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Faszination Langzeit-Investoren

Hallo zusammen,

ich lese nun bereits seit über einem halbe Jahr hier täglich mit und möchte mich an der Stelle auch mal vorstellen. Ich bin 28 Jahre alt und habe vor ca. drei Jahren angefangen, auf die finanzielle Freiheit hinzuarbeiten. Ich lebe schon immer alles in allem einen m. M. n. frugalistischen Lebenstil (i. S. v. nur dafür Geld auszugeben, was einem auch einen tatsächlichen Mehrwert bringt), welcher es mir ermöglicht, ca. 50 % meines Einkommens zu investieren. Ich selbst investiere erst seit drei Jahren und finde es wahnsinnig spannend von Leuten zu lesen, welche bereits seit längerer Zeit am Investieren sind. Vor allem, wie es euch ergangen ist, 20-30 Jahre zu investieren, die Aufs und Abs, ob man manchmal am liebsten alles über den Haufen geworfen hätte oder oder oder. Mir ist bewusst, dass ich erst gerade am Anfang stehe und möchte noch viel lernen.

Zu meinem jetzigen Stand:

Anfang 2017 habe ich mein Studium beendet und meinen jetzigen Job angefangen; damals mit irgendwas um die 2.000 € auf dem Konto. Der Job ist in der Unternehmensberatung. Weder erfüllt noch fordert er mich, jedoch ist das Gehalt und die Arbeitszeiten gut (durchschnittlich 42/43 Stunden pro Woche), ich habe viel Urlaub und er fällt mir leicht. Seither konnte ich mein Gehalt steigern und schon einen guten Teil investieren. So steht mein Depot aktuell bei knapp 200.000 € (einige Aktien, wie bspw. Microsoft liefen wahnsinnig gut). Als nächstes Ziel habe ich 1.000.000 € ins Auge gefasst. Ab 1.500.000 € bis 2.000.000 € wäre für mich der Punkt gekommen, an dem ich für mich persönlich gefühlt von finanzieller Freiheit sprechen würde. Habe also noch einen langen Weg vor mir. Immobilien habe ich bislang keine.

Zu den Details:

Jahresgehalt:

  • Fix: 77.000 €
  • Bonus: ca. 20.000 €
  • Per Diems: kann sehr stark schwanken und ist für mich immer nur ein netter Bonus, mit dem ich nie rechne und auch an dieser Stelle ausklammere (wird i. d. R. investiert)

Damit ergeben sich netto etwa 55.000 € pro Jahr. Das Bruttogehalt wird sich weiterhin etwa 12 % pro Jahr erhöhen, sollte ich bei meinem jetzigen Arbeitgeber bleiben. Ich verdiene nebenher noch ein bisschen Geld mit meiner Fotografie (von meinen Reisen), welche mich sehr erfüllt, aber momentan für mich nur ein Hobbie ist. Ich möchte dabei keinen Gelddruck verspüren, aber ist definitiv etwas, was ich in der finanziellen Freiheit verstärkt machen und ggf. damit auch mehr Geld verdienen würde.

Jahresausgaben:

  • Investitionen: 26.000 €
  • Reisen: 10.000 € (habe drei Monate pro Jahr am Stück frei)
  • Miete: 4.800 € (WG; eigene Wohnung wären hier ca. 18.000 €)
  • Essen: 3.000 €
  • Sparen/Bargeld: 3.000 €
  • Abos/Handy etc.: 600 €
  • Restlichen ca. 7.000 € gebe ich für Mobilität und Hobbies aus

 

Hallo Mowang

willkommen hier! Das klingt doch perspektivisch ganz ordentlich.

Einen Job 3 Jahre nach dem Studium mit >100k gibt Raum für Planung. 3 Monate frei und 12% Steigerung p.a. fast paradisisch.

Klingt aber so als sei der Job nicht zufriedenstellend? Willst du ein vollkommen anderes Leben früh führen und bspw. Malen mit unregelmäßigen Einnahmen, oder einfa am Tag x aus dem gut bezahlten Angestelltenjob aussteigen sobald du soviel Puffer hast?

 

Hallo Mowang_,

Glückwunsch zu deinem steilen Weg nach oben.

Ich kann einige deiner Angaben nicht ganz nachvollziehen. Du schreibst du hättest etwa 100k€ Jahresgehalt plus nicht näher definierte Tagessätze. Und das ganze bei drei Monaten frei? Ist dies im Arbeitsvertrag so geregelt?
Das wäre dann ja eine 75% Stelle. Das würde doch bedeuten, du bekämest bei 100% Arbeit 133k€? Das drei Jahre nach Studienabschluss?
Und diese Stelle fordert dich nicht? Habe ich da etwas falsch verstanden? Ich dachte immer Berater würden von früh bis spät arbeiten?

