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FIRE mit nicht extrem hohen Sicherheiten

Hallo,

hier ein Folgebeitrag zu dem vorherigen Thema von hawk66 "FIRE nach 4% Regel".

Ich will mal meine relativ konkreten Planungen zur Diskussion stellen - sie wenden sich auch (aber natürlich nicht ausschließlich) an diejenigen, die von ihrer Lebensplanung her sehr ungebunden sind und nicht in die (oft aufkommende) Richtung der Arbeitsstunden-Reduktion im aktuellen Job zielen:

Meine Vorstellung in ein paar (wenigen) Jahren ist eine andere als bei den meisten hier, hängt aber von meiner Lebenssituation ab: ich habe (bewusst) keinerlei regionale, menschliche oder sonstige Einschränkung/Randbedingung und möchte daher mein "erstes" Leben im Ingenieurs-Angestellten-Dasein tatsächlich komplett gegen ein "neues" Leben eintauschen: in einer anderen Region eine günstige Wohnung suchen, mit völlig neuen Menschen in Kontakt kommen und alle Beschäftigungen/Ideen intensiv ausprobieren, die mir so über den Weg laufen oder einfallen. Und das nicht, weil ich mit meinem "aktuellen" Leben nicht zufrieden bin, sondern einfach, weil ich denke, dass es noch 1000 andere Dinge im Leben gibt, die mindestens genauso interessant/erfüllend sind.

Und da ich auf dieses "zweite Leben" nicht ewig warten möchte, lautet meine ungefähre Planung in Zahlen:

Meine monatlichen Kosten (die seit ca. 10 Jahren exakter Haushaltsbuchführung sich sehr konstant eingependelt haben):
- Sämtliche Fixkosten: 550 E.
- Monatliche variable Kosten: 550 E.
- Nach Ausstieg erforderliche freiwillige GKV: Mindestbeitrag ca. 200 E. (mein "Vorteil" ist, dass meine Ersparnisse so gut wie keine Gewinne enthalten, sondern sich hauptsächlich aus dem Verkauf meiner aktuell bewohnten Immobilie und Erwerb einer deutlich günstigeren kleine ETW ergeben)

Diese Kosten enthalten wirklich alles, auch die vereinzelt auftretenden höheren Einmalkosten, umgelegt auf monatliche Kosten.

Dagegen stehen dann:
- Mieteinnahmen: 480 E. (netto)
- Vermögen: ca. 400.000 E., abhängig vom Immobilien-Verkaufserlös (vermutlich dann aufgeteilt in ca. 25% Tagesgeld, Rest in 2 Standard-ETFs)
- Ein paar Jahre vor dem 67sten: ca. 50.000 E. Lebensversicherung
- bei Erreichen des Rentenalters: ca. 40 Rentenpunkte

Ein teilweiser Vermögensverzehr ist insbesondere in den ca. 22 Jahren vor dem offiziellen Renteneintritt einkalkuliert.

So empfinde ich es nicht als absolutes Harakiri, ist aber auch weit entfernt von den Summen, die vielfach gerne diskutiert werden - oder ?!

Bei der GKV zählen alle Einkommensarten, wenn man freiwillig versichert ist.

Mach dir doch einfach eine Excel-Tabelle und rechne mit 3% Lebenskostensteigerung pro Jahr, dann bekommst du ein Gefühl ob es klappen würde.
Und rechne bei Steuern & Abgaben großzügig und bei den Erträgen bescheiden.

EkSt-Rechner

»In meinem Alter begreife ich, dass Zeit mein kostbarster Besitz ist.« »Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen.« »Eine Aktie zu verkaufen die fällt, ist in etwa so, als ob man ein Haus für 100.000 Dollar kauft und es verkauft, sobald jemand 80.000 Dollar dafür bietet.« Buffett

Hallo Stefan,

ich rechne mit einem ganz ähnlichen Schema. 20 Jahre noch bis zur Rente, die Kosten setze ich etw. höher an (1400-1550 Eur/Monat)...hast Du so Dinge wie Brillen/Zahnersatz etc. berücksichtigt (eingerechnet), die mit hoher Wahrscheinlichkeit im Alter kommen ? Sonst ist der Hauptunterschied, dass ich keine Mieteinnahmen, sondern alles über ETFs/Aktien abbilde.
Ich sehe das Ganze als "selbst finanziertes" Bürgergeld an. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass wir als Ingenieur / Software.Dev anschliessend keinen müden Euro mehr verdienen (bzw. können, wenn wir es wollen). Oder wie Du selber schon gesagt hast, beim "Ausprobieren von neuen Dingen". Dieser Punkt bleibt bei den Diskussionen meist unberücksichtigt. (Mr. MoneyMustace geht auch immer wieder auf diesen Punkt in seinen Blogs ein)

Wenn ich was in deiner Aufstellung ändern würde, dann die 25%Tagesgeld...das erscheint mir definitiv zu viel...

