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Entnahmeplan 100% ETF

Hallo 🙂

ich wurde in den anderen Threads zu diesem speziellen Thema nicht fündig. Es geht um einen möglichst konkreten Entnahmeplan der auf folgender Grobannahme beruht:

600.000€, davon der Großteil in einem MSCI World ETF. Würde bei einer Rendite von 4% Jährlich 24.000€ ausmachen auf die noch 6.000€ Steuern entfallen (25%).

Wie sieht die Belastung dieses Guthabens konkret aus? Was ist Vorteilhaft? In Bezug auf Kapitalertragssteuer und Gebühren ist es sicher ratsam diese Überlegungen frühzeitig anzustellen. Eine Analogie eines Depotsanbieters zum 'Sparplan' bzw. ein 'Entnahmeplan' gibt es meines Wissens nicht. Wäre es hier sinnvoll ähnlich wie bei der Streuung der Kapitalanlage über einem Sparplan (verschiedene Kurse, tariert sich dann etwas aus) jeden Monat automatisiert ETF im Wert von ~2.000€ zu verkaufen?

Mich interessiert die Frage möglichst konkret am Beispiel ETF wie eine möglichst effiziente Entnahmestrategie aussieht, die wenig Reibungsverluste (Gebühren, Kursverluste, Steuern...) erzeugt. Grundsätzlich ist meine Philosophie bei der Geldanlage, dass es bei langfristigen Investments effizienter ist, das Geld möglichst ruhen zu lassen, da jede Bewegung Kosten verursacht.

Danke im Voraus für Eure Antworten

MoMo

Hallo MoMO

...und willkommen zu deinem ersten Beitrag hier.

Ein Entnahmeplan mit 100% Aktien macht wissenschaftlich nur bei einer sicheren Entnahmerate (SWR) <2,6% Sinn.
Alles darüber ist nicht 100% sicher, wenngleich auch die berühmten 4% die Pleitewahrscheinlichkeit je nach Entnahmelänge im kleinen niedrig einstelligen Bereich liegen. Ein Entnahmedepot aus Aktien und sicheren Anleihen oder eben Cash ist wegen des Gespenst des Rückschlagsrisiko SoRR stabiler und erlaubt dann durchaus 4%.

Zur Steuer:

25% werden bei einer ETF Entnahme lediglich auf reinen Ausschüttungen fällig. Abgesehen von Hochdividenden ETFs schütten ETFs selten mehr als 2% aus. Der Rest würde sich über Verkäufe/Entnahmen ergeben. Hier gilt das FiFo Prinzip wonach auf die Entnahme es eingezahlten Kapitals keine Steuern anfallen.
Darüberhinaus ist der persönliche Steuersatz in der Entnahmephase selten über den 25% und die Besteuerung auf die Entnahme dann auch äquivalent geringer.

Die Themen Entnahme, Steuer i.V. mit individuellen Rahmenbedingungen sind sehr vielfältig.

Die m.M. nach beste deutschsprachige Quelle ist diese: https://www.finanzen-erklaert.de/category/entnahmestrategien/

Wenn Englisch kein Hinderungsgrund ist auch auf alle Fälle diese:

https://earlyretirementnow.com/

 

Zitat von MoMO am 28. April 2021, 21:43 Uhr

Hallo 🙂

ich wurde in den anderen Threads zu diesem speziellen Thema nicht fündig. Es geht um einen möglichst konkreten Entnahmeplan der auf folgender Grobannahme beruht:

600.000€, davon der Großteil in einem MSCI World ETF. Würde bei einer Rendite von 4% Jährlich 24.000€ ausmachen auf die noch 6.000€ Steuern entfallen (25%).

Der MSCI World rentiert aber nicht nur mit 4% p.a., sondern nominal eher bei 8%.

Wie sieht die Belastung dieses Guthabens konkret aus? Was ist Vorteilhaft? In Bezug auf Kapitalertragssteuer und Gebühren ist es sicher ratsam diese Überlegungen frühzeitig anzustellen. Eine Analogie eines Depotsanbieters zum 'Sparplan' bzw. ein 'Entnahmeplan' gibt es meines Wissens nicht. Wäre es hier sinnvoll ähnlich wie bei der Streuung der Kapitalanlage über einem Sparplan (verschiedene Kurse, tariert sich dann etwas aus) jeden Monat automatisiert ETF im Wert von ~2.000€ zu verkaufen?

