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FIRE nach 4% Regel

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Wie unterschiedlich die Interessen sind - mit Kundenaquise könnte man mich jagen, egal ob selbstständig oder angestellt. 🙂 Halte lieber im Hintergrund den operativen Betrieb am Laufen und bin froh, dass andere vorne die Aufträge an Land ziehn (bzw. wegen aktuell hoher Nachfrage diese eher abwehrn, aber das kann sich auch schnell wieder ändern).

Zum Thema: Da ich wohl vor 50 eher nicht aufhören möchte, sollte mir dann die 4% + Rentenansprüche (gesetzlich + betrieblich) langen, zumal der Umzug in ein Land mit niedrigen Lebenshaltungskosten eine ernsthafte Option ist. Ob ich die psychologische Hürde dann auch nehme, wird sich zeigen. Ich finde es aber auch gut, wenn jemand mutiger ist und ein gewisses Risiko in Kauf nimmt, um sich seinen Traum zu erfüllen, und sei es das eigene Computerspielprojekt. Mancher wird am Ende sagen, es hat sich gelohnt, selbst wenn man im Alter später bescheiden leben muss.

 

Bei der Intention der Planumsetzung gibt es wohl 2 Kategorien. Die einen die wie Oli schon sehr früh im Leben Frugalismus und FIRE zur Lebensphilosophie machen. Frugalismus ist im Hier und Jetzt Leben, FIRE muss man planen.

Die Anderen bei denen im Laufe der Zeit (meist in der Lebensmitte) andere Erkenntnisse kommen als mit 20 und spüren dass das Leben endlich ist. In diesem Prozess steigt dann oft der "Leidensdruck" bei der ehrlichen Betrachtung dessen mit was man und wie man die meiste Lebenszeit verbringt.

@MFZ73:

An der Stelle denke ich dass der Leidensdruck bei einem Angestellten tendenziell höher ist als bei einem Selbständigen und im Großkonzern tendenziell stärker als im familiengeführten KMU. Ich selbst bin im Konzern im Bereich Ingenieurswesen unterwegs und könnte sehr gut mein Wissen in einer beratenden Selbständigkeit an KMUs und als Interim Manager anbieten. Damit wäre es möglich bei geringerem Cash Flow aber gleichzeitig freier Zeitgestaltung kostendeckend zu arbeiten und leben. Neben Teilhabe am Leben in der Arbeitswelt hätte ich so weiter eine Bestätigung von außen und auch steuerliche Spielmöglichkeiten zu Optimierung.

Höre ich genauer in mich rein ist es aber nicht mehr wirklich mein Weg. Kein Methadon, sondern der kalte Entzug. Keine Planung/Optimierung/denken in der vertrauten Welt, sondern loslassen - mehr Gefühl und weniger Verstand. Ich habe so viele Interessen und ein sportliches Fundament dass ich wieder regelmäßiger pflegen will.

Jeder geht seinen Weg. Da gibt es kein richtig und falsch - Hauptsache man hört auf sein Inneres und betrügt sich nicht selbst.

Was ich noch zur Ausgangsfrage ergänzen wollte ob die 4% reichen ist: Wie immer ist die Ausgabenseite genauso wichtig wie die Einnahmeseite. Wenn ich an der Stelle Oli nochmal als Beispiel nehmen darf 🙂 so hätte er mit einem sehr reduziertem Konsum kaum noch Möglichkeiten in der Entnahmephase zu korrigieren wenn nötig. Vor allem im Alter nach längerem Ausstieg aus dem Erwerbsleben. Ich könnte dann weniger reisen, essen gehen, oder auch mein Haus verkaufen. Sprich das Sparpotential des alltäglichen Lebensstil sollte auch betrachtet werden.

