Bitte oder Registrieren, um Beiträge und Themen zu erstellen.

Dieses Jahr ist es soweit

Hallo in die Runde!

Ich lese hier schon seit einiger Zeit mit und habe es nun endlich geschafft mich zu registrieren. Das Thema Finanzielle Freiheit beschäftigt mich nun schon seit einiger Zeit und so kam ich mehr aus Zufall auf diese Seite. Auch wenn ich mich nicht als 100% Frugalisten bezeichnen würde, so sind Ziele, Werte und Verhaltensweise von Frugalisten meinen eigenen doch sehr nahe. Geld sehe ich eher als Mittel zum Zweck und materielle Protzerei oder das Mitmachen jedes Modetrends liegt mir fern. Ich achtete schon immer auf meine Ausgaben ohne dabei geizig zu sein. Ich zahle für langlebige Dinge auch lieber mehr, denn das ist meist langfristig günstiger.

 Ich bin 58, verheiratet, zwei Kinder und ich werde dieses Jahr endgültig aussteigen, bzw. werde meinen gutbezahlten und unbefristeten Job an den Nagel hängen, um meine Zeit nur noch für die Dinge zu verwenden, auf die ich gerade Lust habe.

Mit dem Thema Börse und Geldanlage beschäftige ich mich mittlerweile seit über 20 Jahren, angefangen mit drei aktiv gemangten Aktienfonds, die ich 1999 kaufte. Dann gingen die erst mal durch die Decke (2-3fache Wertentwicklung in weniger als einem Jahr), um dann wieder in sich zusammenzufallen. In 2003, quasi am Tiefpunkt des dotcom Crashs stieß ich sie dann mit Verlust ab, versuchte aber zu analysieren, was ICH falsch gemacht habe und nicht die Schuld bei anderen suchen. In der Folge handelte ich immer wieder kurz- bis mittelfristig mit Aktien, Zertifikaten und verschiedenen Fonds, unter dem Strich zwar mit Erfolg, aber nicht immer systematisch. In Edelmetalle, vor allem Gold, begann ich auch seit den Nullerjahren zu investieren und schätzte es vor allem als gute Diversifikationskomponente aber dazu später noch mehr. Ab einem gewissen Zeitpunkt interessierten mich auch Trendfolger und Markttimer nach regelbasierten Ansätzen (Uwe Lang, Gebertindikator), aber ganz überzeugend war das nicht. Seit etwa 2007 setzte ich schwerpunktmäßig und breit ausgerichtet auf ETF. Damals waren ETF noch weitgehend unbekannt. Als dann klar wurde, dass die ursprüngliche Spekulationsfrist von einem Jahr ab 2009 wegfallen sollte, hatte ich im Hinterkopf, mich zuvor noch entsprechend einzudecken. Wie es der Zufall will, las ich so einige kritische Berichte zu den Hypothekenkrediten in den USA und weitere Finanzmarktrisiken, sodass ich bis Mitte 2008 fast meine gesamten Aktienpositionen verkaufte. Als dann der Crash kam, stieg ich ab Oktober 2008 bis Ende des Jahres 2008 massiv wieder in Aktien-ETF ein. Das klingt im Nachhinein einfach, war emotional aber verdammt schwierig. Anders als gegenwärtig gab es ab einem gewissen Zeitpunkt nur noch Negativnachrichten und sich gegen diesen generellen Konsens zu stellen, ist doch wesentlich schwieriger als man sich das vorzustellen vermag. Gut, es hat geklappt und es waren natürlich die Deals meines Lebens. Ich sammelte auch einiger Aktien aus dem DAX und dem MDAX für Spotpreise auf, und verkaufte sie nach über einem Jahr steuerfrei mit mehr als 100% Gewinn.

Zurück zu meiner gegenwärtigen Situation: Seit gut 15 Jahre führe ich ein Excel Buch mit meinen gesamten Vermögenswerten und Wertentwicklungen der Einzelpositionen und erfasse das jeweils monatlich mit wenig Aufwand. Mittlerweile bin ich an der Schwelle zwischen einem 6 und 7stelligen Betrag. Dabei betrug die Vermögensaufteilung vor dem Crash ca. 40% Aktien, 40% Edelmetalle und 20% Cash/Renten. Eingepreist ist hier auch eine Lebensversicherung nach britischem Model (Standard Life), die ich 5 Jahre besparte, als ich im Ausland tätig war und nicht in die deutsche Sozialversicherung einzahlte. Sie ist etwa zu 20% in Aktien investiert, der Rest verschiedenartige Anleihen, alles im Gesamtbetrag oben enthalten.