Und zu deinen Investitionen und dem bisherigen Erfolg:
Du investierst etwa 26.000 pro Jahr (was zu Beginn deiner Karriere eher noch weniger war?) und hast diesen Betrag innerhalb von drei Jahren vervielfacht?
Also selbst wenn du jedes Jahr 26.000€ investiert hättest, dann hätte sich dein investiertes Kapital bisher ja beinahe verdreifacht (in drei Jahren) und das trotz Corona-Crash?

Ich zweifle deine Angaben nicht an, aber würde es gerne nachvollziehen können, da wir relativ ähnliche Hintergründe haben (ich habe auch 2017 angefangen zu arbeiten und war bis zu diesem Thread davon ausgegangen überdurchschnittlich zu verdienen und zu investieren).

Grüsse

 

 

 

Glückwunsch:

Mit dem Einkommen würdest du zu den 3,3% Single-Topverdienern in Deutschland gehören. So ein Gehalt ist schon irgendwie ein goldener Käfig. Lebst du in Deutschland?

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/286847/umfrage/umfrage-in-deutschland-zur-anzahl-der-singles-nach-einkommen/

Aber eine Verdopplung in 3 Jahren ist auch sehr Krass, bei mir waren es einige Schritte um an meine jetzige Tarifstelle zu kommen. Die deutlich unter den 7 k€ brutto im Monat liegt.

Zitat von Sparschwein am 20. Juli 2020, 13:09 Uhr

Hallo Mowang_,

Glückwunsch zu deinem steilen Weg nach oben.

Ich kann einige deiner Angaben nicht ganz nachvollziehen. Du schreibst du hättest etwa 100k€ Jahresgehalt plus nicht näher definierte Tagessätze. Und das ganze bei drei Monaten frei? Ist dies im Arbeitsvertrag so geregelt?
Das wäre dann ja eine 75% Stelle. Das würde doch bedeuten, du bekämest bei 100% Arbeit 133k€? Das drei Jahre nach Studienabschluss?
Und diese Stelle fordert dich nicht? Habe ich da etwas falsch verstanden? Ich dachte immer Berater würden von früh bis spät arbeiten?

Und zu deinen Investitionen und dem bisherigen Erfolg:
Du investierst etwa 26.000 pro Jahr (was zu Beginn deiner Karriere eher noch weniger war?) und hast diesen Betrag innerhalb von drei Jahren vervielfacht?
Also selbst wenn du jedes Jahr 26.000€ investiert hättest, dann hätte sich dein investiertes Kapital bisher ja beinahe verdreifacht (in drei Jahren) und das trotz Corona-Crash?

Ich zweifle deine Angaben nicht an, aber würde es gerne nachvollziehen können, da wir relativ ähnliche Hintergründe haben (ich habe auch 2017 angefangen zu arbeiten und war bis zu diesem Thread davon ausgegangen überdurchschnittlich zu verdienen und zu investieren).

Grüsse

Hallo Sparschwein,

zum Gehalt/Urlaub:

Die Tagessätze entsprechen einfach dem gesetzlichen Verpflegungsmehraufwand (14 € für An-/Abreise/Halbtage, 28 € für volle Tage, jeweils netto), die es gibt, wenn man weder von zu Hause, noch vom Büro aus arbeitet. Sprich man beim Kunden vor Ort ist. Das macht dieses Jahr einen sehr überschaubaren Teil aus 😉

Das mit dem Urlaub ist wohl etwas missverständlich ausgedrückt gewesen. Mein Vertrag entspricht einer 100 % Stelle, wodurch ich vertraglich 30 Tage Urlaub im Jahr erhalte. Die drei Monate am Stück sind nicht vertraglich vereinbart, sondern werden so von denen gelebt, die das möchten (die allermeisten möchten das gar nicht). Bezüglich Urlaubsplanung ist man bei uns sehr flexibel. Für drei Monate Urlaub benötigt man in etwa 60 bis 65 Urlaubstage (je nachdem, wie gerade die Feiertage liegen). Hiervon stammen bei mir 30 Tage vom Urlaubskonto, die restlichen 30-35 Tage von meinem Überstundenkonto. Sprich in der Zeit, in der ich arbeite, beträgt die Arbeitszeit mehr als die durchschnittlichen 42/43 Stunden. 50 Stunden sind nicht ungewöhnlich. Mehr als 50 Stunden sind aber die absolute und seltene Ausnahme. Dadurch, dass ich aber einen Großteil der Überstunden wieder abbauen kann, beträgt die durchschnittliche Wochenarbeitszeit eben ca. 42/43 Stunden. Zusätzlich baue ich für gewöhnlich weitere Überstunden über Weihnachten sowie durch ein paar verlängerte Wochenenden im Jahr ab. Ich habe noch genug Überstunden aus meinen ersten Jahren, sodass ich jederzeit direkt sechs Monate freinehmen könnte, wenn mir danach wäre. Aber wie gesagt: Die allermeisten Kollegen nehmen lieber ein paar Wochen hier und da über das Jahr verteilt, anstatt drei Monate am Stück zu machen. Hoffe, der Punkt ist nun etwas klarer geworden 🙂