Zitat von Muslime_Frugi am 2. Juli 2020, 10:13 Uhr

Ich selbst bin im Konzern im Bereich Ingenieurswesen unterwegs und könnte sehr gut mein Wissen in einer beratenden Selbständigkeit an KMUs und als Interim Manager anbieten. Damit wäre es möglich bei geringerem Cash Flow aber gleichzeitig freier Zeitgestaltung kostendeckend zu arbeiten und leben. Neben Teilhabe am Leben in der Arbeitswelt hätte ich so weiter eine Bestätigung von außen und auch steuerliche Spielmöglichkeiten zu Optimierung.

Höre ich genauer in mich rein ist es aber nicht mehr wirklich mein Weg. Kein Methadon, sondern der kalte Entzug. Keine Planung/Optimierung/denken in der vertrauten Welt, sondern loslassen - mehr Gefühl und weniger Verstand. Ich habe so viele Interessen und ein sportliches Fundament dass ich wieder regelmäßiger pflegen will.

Das ist bei mir ähnlich, allerdings komme ich eher aus dem Bereich IT. Mit meiner Erfahrung könnte ich ohne Probleme Aufträge bekommen und würde sehr gut verdienen. Vielleicht auch tageweise als Berater. Allerdings habe ich das über 25 Jahre gemacht. Und deshalb bei mir der harte Schnitt. Büro verlassen und Ende. Hat mir keine geglaubt dass ich das machen würde, aber so ist es nun mal.

Und das erstaunliche ist, wenn ich jetzt immer die anderen Leute sehe erlebe, die jeden Tag ins Büro gehen, der Stress, das ganze Drumrum, die immer gleichen Probleme und schwierigen Leute. Das Thema ist für mich durch. Aus und vorbei.

 

Zitat von Muslime_Frugi am 2. Juli 2020, 10:13 Uhr

An der Stelle denke ich dass der Leidensdruck bei einem Angestellten tendenziell höher ist als bei einem Selbständigen und im Großkonzern tendenziell stärker als im familiengeführten KMU.

Phu. Also ich bin vom tollen familiengeführten Mittelstand in den Konzern gewechselt und es wurde auf vielen Ebenen besser:
-mehr Geld

-mehr Wertschätzung

-weniger Sexismus

-besseres Vorgesetztenverhalten

-stabilere Strukturen

-35h statt 45+h pro Woche

 

Ich habe auch überlegt ob ich mich selbstständig mache, aber meine Persönlichkeit passt dazu nicht. Ich schätze Sicherheit im Beruf mehr als Freiheit. Ich bin mies darin mich selbst zu vermarkten. Also wenn Arbeiten dann als Angestellter.
Zum Thema Totalausstieg: Derzeit wäre mir das Loch zu groß. Ich brauche zur Zeit die Arbeit in meinem Leben. Vielleicht ändert sich etwas, vielleicht entwickle ich mich weiter. Um es mit meinem Kaffeekonsum zu vergleichen: Ich weis das ich abhängig bin, aber es geht mir gut damit. Ich habe 3 Jahrzehnte Zeit mich zu entwöhnen / eine Ersatzdroge zu finden.

Vielleicht kommt auch mit 45 die Erkenntnis das ich lieber Irische Wolfshunde züchten will. Mit den Ersparnissen die ich bis dahin beiseite gelegt habe sollte das ohne große Probleme möglich sein.

Das ist vielleicht auch meine Antwort auf die eigentliche Frage des Threads:

Nein, ich arbeite nicht auf FIRE hin, ich arbeite darauf hin mir und meiner Familie in der Zukunft Optionen offen zu halten und bis dahin ein gutes (teilfrugales) Leben zu führen.

Die 4% Regel halte ich für eine gefährliche (Über-) Vereinfachung: Wenn eine Seitwärtsbewegung zu lange andauert ist diese Regel ein Garant für das Scheitern. Ich wünsche niemanden der mit 40 aussteigt das er mit 55 Pizza ausfahren muss weil gehörig etwas schief gegangen ist. Vor allem aber mir selbst nicht.

