten ETFs angezeigt wird. Der bekommt laut Ertragsabrechnungen 30% TFQ, obwohl MLPs ja keine Aktien sind, aber dafür ist er UCITS-zertifiziert... Das Corona-Jahr 2020 hat er gut durchgestanden (Quartalsdividenden, bei Kaufpreis 38..30€):

19.03.2020 USD 0.6152
25.06.2020 USD 0.819
24.09.2020 USD 0.6712
17.12.2020 USD 0.8911
25.03.2021 USD 0.8607

Hold, maybe buy 🙂