 

@dev: das alle Einkommensarten für die GKV zählen, ist mir klar. Allerdings liegen die bei mir unter der Mindestbemessungsgrundlage. Und die Excel-Tabelle, die bei mir im Laufe der letzten Jahre gewachsten ist, ist alles andere als einfach, sondern enthält über 10 "Unterblätter" mit Verknüpfungen untereinander 🙂

@hawk66: die 25% TG waren sehr vereinfacht genannt: es handelt sich um einen am Beginn des Ausstiegs jederzeit abrufbaren Anteil meines Vermögens, der sich mit jedem Jahre näher zum Rentenalter reduziert ...

 

Hallo Stephan40

gerne beteidige ich mich an der Diskussion die du dir wünscht 😎

Habe ich richtig verstanden, das du...

a. mit Mitte 40 aussteigen willst?

b. sind die 400k inkl. der vermieteten Immolilie?

c. Wirst du dann zur Miete wohnen?

 

Hallo Muslime_Frugi,

a.: Wunsch wäre zwischen 45-49 (bzw. wenn ich der Meinung bin, dass es finanziell genau reichen würde, wenn ich tatsächlich nie mehr etwas verdienen würde - aber es darf sich ja auch gerne aus den neuen Beschäftigungen/Tätigkeiten  eine mir jetzt noch unbekannte zusätzliche Einnahmequelle ergeben - muss aber auch nicht. Wobei ich nicht weiß, ob das realistisch ist, wenn ich wirklich völlig andere Richtungen als meine Ingenieurs-Ausbildung ausprobieren möchte)

b.: 400k wäre "echt" vorhandenes Vermögen, die auch aktuell schon vermietete ETW läuft zusätzlich weiter nebenher

c.: Plan ist "Tausch" der aktuellen, großen, teuren Immobilie (arbeitsplatz-nah in wirtschaftsstarker Region) in eine günstige, kleine ETW (Kauf) in einer Region unabhängig von Arbeitsplätzen und dabei einen Verkaufsgewinn von ca. 250k zu erzielen (+150k Ersparnisse ergibt gesamt die genannten 400k).

 

Hallo Stefan,

deinen Ansatz fuer die Einteilung deines Lebens in „mehrere Leben“ verfolge ich ebenfalls seit Längerem. Es fuehlt sich manchmal so an als wuerde ich eine Schlangenhaut abstreifen und mich ganz neu erfinden. Bisher waren es meistens radikale Entscheidungen die auch Risiken mit sich gebracht haben, ich bereue keine Einzige davon. Dadurch bin ich so reich an Erfahrungen, dass ich mich manchmal wie 100 Jahre alt fuehle (im positiven Sinne :-)). Bei diesem Ansatz werde ich auch in Bezug auf FIRE bleiben. Gerade diese Erfahrungen helfen einem auch sich auf neue Situationen und Herausforderungen besser einzustellen und ggf. auch hoehere Risiken einzugehen.

 

Einen ersten "Komplett-Ausstieg" habe ich bereits nach ein paar ersten Arbeitsjahren durchgeführt und er war rückblickend genau richtig.

Jetzt hat sich die Situation nur insofern deutlich geändert, dass ich über die letzten Jahre in eine recht gute Position in meiner Firma gekommen bin, wo Bezahlung/Arbeitszeit/Verantwortung in einem extrem guten Verhältnis zueinander sind. Das macht einen Ausstieg natürlich psychologisch um ein vielfaches schwerer ...

 

Zitat von stefan40 am 10. Juli 2020, 10:28 Uhr

Einen ersten "Komplett-Ausstieg" habe ich bereits nach ein paar ersten Arbeitsjahren durchgeführt und er war rückblickend genau richtig.

Jetzt hat sich die Situation nur insofern deutlich geändert, dass ich über die letzten Jahre in eine recht gute Position in meiner Firma gekommen bin, wo Bezahlung/Arbeitszeit/Verantwortung in einem extrem guten Verhältnis zueinander sind. Das macht einen Ausstieg natürlich psychologisch um ein vielfaches schwerer ...

Wow. Du musst schon in jungen Jahren sehr gut verdient haben, wenn Du mit 45 bereits 40 Rentenpunkte hast und dabei zwischendurch auch eine Zeitlang nicht gearbeitet hast.

Hallo Cepha,

das muss ich dann zweifach etwas relativieren:

  •  mein erster "Komplett-Ausstieg" war nur ein halbes Jahr, davon war fast die Hälfte noch Resturlaub, also lediglich 3 fehlende Monate. Das besondere war nur, dass ich damals Wohnung, Job, Umfeld etc. aufgegeben und danach mit neuem Wohnort, neuem Job, neuem Umfeld einen Reset gemacht habe
  • die 40 RP waren auch eine simplifizierte Angabe, hier habe ich noch zwei Mini-Betriebsrenten als RP-Äquivalent reingerechnet, damit die Aufzählung übersichtlicher bleibt