 

Zitat von Muslime_Frugi am 2. Juli 2020, 10:13 Uhr

Bei der Intention der Planumsetzung gibt es wohl 2 Kategorien. Die einen die wie Oli schon sehr früh im Leben Frugalismus und FIRE zur Lebensphilosophie machen. Frugalismus ist im Hier und Jetzt Leben, FIRE muss man planen.

...

Hab nur das oben zitiert, aber ich finde deinen Beitrag sehr gut!. Ich sehe das ganz genauso - ich wollte mit dem Thread hier auch nicht implizieren, dass alle die 4% Regel befolgen sollen. Wobei es ja auch wichtig ist, was man als als Grundausgaben ansieht...also ich inkludiere z.B. nicht nur die Lebenskosten sondern nehme auch Abschreibungen für langfristige Güter (Elektrogeräte, PCs) als Ausgangsbasis mit ein. Ich wollte nur einen Denkanstoss liefern, dass wir als "Deutsche" eher zu viel Sicherheit gegen Freiheit eintauschen und dass nicht wenige von "uns" das am Ende ihres Lebens bereuen. Es muss ja auch nicht jeder so mutig sein (wäre ich ehrlich gesagt auch nicht) wie https://geldschnurrbart.de/

Nur zum Konzern und kleinem familiengeführten Unternehmen: Ich hab eher insgesamt (war sehr lange in einem Konzern) positivere Erfahrungen mit dem Konzern gemacht, bevor meine Arbeit von politischen Entscheidungen negativ beeinflusst wurde und ich kein Bock mehr drauf hatte.

zum Thema 1 hier im Threat:

Bin seit einem halben Jahr raus aus der Mühle. Ein langsames Ausschleichen aus dem Beruf, das war nicht mein Weg. Stichtagsbezogen und weg. Da ich Sebsständig war jetzt noch etwas Nachwehen mit GmbH-Abschluss und Liquidation, jedoch null (ehemaliger) Kundenkontakt. Naja, dass ein Vollausstieg überhaupt jemand macht ist doch bei den meisten (Kunden/Kollegen) außerhalb der Vorstellung. Mittlerweile bin ich so weit entgiftet vom der Kundenabhängigkeit, der Terminsetzung (für andere), Dinge zu tun, die der Kunde selbst nicht kann aber ständig Wünsche äußert die er oft nicht realistisch einschätzen kann wegen der Realisierbarkeit, meine Reistätigkeit, Berichtswesen...usw. Eine Rückkehr kommt überhaupt nicht in Frage in diese Welt der Fremdbestimmtheit und ich bin der Überzeugung, dass wenn die Kohle knapp werden sollte, dann lieber woanders einschränken als in ein Berufsleben zurück. Das war mein Weg und der ist auch aus dem Bauch heraus erfolgt, gleichwohl nach langjähriger Denkarbeit.

Motivation: Als Student unvorstellbar, dass ich mal jeden Tag von 8 bis 16 Uhr mich auf ein Thema beschränken muss; ich war damals geradezu verzweifelt wie dsa 40 Jahre gehen soll. Im Berufsleben ber dann rasch auch 60 h als normal akzeptiert. Ab einem Alter von 45 zunehmende Unzufriedenheit trotz intensivem Berufsleben in einer absolt sinnvollen Branche; Erneuerbare Energien.  Mit knapp 50 das selbstgesteckte finanzielle Ziel ereicht. Noch 4 Jahre drangehängt, da ich da noch nicht reif war für den Schritt und auch wegen weiterer Sicherheiten für Immo-Erwerb. Jetzt im Winter war die Zeit auch deswegen reif, da mir klar wurde, dass ich meine jetzige körperlich-geistige Firness später so nicht mehr haben werde für neue Dinge, Ideen, ggf. auch Risiken. Was Neues gibst für mich nur nach klarem Stopp des Alten, und das führt zu:

Thema 2: Mit den 4 % /a rechne ich nicht. Ich lebe von Dividenden und Immo-Einnahmen, und plane finanziell ohne jede Kapitalabschmelzung. Die Rentierung der Anlagen liegt bei derzeit 2+x %, damit komme ich gut klar. Sollte mein Depot auch nur ansatzweise die Regionen seitens der Wertsteigerung haben wie am Beispiel MSCI oft zu lesen ist, also im langjährigen Mittel ca. 6-7%/a (ohne Dividenden), dann werde ich nullkommmanull Probleme haben, bzw. habe dann den Luxus jeden Tiefpunkt auszusitzen und nur bei ggf. neuen Hochpunkten was zu verkaufen für die schönen Dinge des Lebens oder eben nur um cash aufzubauen.