Zur Investition:

Das ist korrekt, die Investitionssumme war in den ersten Jahren etwas geringer, aber nicht wesentlich (seither haben sich eher die Ausgaben erhöht). Nach einem Jahr habe ich einiges an Daytrading gemacht und hatte dabei Glück. Das hatte nichts mit Können zu tun, sondern es lief einfach gut, was aber auch vor allem daran lag, dass einfach alles die letzten Jahre gut lief. Daytrading betreibe ich aber nicht mehr und würde niemals was anderes behaupten, als dass ich einfach Glück hatte. Hier kam einerseits ein bisschen was zusammen. Zudem gab es zwei wesentliche Faktoren, die für einen (sehr) rasanten Anstieg geführt haben:

  1. ) Einige Aktien liefen einfach super und haben sich im Wert mehr als verdoppelt (bspw. Microsoft, BYD, Amazon, BeyondMeat, Alibaba und einige weitere)
  2. ) Ich habe im März einen Kredit aufgenommen, investiert, innerhalb weniger Wochen den Wert verdoppelt (u. a. mit BeyondMeat oder HelloFresh), Kredit zurückgezahlt und den Rest investiert gelassen. Im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass ich fast zum Tiefpunkt der Krise eingekauft habe. Ich hatte das Gefühl, dass wir zum damaligen Zeitpunkt nahe des Tiefpunkts waren (hätte mich aber nicht gewundert, wenn es noch weitere 10-20 % runtergegangen wäre), aber davon hatte ich es nicht abhängig gemacht, da ich nicht an Market Timing glaube. Im Nachhinein hat sich rausgestellt, dass ich relativ kurz nach dem Tiefpunkt eingekauft habe. Auch hier: Mir ist vollkommen bewusst, dass dies riskant ist. Würde ich auch nicht einfach empfehlen. Ich habe allerdings keinerlei Verpflichtungen und hätte mit einem Totalausfall leben können. Es hat jedenfalls funktioniert und maßgeblich zu dem jetzigen Depotwert beigetragen.

Oder auch: Eine Mischung aus Glück und Risikosympathie.

 

Hoffe, dies konnte etwas Licht ins Dunkel bringen 🙂

Zitat von Muslime_Frugi am 20. Juli 2020, 12:48 Uhr

Hallo Mowang

willkommen hier! Das klingt doch perspektivisch ganz ordentlich.

Einen Job 3 Jahre nach dem Studium mit >100k gibt Raum für Planung. 3 Monate frei und 12% Steigerung p.a. fast paradisisch.

Klingt aber so als sei der Job nicht zufriedenstellend? Willst du ein vollkommen anderes Leben früh führen und bspw. Malen mit unregelmäßigen Einnahmen, oder einfa am Tag x aus dem gut bezahlten Angestelltenjob aussteigen sobald du soviel Puffer hast?

 

Hallo Muslime_Frugi,

da hast du recht und dies ist ein Punkt, über den ich mir viele Gedanken mache. Wie am besten Interessen, Ziele, Geld und Zeit in Einklang bringen? Der Job ist nicht sonderlich zufriedenstellend, aber man hat viel Spaß mit den Kollegen und die Rahmenbedingungen sind gut (Gehalt/Urlaub). Es ist nicht so, dass ich den Job hasse, aber er ist eben nicht sehr erfüllend. Dagegen erfüllt mich meine Freizeit/mein Urlaub außerordentlich, wenn ich meinen Hobbies und Interessen nachgehen kann. So sehr, dass ich keinerlei Schwierigkeiten hätte, jeden Tag mit nichts anderem zu verbringen. Im Gegenteil: Ich bräuchte viel mehr Zeit, als die Tage hergeben. Damit bin ich also sehr zufrieden und glücklich.

Momentan beabsichtige ich, so schnell wie möglich den Puffer zu erreichen und dann komplett aus dem Angestelltenverhältnis auszusteigen. Dabei halte ich einen Jobwechsel in den nächsten fünf Jahren für äußerst realistisch. Diesen würde ich nur vollziehen, wenn ich mir von dem Wechsel einen Job verspreche, der mich mehr fordert. Zudem sollte es ein Unternehmen sein, hinter dessen Zielen ich wirklich stehe. Dabei würde ich natürlich auch auf das Geld achten, damit das übergeordnete Ziel der finanziellen Freiheit weiterhin näher rückt, aber wäre da auch flexibel (bspw. weniger Gehalt, aber 35 Stunden pro Woche).