Oder jedes Jahr? Beispielsweise am Anfang des Jahres das Jahresbudget auszahlen.

Mich interessiert die Frage möglichst konkret am Beispiel ETF wie eine möglichst effiziente Entnahmestrategie aussieht, die wenig Reibungsverluste (Gebühren, Kursverluste, Steuern...) erzeugt. Grundsätzlich ist meine Philosophie bei der Geldanlage, dass es bei langfristigen Investments effizienter ist, das Geld möglichst ruhen zu lassen, da jede Bewegung Kosten verursacht.

Du könntest auch einen Kredit aufnehmen, mit deinem Aktiendepot als Sicherheit. Dann würde dein Depot komplett investiert bleiben, könnte weiter Rendite erwirtschaften und du hättest die Differenz von Zinsen auf den Kredit und Rendite deines Depots als zusätzlichen Gewinn.

Danke im Voraus für Eure Antworten

MoMo

Gerne,

Grüsse vom Sparschwein

Zitat von Sparschwein am 29. April 2021, 12:12 Uhr
Du könntest auch einen Kredit aufnehmen, mit deinem Aktiendepot als Sicherheit. Dann würde dein Depot komplett investiert bleiben, könnte weiter Rendite erwirtschaften und du hättest die Differenz von Zinsen auf den Kredit und Rendite deines Depots als zusätzlichen Gewinn.

Das klingt erstmal einleuchtend und fast nach geschenktem Geld. Ist das Risiko des Renditeabfalls unter die Zinsen vor Laufzeitende der einzige Haken oder übersehe ich da noch was?

Zitat von BrotBrot am 29. April 2021, 20:34 Uhr
Das klingt erstmal einleuchtend und fast nach geschenktem Geld. Ist das Risiko des Renditeabfalls unter die Zinsen vor Laufzeitende der einzige Haken oder übersehe ich da noch was?

Ich zitiere mal mein Ergebnis kurzer Google-Suche:

"Was passiert mit meinem Kredit, wenn die Aktienkurse fallen?  „Fällt der Wert des geliehenen Depots unter den Beleihungswert, droht meist zunächst eine Zinserhöhung“, sagt DSW-Sprecher Kurz. Sollte das nicht ausreichen, müsse der Kunde Geld nachschießen. Wenn das nicht möglich ist, habe die Bank in der Regel das Recht, Aktien zu veräußern. Sollte trotz des Verkaufs noch ein Kreditbetrag übrigbleiben, müsse der Kreditnehmer diesen ebenfalls tilgen. „Wenn es zu großen Marktturbulenzen kommt, kann das mühsam Ersparte verlorengehen“, warnt Kleyboldt. Im schlimmsten Fall drohe Totalverlust."

Zitat von Arnim am 29. April 2021, 21:29 Uhr
Zitat von BrotBrot am 29. April 2021, 20:34 Uhr
Das klingt erstmal einleuchtend und fast nach geschenktem Geld. Ist das Risiko des Renditeabfalls unter die Zinsen vor Laufzeitende der einzige Haken oder übersehe ich da noch was?

Ich zitiere mal mein Ergebnis kurzer Google-Suche:

"Was passiert mit meinem Kredit, wenn die Aktienkurse fallen?  „Fällt der Wert des geliehenen Depots unter den Beleihungswert, droht meist zunächst eine Zinserhöhung“, sagt DSW-Sprecher Kurz. Sollte das nicht ausreichen, müsse der Kunde Geld nachschießen. Wenn das nicht möglich ist, habe die Bank in der Regel das Recht, Aktien zu veräußern. Sollte trotz des Verkaufs noch ein Kreditbetrag übrigbleiben, müsse der Kreditnehmer diesen ebenfalls tilgen. „Wenn es zu großen Marktturbulenzen kommt, kann das mühsam Ersparte verlorengehen“, warnt Kleyboldt. Im schlimmsten Fall drohe Totalverlust."

Bei diesen Krediten gibt es eine sogenannte Beleihungsgrenze. Beispielweise 50% des aktuellen Depotwertes. Wenn du also ein 100k Depot hast und dir 50k Kredit nimmst und es dann zu einem Crash kommt und dein Depot unter 50k Wert fällt, dann müsstest du Geld nachschiessen, oder eben Teile deines Depots veräussern. Das ist soweit logisch, hoffe ich.