Mein Leben bewegt sich derzeit nahe der Schwerelosigkeit. Trotz Hausumbau und erheblicher körperlicher Arbeit...ja gut, vielleicht hängt das nach Jahren des "Schreibtisches" auch unmitttelbar zusammen. Sport, Urlaub, etwas Ehrenamt, täglich Wald und Wiese, Mehrtagesausflüge von der Haustür weg mit dem Fahrrad...und die Arbeiten am Haus oder sonstwo und auch was oder wann ICH es will, das ist ein Traum.

Zitat von Absprung_2020 am 2. Juli 2020, 13:08 Uhr

Trotz Hausumbau und erheblicher körperlicher Arbeit...ja gut, vielleicht hängt das nach Jahren des "Schreibtisches" auch unmitttelbar zusammen.

Bestimmt, aber warte mal ab. Nach 2 Jahren bin ich fit wie lange nicht. Lass es dir gut gehen, viel Sport und Bewegung, gute Ernährung und du wirst sehen, was mit Mitte/ ende 50 noch möglich ist.

Richtig!  Soeben selbst gebratenes/gekochtes Iberico-Kottelet mit Oliven, Tomaten, Zwiebelsößchen und Tagliatelle.

Und trotz, bzw. nat. gerade wegen des guten selbst gekochten Essens und ohne "Besprechungskekse" schon 5 kg runter seit Januar bei steigender körperlicher Dynamik  🙂

Ich habe vor bald 10 Jahren angefangen, FIRE als Ziel zu verfolgen. Motivation war bei mir so ähnlich wie bei Absprung_2020 (danke übrigens für deine Ausführungen!). Ich habe zwar nach meinem Interesse studiert und quasi mein Hobby (eines meiner Hobbies) zum Beruf gemacht, aber mir war schon damals nach dem Berufseinstieg klar, dass ich das in dieser Form, also mindestens 8 Stunden am Tag vorm Rechner, 5 Tage die Woche, 40 Jahre lang, dazu noch fremdbestimmt, nicht machen kann. Dazu sind meine Interessen viel zu vielfältig, und ich hatte schon damals ein starkes Gefühl dafür, wie begrenzt die Lebenszeit ist. Und dieses Gefühl wird eher stärker.

Das mit den 4% ist für mich weniger eine "Regel" als ein Anker, ab dem ich gut begründet sagen kann, ich bin nicht unbedingt auf meinen Job angewiesen. Ich rechne nicht mit Kapitalverzehr. Deswegen plane ich, nur von den Dividenden zu leben. Ich habe zwei Zielgrößen: 3% Entnahmequote statt 4% und die Dividenden müssen 133% der Gesamtausgaben (inklusive KV und Steuern) decken. Dazu führe ich seit etwa 8 Jahren akribisch ein Haushaltsbuch, weiß also sehr genau über die Ausgaben bescheid. Sind diese beiden Ziele erreicht (im Moment liege ich bei 3,5% und 119%), plane ich ernsthaft meinen Ausstieg. Schon jetzt spüre ich allerdings, dass dieser Ausstieg eine starke psychologische Hürde ist. Daran knabbere ich schon.

Ich halte es für möglich, dass dann im Laufe der Zeit durch meine zahlreichen anderen Interessen/Hobbies weiteres Einkommen entsteht. Aber ich lege es nicht drauf an.