Hinzu kommt ein selbstgenutztes Einfamilienhaus (Elternhaus meiner Frau), schuldenfrei, BJ. Mitte Sechziger aber vor 10 Jahren mittels Kfw Krediten und Eigenkapital energetisch saniert, sodass nur noch geringe Nebenkosten anfallen. Da ich über 10 Jahre in verschiedenen außereuropäischen Ländern gearbeitet habe, kommt eine Rente ab 63 ohnehin nicht in Frage, da fehlen schlichtweg die Zeiten. Rentenansprüche ab 67 werden sich auf bescheidene 1400-1450 EUR belaufen.

Meine Frau ist verbeamtete Lehrerin, wird auch erst einmal weiterarbeiten. Da lässt sich ja auch nicht so leicht aussteigen, falls man nicht die Pensionsansprüche verlieren will und dann ist da noch das Problem der PKV. Das wird dann wohl auch mir zum „Verhängnis“. Ich konnte kurz vor 55 nochmal zurück in die GKV wechseln, bin dort aber freiwillig versichert. Die KV auch für mich in Zukunft ein nicht unerheblicher Kostenblock.

Was den Corona-Crash betrifft, so sind meine derzeitigen „Verluste“ überschaubar. Im Vergleich zum Jahresanfang habe ich derzeit (Stand heute, Karfreitag) ein Minus des Gesamtvermögens von gerade einmal 1,5%. Ohne zusätzliche Rücklagen seit Anfang Januar sind es -2,5%. Wenn man es vom Buchwerthoch etwa Mitte Februar aus betrachtet sind die Verluste etwa doppelt so hoch, aber das sind eh irrelevante Betrachtungen. Das liegt nicht unwesentlich an der Entwicklung des Goldpreises. Zwei Drittel der Verluste meiner Aktienpositionen werden kompensiert durch Buchgewinne auf der Edelmetallseite.

Ich schaue übrigens all die Jahre auf die Gesamtvermögensentwicklung und nicht nur auf mein Aktienportfolio. Ob dieses Wachstum nun aus der Wertentwicklung des bestehenden Vermögens oder aus Sparbeträgen aus selbständiger/unselbständiger Arbeit stammt ist irrelevant, was einzig und allein zählt ist das Vermögenswachstum. Und hier habe über die letzten 15 Jahre Wachstumraten von durchschnittlich über 10%. 3000-4000 EUR monatlich )einschließlich der Rente ab 67) für die nächsten Jahrzehnte (wenn es denn so lange wird) sollten möglich sein, auch wenn ich das kaum brauchen werde.

So, ich belasse es erst einmal dabei.

Klingt alles gut durchdacht und sehr plausibel. Einzige Ausnahme sind natürlich die 40% Edelmetalle. Deine Frau ist Beamtin, du hast ein Haus. Was willst du mit dem unrentablen Zeug?

Zitat von Vision2020 am 10. April 2020, 15:29 Uhr

Ich schaue übrigens all die Jahre auf die Gesamtvermögensentwicklung und nicht nur auf mein Aktienportfolio. Ob dieses Wachstum nun aus der Wertentwicklung des bestehenden Vermögens oder aus Sparbeträgen aus selbständiger/unselbständiger Arbeit stammt ist irrelevant, was einzig und allein zählt ist das Vermögenswachstum.

So handhabe ich das in etwa auch. Und bisher haben sich bei mir die Töpfe immer gut ergänzt, so dass es einen stetigen Zuwachs gab.

Hi Vision2020,

schön das du nun auch aktiv dabei bist.

Die Krankenversicherung bleibt bei mir auch ein großer Brocken. Ich bleiben wohl in der PKV mit erhöhten Eigenanteil und es wird auch bei mir der größte Brocken bleiben. Meine Vermögensaufteilung hat den Schwerpunkt in Immobilien, dann Gold und dann Aktien. Meine Rentenpunkte dürften etwa in deinem Bereich liegen. Durch meinen recht geringen Aktienanteil habe ich derzeit auch kein Einbruch im Gesamten. Ich möchte die Möglichkeit am Aktienmarkt nutzen um nachzukaufen und bin mir derzeit hinsichtlich des Timings unssicher. Ich werde das wohl gestuft machen.

Tja, ich bleibe derzeit derzeit noch in der Teilzeitstellen bin aber im Grunde finanzielle durch.