Aber wenn du ein 1mio € Depot hast und dir 50k Kredit darauf nimmst, damit du, beispielsweise, für ein Jahr deine laufenden Kosten damit zahlen kannst, dann sehe ich das Risiko nicht wirklich. (Na klar "kann es passieren", dass dein 1mio € Depot irgendwann nur noch 50k wert ist, aber dann hast du sowieso ein Problem, ob nun mit Kredit, oder ohne).

Das Risiko besteht für dich darin, dass dein Depot am Anfang des kommenden Jahres weniger wert ist, als zu Beginn.
Aber dieses hast du ja sowieso, ob du nun 50k Kredit nimmt, oder ob du Anteile im Wert von 50k verkaufst (um deinen Lebensunterhalt zu stemmen).

Hingegen hast du aber die Chance, dass dein Depotwert sich positiv entwickelt und die 50k vom Anfang des Jahres am Ende z.B. 60k wert sind.

Ich bin mir auch noch nicht ganz sicher, ob ich hier einen Denkfehler mache. Wäre daher über weitere Beiträge sehr froh.

Grüsse vom Sparschwein

Du hast keinen Denkfehler. Das ist, als wenn man Roulette spielt und jeweils 100€ auf 35 der 37 Felder setzt. Höchstwahrscheinlich gewinnt man 100€, mit viel Pech verliert man 3500€. Bei Hartmut Walz läuft so etwas unter "Schiefe Wette": Du erkaufst dir einen geringen Gewinn mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Preis eines Risikos mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit und sehr hohem Verlust bei Eintreffen. Die Rendite von 50k zusätzlich ist gemessen an 1mio Eigenkapital kaum relevant für die Entwicklung des Gesamtvermögens, aber ein extremes Ereignis (Kurzfristiger Drop von > 95%, vielleicht nur für Minuten) hätte verheerende Folgen, wenn er Gläubiger z.B. automatisiert verkauft. Die Wahrscheinlichkeit  ist minimal, klar, aber wenn man Sabotage, Softwarefehler & co. denkt, auch nicht 0. Wenn man das für sich ausblenden kann, ist die Freude (emotionale Rendite) an der kleinen Zusatzredite das vielleicht wert.

Zitat von TheWanderer am 30. April 2021, 13:18 Uhr

Du hast keinen Denkfehler. Das ist, als wenn man Roulette spielt und jeweils 100€ auf 35 der 37 Felder setzt. Höchstwahrscheinlich gewinnt man 100€, mit viel Pech verliert man 3500€. Bei Hartmut Walz läuft so etwas unter "Schiefe Wette": Du erkaufst dir einen geringen Gewinn mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Preis eines Risikos mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit und sehr hohem Verlust bei Eintreffen. Die Rendite von 50k zusätzlich ist gemessen an 1mio Eigenkapital kaum relevant für die Entwicklung des Gesamtvermögens, aber ein extremes Ereignis (Kurzfristiger Drop von > 95%, vielleicht nur für Minuten) hätte verheerende Folgen, wenn er Gläubiger z.B. automatisiert verkauft. Die Wahrscheinlichkeit  ist minimal, klar, aber wenn man Sabotage, Softwarefehler & co. denkt, auch nicht 0. Wenn man das für sich ausblenden kann, ist die Freude (emotionale Rendite) an der kleinen Zusatzredite das vielleicht wert.

Ah, sehr gute Punkte. Verstehe!
Was mich in dem Zusammenhang noch wundert ist, dass teilweise Privatkredit einen scheinbar geringeren Zinssatz haben als die beschriebenen Lombardkredite (mit dem Depot als Sicherheit). Wie kommt das zu Stande?

Vielen lieben Dank für Eure Antworten. Damit kann ich etwas anfangen.

Absolut richtig, dass ich ja von den bspw. 24.000€ im Jahr nicht alles mit 25% versteuern müsste. Das war mein Denkfehler. Trotzdem würde mich interessieren, wie sich das monetär auswirken würde.

Geld auf Pump und in ETF stecken ist eine überlegenswerte Idee, danke dafür, aber keine Methode für mich.