Wieso 3% Entnahmequote, wenn du doch von den Dividenden leben willst? Dann ist die Entnahmequote des Kapitals doch 0%?

Zur Hürde: einfach die Zielgröße setzen und dann den Ausstiegsprozeß starten. Dann gibt es kein Zurück mehr. Aber ich kann das gut verstehen. Das ist nicht so einfach, wie es aussieht.

Zitat von Privatier am 3. Juli 2020, 9:16 Uhr

Wieso 3% Entnahmequote, wenn du doch von den Dividenden leben willst? Dann ist die Entnahmequote des Kapitals doch 0%?

Zur Hürde: einfach die Zielgröße setzen und dann den Ausstiegsprozeß starten. Dann gibt es kein Zurück mehr. Aber ich kann das gut verstehen. Das ist nicht so einfach, wie es aussieht.

Naja, die Entnahmequote und die Dividenden sind zwei verschiedene Sichtweisen auf den (im Prinzip) gleichen Vorgang, nämlich die Entnahme von Erträgen aus dem Depot. Logisch betrachtet genügt eine der beiden. Für mich ist das einfach eine Art, mich selbst zu überzeugen, dass es ok ist, diese psychologische Hürde zu nehmen.

Lebt man von den Dividenden (und reinvestiert sie nicht) ist die Entnahmequote allerdings nicht 0%, sondern sie entspricht der Dividendenrendite.

Bei so Geschichten wie der von Mr. Money Mustache klingt das ja so leicht: Er hat genug gespart, also hat er *zack* gekündigt. Ich empfinde das bei weitem nicht so. Wahrscheinlich liegt das am persönlichen Sicherheitsbedürfnis. Zuerst habe ich mich auch an den 4% orientiert, aber irgendwie kann man immer Gründe finden, warum es doch nicht reichen könnte - egal wieviel man rumgerechnet hat und es logisch begründen kann, dass es doch reicht.

Aber ich arbeite dran 🙂

Zitat von chn am 3. Juli 2020, 11:23 Uhr

 

Naja, die Entnahmequote und die Dividenden sind zwei verschiedene Sichtweisen auf den (im Prinzip) gleichen Vorgang, nämlich die Entnahme von Erträgen aus dem Depot. Logisch betrachtet genügt eine der beiden. Für mich ist das einfach eine Art, mich selbst zu überzeugen, dass es ok ist, diese psychologische Hürde zu nehmen.

Lebt man von den Dividenden (und reinvestiert sie nicht) ist die Entnahmequote allerdings nicht 0%, sondern sie entspricht der Dividendenrendite.

Verstehe nicht so wirklich die Logik die du meinst? Natürlich sind DIV mit Kursabschlag berücksichtigt. Wenn du von 2 verschiedenen Sichtweisen schreibst planst du beide zur Anwendung bringen zu wollen und entnimmst DIV und Substanz?

Ich glaube eher es geht um die psychologische Hürde - Drama im Kopf -. Da hilft nur eine nüchtern sachliche Betrachtung. Nicht zu blauäugig und nicht zu ängstlich. Je nach Sicherheitsbedarf eine Reserve drauf und das wars. Alles andere ist nicht zielführend. Es kommt schnell dazu dass man völlig unterschätzt was man alles so angesammelt hat wenn die Lebensmitte überschritten ist.

Ich wünsche uns da allen die Lockerheit der Jüngeren wie Oli oder einfach mal für ein paar Wochen ins Kloster oder alleine Basic mit Zelt und Gaskocher auf eine längere Radreise. Das hilft!

Zitat von chn am 3. Juli 2020, 11:23 Uhr
Wahrscheinlich liegt das am persönlichen Sicherheitsbedürfnis. Zuerst habe ich mich auch an den 4% orientiert, aber irgendwie kann man immer Gründe finden, warum es doch nicht reichen könnte - egal wieviel man rumgerechnet hat und es logisch begründen kann, dass es doch reicht.