 

@privatier

Mein Edelmetallanteil ist sicherlich zu hoch, da gebe ich dir Recht. Der soll mittelfristig auch etwas heruntergefahren werden. Allerdings gehe ich in den nächsten 2-3 Jahren mit noch weiter anziehenden Preisen aus, da massenweiße Liquidität in den Markt gepumpt wird. Dies war nach der Banken- und Eurokrise vor 10 Jahren ähnlich. Im Moment hat es jedenfalls sehr geholfen, meine Buchverluste drastisch zu reduzieren. Es gab zwar auch bei Gold einen scharfen Rücksetzer, aber zu dem Zeitpunkt wurde einfach alles auf den Markt geworfen. Bei Anleihen war dies nicht anders. Das sind dann immer nur ganz kurze Phasen, durch die man eben durch muss.

Den Goldanteil sehe ich auch weniger als Spekulationsobjekt sondern als Liquiditätsreserve. Gold steigt nun übrigens langfristig seit etwa 20 Jahren, wenn auch mit teils starken Ausschlägen. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass der wertzuwachs nach einem Jahr Halten nicht versteuert werden muss.

@lex

Ich war 5 Jahre in der PKV, eigentlich auch viel zu spät rein und mit einem blauen Auge wieder raus. Die ganzen Leistungen lesen sich alle sehr schön, aber wenn dann mal etwas Größeres ansteht, wird dann von Seiten der Kassen ganz gerne mal der eigene Gutachter/Arzt hinzugezogen, inwieweit die Behandlung erforderlich ist oder nicht. Dann sitzt man zwischen den Stühlen, denn man vertraut ja erst mal auf den Sachverstand des behandelnden Arztes. Ich hatte so einen Fall und es gab eine rechtliche Auseinandersetzung. Ich habe das dann nicht voll durchgezogen und mich auf einen Vergleich eingelassen. Mir blieb das aber eine Lehre und ich möchte eigentlich nicht in hohem Alter wenn dann ggf. wirklich etwas Größeres ansteht Prozessieren müssen. Insofern wollte ich da wieder raus was bekanntlich nicht so einfach ist. Ich hatte fast über meine gesamte Berufszeit Zeitverträge und so einigte ich mich mit meiner Chefin zunächst darauf, nur eine 60% Stelle in meinem Folgeprojekt anzunehmen. Zwei Monate später wurden dann zufällig weitere Aufgaben für mich entdeckt und ich bekam einen neuen Vertrag mit 100%. Ich wechselte also zunächst von PKV zu GKV Pflichtversicherung und danach zu freiwillig GKV versichert. Da meine Frau als Beamtin in der PKV ist, fällt eine Familienversicherung flach. Bei der TK kostet mich das dann insgesamt so etwa 400-450 EUR pro Monat. Das ist für mich tragbar.

Teilzeit hatte ich auch überlegt, das würde auch gehen, sogar 60% aber irgendwie will da lieber reinen Tisch machen und da Reisen eigentlich eine Passion von mir ist, ist es es so für mich besser.

Die selbst genutzte Immobilie sehe ich weniger als Vermögensobjekt sondern eher als Luxus, den wir uns leisten. Als Eigentümer hat man nicht unerhebliche Kosten, die immer wieder auf einen zukommen, die man nicht an einen Vermieter weiterreichen kann. Mietobjekten stehe ich persönlich eher skeptisch gegenüber, denn die Nettorendite daraus ist eher mau, zeitaufwendig und kann viel Ärger verursachen. Außerdem hat man damit fast zwangsläufig ein Klumpenrisiko. Aber dazu gibt es natürlich unterschiedliche Auffassungen

@vision2020

Naja, ich bin seit 30 in der PKV und bleib drin.

Immobilien. Ach, ich bin die Einschätzung von Immobilien hier im Forum bereits gewöhnt. Der Aufwand war in den letzten Jahren wirklich überschaubar. Klar ist immer mal wieder was. Man muss halt der Typ dafür sein. Derzeit habe ich insgesamt 9 Wohnungen.  Ich vermiete seit etwa 10 Jahren und habe bisher jede Miete bekommen. Im Moment habe ich jedoch eher die Aktien im Blick.

 

Beieindruckend vom Timing her. Mit der Krankenversicherung schau einfach mal, ob Du im Pensionsalter nicht auch unter die Versorgungsregelung Deiner FRau fällst und auch Beihilfeberechtigt bist. Dann brauchst Du nur noch den Rest über die PKV abzudecken.