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Entnahmestrategie: kurzfristige, optimale Umsetzung bei kontinuierlichen Kapitalverbrauch

Es gibt hier viele top Artikel, wo die Entnahmstrategie von der 4%-Regel angefangen bis hin zu dynamischen Varianten beschreiben werden. Und auch mit den vorgestellten Finanzrechnern, kann man dann ausrechnen, wieviel man pro Jahr maximal entnehmen kann, damit das Pleiterisiko möglichst gering bleibt.
Aber wie dann konkret umsetzen, sozusagen "auf der letzten Meile" ...wenn es dann mal soweit ist(besser das vorher mal durchspielen/Strategie haben)?

Beispiel:
-Weltportfolio aus konservativen Aktien und ETF's
-für 1000€/Monat müssen Aktien/ETFs verkauft werden für den Lebensunterhalt ...ist eine fiktive, runde Beispielsumme, um es einfacher erklären zu können

Bei der konkreten Umsetzung stellen sich hier ein paar Fragen, was ist besser?:
1.) Jeden Monat für 1000€ verkaufen oder einmal im Jahr 12k?
-monatliche Verkäufe: Vorteil: Geld liegt nicht für 0% auf dem Sparbuch sinnlos herum + besser bezüglich GKV-Beitrag(Gewinn bleibt <1010€)
-jählicher Verkauf: Vorteil: bezüglich Verkaufsgebühren
-Wie sieht es aber strategisch, langfristig aus, was wäre hier besser?
2.) Was Wann am besten verkaufen?
-angenommen man hätte nur einen MSCI-World-ETF im Depot, dann wäre es noch einfach(weil man immer nur einen Depotwert verkaufen muss)
-aber in der Realität besteht das Depot aus vielen Aktien und ETFs, d.h. verkauft man, z.B. zuerst die Wertpapiere in Verlust. oder die Wertpapiere im Gewinn oder die Wertpapiere mit den geringsten Dividenden, oder ... und hierbei möglichst die gleichmäßige Portfoliogesamtverteilung nach Ländern und Branchen beibehalten
3.) Gibt es hierfür eine Entspar-Strategie, die automatisierbar umzusetzen ist und das optimale je nach Marktlage aus dem Portfolio herausholen kann?
-das Entsparen "auf der letzten Meile" ist eine sehr komplexe Optimierungsaufgabe und sollte man besser nicht "gefühlsmäßig" machen
-gibt es hier wissenschaftliche Untersuchungsergebnisse, wie man sowas am besten bewerkstelligen kann?
-ich stelle mir hier ein Desktop-Tool vor, wo man sein Portfoliowerte eingeben kann und welches dann anhand der Kursentwicklung des Gesamtmarktes und der Einzelwerte die optmialen Verkaufszeitpunkte pro Monat für konkrete Depotwerte vorschlägt.
-angenommen das Tool versucht bei fallenden Märkten Verkäufe zu vermeiden und kann bis zu z.B. 6 Monaten Verkäufe aussetzen, dann müsste man für mindestens 6 Monate die Monatsausgaben auf einen Sparbuch in Reserve halten.

Gibt es so ein Tool?
Oder handhabbare, wissenschaftliche Strategien, wo man das mal nachlesen und die dann selber in Excel umsetzen kann?

Danke.

PS:
Natürlich wäre eine reine Dividendenstrategie, wo man nur von den Dividenden lebt, am besten, weil man sich dann nicht jeden Monat einen Kopf machen muss, welche Aktie/ETF man nun leider verkaufen muss. Aber diese Strategie schließe ich mal aus.

PS2:
Angenommen man hat die 1.Frage beantwortet(=monatlich) und die 2.Frage geklärt(was verkaufen), dann gibt es viele Möglichkeiten des WANN.
a) fester Verkaufszeitpunkt im Monat
-z.B. immer am Anfang-  oder Mitte- oder am Ende des Monats
-gibt es hier statistische Werte, wann Aktienkurse tendenziell höher stehen?

b) dynamischer Verkaufszeitpunkt im Monat
-z.B. so lange zu warten, bis die Verkaufsposition 2 Tage hintereinander gestiegen ist
-oder so lange zu warten bis eine Woche positiv abgeschlossen wurde und dann am nächsten Montag zu verkaufen, usw.
-was ist tendenziell besser: Variante a) oder b) oder ganz anders?

 

Nun gut, wenn du eine "Dividendenstrategie" (genauer wäre Ertragsstrategie: Aktien liefern Dividenden, Anleihen liefern Zinsen, Fonds liefern Ausschüttungen: zusammengefasst, Erträge) ausschließt, habe ich nix zu melden.

Eine meiner ersten Entscheidungen im Wertpapiergeschäft war, auf Ertragsstrategie zu setzen. Bis heute ok 🙂

Ich würde es ein wenig saisonal gestalten, denn es gibt Studien zu saionalen Anlagestrategieren, diese würde ich versuchen auszunutzen.

Wenn Du dir mal einen 20 Jahres Chart oder länger anschaust, wirst du sehen das es manchmal mehrere Jahre fallende Kurse gibt.
Wenn man monatlich entnimmt, muß man jeden Monat für die selbe Summe mehr Anteile verkaufen.

Mehr fällt mir ersteinmal nicht ein, außer das ich auf die Direktanlage mit Aktien und Dividenden setze.
Hierbei sehe ich folgende Vorteile:

  • Dividenden steigen langfristig über der Inflation ( meine Erfahrung der letzten 20 Jahre )
  • aktuelle Kurse der Firmenanteile sind irrelevant, weil kein Verkauf nötig ist

Was will man mehr als sich Firmenanteile zu kaufen, welche eine aktuelle Dividendenrendite von über 4% aufweisen und diese langfristig mit 5% p.a. steigern?
Somit hätte man eine automatische 4%-Regel.

Sicherlich muß man darauf achten das diese Firmen weiterhin vernünftig wirtschaften, aber dafür gibt es 4 mal im Jahr Finanzberichte und meist weis man bei Jahresausschüttern schon Monate vor der Dividende das diese steigt oder fällt. Somit kann man entsprechend reagieren.

»In meinem Alter begreife ich, dass Zeit mein kostbarster Besitz ist.« »Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen.« »Eine Aktie zu verkaufen die fällt, ist in etwa so, als ob man ein Haus für 100.000 Dollar kauft und es verkauft, sobald jemand 80.000 Dollar dafür bietet.« Buffett

Ich wuerde nicht das ganze Vermoegen bis zur letzten Sekunde in Aktien lassen.

Das Budget fuer die naechseten 12-24 Monate in schwankungsaermeren Anlagen wie kurz laufende Bonds oder einfach auf dem Konto zu haben entspannt sehr wenn die Aktien mal schwanken.

Entweder dieser sichere Puffer fuellt sich durch Dividenden oder Ausschuettungen wieder auf oder wenn das mal schlecht laeuft verkauft man etwas aus dem Depot. Tendenziell wuerde ich die Komponenten zuerst verkaufen, die am staerksten gestiegen sind, also deren Anteil am Depot groesser ist als er urspruenglich mal sein sollte.

Der saisonalen Strategie "sell in May and go away" zu folgen ist fuer dieses Auffuellen sicher nicht die falscheste Strategie.

Ist auch deutlich stressfreier als sich so komplexe Gedanken zu machen wie Du es gerade machst.