Aber ich arbeite dran 🙂

Genau das ist das Problem wie bei Versicherungsvertretern auch: Man kann sich immer Szenarien ausdenken, warum man für alles eine Versicherung braucht. Was ist denn wenn...passiert? Diese Hürde muß man nehmen. Das geht bei mir leider erst spät, da meine Kinder noch klein sind und solange die nicht mit der Schule fertig sind, werde ich wohl weiterarbeiten. Als Selbstständiger habe ich mir aber seit Jahren das schon so umgebaut, daß es ohne Reisen geht, Internet sei Dank, dafür verzichte ich auch auf den ein oder anderen Auftrag. So hab ich Freiheiten und nehme noch etwas Geld monatlich mit ohne an die Ersparnisse zu müssen.

Wenn Summe X erreicht ist hoffentlich in einigen Jahren werde ich weiter entscheiden.

Dividenden sind mir übrigens egal, ob das Geld automatisch kommt oder ich verkaufe Aktien kommt später aufs gleiche raus, da sehe ich keinen Vorteil.

Zitat von Muslime_Frugi am 3. Juli 2020, 12:56 Uhr
Zitat von chn am 3. Juli 2020, 11:23 Uhr

 

Naja, die Entnahmequote und die Dividenden sind zwei verschiedene Sichtweisen auf den (im Prinzip) gleichen Vorgang, nämlich die Entnahme von Erträgen aus dem Depot. Logisch betrachtet genügt eine der beiden. Für mich ist das einfach eine Art, mich selbst zu überzeugen, dass es ok ist, diese psychologische Hürde zu nehmen.

Lebt man von den Dividenden (und reinvestiert sie nicht) ist die Entnahmequote allerdings nicht 0%, sondern sie entspricht der Dividendenrendite.

Verstehe nicht so wirklich die Logik die du meinst? Natürlich sind DIV mit Kursabschlag berücksichtigt. Wenn du von 2 verschiedenen Sichtweisen schreibst planst du beide zur Anwendung bringen zu wollen und entnimmst DIV und Substanz?

Ich glaube eher es geht um die psychologische Hürde - Drama im Kopf -. Da hilft nur eine nüchtern sachliche Betrachtung. Nicht zu blauäugig und nicht zu ängstlich. Je nach Sicherheitsbedarf eine Reserve drauf und das wars. Alles andere ist nicht zielführend. Es kommt schnell dazu dass man völlig unterschätzt was man alles so angesammelt hat wenn die Lebensmitte überschritten ist.

Ich wünsche uns da allen die Lockerheit der Jüngeren wie Oli oder einfach mal für ein paar Wochen ins Kloster oder alleine Basic mit Zelt und Gaskocher auf eine längere Radreise. Das hilft!

 

Sorry, vielleicht habe ich das vorher nicht genau genug beschrieben.

Im Allgemeinen bestehen Erträge eines Aktiendepots aus zwei Teilen: Kurssteigerungen und Dividenden.

Ich persönlich habe vor, nur von den Dividenden zu leben und überschüssige Dividenden zu reinvestieren, damit sie in Zukunft schneller steigen als sie es von sich aus sowieso schon tun (mit etwa 7-8% p.a. im Schnitt). Das mache ich, weil ich die Hoffnung oder das Vertrauen habe, dass die CEOs der Firmen im Schnitt nicht mehr Dividenden ausschütten als es den jeweiligen Unternehmen guttut. Mir persönlich gibt das ein gewisses Sicherheitsgefühl. Dazu habe ich eine Kennzahl: die Dividenden, die das Depot ausschüttet im Verhältnis zu meinen Gesamtausgaben (inkl. KK und Steuer) laut Haushaltsbuch. Das Ziel ist hier 133%.