Der Link zu den Entnahmestrategien hat mir auch weitergeholfen. Insbesondere werden die Themen Entnahmequote und der Konflikt jährliche oder monatliche Entnahme hier behandelt:

https://www.finanzen-erklaert.de/monatlich-vs-jaehrlich-entnehmen/

https://www.finanzen-erklaert.de/entnahmestrategien-optimieren-mit-flexibilitaet-frueher-in-rente/

Zitat:

[...]Sequence of Return Risk und damit jedwede Pleitegefahr durch einen simplen Mechanismus zu eliminieren: Sollte der Aktienmarkt unter den Stand vom ersten Tag der Entnahmephase fallen, wird das Depot geschont, also weniger entnommen.[...]

Mein Eindruck ist, dass nach unter Berücksichtigung dieser Inhalte ein odinäres MSCI World Depot mit einem Entnahmenplan, der möglichst automatisierbar ist (https://www.onvista.de/news/ko-test-untersucht-auszahlplaene-diese-finanzinstitute-bieten-die-besten-konditionen-3082239), was in den kommenden Jahren hoffentlich bei mehr Depotanbietern verbreitet werden wird, ein simples und doch effizientes Instrument darstellt. Die anderen Artikel legen allerdings nahe, dass 2,6% schon arg konservativ betrachtet ist und in der Praxis schon 3,5%-4% Entnahme jährlich möglich sein sollten.  Eine meiner Überlegungen wäre auch eine Mindestentnahmequote von bspw. 2,6% um die Fixkosten zu bestreiten und dynamisch nochmal 0-2% je nach Kursentwicklung und individuellem Bedarf.

Achja: Zitat 2: (ich habe es jetzt aber nicht nachgerechnet...)

"Während der Entnahmephase ist der Erhalt von Vermögen bedeutender als die Steigerung des Vermögenswertes, wie auch in diesem Artikel von Gerd Kommer dargestellt wird. Daher empfiehlt es sich im Rahmen der Entnahmephase auf Kosten des Endwerts für eine jährliche Entnahme zu entscheiden."

Zitat von MoMO am 2. Mai 2021, 15:44 Uhr

 

Geld auf Pump und in ETF stecken ist eine überlegenswerte Idee, danke dafür, aber keine Methode für mich.

Das habe ich auch nicht vorgeschlagen.

Mein Eindruck ist, dass nach unter Berücksichtigung dieser Inhalte ein odinäres MSCI World Depot mit einem Entnahmenplan, der möglichst automatisierbar ist (https://www.onvista.de/news/ko-test-untersucht-auszahlplaene-diese-finanzinstitute-bieten-die-besten-konditionen-3082239), was in den kommenden Jahren hoffentlich bei mehr Depotanbietern verbreitet werden wird, ein simples und doch effizientes Instrument darstellt.

Wieso muss es denn unbedingt automatisch sein? Vertraust du dir selber nicht, dass du nur das vorher geplante entnimmst?

Die anderen Artikel legen allerdings nahe, dass 2,6% schon arg konservativ betrachtet ist und in der Praxis schon 3,5%-4% Entnahme jährlich möglich sein sollten.  Eine meiner Überlegungen wäre auch eine Mindestentnahmequote von bspw. 2,6% um die Fixkosten zu bestreiten und dynamisch nochmal 0-2% je nach Kursentwicklung und individuellem Bedarf.

Diese Zahlen beziehen sich halt auf die Situation, dass du an einem Tag X zum letzten Mal Geld verdienst in deinem Leben und danach nur noch aus deinem Depot lebst. Das heisst jegliche Zusatzverdienste in Zukunft, Rentenzahlungen, eventuelle Lebensversicherungen, Erbschaften, Schenkungen usw. sind ausgeblendet. Das dürfte in der westlichen Welt eigentlich für kaum jemanden so zutreffen.

Achja: Zitat 2: (ich habe es jetzt aber nicht nachgerechnet...)

"Während der Entnahmephase ist der Erhalt von Vermögen bedeutender als die Steigerung des Vermögenswertes, wie auch in diesem Artikel von Gerd Kommer dargestellt wird. Daher empfiehlt es sich im Rahmen der Entnahmephase auf Kosten des Endwerts für eine jährliche Entnahme zu entscheiden."

Ja, das würde ich auch raten, schon alleine des Seelenfriedens wegen. Stelle es mir auch angenehmer vor einfach 1x im Jahr den Betrag zu entnehmen, den ich plane in den nächsten zwölf Monaten auszugeben und mich daraufhin möglichst wenig mit den Bewegungen am Finanzmarkt zu beschäftigen.

Wie weit bist du denn schon beim Vermögensaufbau?