Aber es kommt dann doch so oft anders, als man denkt. Vielleicht erreiche ich das Ziel viel früher als gedacht, vielleicht auch viel später oder gar nicht, vielleicht kommt irgendwann eine eigene Familie ins Spiel (momentan nicht geplant), die die Pläne auf den Kopf stellen oder man zumindest Anpassungen vornehmen muss. Für mein nächstes Ziel auf dem Weg zur finanziellen Freiheit habe ich eine grobe Timeline, an der ich recht diszipliniert und mit eisernem Willen arbeite. Alles andere wird die Zeit zeigen 🙂 Momentan arbeite ich vor allem daran, dass ich einerseits die Zeit außerhalb der Arbeit gut nutze, andererseits die Arbeit selbst etwas interessanter gestalte und dabei eigene Dinge vorantreibe, die mich auch privat interessieren.

Vor ein paar Wochen hatte ich auch deinen ersten Beitrag gelesen und auch in den nachfolgenden Beiträgen hatte ich oft den Eindruck, dass du viel auf Zufriedenheit achtest und den Punkt immer wieder thematisierst, was mir sehr gut gefällt. Es ist denke ich wichtig, dass man drauf achtet, dass man zufrieden mit seinem jetzigen Leben ist oder wenn dem nicht so ist, dass man daran arbeitet, es zu verändern. Sich nicht in Dingen verliert, die einem vielleicht gar keinen Mehrwert/keine Freude bringen. Hattest du hierauf schon immer geachtet und hat dich maßgeblich in Lebensentscheidungen beeinflusst?

Zitat von Cricetus am 20. Juli 2020, 13:46 Uhr

Glückwunsch:

Mit dem Einkommen würdest du zu den 3,3% Single-Topverdienern in Deutschland gehören. So ein Gehalt ist schon irgendwie ein goldener Käfig. Lebst du in Deutschland?

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/286847/umfrage/umfrage-in-deutschland-zur-anzahl-der-singles-nach-einkommen/

Aber eine Verdopplung in 3 Jahren ist auch sehr Krass, bei mir waren es einige Schritte um an meine jetzige Tarifstelle zu kommen. Die deutlich unter den 7 k€ brutto im Monat liegt.

Hallo Cricetus,

habe nur vom Arbeitsrechner Zugriff auf den Premium-Inhalt von Statista, aber Danke für den Link! Werde ich mir noch anschauen. Mir ist bewusst, dass es ein Einkommen ist, welches deutlich über dem Median liegt. Das weiß ich auch sehr zu schätzen und ist auch ein Punkt, über welchen ich mich tatsächlich noch niemals beschwert habe. Und ja, ich lebe in Deutschland (in einer der teuersten Städte, daher auch die WG 😉 ).

Lieber Mowang,

herzlichen Glückwunsch.

Klasse, wie Du aufgestellt bist. Leider war ich nach dem Studienende noch längst nicht so weit, wie Du es heute bist. Sonst wäre ich vermögenstechnisch ganz woanders.

Hier meine Gedanken zu Aktienanlagen generell:

https://frugalisten.de/forum/topic/wie-geht-ihr-mit-einem-moeglichen-kommenden-crash-um/?part=2#postid-6955

Hier meine Gedanken zu dem Einsatz von Krediten und Aktienanlagen (teilweise Wiederholung von oben):

https://frugalisten.de/forum/topic/wie-hoch-ist-eure-aktienquote/?part=2#postid-5460

https://frugalisten.de/forum/topic/selbst-ist-die-frau/?part=3#postid-8295

Hier einige interessante Ideen, wie Einzelaktienauswahl erfolgen kann:

https://frugalisten.de/forum/topic/einzelaktien-wie-gehst-du-vor/ und

https://frugalisten.de/forum/topic/aktiendepot-selbst-gebaut/

Ich hoffe, dass beantwortet Deine indirekten Fragen.

Ansonsten wünsche ich Dir alles Gute, vor allen Dingen Gesundheit und weiterhin viel Glück und Erfolg bei Deinen Anlagen.

 

Zitat von Mowang_ am 20. Juli 2020, 20:57 Uhr
Zitat von Muslime_Frugi am 20. Juli 2020, 12:48 Uhr

 

Diesen würde ich nur vollziehen, wenn ich mir von dem Wechsel einen Job verspreche, der mich mehr fordert. Zudem sollte es ein Unternehmen sein, hinter dessen Zielen ich wirklich stehe.

Hallo Mowang,

wie sehe ein Job aus, der Dich mehr fordert?

Hinter welchen Zielen in einem Unternehmen könntest stehen?