Es hätte ja die Möglichkeit gegeben, dass ich einfach ein Depot mit thesaurierenden ETFs bespare und irgendwann regelmäßig Anteile verkaufe, um davon zu leben. Laut Trinity-Studie ginge das mit einer SWR von maximal 4% relativ sicher. Der Oliver macht das ja auch so. Ich zwar nicht, aber ich rechne trotzdem diese hypothetische Entnahmequote (SWR) für mich als zusätzliche Benchmark aus, um zu sehen, ob ich gemäß dieser Strategie ebenfalls im "im grünen Bereich" läge. Hier nehme ich allerdings nicht die 4% sondern sicherheitshaber 3% (4% / 133% = 3%). Das ist für mich einfach eine weitere Beruhigungspille.

Rein sachlich gesehen ist es egal, wie man die Erträge entnimmt (Anteile verkaufen/Dividenden nehmen). Psychologisch macht es aber für mich einen Unterschied.

Du hast Recht, es hilft nur eine sachliche Betrachtung. Irgendwann muss man mit gutem Gewissen sagen können: Ich habe alles nach bestem Wissen geplant, der Rest liegt nicht mehr in meiner Hand. Das ist aber richtig Arbeit. Locker sehen kann man es, solange das Ganze pure Theorie ist. Wird es konkret, sieht's ein bisschen anders aus. So wie wenn man auf dem 10m-Brett steht und springen will.

Rein sachlich gesehen ist es egal, wie man die Erträge entnimmt (Anteile verkaufen/Dividenden nehmen). Psychologisch macht es aber für mich einen Unterschied.

Grundsätzlich ja, aber bei der 4%-Regel ist ein Verzehr des Grundkapitals berücksichtigt bzw in den Überlegungen enthalten, vor allem bei langen Entnahmephasen. Bei Deiner Dividendenstrategie bleibt das Grundkapital erhalten, zumindest ist das die grundlegende Annahme.

Zitat von MFZ73 am 5. Juli 2020, 11:43 Uhr

Rein sachlich gesehen ist es egal, wie man die Erträge entnimmt (Anteile verkaufen/Dividenden nehmen). Psychologisch macht es aber für mich einen Unterschied.

Grundsätzlich ja, aber bei der 4%-Regel ist ein Verzehr des Grundkapitals berücksichtigt bzw in den Überlegungen enthalten, vor allem bei langen Entnahmephasen. Bei Deiner Dividendenstrategie bleibt das Grundkapital erhalten, zumindest ist das die grundlegende Annahme.

Nein, da liegst du falsch, auch bei der Dividendenstrategie geht man zusätzlich zu den Dividenden von Kapitalverzehr aus, wenns um die SWR geht.
Es sei denn du rechnest mit sehr hohen Dividendenentnahmen wie einem ETF-Aristrokraten-Dividend, oder High-Dividend.
Das ist dann aber noch riskannter als die 4% Regel, da Dividenden (siehe 2020) sehr stark schrumpfen können. Von Multimillionären geh ich in der Masse mal nicht aus und für die ist die Trinity-Studie gedacht gewesen.

Chn beschreibt klipp und klar, dass er nur von seinen Dividenden leben will. Kann nichts für seinen Plan.

Hallo hawk66,

danke für den guten Diskussionsbeitrag. Ich habe z.T. hier in der Vergangenheit Beiträge gelesen, wo Personen 13 Mietwohnungen und 2,3-Mio.-Depots haben und dann die Frage in die Runde stellen, ob eine Stundenreduktion auf 30h wohl schon möglich wäre … (jetzt mal deutlich übertrieben beschrieben !)

Ausgehend von deinem Beitrag werde ich mal einen weiteren Beitrag mit meinen Planungen verfassen, siehe Thema "FIRE mit nicht extrem hohen Sicherheiten".

Gruss Stefan

 

Zitat von Heini am 5. Juli 2020, 19:36 Uhr

Nein, da liegst du falsch, auch bei der Dividendenstrategie geht man zusätzlich zu den Dividenden von Kapitalverzehr aus, wenns um die SWR geht.
Es sei denn du rechnest mit sehr hohen Dividendenentnahmen wie einem ETF-Aristrokraten-Dividend, oder High-Dividend.
Das ist dann aber noch riskannter als die 4% Regel, da Dividenden (siehe 2020) sehr stark schrumpfen können. Von Multimillionären geh ich in der Masse mal nicht aus und für die ist die Trinity-Studie gedacht gewesen.

Normalerweise kündigt sich eine Dividendenreduzierung an, aber in diesem Jahr haben unsere Gesetzgeber dafür gesorgt das die Dividenden teilweise komplett einbehalten wurden, schon allein aus der Vorsicht, man könnte staatliche Hilfe benötigen.

Somit ist das Jahr 2020 ein Extremfall was die Dividenden anbelangt, allerdings wäre aktuell eine Entnahme/Verkauf kein Problem.

Aber man sollte mit so einem Szenario rechnen und für eine gewisse Zeit aus Barmitteln leben können.

»In meinem Alter begreife ich, dass Zeit mein kostbarster Besitz ist.« »Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen.« »Eine Aktie zu verkaufen die fällt, ist in etwa so, als ob man ein Haus für 100.000 Dollar kauft und es verkauft, sobald jemand 80.000 Dollar dafür bietet.« Buffett
Zitat von MFZ73 am 5. Juli 2020, 11:43 Uhr

Rein sachlich gesehen ist es egal, wie man die Erträge entnimmt (Anteile verkaufen/Dividenden nehmen). Psychologisch macht es aber für mich einen Unterschied.

Grundsätzlich ja, aber bei der 4%-Regel ist ein Verzehr des Grundkapitals berücksichtigt bzw in den Überlegungen enthalten, vor allem bei langen Entnahmephasen. Bei Deiner Dividendenstrategie bleibt das Grundkapital erhalten, zumindest ist das die grundlegende Annahme.

 

Ich denke es kommt drauf an, woher die Unternehmen das Geld für die Ausschüttung nehmen. Ich achte darauf, dass die Dividenden komfortabel aus den Gewinnen genommen werden können - ich würde sagen, das Depot hat im Schnitt eine Ausschüttungsquote von etwa 50%. Es gibt natürlich Ausreißer nach unten und nach oben. Das ist ja auch von der Branche abhängig. Für alle diese Betrachtungen habe ich Tabellen, in denen ich diese Zahlen für die vergangenen ~20-30 Jahre eintrage.

Dieses Jahr ist aus meiner Sicht ein guter Stresstest. Bis jetzt sind die Dividendenkürzungen recht überschaubar. Mal schauen, was nächstes Jahr kommt. @dev hat Recht, einige (deutsche) Unternehmen behalten sicherheitshalber die Dividende und planen, sie erst verzögert erst nächstes Jahr auszuschütten. Aber für solche Fälle habe ich eine Jahresausgabe auf dem Tagesgeldkonto.

Das mit dem Sicherheitsbedürfnis geht wohl sehr tief. Der Beitrag von @stefan40 ("FIRE mit nicht extrem hohen Sicherheiten") geht ja auch in diese Richtung. Ich glaube, das hat eine Menge mit Evolutionspsychologie zu tun. Die meiste Zeit in der Menschheitsgeschichte mussten wir zusehen, wie wir überleben und woher wir was zu Essen bekommen. Es herrschte immer Mangel. Deswegen war es durchaus sinnvoll, gierig zu sein. Die Menschen, die immer mehr wollten und nie genug hatten, haben eben eher überlebt und sich fortgepflanzt als die, die gesagt haben "Ich habe genug und ruhe mich jetzt aus.". Wir sind das Ergebnis dieser Auslese. In der heutigen Zeit leben wir aber in relativem Überfluss, und die Evolution ist eben nicht so schnell, um die alten Programme, die in unserem Kopf immer noch da sind, anzupassen. Und der Evolution ist es auch egal, ob wir glücklich und zufrieden sind. Ihr geht es nur um das Überleben und Fortpflanzen. Allerdings haben wir auch unseren Verstand, der rechnen und planen kann. Ich bin kein Experte, aber so erkläre ich mir momentan diesen inneren Konflikt.

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